Internetkriminalität wächst um 8 Prozent

von Jan Spoenle, veröffentlicht am 28.05.2008

Wer regelmäßig einschlägige Blogs liest, sich mit Ermittlern unterhält oder die jedes Quartal erscheinenden Berichte der IT-Sicherheits-Branche - etwa von McAfee oder Symantec - überfliegt, kann dabei den Eindruck gewinnen, dass die Internetkriminalität eine der derzeit stärksten Wachstumsbrachen sein muss. Die vor kurzem erschienene Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2007 bestätigt diesen Eindruck teilweise: Um 8 Prozentpunkte (auf 179.026 Straftaten) ist die Zahl der polizeilich registrierten Internetkriminalität gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Dabei gibt es in Einzelbereichen durchaus noch höhere Wachstumsraten: Seitens der Polizei wird zwischen IuK-Kriminalität im engeren Sinne (spezifisch im StGB geregeltes Computerstrafrecht, etwa §§ 202a ff. StGB) und IuK-Kriminalität im weiteren Sinne (Tatmittel Internet, etwa eBay-Betrug oder Urheberrechtsdelikte) unterschieden. Im Bereich der IuK-Kriminalität im engeren Sinne war etwa ein Anstieg der registrierten Fälle des Ausspähens von Daten um satte 61,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2006 zu verzeichnen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass das klassische Hacking oft nur Mittel zum Zweck ist: Die ausgespähten Daten (etwa Login-/Passwort-Kombinationen für Online-Dienste wie Paypal, E-Mail-Konten oder VoIP-Accounts, Kreditkarteninformationen, Konto-Zugangsdaten, Server-Zugangsdaten etc.) stehen nur am Anfang der kriminellen Verwertungskette - sie werden später eingesetzt, um Geld zu verdienen, sei es durch den Verkauf der Daten oder durch konkreten Missbrauch.

Problematisch an den Daten der PKS ist natürlich das Dunkelfeld, denn die Polizei kann nur Straftaten registrieren, die auch angezeigt werden oder sonst behördlich bekannt werden. Opfer von Internetkriminalität haben jedoch verschiedenste Gründe, nicht zur Polizei zu gehen: Während Unternehmen (und gerade Banken) häufig um ihr Image fürchten werden, falls ein Einbruch in ihre IT-Infrastruktur bekannt wird, liest man über die Motive von geschädigten Bürgern häufig, dass es ihnen peinlich sei, auf einen Trick der Internetkriminellen hereingefallen zu sein. Anderswo in Europa - unter anderem in Großbritannien - berichten Unternehmen, dass sie der Polizei nicht zutrauen, komplexe Straftaten im IT-Bereich sachgemäß bearbeiten und letztlich aufklären zu können. Auch aufgrund dieser Zurückhaltung der Geschädigten ist daher davon auszugehen, dass die realen Zuwächse bei der Internetkriminalität um einiges höher liegen als die PKS nahelegt. Seriöse kriminologische Untersuchungen zum Umfang dieser Schattenwirtschaft sind jedoch bislang noch Mangelware.

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2 Kommentare

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[...] Internets kann man auch an der Internetkriminalität erkennen. Die vor kurzem erschienene Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2007 weist einen Anstieg um satte 8 Prozentpunkte auf 179.026 Straftaten aus, wohl gemerkt nur die, die [...]

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[...] Problematisch an den Daten der PKS ist natürlich das Dunkelfeld, denn die Polizei kann nur Straftaten registrieren, die auch angezeigt werden oder sonst behördlich bekannt werden. >>> Hier zum vollständigen Artikel! [...]

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