Mediation macht Angst

von Dr. Thomas Lapp, veröffentlicht am 14.03.2009

In Augsburg sollte der Streit über ein Verkehrskonzept mit einer Mediation gelöst werden, jedoch hat der Stadtrat offenbar Angst, dadurch die Entscheidung aus der Hand zu geben. Darüber berichtet Andreas Schmidt in der Augsburger/Friedberger Allgemeine.

Im Stadtrat wurde über die Mediation diskutiert. Man war sich einig, dass eine Mediation nur dann sinnvoll ist, wenn eine große Mehrheit bereit ist, diesen Weg zu gehen. In der Sitzung wurde das Konzept der Mediation vorgestellt. Andreas Schmidt berichtet, der Mediator habe dringend dazu geraten, von den Ergebnissen des Mediationsverfahrens nur in begründbaren Ausnahmefällen abzuweichen. „Das Ergebnis sollte der Stadtrat nicht mehr abändern", wird Bürgermeister Dr. Peter Bergmair zitiert.

Das war offenbar zu viel des Guten. Im Stadtrat hatte man anschließend Sorgen, auf das Verfahren zu wenig Einfluss nehmen zu können. Eine echte Mediation ist ein Verfahren, dessen Ergebnis am Anfang völlig offen ist. Es ist auch durchaus anstrengend, sich mit den eigenen Interessen und den Interessen der anderen Beteiligten ernsthaft auseinanderzusetzen und nach einer Lösung zu suchen. Die normale Bürgerbeteiligung besteht darin, dass die Bürger ihre Meinung äußern dürfen und anschließend entschieden wird. In der Mediation wird eine Lösung im Konsens gesucht. Kommt die Mediation zu einem Ergebnis, steht anschließend der Stadtrat tatsächlich vor einem Dilemma. Einerseits haben alle beteiligten Gruppen sich intensiv mit den anstehenden Fragen auseinandergesetzt und eine von allen getragene Lösung gefunden. Andererseits möchte sich der demokratisch legitimierte Stadtrat seine Entscheidung nicht vorgeben lassen. Offenbar ist der Stadtrat in Augsburg noch nicht bereit, eine ernsthafte Beteiligung der Bürger zuzulassen. Vorher möchte man noch Gutachten abwarten und sicherheitshalber eine Lösung im Stadtrat ohne Mediation versuchen.

Diesen Beitrag per E-Mail weiterempfehlenDruckversion

Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
Kommentar schreiben

Kommentare als Feed abonnieren

Kommentar hinzufügen