Meinungsumfrage: Sorge vor Altersdiskriminierung wächst

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 10.11.2009

Nach einer vor kurzem von der Europäischen Kommission veröffentlichten Meinungsumfrage ist etwa jeder sechste Europäer der Auffassung, im letzten Jahr diskriminiert worden zu sein. Zudem befürchten 64 % der europäischen Bürger, dass die Rezession zu mehr Diskriminierung aufgrund des Alters auf dem Arbeitsmarkt führen wird. Dies ergab die jüngste Eurobarometer-Umfrage, die im Vorfeld des diesjährigen Europäischen Gleichstellungsgipfels veröffentlicht wurde, der am 16. und 17. November in Stockholm stattfindet. Die Situation bei den persönlichen Diskriminierungserfahrungen der Befragten hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert (die gleiche Umfrage wurde letztes Jahr schon einmal durchgeführt). Der am häufigsten genannte Diskriminierungsgrund ist weiterhin das Alter (6 % der Befragten). 2009 gaben insgesamt 16 % der Europäer an, Opfer von Diskriminierungen (aufgrund der Rasse, der Religion bzw. Weltanschauung, des Alters, einer Behinderung oder der sexuellen Ausrichtung) geworden zu sein – ebenso viele wie im Jahr 2008. Die Diskriminierung aufgrund des Alters oder einer Behinderung ist den Wahrnehmungen der Bürger zufolge stark im Vormarsch. So gaben in diesem Jahr 58 % der Europäer an, dass Altersdiskriminierung in ihrem Land weit verbreitet ist (gegenüber 42 % im Vorjahr), und 53 % nannten die Diskriminierung aufgrund einer Behinderung (gegenüber 45 % im Vorjahr). Zudem gibt es einen eindeutigen Bezug zur derzeitigen wirtschaftlichen Lage: 64 % der Bürger sind der Meinung, dass die Rezession zu einer verstärkten Diskriminierung aufgrund des Alters auf dem Arbeitsmarkt führen wird. Lediglich jeder dritte Europäer gibt an, seine Rechte im Fall von Diskriminierungen oder Belästigungen zu kennen. Die Meinungsumfrage könnte der politischen Diskussion um eine Ausweitung des Diskriminierungsschutzes auf europäischer Ebene neuen Auftrieb geben. Auf nationaler Ebene steht das derzeit offenbar nicht auf der Agenda. Im Koalitionsvertrag (1.3.) heißt es dazu: "Das geltende AGG werden wir im Hinblick auf einen möglichen Abbau von Bürokratielasten überprüfen. Wir setzen uns aktiv gegen alle Formen von Diskriminierung ein. Den ungeeigneten Entwurf der Europäischen Kommission zur 5. Antidiskriminierungsrichtlinie lehnen wir allerdings ab."

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