Familienministerin setzt sich für mehr Frauen in Führungspositionen ein

von Prof. Dr. Christian Rolfs, veröffentlicht am 15.06.2010

"Mehr Frauen in Führungspositionen". Unter dieser Überschrift haben die Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, den Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft (und im öffentlichen Dienst) maßgeblich zu erhöhen. Dazu soll ein Stufenplan, insbesondere zur Erhöhung des Anteils von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten, vorgelegt werden. Bislang ist nur etwa jedes neunte Aufsichtsratsmitglied eine Frau, die Vorstandsetagen sind in noch größerem Umfang einer Männerdomäne. In den Vorständen der 160 größten börsennotierten deutschen Unternehmen befinden sich gerade einmal 21 Frauen - das sind beschämende drei Prozent.

In einem Interview mit dem Handelsblatt hat Bundesfamilienministerin Schröder jetzt ihr Ziel bekräftigt, den Frauenanteil in Führungspositionen innerhalb von fünf Jahren auf 20% anzuheben. Gemeinsam mit dem Justizministerium will sie einen Gesetzentwurf in den Bundestag einbringen, der die Unternehmen dazu verpflichten soll, eine individuelle Frauenquote festzulegen und zu veröffentlichen. Vorbild dafür ist die Telekom, deren Konzernchef Rene Obermann im März angekündigt hatte, bis zum 30 Jahre 2015 den Anteil der Frauen in den Führungspositionen des Konzerns auf 30% zu erhöhen. Am Vorbild dieser Selbstverpflichtung will sich nach dem Bericht des Handelsblatts nun auch die Familienministerin orientieren. Das angekündigte Gesetz soll selbst keine feste Quote beinhalten, sondern diese den Unternehmen überlassen. Trotzdem bleibt diesen kaum eine Wahl: Wer keine Quote nennt, verstößt gegen das Gesetz. "Das Beste an einer angedrohten Quote ist, dass sie wie ein Damoklesschwert ist und so offensichtlich Wirkung entfaltet", sagte die Ministerin dem Handelsblatt.

In Norwegen müssen seit 2008 beide Geschlechter in den Vorständen von Aktiengesellschaften grundsätzlich zu mindestens 40% vertreten sein. Schweden arbeitet an einer ähnlichen Regelung. Die französische Nationalversammlung hat im Januar ein Gesetz verabschiedet, das nach einer Übergangsphase für die Verwaltungsräte börsennotierter Aktiengesellschaften eine 40%-Quote vorsieht. Die Niederlande wollen noch in diesem Jahr für Vorstände und Aufsichtsräte größerer Unternehmen vorschreiben, dass beide Geschlechter zu mindestens 30% vertreten sein müssen.

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