Nur ein bisschen abgeschrieben - ist das denn so schlimm? Plagiatsvorwurf gegen Verteidigungsminister

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 16.02.2011

Eine Suche nach Fehlern, die Politiker einmal auf anderen Feldern begangen haben, sieht entweder aus wie eine Kampagne politischer Gegner, oder sie hat schnell etwas Korinthenkackerisches - vier oder acht  Absätze auf einigen hundert Seiten (SüddeutscheSpiegelOnline und FAZ), das kann doch wohl nicht so erheblich sein (update: die im Internet schon verbreitete Rezension von Andras Fischer-Lescano  in der Kritischen Justiz - Heft1/2011 -  verweist immerhin auf 24 Absätze, ohne vollständige Überprüfung der Arbeit). Schließlich soll es doch beim Politiker vor allem auf seine politischen Meriten ankommen.

Naja.

Ich will hier einfach nur die Maßstäbe anführen, die ich selbst (und wohl die meisten meiner Kollegen) bei Verstößen gegen das wissenschaftliche Arbeiten bei Studienarbeiten im Rahmen der juristischen Universitätsprüfung (Teil der Ersten Juristischen Prüfung)  anwenden, und die ich auch Doktoranden predige:

JEDE Übernahme eines fremden Gedankens MUSS in der Fußnote genau bezeichnet werden. Eine wörtliche Übernahme von Textstellen anderer Autoren ist mit Anführungszeichen vor und hinter dem Zitat anzuzeigen und ebenfalls in der Fußnote zu belegen. Im Literaturverzeichnis sind wirklich alle verwendeten Quellen anzugeben.

Wird (bei der Studienarbeit) eine Missachtung dieser Regeln gefunden, führt dies zur Abwertung um einige Punkte, bei mehrfachen Verstößen in einer Arbeit zur Wertung "ungenügend" - und zwar egal, wie gut der sonstige Text ist. In den vergangenen Jahren sind schon einige Studenten bei Stichproben "erwischt" worden. Bei manchen bin ich sicher, dass es gar kein böser Wille war, nur das Ungeschick/die Unsitte, aus dem Internet Textstellen direkt in den Entwurf zu kopieren und dann das Umformulieren und/oder das Belegen zu vergessen. Aber der subjektive Tatbestand kann hier nicht entscheidend sein: Jede Arbeit muss objektiv diese Formalien erfüllen.

Natürlich bin ich nicht so naiv zu glauben, dass alle Plagiatstellen in Studien- und Doktorarbeiten gefunden werden. Es wäre auch viel zu viel Aufwand, als Gutachter alle Arbeiten komplett darauf zu überprüfen, ein gewisses Vertrauen muss man zu seinen Studenten und Doktoranden schon haben, sonst lenkt die Suche nach "Stellen" ab vom Wesentlichen, dem Inhalt. Ich bin daher ziemlich sicher, dass es "da draußen" viele Arbeiten gibt, die solche Fehler wie die unseres Verteidigungsministers enthalten, ganz unabhängig von der sonstigen Qualität (im Übrigen gibt es ja auch Plagiats-Beispiele von anerkannten hervorragenden Wissenschaftlern).

Doch: Bei -  notwendig publizierten - Doktorarbeiten ist, wenn der Doktor prominent ist oder wird, immer damit zu rechnen, dass ihm später solche Fehler vorgehalten werden. Das ist dann doppelt peinlich. Und das sage ich meinen Doktoranden: Lieber jetzt doppelt und dreifach prüfen, ob alles schön belegt ist, als sich nachher (wenn man prominenter Richter oder Minister geworden ist) solche Dinge vorwerfen lassen zu müssen.

Ein großer Skandal?  (update 21.02.:) Ja, da sich die Plagiatstellen als systematische Vorgehensweise entpuppt haben.

 

Update 21.02. 17.30 Uhr: Mittlerweile sind abgeschriebene und nicht korrekt zitierte Stellen mit wörtlichen oder fast wörtlichen Übernahmen aus Fremdtexten auf 271  Seiten der Dissertation entdeckt worden (Quelle). Einen anschaulichen  interaktiven Überblick mit Nachprüfungsmöglichkeit bietet diese neue Seite.

Update 1. März In der Wissenschaft wird inzwischen zunehmend der Rücktritt des Verteidigungsministers gefordert:

Offener Brief an die Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel von Doktoranden und Promovierten LINK

Erklärung von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern zu den Standards akademischer Prüfungen LINK

 

UPDATE 1. März, 11 Uhr: Laut Spiegel-Online will zu Guttenberg heute noch seinen Rücktritt als Minister bekanntgeben.

 

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358 Kommentare

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Zu den unrichtigen und unwahren Darstellungen des Copyberg ganz grds. in der FAZ: "Gezielte Informationspannen - Nicht nur der Doktorand zu Guttenberg pflegte einen freihändigen Umgang mit den Fakten. Auch der Minister nahm es mit der Wahrheit nicht immer so ganz genau. Dies wird nicht nur an Guttenbergs Krisenmanagement in der Kundus-Affäre deutlich."

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Soooo, meine Damen und Herren ...

hmmmm ich weiss nicht, ob Sie das schon wussten:

Hier, der feine Herr von und zu Guttenberg: "Meine Doktorarbeit ist kein Plagiat."

 

Unfassbar, oder?

 

Natürlich ist die Arbeit kein Plagiat.

 

Sie ist ein Plagiatemutterschiff.

 

Verstehen Sie? :D

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Mit freundlicher Bitte um Kommentierung durch Prof. Müller (und gerne auch durch andere als Promotionsgutachter befähigte Mitleser)

Hinsichtlich der sich aufdrängenden (im Detail jedoch bisher wenig diskutierten) Frage eines Versagens von Gutachtern und Prüfungskommission der Universität Bayreuth, ist zwischen der Nichterkennung als Plagiat einerseits und der inhaltlichen Bewertung der vorgelegte Arbeit durch die Gutachter andererseits zu unterscheiden:

Die Tatsache, dass der als klassischer Copy&Paste Job einzuordnende geistige Diebstahl nicht entdeckt wurde? Geschenkt!

Eine Frage aber müssen sich die Gutachter ganz gewiss gefallen lassen:

Wie ist es überhaupt möglich, dass eine

    * per Google zusammenkopierte
    * über weite Teile geschwätzige (Volltext der Arbeit ist auf GoogleDocs verfügbar)
    * einen bemerkenswert geringen rechtswissenschaftlichen (sondern stark sozialwissenschaftlichen) Bezug aufweisende
    * das Prinzip der Thesenausarbeitung nur eingeschränkt zu erkennen gebende

Dissertation, in welcher darüber hinaus auffällt,

    * dass der Verfasser in der Einleitung (!) über eine halbe Seite universalgelehrig (und für das Thema völlig unerheblich) über die Herkunft des Namens "Amerika" referiert, anstatt Methode und Arbeitshypothese darzulegen und deren Relevanz zu erläutern
    * dass der Verfasser eine Passage von 9 Seiten einer Ausarbeitung des Wissenschaft. Dienstes des Bundestages im Wortlaut übernehmen darf und dabei (dreist!) darauf hinweist, die Ausarbeitung sei zwar nicht von ihm aber (immerhin!) in seinem Auftrag entstanden. Ohne allerdings dabei den eigentlichen Verfasser kenntlich zu machen.
    * dass die Schlussbetrachtung lediglich 3 Seiten umfasst (bei 400 Seiten Gesamttext!)

trotz allem von den Gutachtern mit summa cum laude bewertet wurde?

Es will mir nicht in den Kopf...

Gruß

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Zu den 10 Seiten von Ulrich Tammler kommen laut FOCUS 15 Seiten von Wilhelm Weege (beides Wissenschaftlicher Dienst) hinzu, bzgl.  der als Quellenangabe nur von Inspiration und nicht von 1-zu-1-Kopie die Rede ist: http://www.focus.de/politik/deutschland/guttenberg-weiteres-bundestags-g.... Auch diesbzgl. gilt: entweder Auftragsarbeit auf Steuerkosten oder Urheberrechtsverletzung!

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Wie formulierte es Andreas Lehmann auf den FAZ-Webseiten: "KT hätte KT längst gefeuert. [...] KT hat seine bisherigen Fälle bisher immer so gelöst, dass er die Verantwortlichen (Gorch Foch, Kunduz etc.) erstmal suspendiert oder entlässt und dann "die Klärung des Falls abwartet". Für alle praktischen Belange bedeuetet dies also das Karriereende des betroffenen. In seinem Fall sollte nun genauso entschieden verfahren werden."

Insbesondere weil der Freiherr nicht nur ein Betrüger, sondern auch ein Lügner und Intrigant zu sein scheint, wie die Berichterstattung über den Untersuchungsausschuss zur Kundus-Affäre zeigt. Aber das ist ja schon so lange her, dass die antielitäre Masse - oder sollte man sagen: die seit der Kohlschen "geistig-moralischen Wende" mit Hilfe des Privatfernsehens verblödete Mittel- und Unterschicht - längst vergessen hat (schließlich hat das Dschungelcamp den wenigen Speicherplatz mittlerweile komplett überschrieben) und lieber einen adretten Werte-Sprüche klopfenden, sie verarschenden Kleiderständer anhimmelt als sich mit der Wirklichkeit zu befassen.

Wie oft will der Minister eigentlich noch die Unwahrheit sagen:

- Ehrenerklärung bei Abgabe der Dissertation: keine Ghostwriter,

- Erste "Pressekonferenz": kein Plagiat,

- Jetzt, nachdem bekannt geworden ist, dass insgesamt 25 Seiten beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages in Auftrag gegeben worden sind: keine Ghostwriter.

Wieviel kosten eigentlich 25, zur Komplettübernahme in eine Dissertation taugliche Seiten des Wissenschaftlichen Dienstes eines Ministerialrates? Letzterer würde auf der Grundlage des Disziplinarrechts dienstentfernt, wenn er sich so bedienen würde. Ein anderer Minister mussten wegen Privatnutzung des Dienstwagens zurücktreten.

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http://nachrichten.t-online.de/guttenberg-bittet-uni-um-ruecknahme-des-doktortitels/id_44497186/index?news

welch rascher Sinneswandel ... "Und ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung, vorübergehend - ich betone: vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten. Allerdings nur bis dahin. Anschließend würde ich ihn wieder führen." (Freitag Mittag) 

Nach der Guttenplag-Arbeit blieb ihm wohl nur die Bankrotterklärung übrig, um sich einen Rest an schönem Schein bei den Boulevard lesenden Massen zu bewahren.

Der nächste Vorschlag, der auf Guttenplag kursiert ist Kristina Schröders Werk

ob das hier das Fass zum Überlaufen brachte? "Guttenberg kopierte auch aus der ZEIT"

Die Alumnis sollten sich auch gut überlegen, ob sie die Rednerliste so lassen wollen bzw. die Uni, ob sie den Audimax für diesen Redner zur Verfügung stellen wollen: http://www.rp-online.de/politik/deutschland/Guttenberg-ist-als-Redner-eingeplant_aid_967567.html (http://www.rwalumni.net/includes/dlmanager.php?folder=webpublish&file=46...)

auch schön: die "Rezensionen" auf Amazon

Henning, wie ist das jetzt - müssen wir befürchten, dass Guttenberg der Kommission gegenüber seine Arbeit einfach nachträglich zurückzieht, so dass eine Prüfung nebst Stellungnahme, wie es zur Bewertung kommen konnte, ersatzlos entfällt?

@KTM

Sie schrieben:

Wie ist es überhaupt möglich, dass eine

    * per Google zusammenkopierte
    * über weite Teile geschwätzige (Volltext der Arbeit ist auf GoogleDocs verfügbar)
    * einen bemerkenswert geringen rechtswissenschaftlichen (sondern stark sozialwissenschaftlichen) Bezug aufweisende
    * das Prinzip der Thesenausarbeitung nur eingeschränkt zu erkennen gebende

Dissertation, in welcher darüber hinaus auffällt,

    * dass der Verfasser in der Einleitung (!) über eine halbe Seite universalgelehrig (und für das Thema völlig unerheblich) über die Herkunft des Namens "Amerika" referiert, anstatt Methode und Arbeitshypothese darzulegen und deren Relevanz zu erläutern
    * dass der Verfasser eine Passage von 9 Seiten einer Ausarbeitung des Wissenschaft. Dienstes des Bundestages im Wortlaut übernehmen darf und dabei (dreist!) darauf hinweist, die Ausarbeitung sei zwar nicht von ihm aber (immerhin!) in seinem Auftrag entstanden. Ohne allerdings dabei den eigentlichen Verfasser kenntlich zu machen.
    * dass die Schlussbetrachtung lediglich 3 Seiten umfasst (bei 400 Seiten Gesamttext!)

trotz allem von den Gutachtern mit summa cum laude bewertet wurde?

Diese Frage habe ich mir, nach einer eher überfliegenden Lektüre der Arbeit, auch schon gestellt, aber keine Antwort geben können. Sicherlich sind einige der folgenden Punkte mitverantwortlich:

1. Vertrauen in den Doktoranden, also schon einmal die grundsätzliche Abwesenheit jeglichen Verdachts,

2. Unkenntnis/Ignoranz hinsichtlich der Möglichkeiten des Internets sowohl zum copypasten als auch zum Überprüfen eienr Arbeit - wer als Hochschullehrer hauptsächlich zur computerlosen, jedenfalls zur  internetlosen Zeit gearbeitet hat, kennt copy-paste gar nicht und rechnet nicht damit.

3. Gerade die für eine juristische Diss. untypisch vielen politikwissenschaftlichen und allgemein-historischen Ausführungen könnten geblendet haben.

4. Vor allem aber hat vielleicht beeindruckt, dass so ein toller Politiker überhaupt so ein dickes Werk fertiggebracht hat - der Lichtgestalt-Nimbus (?)

5. Ich weiß es nicht...

 

Plagiatsvorwürfe: Guttenberg bittet Uni um Rücknahme des Doktortitels

Jetzt wird die Sache kafkaesk.

Sollte nicht zeitnah ein Dementi der Uni Beyreuth dahingehend vorliegen, dass die Prüfungsordnung eine Rückgabe nicht vorsieht und daher die Überprüfung der Arbeit ihren normalen Gang geht:

Dann sehe ich den weiteren Absturz vom Wissenschaftsstandort zur Professoren-Bananenrepublik vorgezeichnet.


Wo ist eigentlich der Aufschrei der Hochschullehrer und Rektoren über diese skandalösen, den Ruf der deutschen Wissenschaft in den Dreck ziehenden Vorgänge?

Nein, Sie bleiben auffallend passiv!

Was sagen Sie den Studenten, bei denen Sie in der nächsten Hausarbeit eine nicht zitierte Passage finden ? "Tut mir leid, Sie heißen nicht Guttenberg und fallen deshalb durch" ?

 

Die Glaubwürdigkeit ist langsam dahin...
 

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Es scheint, alle Befürchtungen werden wahr und man hat wieder einmal eine "interne Lösung" gefunden:

Bereits an diesem Dienstag werde die Promotionskommission der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät die nötigen Schritte einleiten. Am frühen Nachmittag wolle Uni-Präsident Rüdiger Bormann ein Pressestatement abgeben, sagte dessen Sprecher der dpa.

http://www.stern.de/politik/guttenberg-will-doktortitel-zurueckgeben-165...

 

@ Nicolas #162: diese Möglichkeit besteht laut Prüfungsordnung nicht. Eine Stellungnahme, wie es zu der Note kommen konnte, ist auch bei einem förmlichen Prüfungsverfahren und Titelentzug nicht vorgesehen - die Entscheidung trifft die Kommission, sie berät in nichtöffentlicher mündlicher Verhandlung, Pkt. 4.2.(3) der Regeln zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten der UBT, eine Stellungnahme zur Note kann wohl nur die Promotionskommission abgeben, so sie denn Rechtfertigungsbedarf sieht. 

(Die Uni war wohl die vielen Anfragen leid und hat die relevanten Links direkt auf die Homepage gesetzt: http://www.uni-bayreuth.de/index.html)

 

Vor 2003 galt übrigens noch: (4) Im Falle der Feststellung des Nichtbestehens der Doktorprüfung gemäß Absatz 2 Satz 2 ist die Promotionsurkunde einzuziehen. Eine solche Entscheidung ist nach einer Frist von fünf Jahren ab Datum der Promotionsurkunde ausgeschlossen.

 

@ Nicolas, "internet Lösung" ist mE verharmlosend

Der Skandal allerding ist, dass diese Information der Presse durch die Universität Bayreuth mitgeteilt wurde ohne  gleichzeitig auf den Irrsinn dieses Antrags hinzuweisen!

Die mit dem Universitätsklüngel vereinbarte Taktik ist von einer gleichsams genialen Durchtriebenheit. Es wird so ablaufen:

In ein paar Wochen wird die Kommission mitteilen, dass sie nach eingehender Prüfung im Hinblick auf "gravierende" Fehler die Arbeit nachträglich als nicht-bestanden wertet. Den offensichtlichen Täuschungvorsatz wird sie mit keinem Wort erwähnen.

In der Öffentlichkeit wird sich dies als positive Bescheid über den heutigen "Antrag" von Guttenberg darstellen. Damit ist Guttenberg nicht der Täuschung überführt und kann Bundeskanzler werden.

 

Gute Nacht Deutschland

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Könnte es sich bei dem Verhalten von Herrn Guttenberg eventuell um einen Anstellungsbetrug handeln? Auch wenn der  Doktorgrad keine formelle Voraussetzung für ein Ministeramt ist. Von den 16 Mitgliedern der Regierung führen nach Angaben der FAZ 9 einen entsprechenden Titel.

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@Chianti

Nein, aber es könnte sein:

1. Vorsätzlicher Verstoß gegen die PromO

2. Strafbare Untreue bzgl. unzulässiger Inanspruchnahme von Diensten des Deutschen Bundestages

3. Strafbare Urheberrechtsverletzung

4. Politisch relevante mehrfache vorsätzliche Täuschung der Öffentlichkeit

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Ich verstehe ehrlich gesagt die ganze Aufregung über fehlende Fußnoten in der Diss von Guttenberg nicht.

Soweit mir bekannt, entstammt ein ganz überwiegende Teil der Quellen nicht den rechtswissenschaftlichen Standardquellen, sondern den folgenden Bereichen:

* Zeitungsartikel (FAZ, ZEIT, NZZ)
* Vorträge von Politikern (zb. von Stoiber, Scholl)
* semi-wissenschaftliche Literatur (z.B. "Informationen zur politischen Bildung")
* Internetauftritte (z.B. US-Embassy)

Diese Quellen gelten in den (Rechts-)wissenschaften allgemein als nicht zitierfähig, unterliegen quasi einem ungeschriebenen Zitierverbot. Man darf sie benutzen, aber nicht zitieren. Wie eigentlich fast alles was nicht wenigestens als Betreuer einen Prof. in der Autorenliste führt.

Warum für manche Werke ein Zitierverbot existiert, ist übrigens eines der bestgehütesten Geheimnisse der Professorenkaste; die Ansicht, dieses Zitierverbot diene der Wissenschaftlichkeit, ein unter nicht habilitierten Durchschnittsintellektuellen weit verbreiter Irrtum.

Um nur ein Beispiel zu nennen:

In meinem 3. Semester wurde ich Zeuge folgendes Vorfalls: Ein Kommilitone hatte die Dreistigkeit besessen, in der Hausarbeit in der propädeutischen Übung zum Strafrecht wiederholt Definitionen aus dem Werk "Strafrecht AT" von Rolf Schmidt zu zitieren und war dafür mit einem Punkteabzug abgestraft worden. Auf den Einwand des Kommilitonen, die betreffenden Definitionen seien inhaltlich übereinstimmend auch bei Wessels zu finden, meinte der Prof: Falsch sind sie ja auch nicht, aber zitieren dürfen sie trotzdem nicht aus einem Buch von Schmidt. Ähnliches gaben auch anderen Profs von sich.

Was hatte Rolf Schmidt falsch gemacht, um von der Professoren-Community auf die rote Liste gesetzt zu werden?
Die Antwort ist einfach: Er hatte seine Befähigung zwar durch zahlreiche - didaktisch ausgezeichnete - Bücher, nicht aber durch eine Habilitation bewiesen. Für viele Professoren kam dies einer Beleidigung der hohen Zunft gleich. Später, einige Jahre nach diesem Vorfall hat sich Schmidt habilitiert. Wie ich höre darf er seitdem zitiert werden. Mit Wissenschaftlichkeit hat das ganze also nichts zu tun.

Ich fasse zusammen:

Guttenberg war gut beraten die Zitierung dieser Quellen zu unterlassen. Er tat was von ihm erwartet wurde. Seine Konformität mit den "unwritten laws" der deutschen Wissenschaftskaste wurde mit summa cum laude belohnt. Alles klar?

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@joerg: 174.000 und so. Da können wir ja alle froh sein, dass kognitive Dissonanz keine Geräusche macht. Der Lärm wär an manchen Stellen wirklich unerträglich.

 

P.S. Sollte jemand Fehler in meinem Posting finden: Ich bin gerne bereit zu prüfen und würde dies bei einer Neuauflage des Postings berücksichtigen.

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Sehr geehrte/r Herr/Frau Parsifal,

Sie schrieben:

Ich verstehe ehrlich gesagt die ganze Aufregung über fehlende Fußnoten in der Diss von Guttenberg nicht.

Soweit mir bekannt, entstammt ein ganz überwiegende Teil der Quellen nicht den rechtswissenschaftlichen Standardquellen, sondern den folgenden Bereichen:

Zeitungsartikel (FAZ, ZEIT, NZZ)
* Vorträge von Politikern (zb. von Stoiber, Scholl)
* semi-wissenschaftliche Literatur (z.B. "Informationen zur politischen Bildung")
* Internetauftritte (z.B. US-Embassy)iese Quellen gelten in den (Rechts-)wissenschaften allgemein als nicht zitierfähig, unterliegen quasi einem ungeschriebenen Zitierverbot. Man darf sie benutzen, aber nicht zitieren. Wie eigentlich fast alles was nicht wenigestens als Betreuer einen Prof. in der Autorenliste führt.

Es gibt keine "Aufregung über fehlende Fußnoten", sondern Aufregung darüber, dass ein Großteil der Arbeit des "Doktors" zu Guttenberg schlicht abgeschrieben ist, einschließlich Teile der Einleitung, der Zwischenresumees, der Schlussfolgerungen und des Nachworts. Und es gibt Aufregung darüber, dass zu Guttenberg selbst nachdem er erwischt wurde, nur einige "Fehler" zugeben wollte und dreist "mit Nachdruck" von sich wies, was für jeden, der sich mit der Sache näher beschäftigt hat, offensichtlich der Fall ist. Es gibt kein Verbot des Zitierens von Quellen, die zu Guttenberg benutzt hat, es ist lediglich möglich, dass bestimmte einzelne Quellen als nicht hinreichend wissenschaftlich legitimiert angesehen werden, um daraus für zentrale Teile einer Dissertation zu schöpfen. Aber selbst bei solchen Quellen steht ja wohl fest: Wenn aus ihnen schon nur zurückhaltend zitiert werden sollte, umso weniger darf aus ihnen schlicht abgeschrieben und der Eindruck erzeugt werden, er selbst habe etwas geschrieben, was tatsächlich Idee und Formulierung eines anderen ist.  Das ist Verletzung geistigen Eigentums und ein schwerer Verstoß gegen wissenschaftliche Standards. Die Rede von "fehlenden Fußnoten" ist - nach fast einer Woche "Aufklärung" - eine kaum noch legitimierbare Verharmlosung und Verdrängung der Fakten.

Warum für manche Werke ein Zitierverbot existiert, ist übrigens eines der bestgehütesten Geheimnisse der Professorenkaste; die Ansicht, dieses Zitierverbot diene der Wissenschaftlichkeit, ein unter nicht habilitierten Durchschnittsintellektuellen weit verbreiter Irrtum.

Ihre Auffassung ist schlicht unrichtig. Es gibt z.B. bei mir genau ein wissenschaftlich begründetes Zitier"verbot", wenn Sie es so nennen wollen: Ein Text ohne Autorennamen, der nach den Regeln seiner Anfertigung jederzeit geändert werden kann (z.B. wikipedia) ist in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht als Quelle brauchbar, denn eine wissenschaftliche Arbeit sollte auch nach einigen Jahren noch nachprüfbar sein. Das ist der Grund, den ich auch offen in der Lehrveranstaltung nenne. Bei sonstigen Quellen gibt es natürlich (wie in jeder Wissenschaft) eine gewisse Hierarchie der Quellen. So sind Werke, die ohne wissenschaftlcihen Anspruch den (durchaus legitimen) Sinn haben, Kochrezepte für Klausuren zusammenzustellen, weniger zitierfähig als Rechtsprechung, Lehrbücher, Aufsätze, Dissertationen und Habilitationen zu  einer wissenschaftlichen Debatte. Dass diese Quellenhierachie Ihnen als Student nahe gebracht werden soll, und Sie motiviert werden sollen, zu Hausarbeiten nicht in "leicht gemacht" Büchern zu recherchieren, sondern auch einmal ein paar Aufsätze udn Entscheidungen zu lesen, ist ein wichtiger Inhalt der Ausbildung. Bei jedem vernünftigen Prof. werden Sie auf entsprechende Nachfrage die Gründe im Einzelnen erklärt bekommen. Die Rede von einem  "best gehüteten Geheimnis" erscheint mir die Fassade eines "gut gepflegten Vorurteils" gegen die Wissenschaft zu sein.

Die ganze Aufregung um zu Guttenberg rührt im Übrigen ja gerade daher, dass man den Standard der Wissenschaftlichkeit durch eine solche zusammenplagiierte Arbeit zu Recht gefährdet sieht - was ich im Übrigen auch bei jeder derartig zusammenkopierten Doktorarbeit eines Vertreters aus einem anderen politischen Lager vertreten würde.

Besten Gruß

Henning Ernst Müller

 

Sehr geehrter Herr / Frau Parsifal,

 

was das Zitieren von Rolf Schmidt angeht, stimme ich Ihnen voll und ganz zu, allerdings ist die Begründung an unserer Universität unter den Studenten eine andere. Rolf Schmidt Lehrbücher - die ich teilweise gar nicht so schlecht finde - gelten bei uns nicht als zitierfähig, da sie keine Bücher sondern nur Skripte sind, zudem seien sie nicht fehlerfrei. Aber welches Buch ist schon fehlerfrei? Obwohl ein Prof und die Strafrechtsmitarbeiter an unserer Uni ein Rolf-Schmidt-Lehrbuch sogar zur Aufarbeitung des Stoffes empfehlen, aber immer verbunden mit dem Hinweis der Fehlerhaftigkeit. 

Aber jetzt, wo Rolf Schmidt zum Professor ernannt wurde, scheint sich diese Auffassung ein wenig zu ändern.

Aber verstehen muss man diese Debatte ehrlich gesagt nicht.

 

Was mit Guttenberg derzeit geschieht finde ich zweifelhaft. Jeder der nicht selbst eine Doktorarbeit anfertigt oder in der Wissenschaft tätig ist, sollte sich meines Erachtens mit einer vorschnellen Verurteilung zurückhalten. Allen voran die Medien, die teilweise überhaupt nicht einschätzen können, was es heißt solch eine Arbeit anzufertigen, das ist etwas mehr als nur einen Artikel für irgendeine Zeitschrift zu schreiben.

Auch wenn Guttenbergs Aufforderung an die Uni um Aberkennung des Titels wie ein Eingeständnis wirkt, sollte man seine Kompetenz als Minister (ob mit oder ohne Dr.) im Dienste der Bundesrepublik anerkennen. Gerade in der Opel-Krise fand ich es vollkommen richtig auch laut über eine geregelte Insolvenz nachzudenken anstatt sinnlos Steuergelder zu verbrennen.

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Gast schrieb:

Jeder der nicht selbst eine Doktorarbeit anfertigt oder in der Wissenschaft tätig ist, sollte sich meines Erachtens mit einer vorschnellen Verurteilung zurückhalten. Allen voran die Medien, die teilweise überhaupt nicht einschätzen können, was es heißt solch eine Arbeit anzufertigen, das ist etwas mehr als nur einen Artikel für irgendeine Zeitschrift zu schreiben.

 

Ich sehe es eher umgekehrt.

Erstens sind es gerade und vor allem auch viele Akademiker, ob nun promoviert oder nicht, aber in jedem Fall viele, die in der Uni "von der Pike" auf das wissenschaftliche Arbeiten erlernt haben, die die Titelerlangung von Herrn z. G. monieren.

Zweitens haben auch viele in den Medien Arbeitende eine Studium hinter sich.

Drittens bedienen sich "die Medien" (wer nicht von ihnen?) vor allem seit letztem Mittwoch des primär von Akademikern initierten Guttenplag-Wikis, wo, abgesehen von der "Kommentarvielfalt", die Prüfung des Werkes auf sachlicher Grundlage erfolgt, siehe auch den seit gestern dort veröffentlichen Zwischenbericht.

Viertens wird m. E. vielmehr durch bestimmte Politiker und einige bestimmte Medien derzeit versucht, das "Wissenschaftliche" als eher etwas "sonderbar" für die große Masse (nämlich das "Wahlvolk") darzustellen und dass Herr z. G. ja letztlich auch nicht wegen seines "Dr." zum V-Minister berufen worden sei (siehe auch die Worte der Kanzlerin von gestern abend dazu...). Das birgt in der Folge die Gefahr, gerade jenen, die entweder nicht selbst studiert haben oder genereller, die diesen Dingen aus vielerlei Gründen fernstehen, sie für sich und allgemein nicht für wichtig halten usw. (was ja durchaus an sich zu respektieren ist), zu suggerieren, die ganze Kritik sei letztlich akademisches Geschwafel.

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@173

 

"Was mit Guttenberg derzeit geschieht finde ich zweifelhaft. Jeder der nicht selbst eine Doktorarbeit anfertigt oder in der Wissenschaft tätig ist, sollte sich meines Erachtens mit einer vorschnellen Verurteilung zurückhalten. Allen voran die Medien, die teilweise überhaupt nicht einschätzen können, was es heißt solch eine Arbeit anzufertigen, das ist etwas mehr als nur einen Artikel für irgendeine Zeitschrift zu schreiben."

 

Ganz im Gegenteil, würde man nicht rigoros den wissenschaftlichen Betrug erkennen und auch gerade bei einer solchen Person des öffentlichen Interesses wie Copyberg benennen, sähe ich ehrlich gesagt keinen Grund mehr, Wissenschaft zu betreiben und zudem vielmehr die Demokratie noch ernster in Gefahr, als das alltägliche Verhalten nicht weniger Politiker für diese ohnehin schon bedeutet. Und gerade wer ernsthaft in in der Wissenschaft tätig ist und nur eine geringsten intellektuellen Anspruch hat, sei es als Student, Wimi oder etwa Prof. h.c., tut gut daran, solch offensichtlich und massivste Täuschungen beim Namen zu benennen und wenn er besonders klug ist, auch Konsequenzen bei der Person und für zukünftige Promotionen, etwa durch rigorosere Plagiatskontrollen vorab und Optimierungen der Promotionsordnungen zu fordern. Und wenn ich etwa einen Freund sehe, der kürzlich seine jur. Diss. mit 600 Seiten nach drei Jahren geringster Einkünfte und massiven Leidens fertig stellte, so ist die aktuelle Problemanalyse auch außerordentlich geboten.

 

"Auch wenn Guttenbergs Aufforderung an die Uni um Aberkennung des Titels wie ein Eingeständnis wirkt, sollte man seine Kompetenz als Minister (ob mit oder ohne Dr.) im Dienste der Bundesrepublik anerkennen. Gerade in der Opel-Krise fand ich es vollkommen richtig auch laut über eine geregelte Insolvenz nachzudenken anstatt sinnlos Steuergelder zu verbrennen."

 

Damit haben wir den wahren Grund Ihres posting, den Versuch politischer Legitimation eines unredlichen Verhaltens. Doch de facto hat Noch-Dr. Googlberg durch sein Verhalten gerade wesentliche Charaktereigenschaften, mit denen er den Wahlkampf bestritt, sodann vom Bürger gewählt wurde und mit denen er als sein angebliches Markenzeichen in der Öffentlichkeit auftritt und sich selbst täglich versucht medial zu inszenieren, widerlegt und seinen wahren Charakter für jeden denkenden Bürger offenbart. Er war schon als Wirtschaftsminister unhaltbar und ist es als Verteidigungsminister ebenfalls, seine Fähigkeit ist glaubwürdige und vertrauensvolle Politik nicht. Wer das nicht sieht, verfügt m.E. selbst nicht über hinreichende juristische und politische Problembewertungs- und lösungskompetenz.

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Sehr geehrter Gast,

Was mit Guttenberg derzeit geschieht finde ich zweifelhaft.

Ich halte es nicht für zweifelhaft, jemandem, der sich auf die Fahne schreibt, in mühevoller siebenjähriger Arbeit einen Doktor mit summa cum laude erworben zu haben, dann, wenn sich herausstellt, dass die Grundlage dieses Doktors im Wesentlichen aus kopierten Textstellen anderer Wissenschaftler besteht, dass man diesem Herrn dann öffentlich die Leviten liest.

Jeder der nicht selbst eine Doktorarbeit anfertigt oder in der Wissenschaft tätig ist, sollte sich meines Erachtens mit einer vorschnellen Verurteilung zurückhalten. Allen voran die Medien, die teilweise überhaupt nicht einschätzen können, was es heißt solch eine Arbeit anzufertigen, das ist etwas mehr als nur einen Artikel für irgendeine Zeitschrift zu schreiben.

Natürlich darf in einer Debatte, bei der die Fakten so unmittelbar nachprüfbar sind, jeder mitdiskutieren. Wenn man Ihren Einwand verallgemeinert, würde er bedeuten, es dürfe kein Journalist mehr einen Politiker kritisieren, wenn er nicht selbst dieses Amt schon einmal ausgeübt hätte - eine merkwürdige Vorstellung. Ob allerdings diejenigen noch als Diskussionspartner ernst genommen werden sollten, die die vorliegenden Fakten ignorieren und den Tatsachen zuwider immer noch von "Fehlern" oder "Fußnotenfehlern" sprechen, ist eine andere Frage.

Auch wenn Guttenbergs Aufforderung an die Uni um Aberkennung des Titels wie ein Eingeständnis wirkt, sollte man seine Kompetenz als Minister (ob mit oder ohne Dr.) im Dienste der Bundesrepublik anerkennen. Gerade in der Opel-Krise fand ich es vollkommen richtig auch laut über eine geregelte Insolvenz nachzudenken anstatt sinnlos Steuergelder zu verbrennen.

Hier geht es zunächst nur um die Doktorarbeit und die Kritik im Rahmen der Wissenschaft. Ob der Minister "seine Sache gut macht", darüber kann man unterschiedlicher Auffassung sein, dies steht hier nicht zur Debatte.

Ich möchte aber einige Punkte dafür anführen, dass die Frage der Eignung als Minister auch mit seinem Verhalten bei erstellung der Doktorarbeit und seinem "Nachtatverhalten" verknüpft ist:

1. Der Verteidigungsminister ist zugleich Dienstherr der Universitäten/Hochschulen der Bundeswehr. Wenn der oberste Dienstherr der dort tätigen Wissenschaftler ein solches Verständnis von Wissenschaftlichkeit offenbart, fragt sich , ob er hierfür noch geeignet ist.

2. Deutschland ist Bildungsland. Es fragt sich m. E. schon, ob ein Minister, der derart die Wissenschaft mit Füßen getreten hat, noch geeignet ist, im Ausland als Aushängeschild Deutschlands zu fungieren. Dies gilt insb. für die USA, wo die wissenschaftlichen Regeln weit ernster genommen werden und wo diese Fehlleistung zu Guttenbergs hart bestraft würde.

3. Ein Minister hat sich bei einer Verletzung seines "Ehrenworts"  in einer ernsten und für seine Karriere wichtigen Angelgenheit erwischen lassen (möglicherweise sogar auch noch beim Missbrauch des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages) und hat auch noch danach "mit Nachdruck" auf dieser Lüge beharrt. Ich weiß nicht, wie Sie es empfinden, aber ich halte eine gewisse Wahrhaftigkeit in der Politik (jenseits von Wahlwerbung und Wahlkampf) immer noch für eine Voraussetzung für Wählbarkeit eines Politikers, gleich welcher Partei. Aber bitte: Wenn die Mehrheit sich belügen lassen will...

Beste Grüße

Henning Ernst Müller

 

Ich glaube es bedarf noch einer Klarstellung meiner Äußerung # 173:

 

Ich habe überhaupt ncihts dagegen und befürworte es absolut, dass Dinge beim Namen genannt werden ohne Rücksicht darauf um wen es sich handelt.

Ich hatte allerdings den Eindruck, dass gewisse Medien ohne sich mit der Diss und den Originalzitaten auseinanderzusetzen vorverurteilen. Und soetwas stört mich eben. Das hat hat mit Einschränkung der verfassungsrechtlichen Meinungs- und Pressefreiheit nichts zutun.

Ich bin Jura-Student im 3.Semester und möchte später auch gern eine Diss schreiben, ohne etwas geschenkt zu bekommen. Für jeden gelten die gleichen Bedingungen. Da Guttenberg gestern indirekt die Plagiatsvorwürfe zugegeben hat ist es absolut gerechtfertigt das die Uni den Titel aberkennt. Alles andere wäre eine Farce für die Wissenschaft und alle (auch künftigen) Doktoranden.

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Sehr geehrter Herr Prof Dr. Henning Ernst Müller,

 

glauben Sie allen Ernstes dass auch nur irgendein Politiker die Wahrheit sagt? 

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@Georg

Nur wer ironisch ist, wird KT mindestens durchschnittliche Intelligenz absprechen. Der Umstand, dass KT vom unvergleichlichen Ausmaß der Plagiate - über mehrere Tage hinweg - offenbar selbst überrascht gewesen ist und zuvor die Typ-II-Dissertation bei Duncker & Humblot vollkommen unnötigerweise hat groß veröffentlichen lassen, so dass es zur Lawienen auslösenden Rezension gekommen ist, statt sich über dem Umstand zu freuen, dass die PromO ausdrücklich auf eine elektronische Fassung verzichtet, spricht für den Ghostwriter.

Eine solche liegt teilweise bereits bei der Übernahme der in Auftrag gegebenen Texte von Ministerialrat Dr. Dr. Ulrich Tammler (Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages) "Die Frage nach einem Gottesbezug in der US-Verfassung und die Rechtssprechung des Supreme Court zur Trennung von Staat und Religion" (10 Seiten, vom 13.5.2004) sowie vom Hr. Wilhelm Weege "Die Rolle der USA im europäischen Einigungsprozess bis zum Ende des Ost-West-Konflikts" (15 Seiten, vom 25.10.2005) vor.

"Eine systematische und planmäßige Übernahme fremden Gedankenguts ergibt sich bereits daraus, dass sich die Plagiate an mehreren Stellen der Dissertation auffinden lassen und verschiedene Fremdautoren betreffen" (VGH Baden-Württemberg, Urt. v. 13.10.2008 - 9 S 494/08).

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Sehr geehrte Mitdiskutanten,

trotz der teilweise berechtigten Aufregung bitte ich zu beachten, dass wir in diesem Blog einen gepflegteren Umgangston als sonst im Netz beherzigen und beleidigende (schmähende) Äußerungen (auch gegen Politiker) deshalb in der Moderation gelöscht werden. Bitte ggf. den sachlichen Gehalt Ihrer Kommentare erneut posten.

Vielen Dank

Henning Ernst Müller

Da nahmen wohl die Assoziationen zum Dr. Plagiarius-Charakter etwas überhand. ;-)

 

@180 Das ist eben die Frage hinsichtlich seines Charakters, entweder er ist wirklich so unintelligent und vertraute blind auf den Ghostwriter oder etwa doch durchschnittlich intelligent, dass er das Pamphlet bei Duncker & Humblodt bewusst trotz aller Täuschungen rausbringen musste, welche Kombination jedoch nachteiliger für die Demokratie wäre, kann ich noch nicht feststellen, jedenfalls scheint er mir für eine demokratische verantwortungsvolle Rolle gänzlich ungeeignet.

Zugegebener Maßen steht er da aber nicht alleine, denn dass man an Frau Merkels Regierungsfähigkeit berechtigt zweifeln kann, zeigt sich ebenfalls seit Längerem. Dass sie nun aber vor wenigen Tagen noch "volles Vertrauen" in den für die gesamte Bevölkerung ersichtlich lügenden Dr. Plagiarius hatte und auch nach seiner jetzigen moralischen Bankrotterklärung voll zu ihm steht, obwohl auch gerade sie nach einem zuvor sogar persönlichen geführten Gespräch von dem deutschen Militärführer unmittelbar für jeden Bürger ersichtlich und glasklar belogen wurde, lässt nur auf die Unfähigkeit zur Realitätsbewertung auch der Kanzlerin schließen und auch an ihrer Moral sehr zweifeln.

In diesem Zusammenhang darf man nicht vergessen, das Ganze geschieht nicht etwa in einer Splitterpartei, wie etwa der "APPD", den "Grauen" oder der "Liste lügender Pinocchios", sondern in einer CDU/CSU-Partei, die schon in ihrem Namen das Christlich trägt und die Moral gerne für sich beanspruchen möchte. Jedenfalls nach meiner bescheidenen Bildung gehören schon zu diesen christlichen Werten nicht Lüge, Uneinsichtigkeit, Betrug und Täuschung, von dem irdischen moralischen Grundanspruch der beiden ehemals traditionell bedeutenden Parteien ganz abgesehen. Aber vielleicht gibt es hierzu auch in der Diss. von Copyberg oder einer Publikation von FDJ-Merkel inzwischen Neuinterpretationen des christlichen Glaubens oder der bürgerlichen Werte.

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Zum sozialschmarotzenden Aspekt der Copygate-Affäre erschien in der TAZ der vorzügliche Kommentar "Schmarotzer cum laude - Neofeudalismus: Eine erste Bilanz der Plagiatsaffäre zu Guttenberg.", daraus:

 

"Es waren die Jahre, in denen Politik unter dem Kampfschrei "Eure Armut kotzt uns an" betrieben wurde. Spitzenpolitiker dachten laut darüber nach, Kindern von Langzeitarbeitslosen die Sparbücher wegzunehmen, und pausenlos war von Fordern und Fördern, von Leistung, die sich wieder lohnen muss, die Rede. Die Wärmestuben wuchernder Versorgungsmentalität sollten ausgeräuchert, der Sozialstaat mit seinen falschen Anreizen musste geschleift werden."

 

"In der Causa zu Guttenberg steht vorläufig fest, dass auch geistige Armut zum Kotzen sein kann, doch die einschlägigen Leitmedien haben einen anderen Ton angeschlagen."

 

"Die winzigen Studiengebühren taugen nicht dazu, einen Hochschulabschluss wieder zum Privileg der gehobenen Stände zu machen, besser wäre es, ein Studienjahr würde 40.000 Euro kosten, so wie in den USA. Davon ist das deutsche Studiensystem zum Glück so weit weg wie Bayreuth von Princeton, aber die anderen Doktoranden, die ihre Zitate belegen, die nicht seitenweise abkupfern (lassen), was ist eigentlich mit denen? Werden die nicht genauso abgezockt wie der deutsche Arbeitnehmer von Florida-Rolf und Konsorten? Wo bleibt das Leistungsprinzip? Was ist mit der armen Putzfrau, die zu Guttenbergs Freizügigkeiten im Fußnotenapparat gegenfinanziert hat?"

 

"Besonders putzig ist das Argument, ein Doktortitel sei eigentlich gar nicht wichtig. Weit gefehlt. Wenn der Kapitalismus etwas kennt, dann ist es der Wert, den Dinge haben."

 

"Man muss hier nicht vom beklagenswerten Verfall der politischen Verantwortung reden, aber ein Mann, dessen Ethik auf dem Niveau einer nahöstlichen Potentatengattin steht, der sollte sich einen anderen Ort zur Selbstverwirklichung suchen als die Bundespolitik. München leuchtet. Rosenheim wartet. Adel verpflichtet."

 

Ein führender Regierungspolitiker wie Plagiateberg, dessen Partei fortwährend die Leistungsgesellschaft predigt, kann selbst schon in jungen Jahren nicht nach ihren einfachsten Regeln bestehen. Aber das ist ja auch so neu nicht, war nicht Oettinger als Leistungsanbeter auch ganz herausragenden Englischs mächtig, hatte der wirklich Abitur und sogar studiert? Diese außerordentlichen und jeder Kritik erhabenen Leistungen waren dann auch ein Grund, ihn sogleich in die EU-Kommision zu entsenden. Was wird nur der arme Enoch von seinem Sohn denken, mir wären solche Charaktermnerkmale meiner Kinder jedenfalls grenzenlos peinlich.

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Verzicht auf den Doktorgrad

 

Die Äußerungen von zu Guttenberg, den "Titel" dauerhaft nicht mehr führen zu wollen, geben Anlass auf die Rechtsfrage des Verzichts auf den Doktorgrad einzugehen. Die Univ. Bayreuth vertritt insofern die Auffassung, dass ein Verzicht auf den Doktorgrad nicht in Betracht kommt:

"Die Universität Bayreuth hat noch nicht über den Entzug des Doktortitels von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) entschieden. Doch Uni-Präsident Prof. Rüdiger Bormann sagte am Dienstag: „Ob er den Titel führt, obliegt ihm selbst. Die Entscheidung über die promotionsrechtlichen Konsequenzen liegt bei der Universität.“ Damit machte Bormann klar, dass Guttenberg zwar auf den Titel verzichten kann, wie er es angekündigt hatte. Doch Herr des Verfahrens ist der in die Kritik geratene Minister nicht."

http://www.abendblatt.de/politik/article1794408/Uni-Bayreuth-Nur-wir-ent...

 

Die Univ. Bayreuth schließt sich damit in der umstrittenen Rechtsfrage der Auffassung von

Thieme, DÖV 1988, 250 an. Die Zusammenfassung von juris.de:

"Der Verzicht auf den Doktorgrad, der früher allenfalls als theoretische Möglichkeit angesehen wurde, hat in jüngerer Zeit praktische Bedeutung gewonnen. Da diese Frage weder durch das Recht der akademischen Grade, noch durch das sonstige Hochschulrecht geregelt ist, ist auf das allgemeine Verwaltungsrecht zurückzugreifen. In ihm wird die Frage, ob ein Verzicht auf öffentlich-rechtliche Rechtspositionen möglich ist, differenziert behandelt. Eine nähere Untersuchung, die der Verfasser in diesem Aufsatz vornimmt, führt zu dem Ergebnis, daß der Doktorgrad zu den Rechtspositionen gehört, auf die nicht wirksam verzichtet werden kann."

 

 

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Union verrät das Normative

 

Das Interview mit Unionsfraktionschef Volker Kauder sorgte gerade dafür, dass es mir ziemlich eiskalt den Rücken runterläuft.

 

Auszug:

 

"Herr Kauder, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg verzichtet auf seinen Doktortitel ...

AW: Karl-Theodor zu Guttenberg hat mit diesem Schritt die Konsequenzen aus der aktuellen Diskussion gezogen. Damit sollte die Debatte beendet sein. Er hat das volle Vertrauen der CDU/CSU-Fraktion. Er hat mit der Bundeswehrreform eine schwere Aufgabe übernommen. Mit seiner Überzeugungskraft hat Karl-Theodor zu Guttenberg die umfassendste Neustrukturierung unserer Streitkräfte in der Bundesrepublik auf den Weg gebracht. Wir werden ihn auch weiterhin mit ganzer Kraft unterstützen.

 

Das heißt: Er bleibt im Amt des Verteidigungsministers.

AW: Natürlich.

 

Streng genommen ist Guttenberg eine Art Betrüger. Er hat Wissenschaft und Öffentlichkeit jahrelang getäuscht, weil er einen Doktortitel zu Unrecht geführt hat. Ist ein Rosstäuscher als Minister tragbar?

AW: Diese Wortwahl ist nicht angemessen. Ich wundere mich immer wieder, wie vorschnell in der Öffentlichkeit Urteile gefällt werden. Karl-Theodor zu Guttenberg hat handwerkliche Fehler zugegeben und er hat daraus seine Schlussfolgerung gezogen. Damit ist das Thema für mich erledigt.

 

Also spielt das Verfahren an der Universität Bayreuth, das noch läuft, keine Rolle?

AW: Der Minister hat seine persönliche Erklärung abgegeben. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

 

Wenn Sie nicht von Täuschung oder Betrug sprechen wollen - tritt nicht zumindest ein Vertrauensverlust ein, der der Politik insgesamt schadet?

AW: Die Menschen in unserem Land haben ihre Meinung. Sie stehen zu Karl-Theodor zu Guttenberg. Alle Meinungsumfragen zeigen, dass er nach wie vor ein hohes Vertrauen genießt.

 

Guttenberg hat laut "Spiegel" ein zehnseitiges Gutachten des Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages einfach in seine Doktorarbeit übernommen. Der Wissenschaftliche Dienst darf aber nur im Rahmen der Abgeordneten-Tätigkeit in Anspruch genommen werden. Und er hat ein Copyright auf seine Ausführungen. Muss Bundestagspräsident Norbert Lammert diesen Fall untersuchen?

AW: Jeder Abgeordnete hat das Recht, den Wissenschaftlichen Dienst in Anspruch zu nehmen, auch für Vorträge und Aufsätze, die er anfertigt [...]"

 

Quelle: http://www.stern.de/politik/deutschland/unionsfraktionschef-kauder-zu-gu...

 

Das erschreckende ist das sich dahinter verbergende Demokratieverständnis: Fehler einschließlich der Täuschung der Öffentlichkeit sind nicht weiter erheblich, solange die Umfragewerte zu einer Person stimmen. Damit gibt die Union das Normative, das so wichtig ist für die Politik, zu Gunsten einer willkürlichen Umfragenrepublik auf.

 

In dieser Umfragenrepublik hechelt die Politik den Umfragen hinterher, ohne einen Wertekompass zu haben. Das ist de facto die Berlusconisierung ("popularity matters") der deutschen Politik, die Kauder da betreibt!

 

Der Schaden für den Wertekanon, auf den unsere Gesellschaft als Demokratie aufbaut, ist schon jetzt immens.

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Besonders verwerflich ist das Berufen auf Umfragen, die es so garnicht seriös gibt. Die Infratest/dimap-Befragung ist eine sog. Blitzbefragung und beruht auf der Befragung von sagenhaften 500 Bürgern - da wurde vielleicht einmal kurz durch Stuttgart oder das Tel.buch von his royal loyal Mappus telefoniert.

 

Selbst in der Bild-Befragung auf deren Internetseite, zumeist erzestkonservativer Leser, hat sich seit dem Eingeständnis der Lüge des Plagiatsministers die Meinung hin zur Wahrhaftigkeitsliebe gedreht, von 530.000 Befragten sagen nur noch 38% er macht einen guten job, 51% stimmen inzwischen für den Rücktritt.

 

Wenn man Demokratie noch ernst nimmt, muss ein derart massiv und deutlich lügender Minister gehen. Denn wenn jemand schon für Jeden ersichtlich bei derart erdrückender und vielfach belastender Beweislage kein Unrechtsbewusstsein zeigt, wie steht es um seine Glaubwürdigkeit erst bei den für alle Menschen schwerwiegenden politischen und aufgrund begrenzter Dokumentenverfügbarkeit kaum nachprüfbaren politischen Entscheidungen? Das uneingeschränkte Vertrauen kann eine solche Person max. noch nachvollziehbar von politischen Salärempfängern und Liebedienern haben, die Bevölkerung spricht ihm jedenfalls mehrheitlich keine Glaubwürdigkeit mehr zu.

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"Den Minister bezeichnete Bormann weiter als „Freund der Universität“."

 

Ach so.

Wenn Arbeiten des Wissenschaftlichen Dienstes ohne Quellenangaben genutzt würden, dann, so Lammert wörtlich, "(...) wäre das offenkundig ein doppelter Verstoß sowohl gegenüber den Regelungen des Deutschen Bundestages in der Nutzung des Wissenschaftlichen Dienstes als auch gegenüber den wissenschaftlichen Mindeststandards bei der Verfassung von wissenschaftlichen Arbeiten". Er gehe davon aus, dass sich der Ältestenrat des Bundestages mit dem Vorgang befassen werde. (Quelle: n-tv)

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@Ferdi

Es wäre ein "dreifacher Verstoß", weil die Übernahmen der 10 bzw. 15 Seiten des Wissenschaftlichen Dienstes nicht durch das Groß- oder das Kleinzitat (§ 51 UrhG) gerechtfertigt werden, sondern nach §§ 106, 108 UrhG strafbar sind.

@Daphne

Zu einem Titelmissbrauch im Zeitraum von Mai 2007 (Auftritt als Dr. im Bundestag) bis Angang 2009 (Veröffentlichung der Dissertation) gem. § 132a StGB bestünde keine Tateinheit.

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Ist es schon mal vorgekommen, dass ein Verlag eine gedruckte Diss. hat einziehen müssen?

 

Grüsse aus Washington

 

@ Andreas

Uni-Präsident Prof. Rüdiger Bormann sagte am Dienstag: „Ob er den Titel führt, obliegt ihm selbst. Die Entscheidung über die promotionsrechtlichen Konsequenzen liegt bei der Universität.“

 

Hut ab! Obwohl meine noch heute morgen an Prof. Bohrmann gerichtete (und bisher nicht beantwortete) E-Mail mit der dringenden Bitte um Klarstellung der Presserklärung vom Montag für diese Äußerungen wohl nicht ausschlaggebend war: Meine Zweifel an der Redlichkeit des Verfahrens sind für den Moment ausgeräumt.

 

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Bei allem Respekt und auch bei allem Verständnis für die Empörung und auch durchaus kritischer Betrachtung meinerseits dieser Handlungen durch H.zu G. stelle ich mir aber langsam die Frage, ob das, was an Hype jetzt insgesamt entsteht, der Sache, der Schwere der Tat noch gerecht wird. Schauen Sie sich die Beiträge im Internet, bei Amazon die "Rezensionen" und dergleichen mehr an, wird das der Sache noch gerecht?

 

Sicher kann man Taten nicht gegeneinander aufwiegen. Das ist durchaus richtig. Aber wenn man bedenkt, wie wenig Aufregung die schwere Körperverletztung / versuchter Totschlag durch vier Täter an zwei Malern letzten Freitag hier in Berlin verursacht, wie wenig das die Öffentlichkeit zu kümmern scheint, so scheint doch die "gute" alte Schadenfreude hier zu überwiegen.

 

Wie wenig die Menschen doch aufregt, dass ein vielleicht psychisch nicht mehr so ganz stabiler alter Diktator sein Volk in Lybien gerade bombardieren läßt...

 

Der Beispiele könnte ich noch viele bringen.

 

Hat sich jemand über die Parteispenden bei Kohl und Co, dem Schreiberthema, der Steuerhinterziehung (Lambsdorf z.B.), Engholm und Barschel so aufgeregt wie jetzt über diese Promotion??? Oder über F. J. Strauss?

 

Wenn H.zu G. zum in der Vergangenheit üblichen Mittel bei Ehrverlust zum Wohle der Truppe entscheiden würde, gäbe es sicher Krokodilstränen und bei einigen ewig gestrigen Genugtuung.

 

Aber meinen Sie nicht auch, dass die Welt genügend schwerwiegende Probleme hat? Langsam sollte man die für das Verfahren verantwortlichen Personen ihre Arbeit machen lassen und es genug sein lassen. Es schlägt langsam in Mobbing um, menschenverachtende Häme. Ist das dem Vergehen angemessen? Strafe ist gut und richtig. Aber Verzeihen und Handreichung gegenüber dem Gestraucheltem nicht eigentlich auch eine Tugend, die wir haben sollten?

 

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Aber meines Erachtens werden hier gerade auch sehr niedere Instinkte bei Teilen der Bevölkerung geweckt. Und das ist der falsche Weg...

 

 

 

 

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@KTM

 

Das war auch mein erster Gedanke. Bis ich zwischen den Zeilen las und erneut erschrak:

 

"Die Uni Bayreuth, die dem Plagiat aufgesessen war, will das Manuskript nun in aller Ruhe prüfen. Man werde sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen, so Unipräsident Rüdiger Bormann. Guttenbergs Angebot einer Titelrückgabe erleichtere aber die eigenständig zu fällende Entscheidung."

Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/191625.wagenburg-um-den-verteidi...

 

Was heißt das, dass die "Titelrückgabe" die Entscheidung der Kommission die Entscheidung erleichtere?

 

Das ließe sich wie folgt interpretieren: Man war tatsächlich noch am Hadern und Überlegen, ob die Aberkennung des Doktorgrades die richtige Strategie ist.

 

Denn: "Erleichterung" ist nur bei schweren Entscheidungen denkbar; ist eine Angelegenheit klar (wie es die vorliegende sein müsste), so dass die Entscheidung ebenfalls klar ist, bedarf es einer irgendwie gearteten "Erleichterung" nicht.

 

Es deutet sich in diesen Worten an, dass Opportunitätsüberlegungen bei der Entscheidung über Prüfungsentscheidungen eine ganz erhebliche Rolle spielen.

 

Glücklich kann sich also der schätzen, der mit dem Pfund eines guten Namens und einer starken Lobby wuchern kann; wer das nicht kann, kann es mit dem Beten versuchen.

 

 

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Von Mollischick (Zugang unter meinem "Namen" war vergeben bzw. schon "in Benutzung")

 

@KTM und Andreas:

Dass die Entscheidung letztlich bei der Uni bzw. dem Gremium liegt, ist rechtlich und tatsächlich korrekt, auch wenn es sich etwas "hölzern" anhört. Wie wir wissen, hat Herr z. G. in seiner Erklärung am Freitag der Uni Bayreuth indirekt - jdf. ist die Deutung nicht abwegig - sogar noch zu verstehen gegeben, er "würde den Titel dann wieder tragen" - ergo er geht von positivem Ausgang aus. Nun erklärt er gestern, er "gibt den Titel zurück" o. ä., was rechtlich schlicht nicht möglich ist, jdf. h. M., hö.ri. Rspr. usw. folgend. Auch wieder eine Art "Direktive" an die Uni. Zudem hat die m. E. internet-demokratische Aktion von Guttenplag-Wiki das Tempo und den Druck auf die Uni Bayreuth signifikant erhöht (und auch Hr. zu G. in Bedrängnis gebracht...), auch dagegen will man sich dort vermutlich indirekt verwahren.

 

Bedenklich fand ich rechtlich eher eine Äußerung der Uni B. bei der PK dahin (ich weiss nicht mehr, von wem der Anwesenden...sorry), dass es sinnngemäß "sicherlich möglich / im Rahmen des Vorstellbaren sei, dass jemand, der so viel beschäftigt war, den Überblick über Quellen etc. verlieren könne" oder so ähnlich, hm. Die Deutung dessen kann vielfältig sein. Ich finde diese Äußerung im hiesigen Kontext und bei einer PK bedenklich.

 

@Joerg:

Zu Dr. H. Kohls Zeiten oder Hern Barschels Zeiten und der anderen von Dir erwähnten "Altvorderen" gab es entweder noch gar kein Internet oder zumindest keine mittlerweile so wie heute funktionierende Internetstruktur. Insbesondere z. B. die Arbeit von Guttenplag-Wiki wäre früher schlichtweg unmöglich gewesen, der mediale Informationsfluss in der Kürze ebensowenig. So ist natürlich heutzutage eine zeitlich und inhaltlich viel schnellere und komprimierte Auseinandersetzung mit all diesen Dingen möglich und es erscheint allein dadurch als "wichtiger" oder "bestimmender". Genauso schnell verebben diese Dinge aber auch wieder - m. E. insofern auch "schneller" als früher.

 

Links zu 2 interssanten Artikeln in den Medien bezogen die "Politperson" Hr. z. G.:

 

http://www.sueddeutsche.de/politik/guttenberg-krisenstrategie-der-doppel... und

http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E077FB93A73...

 

In Bezug auf die immer wieder bemühte Beliebtheit von Hr. z. G. und dass selbst Menschen meines mir bekannten persönlichen Umfeldes hier Neigungen entfalten, das eine von dem anderen nicht mehr trennen zu können oder sachliche Kritik als "Kampagne" - woher auch immer kommend - vermuten, finde ich langsam beängstigend. Im Artikel oben aus der SZ wird dies, finde ich, gut "ergründet" bzw. gut beobachtet.

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Ich will mich noch mal mit einer konkreten Frage an die anwesenden Juristen zurück melden:

 

Kann der Nachweis der Täuschungsabsicht juristisch zweifelsfrei geführt werden?

Wie sah das in ähnlichen Fällen aus? 

Kann ausgeschlossen werden, dass die Uni sich mit dem Minister auf einen faulen Kompromiss einigt? (er gibt den Titel freiwillig ab und erspart der Uni peinliche Fragen und im Gegenzug hält man es nicht mehr für nötig einen etwaigen Täuschungswillen zu ermitteln)

 

KT hat nämlich sowohl in seiner Rede montag abends als auch in seiner schriftlichen Stellungnahme erneut betont, dass er trotz aller Fehler nie bewusst getäuscht hat.

Sollte man ihm diesbezüglich schon wieder eine Lüge nachweisen können (das müsste dann aber juristisch eindeutig sein) wüsste ich nicht wie er sich da wieder herauswinden soll.

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@Joerg Das sehe ich so garnicht, denn sicherlich gibt es viel bekämpfenswertes Leid in der Welt, das aber erstmal in keinem direkten Zusammenhang mit Copyberg steht.

 

Wenn die Glaubwürdigkeit eines Politikers jedoch nicht mehr gegeben ist, so ist er zumindest in einer Demokratie fehlplatziert, anders als in Aristokratie und Diktatur. Denn die Auswirkungen, die eine falsch besetzte und verantwortungslose Spitzenpersonalie in der Politik haben kann, erst Recht in der Bundesregierung und insbesondere im Bereich des Militärs, wie die Skandale der jüngsten Vergangenheit dort bereits ansatzweise zeigten, möchte ich mir dann im Detail nicht einmal ausmalen, denn das macht wirklich Angst.

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