Sidney Lumet - Regisseur von "Die zwölf Geschworenen" gestorben

von Dr. Thomas Lapp, veröffentlicht am 12.04.2011

Sidney Lumet, Regisseur des Films "Die zwölf Geschworenen" ist am 9. April 2011 gestorben. Dieser Film ist ein wunderbares Beispiel für große Verhandlungskunst. Anhand etlicher Szenen des Films kann man wunderbar und nachvollziehbar erklären, wie gute und überzeugende Verhandler vorgehen müssen. So ist ein Grundsatz jeder Verhandlung Kunst, dass man Meinungen der anderen Seite nur dadurch verändern kann, dass man deren Blick auf die Tatsachen verändert. Entsprechend ist ein Rad des Harvard Verhandlungskonzeptes, auf objektive Kriterien zu setzen. Im Film wird dies bei der Frage praktisch umgesetzt, ob der Zeuge aus der Nachbarwohnung tatsächlich den Angeklagten auf der Flucht gesehen haben kann. Dazu wird anhand des Grundrisses der Wohnungen der vom Zeugen dargestellte Sachverhalt durch die Geschworenen nachgestellt.

Betrachtet man den Film unter dem Aspekt, wie dort einzelne Regeln der Verhandlungskunst dargestellt werden, wird man ihn einerseits nie wieder nur konsumieren können. Andererseits wird man in etlichen echten Verhandlungen sicher an einzelne Szenen erinnert werden und daraus Ideen für die eigene Vorgehensweise gewinnen können.

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1 Kommentar

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Ein Gedenktag nächste Woche würde noch besser passen. Die Urheberschaft für diesen Stoff liegt nicht bei Lumet, sondern bei Reginald Rose, der dabei seine eigene Erfahrung in einer Jury verarbeitet hat (das ändert natürlich nichts daran, dass die Verfilmung überragend ist ... dennoch: die originäre Kunstschöpfung im Film ist - fast immer - das Drehbuch).

Ein weiteres Beispiel für die Verhandlungsführung ist im verlinkten Skript S.14ff., als es um den vorbeifahrenden Zug geht.

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