Aus aktuellem Anlass: Überstunden für Wagenbauer

von Prof. Dr. Christian Rolfs, veröffentlicht am 17.02.2012

Nein. Ein Rücktritt drei Tage vor Rosenmontag ist nicht fair. Überall entlang des Rheins waren die Mottowagen mit dem Bundespräsidenten fertig. Schönste Karikaturen aus Gips und Pappmaché. Und jetzt? Am Wochenende müssen die Karnevalisten wohl Sonderschichten fahren, um ihre Wagen bis Montag den aktuellen politischen Ereignissen anzupassen. Hätte die Staatsanwaltschaft Hannover mit ihrem Antrag auf Aufhebung der Immunität nicht bis kommende Woche warten können? Der StA Düsseldorf, Köln oder Mainz wäre solch ein faux pas sicher nicht passiert. Und wer bezahlt jetzt die ganzen Überstunden der Wagenbauer?

Nachtrag 14:42 Uhr: Hier sind auch schon die Presseberichte über die tapferen Karnevalisten.

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Die StA Hannover nahm wohl an, dass ihr Antrag auf Aufhebung der Immunität im Schloss Bellvue zu keinen irrationalen, ja, geradezu "jecken" Reaktionen führen würde. Schließlich kann das höchste Amt im Staate auch auf der Grundlage einer bloßen    V e r m u t u n g    gut ausgefüllt werden, und wenn's die Unschuldsvermutung ist. Diese gilt z. B. auch dann noch, wenn es zu einer Verurteilung durch die Strafjustiz gekommen ist und der Verurteilte Rechtsmittel einlegt. Woher sollte die StA also wissen, dass Wulff in die Bütt steigen und seinen Rücktritt verkünden würde? Die StA übersah schlichtweg, dass Wulff Katholik ist und damit keineswegs abseits des Karnevals steht. Die engagierten Bürger, für die der Fastelnoovend kein Feieroovend ist, weil sie die Wulff-Wagen umrüsten müssen, sind genau die, an deren Vertrauen Herr Wulff in seinem humoristischen Kurzvortrag am Vormittag nach der Weiberfastnacht appellierte. Sie machen die Überstunden gerne und begnügen sich mit dem Ehrensold. Sie haben übergroßes Vertrauen zu dem Mann, denn sie verfahren nach dem Motto: Jeck, loss Jeck elans.*

 

 

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*) Für weniger versierte Kenner der ripuarischen Mundart: "Narr, lass den Narren vorbei", d. h. leeve und leeve losse. 

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