Arbeitskampf bei Amazon – Belegschaft offenbar gespalten

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 06.01.2014
Rechtsgebiete: ArbeitsrechtStreikver.diAMAZON1|3525 Aufrufe

Im Arbeitskampf bei dem Online-Versandhändler Amazon sind die Fronten nach wie vor verhärtet. In der Woche vor Weihnachten hatten täglich Hunderte Amazon-Beschäftigte in den Versandhandelszentren Leipzig und Bad Hersfeld die Arbeit niedergelegt. Sie fordern einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels. Nach einer Meldung der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) erfährt die den Arbeitskampf organisierende Gewerkschaft ver.di inzwischen allerdings Gegenwind aus dem Kreis der Amazon-Beschäftigten. Mit einer Unterschriftenaktion haben 1018 Mitarbeiter der Standorte Leipzig und Bad Hersfeld Ende Dezember darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich „distanzieren von den derzeitigen Zielen, Argumenten und Äußerungen der Verdi, die in der Öffentlichkeit über Amazon und damit über uns verbreitet werden“. Die Mitarbeiter betonen, dass das von der Gewerkschaft erweckte „negative öffentliche Bild“ sie „bis ins Privatleben“ verfolge. Verdis Darstellungen entsprächen „nicht der Realität und nicht unserem täglichen Arbeitsleben“, heißt es in dem Aufruf. An den beiden Standorten unterschrieben ihn mehr Mitarbeiter als sich zuletzt an den Vorweihnachtsstreiks beteiligt hatten. Am letzten Streiktag sollen dies nach Verdi-Angaben rund 650 gewesen sein. Mit Blick auf die Unterschriftenaktion der Amazon-Mitarbeiter sagte Verdi-Sprecher Jan Jurczyk gegenüber der NOZ, es komme vor, dass nicht immer alle Beschäftigten einverstanden seien mit Verdis Vorgehen. Er nannte es bedenklich, dass einige Mitarbeiter offenbar gar nicht mehr auf die Idee kämen, dass eine dauerhafte Beschäftigung oberhalb eines doch eher geringen Verdienstes zu erreichen sei. Er nehme die Sorgen der Unterzeichner zur Kenntnis. Geschäftsmodelle, die ihren Erfolg daraus ableiteten, Mitarbeiter wie auch bei der unlängst in die Insolvenz gegangenen Drogeriekette Schlecker schlecht zu bezahlen, hätten allerdings keine Rechtfertigung.

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1 Kommentar

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Den Beschäftigten werden die schlechten Arbeitsbedingungen und die geringe Entlohnung schlichtweg peinlich sein.

 

Armut hält man lieber geheim.

 

Fraglich sind auch die Umstände, unter denen diese Liste zustande gekommen ist. Möglich wäre hier sozialer Druck seitens der Kollegen oder von Vorgesetzten.

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