DAK-Gesundheitsreport: Immer mehr Arbeitnehmer putschen sich auf

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 18.03.2015

Ähneln die Verhältnisse am Arbeitsplatz mittlerweile denjenigen des Radrennsports? Geht es auch in der Berufswelt mittlerweile um Leistung um jeden Preis? Die Zahlen des aktuellen DAK-Gesundheitsreports dokumentieren jedenfalls einen signifikanten Anstieg der Einnahme leistungssteigernder oder stimmungsaufhellender Medikamente durch Beschäftigte. Aus der DAK-Pressemitteilung: „Die Anzahl der Arbeitnehmer, die entsprechende Substanzen schon zum Doping missbraucht haben, ist in den vergangenen sechs Jahren stark gestiegen – von 4,7 auf 6,7 Prozent. Vor allem Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten oder unsicheren Jobs gehören zu den Risikogruppen für den Medikamentenmissbrauch. (…) Nach den Ergebnissen des DAK-Gesundheitsreports 2015 gibt es zudem eine hohe Dunkelziffer von bis zu zwölf Prozent. Hochgerechnet auf die Bevölkerung haben damit fünf Millionen Erwerbstätige schon einmal leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Medikamente zum Hirndoping eingenommen. Und: Unter den übrigen Erwerbstätigen ist jeder Zehnte für diese Form des Hirndopings prinzipiell aufgeschlossen. Regelmäßig dopen sich laut Studie knapp eine Millionen Berufstätige (1,9 Prozent). (…) Auslöser für den Griff zur Pille sind meist hoher Leistungsdruck sowie Stress und Überlastung. Vier von zehn Dopern gaben an, bei konkreten Anlässen wie anstehenden Präsentationen oder wichtigen Verhandlungen Medikamente einzunehmen. Männer versuchen so vor allem, berufliche Ziele noch besser zu erreichen. Und sie wollen auch nach der Arbeit noch Energie für Freizeit und Privates haben. Frauen nehmen eher Medikamente, damit ihnen die Arbeit leichter von der Hand geht und sie emotional stabil genug sind.“ Der DAK-Vorstandschef Herbert Rebscher wird mit den Worten zitiert „Auch wenn Doping im Job in Deutschland noch kein Massenphänomen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal. Suchtgefahren und Nebenwirkungen des Hirndopings sind nicht zu unterschätzen. Deshalb müssen wir auch beim Thema Gesundheit vorausschauen und über unsere Wertvorstellungen und Lebensstilfragen diskutieren.“

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2 Kommentare

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Ich finde vor allem interessant, dass es gar nicht um die sog. "Elite" geht, sondern vor allem um Menschen in einfachen Jobs. Das zeigt doch, dass die Belastung dort wesentlich höher ist, als man gemeinhin annimmt. Und diese Belastung soll nun im Alter durch die stete Anhebung des Rentenalters immer weiter ausgedehnt werden?

Diese Mittel werden sicher auch dann eingenommen, wenn in Jobs mit hoher psychischer Belastung kein anderer Ausweg mehr gesehen wird, anstatt die ArbeitnehmerInnen dort sinnvoll zu unterstützen. Solange es zB die Deutsche Bahn hinnimmt, dass ihre Zugbegleiter ungeschützt den Anfeindungen durch Worte und Taten der Fahrgäste ausgesetzt sind, ist naheliegend, dass sich diese zur Not auch so "behelfen".

Diese Sudie sollte deshalb einen ganz anderen Stellenwert hinsichtlich der Frage der Lebensarbeitszeit bekommen und viel mehr noch in die Frage psychischer (Über)Belastungen am Arbeitsplatz eingebunden werden.

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