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Eigenkapital besser geschützt als Fremdkapital? Die Umkehrung der Haftungshierarchie bei der Bankensanierung

Christian Thurow

2013-07-11 14:18

Im Insolvenzfall werden zunächst die Insolvenzgläubiger aus der Insolvenzmasse befriedigt. Eigenkapitalgeber werden nachrangig behandelt. Insofern tragen sie ein höheres unternehmerisches Risiko als Fremdkapitalgeber. Anders dagegen bei der Bankensanierung: Hier kommt es in der Regel nicht zur Insolvenz, da bereits zuvor die regulatorischen Kernkapitalquoten unterschritten werden. Dies zwingt die Banken, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Eine freiwillige Kapitalerhöhung bei einer in Schwierigkeiten geratenen Bank ist nur schwer durchführbar, weshalb die Sanierung i.d.R. nur durch Umstrukturierung des Fremdkapitals erfolgen kann.

Bei der britischen Co-operative Bank geschieht dies gerade durch Umwandlung von Junior Bonds in Eigenkapital (Debt to Equity Swap). Weitere mögliche Restrukturierungsmaßnahmen sind Verlängerung der Laufzeiten oder Streichung der Verbindlichkeiten (teilweiser Ausfall). In all diesen Fällen wird die Restrukturierung voll zulasten der Fremdkapitalgeber abgewickelt. Eigenkapitalgeber sind nicht betroffen. Die Kernkapitalquote, deren Erhöhung immer wieder diskutiert wird, bewirkt somit de facto eine Art Insolvenzschutz des Eigenkapitals. Es kommt zu einer Umkehrung der Haftungshierarchie, bei der zunächst Fremdkapitalgläubiger zur Sanierung herangezogen werden.

Um die Umkehrung der Haftungshierarchie zu vermeiden, braucht es neue bilanzielle Maßnahmen, wie z.B. eine Zwangskapitalerhöhung. Hier könnten Eigenkapitalgeber gezwungen werden, zunächst eine Aufstockung des Eigenkapitals durchzuführen (Nachschusspflicht). Eigenkapitalgeber würden also bei Unterschreiten der Kernkapitalquote zuerst zur Kasse gebeten.

Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, und wie wirkt sich die aktuelle Situation auf die Risikoaufschläge aus? Wenn Fremdkapitalgeber ein höheres Risiko tragen, sollten ihre Zinsen dann nicht über der Dividendenrendite liegen?

 

Welche Möglichkeiten der Fremdkapitalrestrukturierung bestehen und worin sich die Vorgehensweise im Insolvenzfall bei Finanzinstituten gegenüber „normalen“ Unternehmen unterscheidet, habe ich ausführlicher in meinem BC-online-Beitrag dargestellt – siehe hier: http://rsw.beck.de/cms/main?docid=348139.

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