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Was ist eine Beleidigung?

recktenwald

2015-08-19 11:03

Wenn Amerikaner nach Deutschland kommen, beschweren sie sich als erstes ueber die Bundesbahn. Die station agents auf den Bahnsteigen waeren clueless. Noch schlimmer ist, wenn es kurz vor der Abfahrt des letzten Zuges keinen gibt.

 

Da laufe ich also voellig verzweifelt, weil eine Zwangsuebernachtung auf dem Hauptbahnhof keinen Spass macht, dreimal um das Kanzleramt, nachts durch diesen menschenleeren Bahnhof und rufe laut, "Wo ist das fuerchterliche Wesen, das keiner sein will?" Gemeint war eine Person, die es nicht gab. Haette es sie gegeben, waere sie selbstverstaendlich kein solches fuerchterliches Wesen gewesen.

 

Jetzt sind da ein paar Amtstraeger, die herumstehen wie an der Pommesbude. Sie verstehen nichts. Da sag ich: "Wenn Sie das nicht verstehen, sind Sie auch ein fuerchterliches Wesen!!" Zur Versicherung der Ernsthaftigkeit meiner Meinung ueber die Notwendigkeit genuegender Fahrgastinformationen gemaess der unmittelbar anwendbaren europaeischen Eisenbahnverordnung gleich noch zweimal wiederholt, weil der Amtstraeger so langsam war.

 

Ob er Verstaendnis fuer die Bahn hatte, war seine Sache.

 

 

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10 Kommentare

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Das war jedenfalls das Thema der Diskussion mit den Amtstraegern, die meiner Meinung nach Fahrgaeste der Bahn so nehmen muessen wie sie sind und sich in das Verhaeltnis der Fahrgaeste zur Bahn nicht einzumischen haben. Sie waren nicht das Eisenbahnbundesamt, haetten sich aber doch ein Vorbild an dem nehmen koennen. Aus meiner Sicht war es eine fachliche Auseinandersetzung und mehr nicht. Alles innerhalb von Sekunden, weil die Zeit draengte. Ob sie mir Auskunft geben konnte, war dabei, wenn sie das nicht konnten, vollkommen egal.

 

In jedem Fall fehlte ein station agent.

Die Amtspersonen haben mich fuer einen Penner gehalten, wollten nachher gar nicht glauben, dass ich keiner war. Und dann habe ich mal gesehen, wie sie mit Pennern umgehen. Auch ein Bildungserlebnis.

Es war wohl wirklich Fahrgaststress, den es gibt und der nur die natürliche Folge eines Organisationsversagens der Bahn war, zu dem es auch Rechtsprechung gibt,

 

 

 

v. Pommesbude. Der "Freund mit der Maske" meinte, es freue ihn, dass ich erkannt haette, dass ich in Stressituationen zu Stressreaktionen griffe. Aber das ist doch auch eine Trivialitaet und auch der Grund fuer den Begriff des "heiligen Zorns". Es gibt auch in einem Rechtsstaat Situationen, in denen "bellum iustum" erlaubt ist, vgl. Wolzendorfs Aufsatz ueber das Deichrecht aus dem Jahr 1916, auf den auch einmal ein Bundesinnenminister hingewiesen hat.

Vielleicht tradieren wir aber auch ueberhaupt noch zuviel Obrigkeitsstaat. Es ist ja nicht selbstverstaendlich, dass der Staat eine Ehre hat. Wir schuetzen die Disziplin, aber war die hier bedroht?

Oder anders gewendet: Durften die Amtstraeger meinen Willen nach Transparenz und Informationsgleichheit mit Gewalt brechen? Der Staat haette die gewuenschten Informationen herausgeben muessen, wenn er selbst informationspflichtig gewesen waere. Hat er auch versucht.

 

Eine andere Gefahr gab es nicht. Konnte das Organisationsversagen der Bahn mir angelöastet werden? Man muss die Bahn auch einmal selbst erlebt haben.

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