Magersucht und Bulimie - auch ein Thema des Jugendmedienschutzes?

von Prof. Dr. Marc Liesching, veröffentlicht am 17.01.2008
Rechtsgebiete: JugendschutzrechtUrheber- und Medienrecht5|4602 Aufrufe

Die Bundesregierung will gemeinsam mit prominenten Unterstützern die weit verbreiteten Essstörungen bei Mädchen und jungen Frauen eindämmen. Extrem dürre Models sollen aus Werbung und Modeschauen verbannt werden. Aufklärung und die Erforschung von Magersucht und Bulimie würden gestärkt, sagten Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) zum Auftakt der Initiative "Leben hat Gewicht - gemeinsam gegen den Schlankheitswahn" am Donnerstag (13.12.2007) in Berlin.

In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob insbesondere die positiv akzentuierte Darstellung von Magersucht-Models in den Medien ein Gefährdungspotential für junge Zuschauerinnen und Nutzerinnen hat. Thematisiert wurde dies bislang nur v.a. bei Internetforen, in denen deutlich das Thema Anorexia verherrlicht bzw. die Folgen der Magersucht bagatellisiert werden. Sind entsprechende Inhalte "entwicklungsbeeinträchtigend", "jugendgefährdend" oder gar "schwer jugendgefährdend" im Sinne des Jugendschutzrechts? Gilt dies auch für an sich neutrale Werbung mit "Magersucht"-Models als Darstellerinnen?

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5 Kommentare

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Man darf das Thema Essstörungen nicht verharmlosen und wird den Medien, insb. der Werbung, eine Mitverantwortung für die Wahrnehmung in der Gesellschaft nicht absprechen können. Inititaiven gegen den Schlankheitswahn sind hier richtig und wichtig.

Das von der Werbung und den Medien suggertierte Ideal des Menschen liegt derzeit bei dünnen Typen. Das wird man mit einer gesetzlichen Regelung kaum in den Griff bekommen, da neben der medialen Darstellung (wahrscheinlich) weitere psychische Ursachen eine Rolle spielen - insb. die Wahrnehmung des Einzelenen durch sein soziales Umfeld. Dies ist letztlich viel ausschlaggebender als die Darstellung in den Medien selbst.

Ich stehe einer Ausweitung des Jugendmedienschutzes in diesen Bereich hinein daher kritisch, da es letztlich einen Eingriff in einen freien Markt bedeutet. Insb. Werbung stellt bestimmte Produkte dar und das muss man prinzipiell als neutral betrachten. Im Einzelfall kann auch heute gegen bestimmte Werbemaßnahmen vorgegangen werden.

V. a. im Hinblick auf das Internet stößt man hier (wieder) auf das Problem der Umsetzung, da ausländische Server kaum zu sperren sind. Und es gibt zum Glück Foren, in denen das Thema Essstörungen nicht verherrlicht wird.

Aufklärung (u. a. in Form von Initiativen) und Hilfe sind m. E. weit wichtiger als ein weiteres schwer zu kontrollierendes Verbot. Denn: Wann ist ein Model so schlank, dass es zu dürr für die Webrung ist? Oder das andre Extrem: Wann ist es zu dick?

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Sehr geehrter Herr Kollege Dr. Paul,

ich teile Ihre Einschätzung, vor allem soweit Sie auf den Vorrang von Aufklärungsangeboten hinweisen. Auch eine Ausweitung der bestehenden gesetzlichen Regelungen zum Jugendschutz ist sicher kritisch zu sehen.

Grundsätzlich in Frage kommt aber im Einzelfall aus meiner Sicht durchaus, ob bestimmte Angebotsinhalte bereits als entwicklungsbeeinträchtigend im Sinne des § 5 JMStV angesehen werden und zumindest gewisse Verbreitungsbeschränkungen angezeigt sein könnten.

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"Nur" 0,7 % der weiblichen Teenagern sind magersüchtig aber 17,1 % der Teenager haben Übergewicht (BMI über 25) und 8,5% sind fettleibig (BMI über 30) (Quelle: Wikipedia)
Ob da "Leben hat Gewicht" nicht auch der falsche Slogan ist? Ein BMI von 30 ist in dem Alter auch nicht gerade gesund und weitaus häufiger vertreten.

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Sie haben natürlich recht. Übergewicht ist bei Kindern und Jugendlichen ebenfalls eine praktisch sehr bedeutsame Thematik. Und wie bei vielen Themenbereichen erscheint hier nur auf den ersten Blick die Gefährdung geringfügiger als bei der Magersucht, weil letztere die gesundheitlichen Folgen drastischer und schneller zeigt. Das hier zur Diskussion gestellte Thema Bulimie und Magesucht in Medien sollte keinesfalls die Problematik anders gelagerter Situationen wie die in der Tat häufiger vorkommende Fettleibigkeit bei Minderjährigen negieren. Ein zumindest ebenso interessantes Thema! Provokativ könnte hier die Frage gestellt werden: Beschränkung von Medienwerbung für Fast-Food-Ketten aus Gründen des Jugendschutzes?

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hallo!
ich finde es schlecht, dass kaum mehr jemand normalgewicht hat, entweder ist er zu dick oder zu dünn. is ist total sch...., wenn man magersüchtig ist und finde es gut, wenn man betroffene unterstützt.

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