Kriegsverbrecher Karadzic am Montagabend nahe Belgrad verhaftet

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 22.07.2008

Der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic gehörte gemeinsam mit seinem früheren Militärchef Ratko Mladic zu den meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrechern des Balkankonflikts. Er ist vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnien-Krieg (1992 - 1995) angeklagt. Gesucht wurde er insbesondere wegen des Massakers von Srebrenica, bei dem im Juli 1995 rund 8000 Muslime umgebracht wurden. Das vom Internationalen Gerichtshof wie auch vom Jugoslawien-Kriegsverbrechertribunal als Völkermord eingestufte Massaker gilt als das schwerste in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.

UN-Chefankläger Serge Brammertz  begrüßte die Festnahme als "Meilenstein" in der Zusammenarbeit zwischen Serbien und dem UN-Tribunal.

Aus Polizeikreisen verlautete, Karadzic sei nach wochenlanger Beobachtung in einem Haus in einem Belgrader Vorort festgenommen worden. Zuvor habe es einen Tipp von einem ausländischen Geheimdienst gegeben. Nunmehr fahndet das UN-Tribunal noch nach Mladic und dem früheren Serbenführer in Kroatien Goran Hadzic.

Serbien hatte Ende April eine Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen mit der EU unterzeichnet. Dieses tritt jedoch nur bei einer "vollständigen Zusammenarbeit" Belgrads mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Kraft. Erst vor zwei Wochen war eine neue pro-europäische Regierung in Belgrad gebildet worden.

Video bei faz.net

 

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Die Festnahme und die mittlerweile erfolgte Auslieferung an das Jugoslawientribunal sind ein schönes Beispiel dafür, wie gut die internationale Strafgerichtsbarkeit, die noch vor 20 Jahren kaum vorstellbar war, mittlerweile funktioniert. Sie ist auch ein zusätzlicher Beleg dafür, dass die internationale Strafverfolgung vor politischen Führern nicht halt macht, dass also nicht nur die "Kleinen" verfolgt werden.

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