Buback-Mord 1977: Verfahren gegen Becker und Wisniewski stehen vor der Einstellung

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 14.12.2008

Mehr als 30 Jahre nach dem Mordanschlag vom 7. April 1977 auf Generalbundesanwalt Siegfried Bubak und seine beiden Begleiter werden auch die neuen Ermittlungsverfahren gegen die früheren RAF-Mitglieder Verena Becker und Siegfried Wisniewski voraussichtlich eingestellt werden. Es gebe keinen hinreichenden Tatverdacht für eine unmittelbare Beteiligung, erklärte der stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum  am Freitag auf der Jahrespressekonferenz der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Dabei geht es auch um Unterlagen beim Bundesamt für Verfassungsschutz, die zwei Bundesanwälte haben einsehen können. Diese Unterlagen könnten aber nicht vor Gericht verwertet werden und enthielten keine besonders wertvollen Erkenntnisse.

Verurteilt wegen des Mordanschlags auf Generalbundesanwalt Buback wurden Knut Folkerts, Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt. Beim Komplizen Günter Sonnenberg wurde von einer Verurteilung abgesehen, weil er bereits wegen anderer Delikte zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Bis heute ist nicht sicher geklärt, wer die tödlichen Schüsse in Karlsruhe abgab. Die Ermittlungen gegen Becker und Wisniewski wurden nach einer Aussage des RAF-Aufsteigers Peter-Jürgen Boock im Frühjahr 2007 wieder aufgenommen.

Der stellvertretende Generalbundesanwalt berichtete auch davon, das am vergangenen Montag ein vierstündiges Gespräch mit den Angehörigen der Opfer stattgefunden habe, darunter auch der Sohn Bubacks, der öffentlich nahe gelegt hatte, die Behörden versuchten etwas zu vertuschen. Die Gesprächsteilnehmer seien über den Stand der Ermittlungen informiert worden. Man habe deutlich gemacht, dass man "entsetzt" und "entrüstet" über die Unterstellung gewesen sei, es seien Beweise manipuliert worden. Das treffe einen Staatsanwalt "ins Mark"; dafür hätten sich keinerlei Anhaltspunkte ergeben.

Gleichwohl mache ich mich demnächst an die Lektüre von Michael Buback "Der zweite Tod meines Vaters", das nicht nur die Bundesanwaltschaft und alle poltisch Verantwortlichen herausfordert, den Anschlag vom 7. April 1977 aufzuklären.

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