Update: PoliScan-Speed - jetzt läuft in Mannheim nichts mehr!

von Carsten Krumm, veröffentlicht am 19.02.2009

Über das Blog kLAWtext bin ich auf eine Meldung der Rhein-Neckar-Zeitung aufmerksam geworden, die sich nochmals mit dem Messgerät PoliScan-Speed befasst:

"Die Mannheimer Justiz hat zunächst alle Verfahren auf Eis gelegt, bei denen es um die neuen Laser-Blitzgeräte in der Stadt geht. "Die Verfahren ruhen, bis die Gutachten zu den Geräten vorliegen", sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts Mannheim am Dienstag. Hintergrund sind Zweifel an der Zuverlässigkeit der Technik der neuen "Vitronic-PoliScan-Speed"-Geräte. Sachverständigen wurde bislang ein Zugang zur Software der Überwachungssäulen verweigert. Die Stadt Mannheim hofft nun auf ein aussagekräftiges Gutachten einer "neutralen Stelle". So lange werden keine Bußgeldbescheide verschickt, bereits anhängige Verfahren bei Gericht ruhen."

Schon komisch: Glaubt denn wohl der Hersteller, er kann den zuständigen Behörden etwas als Messgerät verkaufen, was er nichtmals durch Sachverständige überprüfen lässt?

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9 Kommentare

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Die Frage ist doch falsch gestellt: Warum als Kommune ein Gerät kaufen, wenn das voraussichtlich mangels geeigneter Testmethoden überhaupt nicht gerichtsfest ist?

Ich vage die Vermutung zu äußern, dass die Meßgeräte kostengünstiger als die auf dem Markt befindlichen waren ,-)

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@Pflichtfeld:
Die Messgeräte sind vor allen Dingen weniger wartungsintensiv - aufgrund des neuartigen Designs werden die bei bisher eingesetzten stationären Radaranlagen notwendigen Kontaktschleifen, die in die Straße eingelassen und eben immer wieder gewartet werden müssen, überflüssig. Da wollte Mannheim (und übrigens auch Ludwigshafen) schnell die neue Technik einsetzen, ohne groß nachzudenken. Tja...

@Name:
>vieeel schneller
schön wär´s ;-)

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Herr Sebastian Dosch,

ich kenn mich mit der Messtechnik zwar nicht soooo genau aus,
aaaber „Radar“ und „Kontaktschleifen“ schließt sich meines Erachtens aus, bzw. funktioniert unabhängig voneinander.
Und in die Straßendecke fest installierte „Kontaktschleifen“ die auch für Ampelschaltungen verwendet werden, sollten nahezu wartungsfrei für Jahrzehnte störungsfrei arbeiten, was sollte man da auch warten wollen? Deshalb gibts die Dinger ja, relativ hohen Einbauaufwand, praktisch null Verschleiß oder Wartung.

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@corax:
aaalso, in der Meldung der RNZ steht wörtlich:
"Da die Lasertechnik ohne Kontaktschleifen in der Straße auskommt und Wartungsarbeiten am Straßenbelag und regelmäßige Eichungen der Schleifen entbehrlich werden, entfällt ein Hauptkostenfaktor für die Verkehrsüberwachung."
"Radar" war hier (sehr) untechnisch verwendet, da haben Sie Recht. Aber als Autofahrer fahre ich in eine "Radarfalle", wenn ich "geblitzt" werde. Daher hatte ich das Wort auch gewählt.

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Herr Sebastian Dosch,

ich will nicht lange um den Brei herumreden.
Falls ich eine Abmahnung bezgl des Internets erhalten sollte werde ich Sie als Vertreter in Erwägung ziehen.
Aber für StraßenverkehrsOWIs oder Schlimmeres mandatiere ich doch lieber jemand anderes. ;—)
Nix für ungut.

Ich mach Ihnen im Gegenzug auch kein Angebot für eine Tulpenzucht. :)))

MfG (ähm) Helau!!!

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TV Tipp heute abend:
http://www.daserste.de/plusminus/
In Hoyerswerda sorgte eine Rotblitzanlage für Ärger. Nach acht Monaten Betrieb hat sich herausgestellt, dass der Blitzer nicht korrekt eingestellt war. In dieser Zeit blitzte er mehr als 400 Mal, was der Stadt rund 46.000 Euro Bußgeld einbrachte. Jetzt will sie die zu Unrecht Bestraften begnadigen lassen.

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Für Experten ist die Problematik in Mannheim bzw. die Entscheidung des Amtsgerichts überhaupt keine Überraschung. Es scheint gesichert, dass auch das von der Stadt Mannheim in Auftrag gegebene Gutachten die Bedenken des Sachverständigen Dr. Löhle aus Freiburg bestätigen wird. Schließlich bietet das Übertretungsfoto (sowohl mobil als auch stationär) keinerlei Plausibilitätskontrolle. Auf diese sollte aber unter gar keinen Umständen verzichtet werden. Insofern wird der Gerätehersteller nachbessern müssen. Zu fragen ist in diesem Zusammenhang, ob PolyScan-Speed-Säulen überhaupt für amtliche Messungen eingesetzt werden sollten. Was passiert zum Beispiel, wenn irgend jemand einen ganz normalen Spiegel unmittelbar vor dem in der Säule unter der Kamera befindlichen Scanner hält und diesen so positioniert, dass der Spiegel einerseits von der Kamera nicht erfasst wird, andererseits aber den Scanner in den Gegenverkehr umlenkt. Dann werden definitiv Fahrzeuge aus der Gegenrichtung gemessen. Befindet sich dann zufällig ein langsam fahrendes Fahrzeug aus der Normalrichtung im Kamera-Blickfeld, ist überhaupt nicht auszuschließen, dass der Geschwindigkeitsmesswert aus der Messung der Gegenrichtung dem langsam fahrenden Fahrzeug zugeordnet wird. Befindet sich dann auch noch zufällig der Fahrzeugrahmen des Messsystems an der richtigen Stelle, muss der langsam fahrende Verkehrsteilnehmer unter Umständen seinen Führerschein abgeben, nur weil ein Fahrzeug aus der Gegenrichtung zu schnell war. So ein Messsystem gehört nicht nur überprüft, sondern muss aus dem Verkehr gezogen werden.

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Es ist wirklich unglaublich, was für ein Blödsinn ungehindert verbreitet wird! Es gibt in Deutschland eine sehr aufwändige und langwierige Prüfung und Zulassung durch eine Bundesbehörde (PTB)! Alle eingesetzten Messgeräte müssen hoheitlich geeicht werden!

Dagegen gibt es Gutachter, die aus Eigeninteresse einfach irgendwelche Dinge behaupten, als gäbe es diese Zulassung nicht (ob sie nun Informationen vom Hersteller erhalten oder nicht - schliesslich geht es ihnen um ihr Geschäft). Solche Gutachter gehören aus dem Verkehr gezogen!

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