Wahrnehmung und Magie

von Dr. Thomas Lapp, veröffentlicht am 22.02.2009

Die Wahrnehmung des Menschen ist immer selektiv. Im Grundsatz ist dies banal und allgemein bekannt. Dennoch ist man in Konflikten immer wieder überrascht, wenn zwei Parteien eine gemeinsam erlebte Situation völlig unterschiedlich beschreiben. Eine Ursache davon ist, dass das Bewusstsein nur einen Teil des erlebten tatsächlich wahrnehmen kann und auch dieser Teil nicht vollständig gespeichert wird.

Ein sehr schönes Beispiel für diese selektive Wahrnehmung dafür, was man alles übersehen kann, zeigt das Video vom color changing card trick, den Kollege Brinkmann in seinem ADR-Blog zeigt.

Für die Bearbeitung von Konflikten kann man daraus lernen, dass widersprüchliche Aussagen von verschiedenen Zeugen zu einem erlebten Geschehen nicht bedeuten, dass einer der Zeugen "lügt". Vielmehr kann es sein, dass beide aus ihrer Perspektive die Wahrheit berichten. Anders als für den Richter, der letztlich den Streit entscheiden muss, muss der Mediator nicht herausfinden, was wirklich geschehen ist und wer recht hat. Aufgabe des Mediators ist es vielmehr, den Parteien die Sichtweise der jeweils anderen Partei verständlich zu machen und so eine Basis für die eigenverantwortliche Lösung des Konflikts zu schaffen.  Immer wieder kommt man in Mediationen an einen Punkt, an dem eine Seite sagt "... ach deshalb habt ihr ... wenn wir das gewußt hätten ... wir haben das ganz anders verstanden ..."

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