Zu häufige Polizeiunfälle bei Alltagsfahrmanövern?

von Carsten Krumm, veröffentlicht am 03.06.2009

Die SZ meldet unter der reißerischen Überschrift "Dein Freund und Rowdy" eine angeblich deutlich erhöhte Unfallzahl von Polizeifahrzeugen im Rahmen von Standardfahrmanövern. Wenn es nicht der Rechnungshof des Bundeslandes Hessen wäre, der diese Kritik an der örtlichen Polizei anbringt, würde ich das eigentlich nicht glauben und als Zeitungsente abtun. Laut SZ vom 29.5.09:

Entsprechende Schadenfreude dürfte auslösen, was der hessische Landesrechnungshof nun in seinem Jahresbericht zum Fahrverhalten der Ordnungshüter feststellt: Die Beamten der Präsidien Frankfurt und Südosthessen hätten den Großteil der Unfälle mit Polizeiautos "selbst verschuldet". In den Jahren 2003 und 2004 etwa habe dies für 71 Prozent der Fälle gegolten, während es 2005 noch 64 Prozent waren. Noch überraschender als die bloßen Zahlen ist allerdings die Art und Weise, wie die meisten dieser Unfälle zustande kamen: Es handelte sich größtenteils nicht etwa um Karambolagen im Zuge wilder Verfolgungsjagden durch den Großstadtverkehr, sondern um simple Blechschäden, um Fehler "beim Einparken, Ausparken, Abstandhalten, Rückwärtsfahren und Wenden", so der Rechnungshof. Hier ein eingedrücktes Rücklicht, dort eine verbeulte Stoßstange: Es geht um Alltagsmanöver, die jeder Fahrschüler recht schnell beherrschen sollte. Die Schadensquote der Polizei ist kein rein hessisches Phänomen, im nordrhein-westfälischen Innenministerium etwa heißt es, "insbesondere auffällig" sei der hohe Anteil jener Unfälle, die Beamte beim Rückwärtsfahren verursachten. So etwas passiere "einfach in der Hektik des Einsatzes". Allerdings weist man dort auch auf die hohe Fahrleistung der Polizisten hin: In Nordrhein-Westfalen legten die Beamten mit etwa 10.000 Autos um die 155 Millionen Kilometer pro Jahr zurück. Gemessen daran sei die Zahl der Schäden zu vernachlässigen. Ähnlich klingt dies in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Und noch banaler war die Erklärung, als es vor einigen Jahren in Berlin zu einer kleinen Häufung von Unfällen mit Dienstfahrzeugen kam: Dort hatten die Polizisten seinerzeit ein paar Schwierigkeiten damit, sich an die vergleichsweise hohe Motorleistung neuer Leasing-Autos zu gewöhnen.

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2 Kommentare

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Baden-Württemberg (die die alles können auser Hochdeutsch) sind da schon ein paar schritte weiter.

Die Polizisten müssen ein "Langsamfahrtraining" machen. Dort muss der Streifenwagen möglichst nah an Pylone herangefahren werden, durch enge Gassen jongliert etc...

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Die  "hohe Kilometerleistung" entspricht 15.500 km pro Fahrzeug. Nicht mehr als Otto Normalverbraucher fährt.

Ich selber bin als Anwendungstechnikert etwa 90.000 km pro Jahr Unterwegs, und kann nur bestätigen, dass für Behördenfahrzeuge

die Strassenverkehrsordnung offensichtlich nicht gilt. Ein Polizeiwagen der sich an die gültige Geschwindigkeitsbegrenzung hält,

hat seltenheitswert.

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