Dutschke-Attentäter hatte Kontakte zu Neonazis

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 07.12.2009

Sind das alles nur Zufälle, dass aus den Zeiten der Außerparlamentarischen Opposition in letzter Zeit immer wieder Meldungen auftauchen, die ein anderes Licht auf die Ereignisse werfen.

Mehr als 40 Jahre nach dem Anschlag auf den Studentenführer Rudi Dutschke bringen Stasi-Akten und Polizeiprotokolle den Attentäter Josef Bachmann mit Neonazis in Verbindung, die später als "Braunschweiger Gruppe" durch Sprengstoffanschläge bekannt wurde. Der Attentäter nahm sich 1970 während seiner Inhaftierung das Leben. Bei seiner Festnahme hatte er einen Artikel über Dutschke aus der rechtsextremen "Deutschland National-Zeitung" bei sich.

Die Frage stellt sich, ob diese Zusammenhänge schon damals bekannt waren und falls ja, warum sie nicht konsequent aufgedeckt wurden.

Quelle: Straubinger Tagblatt vom 7. Dezember 2009 S. 5

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2 Kommentare

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Sehr geehrter Herr Kollege v. Heintschel-Heinegg,

aus meiner Beobachtung solcher "verspäteter" Erkenntnisse habe ich den Eindruck gewonnen, dass man seitens Polizei und Politik (früher?) speziell bei Attentaten mit rechts gerichtetem Hintergrund - anders als bei linksgerichtetem - tendenziell die "Einzeltäterthese" befürwortete. Alles, was auf organisatorische Hintergründe verwies, wurde eher ausgeblendet oder ermittlungstaktisch nur untergeordnet verfolgt, teilweise, muss man leider vermuten, auch gezielt unterdrückt.
Ähnlich war ja die staatliche und polizeiliche Reaktion auf das Oktoberfestattentat, bis heute der folgenreichste Terroranschlag in der Bundesrepublik. Nachdem Ministerpräsident Strauß (damals Kanzlerkandidat) zunächst "linke Terroristen" verdächtigte, kam das bayerische LKA und der Generalbundesanwalt (sehr "unrühmlich" GBA Kurt Rebmann) zu der heute immer mehr angezweifelten These, der Attentäter Köhler habe als "verwirrter Einzeltäter" gehandelt, dazu ein hörenswertes Radiofeature v. Ulrich Chaussy,BR aus diesem Jahr, podcast: (http://tinyurl.com/yhko5m9).

Es fragt sich natürlich warum? Will man nicht verschwörungstheoretischen Gedankengängen folgen, liegt es womöglich daran, dass man behördlicherseits alles vermeiden wollte, was auf eine gefährliche Erstarkung nationalsozialistischen Gedankenguts hätte hinweisen können. Der verwirrte "Einzeltäter" stellte nach innen wie nach außen eine Beruhigung dar. Fazit in dem verlinkten Radiofeature: "Terror von links ist immer ein kollektves Verbrechen, und Terror von rechts - lauter Einzeltäter."

Besten Gruß
Henning Ernst Müller

Sehr geehrter Herr Kollege Müller,

erst nachdem ich gestern Abend meinen Beitrag eingestellt hatte, nahm ich den aktuellen SPIEGEL Nr. 50 vom 7.12.2009 zur Hand und fand dort auf Seite 30 ff die Quelle, auf die die von mir zitierte dpa-Meldung offensichtlich zurückgeht. Sie haben mit Ihrer Einschätzung recht.

Der Hintergrund, warum es zu keinen Ermittlungen kam, könnte nach SPIEGEL eine Allianz von Neonazis und Polizei auf einem Schießplatz in Peine gewesen sein. Der Artikel stellt auch die interessante Frage, ob das Wissen um eine rechtsradikale Truppe in Bachmanns Hintergrund den Terror auf den Straßen noch stärker angeheizt die Spaltung der Gesellschaft weiter verschärft hätte?

Beste Grüße
Bernd von Heintschel-Heinegg

PS Leider kann ich momentan im Beitrag nicht direkt verlinken: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,665421,00.html

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