Bundesagentur für Arbeit: Kurzarbeit hat 1,2 Mio. Arbeitsverhältnisse gesichert

von Prof. Dr. Christian Rolfs, veröffentlicht am 02.02.2010

Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit hat am 2.2.2010 eine Studie zu Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt vorgelegt. Danach haben im Jahr 2009 flexible Arbeitszeiten die Wucht der Krise größtenteils abgefangen. Die durchschnittliche Jahresarbeitszeit der Arbeitnehmer sei um 3,2 Prozent zurückgegangen, etwa durch Kurzarbeit und den Abbau der Guthaben auf den Arbeitszeitkonten. „Dieser Rückgang entspricht rechnerisch rund 1,2 Millionen Jobs, die gesichert wurden“, so die Arbeitsmarktforscher des IAB.

Die Zahl der Kurzarbeiter sei 2009 sprunghaft angestiegen und habe im Jahresdurchschnitt über 1 Mio. gelegen. Bei ihnen fiel gut ein Drittel der normalen Arbeitszeit aus. Auf alle Arbeitnehmer umgerechnet waren es jährlich 15,5 Arbeitsstunden, nach 1,8 Stunden im Jahr 2008. Der Stand auf den Arbeitszeitkonten ist im Jahresverlauf 2009 um 9,3 Stunden je Arbeitnehmer abgeschmolzen. Kräftig abgenommen hat auch die bezahlte Mehrarbeit. Je Arbeitnehmer wurden 13 bezahlte Überstunden weniger geleistet als im Jahr 2008. Die Krankenstandsquote war mit 3,3 Prozent unverändert niedrig. Die normale Wochenarbeitszeit der Arbeitnehmer wurde erstmals seit zwei Jahren wieder kürzer. Mit durchschnittlich 30 Wochenstunden war sie um 0,3 Stunden geringer als im Jahr 2008. Dazu haben krisenbedingte Verkürzungen sowie der Anstieg der Teilzeitarbeit beigetragen. So ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigten im Jahr 2009 um rund 220.000 (+1,8 Prozent) gestiegen, während etwa 240.000 Vollzeitjobs verloren gingen (-1 Prozent). „Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten hängt stärker als die der Teilzeitbeschäftigten von der Konjunktur ab“, so das IAB. In den vom Konjunktureinbruch stark betroffenen Branchen der Industrie sei Teilzeit vergleichsweise selten, in den bisher weniger betroffenen Bereichen privater, sozialer und öffentlicher Dienstleistungen liege der Teilzeitanteil dagegen deutlich höher.

Im Ganzen wurden im Jahr 2009 je Arbeitnehmer durchschnittlich 1.309 Arbeitsstunden geleistet, 43,5 Stunden oder 3,2 Prozent weniger als im Jahr 2008. Der Rückgang der Arbeitszeit habe sich im zweiten Halbjahr jedoch verlangsamt, so die IAB-Forscher: „Die Möglichkeit der Betriebe, über flexible Arbeitszeiten die Unterauslastung ihrer Mitarbeiter auszugleichen, ist inzwischen weitgehend ausgeschöpft.“  Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen aller Erwerbstätigen schrumpfte im Jahr 2009 um 2,9 Prozent. Anders als bei den Arbeitnehmern verringerte sich die Arbeitszeit der Selbstständigen und mithelfenden Familienangehörigen kaum. Da die gesamtwirtschaftliche Produktion um 5 Prozent kleiner war als im Vorjahr, verringerte sich die Produktivität je Arbeitsstunde um 2,1 Prozent.

Einzelheiten können der Tabelle "Durchschnittliche Arbeitszeit und ihre Komponenten in Deutschland" entnommen werden.

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