Einblicke in die Strukturen der Internetkriminalität: Carders.cc gehackt

von Jan Spoenle, veröffentlicht am 20.05.2010

Passend zur Veröffentlichung der neuesten Polizeilichen Kriminalstatistik (hier im Blog) und der wieder einmal – auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die PKS lediglich angezeigte Delikte erfasst – gestiegenen Zahlen für Internetkriminalität ermöglicht der Hack eines Untergrund-Forums Einblicke in die Strukturen der Carder-Szene. Carder prüfen, kaufen und verkaufen gestohlene Kreditkarten- und sonstige Zahlungskarteninformationen. Die beim Skimming am Automaten oder online gestohlenen Daten werden später mithilfe von speziellem Equipment auf Blanko-Karten, sog. "white plastic", übertragen und ermöglichen so Abhebungen durch "mules", kleine Fische, die dem unteren Ende der Nahrungskette der Internetkriminalität entsprechen.

Brian Krebs, einer der profiliertesten Cybercrime-Journalisten und ehemaliger Mitarbeiter der Washington Post, berichtet davon, dass ein deutsches Forum mit dem sprechenden Namen carders.cc gehackt wurde; die Täter, bei denen es sich sowohl um wohlmeinende Hacker mit Tendenz zur Selbstjustiz als auch um Wettbewerber handeln könnte, haben durch den Einbruch in das Forensystem viele wertvolle Daten an sich gebracht und diese teilweise auf rapidshare.com veröffentlicht. So kursieren jetzt etwa Datenbanken über die Mitglieder von carders.cc und deren E-Mail-Adressen, Kommunikationsprotokolle von Direktnachrichten, die über das Forum versendet wurden und letztlich auch eine Datenbank mit den IP-Adressen der Nutzer, die offenbar unbeabsichtigt mitgeloggt wurden – ein klassisches Eigentor, über das diese lahme Entschuldigung eines der Verantwortlichen seine Kundschaft kaum hinwegtäuschen dürfte.

Derartige Details dringen aufgrund des verständlichen Wunschs der Szene nach Abgeschiedenheit selten an die Öffentlichkeit; umso interessanter dürften die jetzt verfügbaren Informationen für die deutschen Ermittlungsbehörden sein.

 

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