Love Parade - wie wurde die Katastrophe verursacht? Ein Zwischenfazit (mit updates)

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 28.07.2010

Viele der derzeit bekannt gewordenen Fakten zum Love Parade-Unglück sind für die Todesfälle nicht bedeutsam, da sie zwar möglicherweise pflichtwidrige Handlungen belegen, nicht aber einen unmittelbaren Zusammenhang mit den Todesfällen - so hat die Festellung, das Gelände sei zum Zeitpunkt der Katastrophe nicht überfüllt gewesen, gar keine Bedeutung, denn es ging um ein lokales Gedränge (eine so gen. Massenturbulenz) auf der Zugangsrampe, nicht um ein Gedränge auf dem Gelände. Auch ist es unerheblich, ob, wann und  in welcher Breite Fluchtwege vom Gelände genehmigt wurden bzw. ein ausreichendes Brandschutzkonzept für das Gelände vorlag, denn diese haben bei der Katastrophe überhaupt keine Rolle gespielt. Auch der Zeitpunkt der Genehmigung ist unerheblich.

Klarstellender Hinweis (am 14.09.2010 eingefügt): es geht hier um eine strafrechtliche Sichtweise, d.h. es geht nicht darum, welche Institution haftet bzw. zum Schadenersatz verpflichtet ist. Die strafrechtliche Sichtweise ist nicht die einzige, sie muss zur Bewertung der Love Parade  nicht einmal die entscheidende sein. Andere rechtliche Aspekte (Verwaltungsrecht, Polizeirecht, Zivilrecht) werden hier nur am Rande verhandelt, wenn sie einen strafrechtlichen Bezug haben. Leider bin ich nicht in allem Experte. Meine hier geäußerten Statements sind vorläufiger Natur. Ich habe mit keinem der Akteure irgendetwas zu tun, stehe auch nicht mit einem von ihnen in Kontakt.

Wir wissen nun, dass es weder zu einer "Massenpanik im Tunnel" oder eienr "stampede"gekommen ist noch tödliche Verletzungen direkt bei Stürzen von Treppe, Mast oder Mauer  entstanden (update: allerdings gab es Menschen, die rücksichtslos über andere am Boden liegende kletterten, um schneller zur Treppe zu kommen (vgl. hier) und es gab Stürze in die Menge, wie auf Videos belegt ist, siehe ODEM blog). Möglicherweise wurde an dieser Stelle auch ein zuvor umgekippter Bauzaun zur Stolperfalle und einige stürzten darüber, andere wieder über die zuvor gestürzten. Die meisten Opfer wurden in dem Gedränge zerdrückt und erstickten. Unmittelbare Ursache waren wohl v.a. die auf einigen Videos beobachtbaren vorherigen Schockwellen. In einer Massenturbulenz (Crowd Turbulence) treten solche Wellen auf, die es schwer machen, sich auf den Beinen zu halten. Wenn dann Menschen stürzen, wälzt sich unvermeidbar die Menge über sie. Keiner in dem Gedränge kann mehr seine Bewegungen steuern, er wird geschoben und hin- und hergeworfen (Quelle).
Daher sind vor allem diejenigen Umstände strafrechtlich (für § 222 und § 229 StGB) bedeutsam, die - vorhersehbar - dieses Gedränge verursachten. Im Folgenden geht es nicht um eine Zuweisung persönlicher Verantwortlichkeiten, auch nicht um eine Vorverurteilung Einzelner. Die persönlichen Verantwortlichkeiten und subjektiven Sorgfaltspflichtverletzungen sind von der Staatsanwaltschaft zu klären. Es sollen hier aber diejenigen Umstände herausgehoben werden, die als Kausalfaktoren für das Unglück in Betracht zu ziehen sind. Meine vorläufige Einschätzung beruht dabei auf den im Internet veröffentlichten Augenzeugenberichten, Fotos und Videos, aber auch auf den Stellungnahmen der Polizei, der Veranstalter und der Stadt Duisburg.
Versucht man eine nüchterne Analyse, dann zeigt sich, welche Sorgfaltspflichtverletzungen überhaupt nur in Betracht kommen, die das Unglück mit verursacht haben können.

1. Einige Fakten

Die Todesfälle ereigneten sich alle am unteren Ende der Rampe zwischen ca. 16.45 und 17.05 Uhr (nach den recherchen auf loveparade2010doku präziser zwischen 16.55 und 17.01 Uhr), nachdem sich an dieser Stelle aus beiden Tunnels Ströme von Menschen trafen, die dann von dort auf die Rampe zum Geländeeingang abbiegen sollten. Zudem trafen sie auf viele Besucher, die die Love Parde wieder verlassen wollten und ebenfalls diesen Weg nehmen mussten. Es kam hier  schon ab ca. 16.15 Uhr zu Stockungen, die lokal zu so dichtem Gedränge führten, dass die Menschen nach Auswegen suchten bzw. suchen mussten. Sie sahen drei Möglichkeiten, nämlich einen Mast, einen Container und die Treppe. Als sie sehen konnten, dass es offenbar dort einigen Personen (ab ca. 16.25 über Mast und Treppe, über den Container erst später) gelang, dort auf das Gelände zu kommen, versuchten viele, zu einem dieser drei Punkte zu gelangen und so verstärkte sich das Gedränge noch, insbesondere in Richtung der Treppe, vor der sich später das tödliche Menschenknäuel ereignete. Dass aber der eigentliche Weg auf das Gelände, nämlich über die Rampe selbst offenbar von viel weniger Menschen wahrgenommen und benutzt wurde bzw. werden konnte, hatte m.E. folgende Gründe:,

a) dort installierte durch Gitter geschaffene, oder schon zuvor existierende, siehe hier - Engstellen (update: inzwischen ist klar, dass ab 16.00 Uhr eine  Sperre existierte, die nach Angaben der Polizei um 16.40, nach Augenzeugen gegen 16.30 Uhr aufgehoben wurde, vgl. hier - mit Polizeifotos). So gab es für mind. 30 Minuten keinen Weg nach oben, bzw. dieser hatte zu geringen Durchfluss, so dass nicht viele (schon gar nicht mehrere tausend Personen pro Stunde)  passieren konnten. Diese Engstelle wurde  zu spät entfernt, um den schon entstandenen Stau sofort aufzulösen, vielmehr trafen nun zunächst die von unten und die von oben kommenden direkt aufeinander. Es ergab sich also kein Strom nach oben, dem sich die Menschen am unteren Ende der Rampe hätten anschließen können. Es gab auch keinerlei Hinweisschilder oder Durchsagen, die den aus dem Tunnel kommenden weitergeholfen hätten. So dachten sie wohl, es bestünde (weiterhin) gar keine Möglichkeit dort auf das Gelände zu kommen bzw. dem Gedränge zu entkommen und wendeten sich weiter nur den für sie sichtbaren Auswegen (Treppe, Container, Mast) zu. 

b) Menschen, die das Gelände verlassen wollten, gingen in Gegenrichtung über die Rampe nach unten, weitere verstopften bis gegen 17 Uhr am oberen Ende der Rampe etwa die Hälfte der Rampenbreite auf der von unten gesehen linken Seite (siehe hier, Foto von 16.43, nur rechts gehen einige nach oben, die Personen links/Mitte  gehen nach unten bzw. warten dort darauf, nach unten gehen zu können.

c) Einige Breitenmeter der Rampe wurden durch (hinter Absperrgittern) geparkte Polizeifahrzeuge blockiert (von unten gesehen auf der rechten Seite - hier zu erkennen). Zudem war mitten auf der Rampe eine Brezlbude (rotes Dach, dahinter querstehender Bauzaun) aufgebaut!

d) Das Gedränge wurde von hinten dadurch verstärkt, dass offenbar an den Eingängen der Tunnels wesentlich  mehr Menschen hineingelassen wurden (ab ca. 16.15 wurden die dortigen Sperren aufgehoben), als auf der Rampe in Richtung des Geländes durchkommen konnten.

e) Schon theoretisch war der Zugang durch die zwei Tunnels und die eine Rampe auf eine Durchgangsmenge ausgelegt, die es einer großen Zahl der nach Duisburg kommenden Besucher unmöglich machte, das Gelände zu erreichen. Schon theoretisch (und bei optimalen Einlassbedingungen) hätte es viele Stunden gedauert, bis das Gelände gefüllt worden wäre. Zudem rechnete man mit weit mehr Menschen als auf dem Gelände Platz hatten. Stauungen auf den Zugangswegen auch über Stunden hinweg wurden also in Kauf genommen.

2. Mögliche Pflichtverletzungen und Verantwortlichkeiten:

Die folgende Darstellung geht davon aus, dass für die Sicherheit auf dem Gelände samt der Zugangsrampe und den Tunnels der Veranstalter zuständig war, die Polizei für die Sperren auf den Zugangsstraßen, die Stadt Duisburg für die Genehmigung der Gesamtveranstaltung auf dem Gelände mit dem vorgesehenen Ein- und Ausgang.

zu a) Für die Verteilung der Besucher auf dem Gelände war der Veranstalter verantwortlich und es war vorhersehbar, dass sich ein Rückstau bis in die Tunnels bilden würde, wenn man hier keine ausreichende Durchlasskapazität erreichen konnte. Ebenso fahrlässig und kausal für die Todesfälle war aber die dann von der Polizei durchgeführte Sperrung auf der Rampe zwischen ca. 16.00 und 16.30/16.40 Uhr; gut eine halbe Stunde ließ man die Leute im Gedränge stehen - ohne Informationen. Hätte man ab 16.40 Uhr die Treppe gesperrt und die Besucher per Durchsagen informiert, dass sie jetzt über die Rampe auf das Gelände gehen können, wäre die Katstrophe vielleicht noch vermieden worden (update: es wären dazu möglicherweise noch wenige Minuten Zeit gewesen, die exakten Zeitangaben für das Entstehen des tödlichen "Knäuels" bzw. dafür, ab wann es zu den Todesfällen kam, sind aber noch ungesichert). Da hier Ordner des Veranstalters und der Polizei zusammen agierten, wird man beiden Seiten auch einen Teil der Verantwortung geben können. Hier kommt es nicht, wie das Innenministerium meint, darauf an, dass der Veranstalter auf der Rampe eigentlich "zuständig" war. Wenn Polizeibeamte selbst Aktionen durchführen sind sie dafür auch strafrechtlich verantwortlich, selbst wenn sie zuvor um Hilfe ersucht wurden.

zu b) Dafür, dass es keinen getrennten Ausgang gab, sind Veranstalter und Genehmigungsbehörde verantwortlich, die eine so unzureichende Zu- und Abgangssituation nicht hätten organisieren bzw.  genehmigen dürfen. Es war war im Konzept des Veranstalters vorgesehen, dass ein Teil derjenigen, die bereits am späten Vormittag  auf dem Gelände waren, nachmittags wieder das Gelände verlassen sollten. Der Veranstalter rechnete man mit knapp 500.000 Menschen, die eben über den Tag verteilt auf dem für knapp 250.000 Menschen bestimmten Gelände sein würden (nicht gleichzeitig). Das hätte aber zwingend erfordert, dass gleichzeitig ein größerer Strom von Menschen das Gelände verlassen und betreten konnte, was durch den einzigen Zu- und Ausgang gar nicht möglich war. Diese Unmöglichkeit trat zwischen 16 und 17 Uhr ein, denn viele Menschen wollten das Gelände zu dieser Zeit verlassen, trafen aber auf die Ankommenden, die nach mehrstündigem Warten an diversen Sperren zwischen Hbf und Tunnel endlich auf das Gelände wollten. Die beiden Ströme blockierten sich. Für diese Gegenströmung war offenbar keinerlei ausreichende Vorsorge getroffen worden - das immer wieder erwähnte "Sicherheitskonzept" war diesbezüglich völlig unzureichend oder schwieg dazu. Es gab zwar Versuche, durch Sperren der Situation irgendwie Herr zu werden, aber diese Versuche führten nur zur Verschärfung der Blockade, s.o..

zu c) Dass in dem einzigen Zu- und Abgang auch noch wesentliche Breitenmeter von Polizeifahrzeugen hinter Absperrgittern blockiert wurden, dafür kann wohl nur der Polizei die Verantwortung gegeben werden. Jeder verkehrsbehindernde Falschparker würde abgeschleppt werden von eben den Polizeikräften, die hier ihre Fahrzeuge mitten in den Zugangsstrom abstellten, der aus den beiden Tunnels kommen sollte. Die Genehmigung, die der Lopavent für die Love Paade erteilt wurde, enthielt die Auflage, dass  "die Fluchtwege an keiner Stelle durch Einbauten oder sonstige Hindernisse beschränkt werden".Zwar ist  der Veranstalter zuständig für die Einhaltung der Auflage, aber es ist wohl kaum zumutbar, dass der Veranstalter die Polizei auffordert, die Fahrzeuge dort wegzufahren. Derjenige, der den Beamten erlaubte bzw. gebot, die Fahrzeuge gerade dort abzustellen, hat sorgfaltspflichtwidrig gehandelt und hat möglicherweise mit zum tödlichen Verlauf beigetragen. Zur Zeit der Todesfälle (ca. 16.50 bis 17.00 Uhr) fuhr außerdem ein einzelner Polizeitransporter aus dem Tunnel kommend mitten durch das Gedränge am Fuß der Rampe. Dieser Transporter hat das Gedränge verschärft, allerdings bei seiner späteren Fahrt nach oben dann einen "Sog" geschaffen, in dem sich ein Strom nach oben bewegen konnte.
Für die Brezelbude und die ungesicherten Bauzäune mitten auf der Rampe, für die nur noch das Wort "hirnrissig" angemessen ist, wird man den Veranstalter verantwortlich machen können.

Als eine unmittelbare Ursache, die in dieses Bild einer ungeheuren und skandalösen Schlamperei passt, kann seit September (durch Internetrecherchen ermittelt) der nur mit einem darauf liegenden Bauzaun völlig ungeeignet "gesicherte" offene Gulli und ein großes Schlagloch angesehen werden. Genau dort sind Menschen im Gedränge gestolpert und konnten sich wegen der Enge nicht mehr selbst befreien und würden dann von der Masse erdrückt. Möglicherweise hätten sie überlebt, wenn diese Stolperfallen nicht existiert hätten. Verantwortlich ist hierfür ganz maßgeblich  der Veranstalter, der sicherzustellen hatte, dass die Zugangswege frei von Hindernissen sind.

zu d) Der Zugang zu den Tunnels wurde durch Sperren auf den Zugangsstraßen reguliert, für die nach Angaben der Veranstalter die Polizei verantwortlich war (update 21.00 Uhr: nach Angaben der Polizei war dafür ebenfalls der Veranstalter verantwortlich, der dies aber mangels ausreichender Anzahl der Ordner nicht bewältigt habe; hier steht derzeit Aussage gegen Aussage weiteres update - Information aus dem Spiegel vom 2.8. - Für die Regulierung des Zu- und Abstroms war ein crowd-Manager zuständig, der die Lage mit Videokameras überwachte, er saß in eben dem Container an der Stirnseite der Rampe, der von den Besuchern später ebenfalls als Zugang benutzt wurde - offenbar war er aber überfordert damit, die "crowd" zu managen; der an seiner Seite sitzende Polizist soll kein Funkgerät gehabt haben, was die Polizei bestreitet, ab 16.00 Uhr, so der Spiegel, habe dieser crowd Manager seine Aufgabe an die Polizei abgegeben). Außerdem wurden in den Tunnels Sperren eingerichtet, die den Nachschub auf die Rampe verhindern sollten, eigentlich eine gute Idee. Diese Sperren wurden aber ca 16.15 Uhr wieder aufgehoben bzw. waren nicht mehr effektiv. Möglicherweise haben hier Polizeibeamte oder Ordner einen Fehler gemacht, aber dies ist keineswegs zwingend anzunehmen. Denn möglicherweise ist schon an dieser Sperre (bzw. mehreren Sperren) ein unerträglicher Druck und Gedränge entstanden, so dass man sie aufheben musste, um an dieser Stelle Druck herauszunehmen und Verletzungen der Besucher zu vermeiden. Möglicherweise - so einzelne Berichte - wurden Sperren auf dem Weg zum Tunnel sogar buchstäblich "überrannt". War es aber keine bewusste und gewollte Entscheidung, die Sperren aufzuheben, dann ergibt sich wiederum eine Verantwortung derjenigen, die Tunnel und Rampe als einzigen Zu- und Abgang genehmigten und denen zudem bewusst war, dass gar nicht alle, die nach Duisburg kommen würden, überhaupt Platz auf dem Gelände hätten finden können. Wenn man in Kauf nahm, dass einige 100.000 Menschen nicht zum Gelände durchkommen können, diesen aber auch keine Ausweichalternative geboten wurde, dann hätte man vorhersehen können, dass diese sich an den Sperren stauen und dass schon dort Situationen entstehen, die es gebieten würde, sie durchzulassen zum Tunnel bzw. eine solche Menge einfach nicht aufzuhalten ist. Hierfür wäre die Stadt Duisburg selbst maßgeblich verantwortlich - spätestens als man nur 250.000 Menschen für das Gelände genehmigte, aber damit rechnete, dass wesentlich mehr Menschen nach Duisburg kommen würden, war der Konflikt absehbar. Eine so große Anzahl von Menschen lässt sich nicht über Stunden hinter Gittern oder in einem tunnelartigen Zugang einsperren.  Gerade für den Bereich, in dem es zum Unglück kam, hat das Sicherheistkonzept eien Lücke (vgl. hier): Niemand ist zuständig, niemand weiß, was er zu tun hat, wenn es im Tunnel oder auf der Rampe zum Gedränge kommt.

zu e) Für die Berechnung des Tunneldurchflusses bei Zu- und Abgang war der Veranstalter verantwortlich. Er hat zwar offenbar eine Entfluchtung berechnet, die (möglicherweise) sogar ausreichend gewesen wäre, aber man  hat offenbar nicht bedacht, dass der Zugang ein größeres Problem darstellt, obwohl auch dies vorhersehbar ist. Will man 250.000 Personen auf das Gelände bringen bei einem maximalen Zugangsfluss von 30.000 Personen pro Stunde, dann dauert dies gut 8 Stunden, was für eine eintägige Veranstaltung unrealistisch ist. Ein optimaler Zugangsfluss mag aber nur am Anfang erreicht worden sein In dem Moment, in dem eine größere Zahl von Zuschauern das Gelände wieder verlassen wollte, wurde der Zufluss erheblich vermindert. Da nun gleichzeitig gerade besonders viele Zuschauer in den westlichen Tunnel einströmten, war die Katastrophe vorprogrammiert.

Die Rolle von Herrn Prof. Schreckenberg ist bislang nicht endgültig geklärt. In verschiedenen Berichten heißt es, er habe das Konzept (Ein- und Ausgang durch Tunnel) mitgetragen bzw. befürwortet. Er selber sagt jetzt, er habe sogar vor dem Tunnel gewarnt, aber wohl nicht genügend. Jedenfalls seine Angabe, 20.000 Personen pro Stunde würden durch den Tunnel (meint er 40.000 durch beide?)  passen, lässt, wenn man bedenkt, dass 250-300.000 Leute auf das Gelände sollten, aufhorchen: Denn dann hätte es unzumutbar lange gedauert, bis diese Menschen auf dem Gelände wären, s.o. und das ohne Berücksichtigung gleichzeitig hinaus gehender Besucher, die den Zufluss vermindern. Auch unter optimalen Bedingungen erscheint daher dieser einzige Ein- UND Ausgang völlig ungeeignet.

3. Kurze Zusammenfassung:

Bei allen drei "Akteuren" (Stadt/Polizei/Veranstalter) lassen sich fahrlässige Handlungen feststellen, die die Katastrophe mitverusracht haben - die Planung und Genehmigung eines einzigen viel zu schmalen und ungetrennten  Ein- und  Ausgangs (Veranstalter/Stadt), die Hindernisse auf der Rampe (Veranstalter/Polizei), das Versäumnis einer Information der Besucher bei die Lage verschärfender Sperrung auf der Rampe bei gleichzeitiger öffnung der Sperren auf den Zugangswegen, zudem mangelnde Kommunikationsmittel untereinander (Polizei/Veranstalter). Wie gesagt, dies sind nur meine vorläufigen Einschätzungen nach den derzeit verfügbaren Informationen.

Eine aktualisierte Zusammenfassung (vom 02.09.) ist hier aufgeführt.
Die Frage der persönlichen Schuld einzelner Beteiligter ist eine, die ich mir nicht anmaßen will zu beantworten.

 

4. Quellen und Links:

Sehr gut  dieser Augenzeugenbericht  in der FAZ (mit exzellenter grafischer Darstellung)

 

Gute Videosammlung und Diskussionsblog (loveparade2010doku), es wurde eine genaue  zeitliche Abfolge der Ereignisse durch Videodokumenattion erstellt

Die Kommentare zur gerade genannten Seite sind hilfreich zur genauen Analyse, was passiert ist (z.B. ab hier)

 

Für eigene Recherchen: Ein user namens Pilsbierchen hat eine Synchronisation der auf you tube eingestellten Videos mit dem einer Überwachungskamera vorgenommen, eine enorm leobenswerte Leistung, ebenso wie der zeitsynchrone Zusammenschnitt von Videos von lopachron (hier zum download).

Der ODEM-Blog hat eine detailliertere Aufzeichnung des Zeitablaufs und bringt viele gute Quellen auch hier

Für Menschen mit guten Nerven, dieser (ausführliche)  Beitrag  aus dem Gedränge

Diese  Presseinformation des NRW-Innenministers  enthält einige wichtige Daten zum Ablauf polizeilichen Handelns, insbes. zur Sperrung der Rampe und der Tunnels in der entscheidenden Phase. Allerdings wird die Verantwortung der Polizei eher abgewiegelt, die des Verantalters herausgestellt - kein neutrales Dokument. Weitere Informationen und Statemnest auf der Seite des NRW-Innenministeriums.

Umfangreiche Dokumentationsseite der lopavent GmbH, einschließlich eines Films mit der Sicht des Veranstalters und Filmen der Überwachungskameras bis 16.40 Uhr. Es soll die Verantwortung der Polizei belegt werden, keine neutrale Dokumentation.

Nach diesem Bericht der Rheinischen Post hat die Polizei vorab wesentlich mehr Verantwortung übernommen als Innenminister Jäger und Polizeiinspektor Wehe nachträglich angeben.

Interview mit dem crowd-Manager auf Spiegel-Online

Laut  diesem Artikel (wdr)  hat die Feuerwehr die Polizei davor gewarnt, die Rampe zu sperren.

Zu den Besucherzahlen (angeblichen und erwarteten) dieser aufklärende Bericht.

Laut BILD-Zeitung (also Vorsicht!) gab es   diese Planung  des Veranstalters für  Zu- und Abgänge vom Gelände, danach sollten zwischen 16 und 17 Uhr 100.000 Menschen von beiden Richtungen über Rampe und Tunnel gehen.

Gut geschriebener  Augenzeugenbericht von einem, der am oberen Ende der Rampe wartete um heimzugehen.

Gutachten (Zwischenbericht) der RAe Dr. Jasper und Berstermann (Kanzlei Heuking u.a.) / Auftraggeber Stadt Duisburg / es wird v.a. die Stadt entlastet, kein neutrales Dokument, die Lücken darin deckt Cannabbaia hier in seinem blog schonungslos auf. Hier der Endbericht der Stadt Duisburg mit zahlreichen Anlagen.

Chronologie der Love-Parade-Genehmigung bei wdr.de.

Lesenswerte Analyse der Planungs- und Genehmigungspraxis der LoPa von Dr. Richard Wittsiepe: Fazit: Gravierende Planungslücke im Bereich Tunnel/Rampe

Youtube-Erläuterungsvideo von olli81koblenz mit vielen Grafiken, v.a. die Zu- und Abstromsituation wird gut erfasst.

Geleaktes  Dokument der lopavent GmbH vom 16.07.2010 Veranstaltungsbeschreibung mit Sicherheitskonzept, gibt Auskunft darüber, wie sich der Veranstalter die Zu- und Abgangssituation vorgestellt hat.

Docunews.org mit wertvollen Recherchen und Analysen von Lothar Evers - einem auch hier im Blog aktiven Kommentator

Dokumentation von bluemoonsun, die belegen soll, dass Bauzaun, Baumwurzel udn halboffener Gulli die Hauptursachen des tödlichen Menschenknäuels waren.

Gulli und Bauzaun als Stolperfalle (wdr-Audio)

Klarstellender Hinweis (am 14.09.2010 eingefügt): es geht hier um eine strafrechtliche Sichtweise, d.h. es geht nicht darum, welche Institution zivilrechtlich haftet bzw. zum Schadenersatz verpflichtet ist. Die strafrechtliche Sichtweise ist nicht die einzige, sie muss zur Bewertung der Love Parade  nicht einmal die  entscheidende sein - es ist eben mein Blickwinkel. Andere rechtliche Aspekte (Verwaltungsrecht, Polizeirecht, Zivilrecht) werden hier nur am Rande verhandelt, wenn sie einen strafrechtlichen Bezug haben. Leider bin ich nicht auf allen Rechtsgebieten Experte. Meine hier geäußerten Statements sind vorläufiger Natur. Ich habe mit keinem der Akteure irgendetwas zu tun, stehe auch mit keinem von ihnen in Kontakt.

 

Beachten Sie bitte auch meine neue Zusammenfassung vom 02.09. 

 

Update am 13. Juli 2011:

Die Diskussion geht weiter, hier die Links

 zu den weiteren Diskussionen hier im Beck-Blog:

September 2010 (788 Kommentare, ca. 16000 Abrufe)

Dezember 2010 (537 Kommentare, ca. 8000 Abrufe)

Mai 2011 (über 1000 Kommentare, über 7000 Abrufe)

AKTUELL: Juli 2011

 

 

 

 

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465 Kommentare

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Felix Licht schrieb:

Lothar Evers

... gegenueber Spiegel

Sie machen auch Reklame fuer Ihren Blog bei xtranews.

meine Vermutung ist schon länger, dass Sie fuer das IM arbeiten, was ja zu ihrer beruflichen laufbahn auch ganz gut passen wuerde.

Bitte nicht immer ueberzeugen wollen. Wir können alle selber denken.


Verehrtester Herr Licht,
wäre da mal eine Laufbahn...
Da ist nur ziemlich viel Arbeit, gegen ziemlich fette Gegner, die genug Geld in ihren Kampfkassen haben um investigativen Kolleginnen das Leben schwer zu machen.
Ohne Quatsch: ich habe nach wie vor viele Fragen and die Loveparade und finde es atemberaubend, wie eine Menge Menschen solide Recherche durch blosse Vermutung zu ersetzen. Das IM hat nur in einen Gutachter investiert. Die haben sonst genug Leute um die Arbeit selbst zu erledigen. Duisburg hat in Heuking zwecks Weisswäsche investiert. und Schaller / Mc Fit hat in einen Propaganda und Animationsfilm investiert.
Unorganisiert und weitgehend sprachlos sind die Opfer.
Und: niemand, aber wirklich niemand investiert in gründliche Recherche.
Das wird für mich am deutlichsten am investigativ versackten SPIEGEL, der seit Wochen die Schaller Propaganda von 16 Kameras verbreitet, obwohl es 17 waren.

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Dressler (SPD) geht im April 11 in Pension. Er ist total zerstritten mit den anderen seitdem er sein okay verweigerte. hatte er denn trotzdem unterschieben? und was ist mit geer? wohin wurde sie versetzt, musste sie als leiterin räumen? noch ist sie im selben amt.

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Felix Licht schrieb:

Dressler (SPD) geht im April 11 in Pension. Er ist total zerstritten mit den anderen seitdem er sein okay verweigerte. hatte er denn trotzdem unterschieben? und was ist mit geer? wohin wurde sie versetzt, musste sie als leiterin räumen? noch ist sie im selben amt.


Diese Stadtverwaltung mag zerstritten sein. Den Opfern und Aufklärern nützt das nichts. Die Baugenehmigung isweder von Geer noch von Dressler unterschrieben. Aber: beide scheinen das Gutachten von Jasper / Berstermann, dass in Duisburg alles toll gelaufen ist doch mitzutragen. Betrifft es doch nicht zuletzt das rauspauken ihrer Bauverwaltung.
Es gibt einen Konsens, die Partei nahen Mitarbeiter nicht anzugehen. Deshalb ist der Duisburger enicht über einen Sauerland Abwahl Antrag hinaus und fragt nicht nach, wie z.B. Herr Engel im Landtag. Alle Fragen, mit denen ich die Stadt bombardiere hätten längst aus deren Rat fomuliert werden können.

Keine Ahnung, wie sie auf eine Versetzung von Geer kommen...

Ähnlich hat sie anni2010 auf xetranews geäussert:
"Abmahnung von Anja Geer vom Amt fuer Baurecht wegen ihrer Bedenken, die zu einer Ablehnung gefuehrt hätten, hätte Sauerland ihr nicht mit dem Verlust der Amtsleitung gedroht"
Habe aber keine seriöse fpür dieses offensichtlich in Duisburg gezielt gestreute Gerücht finden können.
Einfach mal bei der Stadt anrufen, ob sie noch da ist...

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Noch etwas zu Lothar Evers !!!

 

Mach bitte weiter so, wenigstens einer der nen Arsch in der Hose hat und seinen Mund da aufmacht, wo es angebracht ist.

 

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Nicht alles was genehmigt worden ist, ist deswegen auch legal genehmigt worden. Gerade bei den massiven Abweichungen von sicherheitsrelevanten Mindeststandards ergibt sich für mich der Verdacht, dass die Beantragung sowie die darauf folgende Genehmigung für diese Veranstaltung als Verabredung von Straftaten zu werten ist. Dass die vorsätzliche Unterschreitung von Mindeststandards Körperverletzungen mit Todesfolge direkt verursacht, kann vorausgesetzt werden. Allen Beteiligten war klar, dass die geltenden Vorschriften nur mit einem wesentlich höheren finanziellen Aufwand einzuhalten waren, also sehe ich darüber hinaus niedrige Beweggründe gegeben.

Bei korrekter Handlungsweise, die in einem Genehmigungsverfahren vorausgesetzt werden kann, musste die Gefahrenanalyse die Gefahr der Tötung von Menschen erkennen lassen. Mit dem trotzdem geplanten Abweichen von gesetzlich gebotenen Sicherheitsvorschriften ist die Tötung von Menschen aktiv und billigend mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit in Kauf genommen worden. Es handelt sich nach meiner Empfinden also nicht um eine grob fahrlässige Tötung, sondern eventuell sogar um Totschlag nach §212 StGB.

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Meister für Veranstaltungstechnik schrieb:

Nicht alles was genehmigt worden ist, ist deswegen auch legal genehmigt worden. Gerade bei den massiven Abweichungen von sicherheitsrelevanten Mindeststandards ergibt sich für mich der Verdacht, dass die Beantragung sowie die darauf folgende Genehmigung für diese Veranstaltung als Verabredung von Straftaten zu werten ist. Dass die vorsätzliche Unterschreitung von Mindeststandards Körperverletzungen mit Todesfolge direkt verursacht, kann vorausgesetzt werden. Allen Beteiligten war klar, dass die geltenden Vorschriften nur mit einem wesentlich höheren finanziellen Aufwand einzuhalten waren, also sehe ich darüber hinaus niedrige Beweggründe gegeben.

Bei korrekter Handlungsweise, die in einem Genehmigungsverfahren vorausgesetzt werden kann, musste die Gefahrenanalyse die Gefahr der Tötung von Menschen erkennen lassen. Mit dem trotzdem geplanten Abweichen von gesetzlich gebotenen Sicherheitsvorschriften ist die Tötung von Menschen aktiv und billigend mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit in Kauf genommen worden. Es handelt sich nach meiner Empfinden also nicht um eine grob fahrlässige Tötung, sondern eventuell sogar um Totschlag nach §212 StGB.

Da ich nach Ihrem Nick hier eine gewisse berufliche Erfahrung mit (solchen) Events voraussetze, fände ich es toll, wenn sie die Mindeststandards, wie Sie sie sehen, und ihrer Unterschreitung noch ein wenig konkretisieren würden.
Merci!

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Sehr geehrte Kommentatoren,

nach wie vor bin ich beeindruckt, wie viel Sachkenntnis in den Fragen und Antworten in dieser Kommentarrubrik zusammenkommt. In der Anzahl der Kommentare ist dies der seit Bestehen des Beck-Blogs am häufigsten kommentierte Beitrag (erstmals muss eine zweite Seite angebrochen werden), nach meinem Empfinden liegt diese Rubrik auch in der Qualität  der Kommentare in der Spitzengruppe, auch wenn es sich gar nicht immer um spezifisch juristischen Sachverstand handelt, der hier geäußert wird. Ich möchte Sie bitten, das, was bisher (im Gegensatz zu anderen Internet-Foren) so gut funktioniert hat, auch weiterhin zu erhalten: Bitte keine persönlichen Angriffe gegen andere Kommentatoren, bleiben Sie bitte sachlich in der Auseinandersetzung.

speziell zur Auseinandersetzung Evers/Licht:
Dass jemand, der auf einer eigenen Website Artikel zum selben Thema veröffentlicht hat, im hiesigen oder in anderen Foren darauf hinweist bzw. dies verlinkt, halte ich für legitim. Dies gehört zum Kommunikationsmittel Internet dazu. Natürlich werde ich Beiträge mit Links auf reine Werbeseiten oder auf Seiten, die nichts mit dem Thema zu tun haben, löschen. Es gehört zu den positiven Erfahrungen in diesem Blog, dass solche Eingriffe bisher nur selten nötig geworden sind. 

Dass sich einzelne Kommentatoren/Rechercheure auf je einzelne Punkte konzentrieren, ist durchaus ok, denn in der Gesamtheit kommt dann doch möglicherweise etwas vollständiges heraus. Ich habe ja schon diverse Male darauf hingewiesen, dass es strafrechtlich nicht zu einer Distribution der Verantwortung kommen muss: Dass einer verantwortlich ist, bedeutet nicht, dass nicht daneben auch andere angeklagt werden können.

Die Bedeutung der Vereinzelungsanlagen/Sperren vor den Tunnels dürfte jedem klar sein: sie sollten einen Stau/eine Überlastung im Tunnel verhindern. Daher erscheint mir auch wichtig, ob sie (bis wann) funktioniert haben. Und wenn gerade eine solche Kamera weggelassen wird, ist es doch naheliegend danach zu fragen, warum dies der Fall ist.

@Meister: Zur Vorsatzdiskussion, die hier schon an verschiedenen Stellen aufgekommen ist: Auch ein dolus eventualis setzt nach ganz h.M. ein Wollenselement hinsichtlich des eingetretenen Erfolgs voraus. Selbst wer eine vorhersehbare Gefährdung verursacht, ist daher regelmäßig nicht schon deshalb wegen vorsätzlichen Delikten zu belangen. Das gilt für Autoraser genauso wie für LoveParade-Verantwortliche, die möglicherweise sehenden Auges eine Gefährdung der Besucher verursachten. Ich halte es für fast ausgeschlossen, dass die Staatsanwaltschaft hier wegen vors. Totschlags ermittelt oder anklagt.

Mit besten Grüßen

Henning Ernst Müller

Henning Ernst Mueller schrieb:

Sehr geehrte Kommentatoren,

nach wie vor bin ich beeindruckt, wie viel Sachkenntnis in den Fragen und Antworten in dieser Kommentarrubrik zusammenkommt. In der Anzahl der Kommentare ist dies der seit Bestehen des Beck-Blogs am häufigsten kommentierte Beitrag (erstmals muss eine zweite Seite angebrochen werden), nach meinem Empfinden liegt diese Rubrik auch in der Qualität  der Kommentare in der Spitzengruppe, auch wenn es sich gar nicht immer um spezifisch juristischen Sachverstand handelt, der hier geäußert wird. Ich möchte Sie bitten, das, was bisher (im Gegensatz zu anderen Internet-Foren) so gut funktioniert hat, auch weiterhin zu erhalten: Bitte keine persönlichen Angriffe gegen andere Kommentatoren, bleiben Sie bitte sachlich in der Auseinandersetzung.

Dem möchte ich mich anschließen! Ich bin wirklich beeindruckt, auch bei uns im Blog ( http://loveparade2010doku.wordpress.com )  habe ich große Qualität an Recherchen, Analysen, usw. beobachtet. Erst kürzlich hat ein Kommentator einen wirklich hochinteressantes Videozusammenschnitt hochgeladen, bestehend aus vielen Videos von 16:20 Uhr - 17:20 Uhr im Zeitraffer mit bis zu 6 Perspektiven gleichzeitig:

http://loveparade2010doku.wordpress.com/2010/09/08/zeitraffer-video-der-...

Auch die Betonung des sachlichen Diskutierens finde ich sehr wichtig.

Henning Ernst Mueller schrieb:
@Meister: Zur Vorsatzdiskussion, die hier schon an verschiedenen Stellen aufgekommen ist: Auch ein dolus eventualis setzt nach ganz h.M. ein Wollenselement hinsichtlich des eingetretenen Erfolgs voraus.

Können Sie das mit entsprechenden Grundsatzurteilen deutlicher machen? Wikipedia sagt:

"Oft trifft man aber auf die Konstellation, dass ein Täter den Erfolg eigentlich gar nicht will, ihn aber als – möglicherweise sogar unerwünschte – Nebenwirkung seiner Handlung in Kauf nimmt. Dieses Inkaufnehmen der Verwirklichung des tatbestandlichen Erfolges wird Eventualvorsatz genannt."

Und der BGH urteilte 2007 (3 StR 226/07):

Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur Abgrenzung von bedingtem Tötungsvorsatz und bewusster Fahrlässigkeit ist das Willenselement des bedingten Vorsatzes gegeben, wenn der Täter den von ihm als möglich erkannten Eintritt des Todes billigt oder sich um des erstrebten Zieles willen damit abfindet, mag ihm auch der Erfolgseintritt an sich unerwünscht sein. Bewusste Fahrlässigkeit liegt hingegen dann vor, wenn er mit der als möglich erkannten Tatbestandsverwirklichung nicht einverstanden ist und ernsthaft - nicht nur vage - darauf vertraut, der Tod werde nicht eintreten. Da beide Schuldformen im Grenzbereich eng beieinander liegen, ist eine Gesamtschau aller objektiven und subjektiven Tatumstände geboten (st. Rspr.; vgl. BGHSt 36, 1, 9 f.; BGH NStZ-RR 2000, 165, 166). Dabei liegt die Annahme einer Billigung nahe, wenn der Täter sein Vorhaben trotzt erkannter Lebensgefährlichkeit durchführt (st. Rspr.; vgl. BGHR StGB § 212 Abs. 1 Vorsatz, bedingter 27, 35, 51).

Mich würde von Ihnen als kompetenten Juristen schon interessieren, wo diese Grenze ganz konkret bei diesen Vorgängen der Loveparade liegen würde.

  • Inwiefern handelt zum Beispiel jemand, der wiederholt (!) auf ein Plakat klettert von dem andere und er bereits heruntergefallen sind, vorsätzlich bzw. fahrlässig in Bezug auf die Gefährdung derjenigen, auf die er ja wiederholt fällt?
  • Inwiefern handelt jemand, der ein Konzept genehmigt, das für die erwarteten Menschen rein rechnerisch nicht ausreichen kann und auch keine Möglichkeiten zur Steuerung vorsieht (fehlende Lautsprecheranlage, ..), fahrlässig bzw. vorsätzlich? Ich denke gerade bei einem so großen zeitlichen Abstand könnte man ja immer erwarten "wird schon klappen". Oder manchen war die Dramatik vielleicht auch beim Genehmigen gar nicht so bewusst.            Und während der Zuspitzung am 24.07. dann wurde ja unter den Einsatzkräften der Befehl/Hinweis durchgegeben: Eigensicherung steht über allem! (siehe Anlage 62 zum Abschlussbericht der Stadt Duisburg, Seite 36, 17:34 Uhr, Link: http://www.duisburg.de/ratsinformationssystem/bi/ydocstart.php )

Wie bedeutsam ist diese Frage (Abgrenzung zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit) eigentlich? Könnten die Verantwortlichen nicht auch bei Fahrlässigkeit verurteilt werden? Wie groß wären denn die Strafunterschiede? Wären bei nicht eindeutigem Schuldnachweis in Bezug auf Körperverletzung o.ä. auch andere "Strafen", etwa aus dem Bereich des Ordnungswidrigkeitenrecht (z.B. § 118 Belästigung der Allgemeinheit http://dejure.org/gesetze/OWiG/118.html ) möglich?

 

 

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Martina schrieb:

Henning Ernst Mueller schrieb:

Sehr geehrte Kommentatoren,

nach wie vor bin ich beeindruckt, wie viel Sachkenntnis in den Fragen und Antworten in dieser Kommentarrubrik zusammenkommt. In der Anzahl der Kommentare ist dies der seit Bestehen des Beck-Blogs am häufigsten kommentierte Beitrag (erstmals muss eine zweite Seite angebrochen werden), nach meinem Empfinden liegt diese Rubrik auch in der Qualität  der Kommentare in der Spitzengruppe, auch wenn es sich gar nicht immer um spezifisch juristischen Sachverstand handelt, der hier geäußert wird. Ich möchte Sie bitten, das, was bisher (im Gegensatz zu anderen Internet-Foren) so gut funktioniert hat, auch weiterhin zu erhalten: Bitte keine persönlichen Angriffe gegen andere Kommentatoren, bleiben Sie bitte sachlich in der Auseinandersetzung.

Dem möchte ich mich anschließen! Ich bin wirklich beeindruckt, auch bei uns im Blog ( http://loveparade2010doku.wordpress.com )  habe ich große Qualität an Recherchen, Analysen, usw. beobachtet. Erst kürzlich hat ein Kommentator einen wirklich hochinteressantes Videozusammenschnitt hochgeladen, bestehend aus vielen Videos von 16:20 Uhr - 17:20 Uhr im Zeitraffer mit bis zu 6 Perspektiven gleichzeitig:

http://loveparade2010doku.wordpress.com/2010/09/08/zeitraffer-video-der-...

Auch die Betonung des sachlichen Diskutierens finde ich sehr wichtig.

Ich möchte diese Konstellation mal nutzen, um beiden hier zitierten Personen Dank und Anerkennung auszusprechen für die fortdauernden Bemühungen, diese Katastrophe zu dokumentieren und zu kommentieren!

Wo auch gerade die Betonung des sachlichen Diskutierens erwähnt wird: als dritten im Bunde würde ich gern mit einem Lob  die Person bedenken, die sich hinter dem Nick "Pilsbierchen" verbirgt: schönen Gruß und bitte nicht lockerlassen...

 

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Nun komme ich erneut mit meiner verschrobenen Verschwörungstheorie:

Ziel war es gewesen einen Stau entstehen zu lassen.

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@Glasperlenspieler/innen

 

 

Hier ein zutreffend-allgemeines Zitat aus Michael Bubacks Buch "Der zweite Tod meines Vaters" (München 2008, S. 361):

 

 

 "Wissen, das nicht von Macht  begleitet ist, trägt in der Regel nicht weit."

 

 

Gruß in die Expertenrunde

 

 

zeitgenossin, 10.09.10.

 

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ZG schrieb:

@Glasperlenspieler/innen

 

 

Hier ein zutreffend-allgemeines Zitat aus Michael Bubacks Buch "Der zweite Tod meines Vaters" (München 2008, S. 361):

 

 

 "Wissen, das nicht von Macht  begleitet ist, trägt in der Regel nicht weit."

 

 

Gruß in die Expertenrunde

 

 

zeitgenossin, 10.09.10.

 

 

Das finde ich gerade aus der Quelle ein sehr zum Nachdenken anregendes Zitat, dem ich allerdings fast wiedersprechen, jedenfalls ein von mir sehr geschätztes von Adorno zur Seite stellen würde: (hier in einem etwas längeren Ausschnitt aus der Rede Alexander Kluges zur Verleihung des Adorno Preises:

"Der legendäre Satz „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ heißt nirgends bei Adorno: wir wollen abwarten bis richtiges Leben kommt. Er bedeutet viel mehr: es gibt überhaupt kein Leben, wenn wir das Verhängnis, das, was Auschwitz (und alles, was heute und in Zukunft anders aussieht, aber Auschwitz wiederholt) ausmacht, nicht brechen. Das falsche Leben ist machtvoll und hermetisch und zugleich -gemessen an der historischen Ausstattung von uns Menschen - unwirklich und  löcherig wie ein Schwamm. Adorno formuliert es so:

„Man darf sich weder
Von der Macht der Anderen
Noch von der eigenen Ohnmacht
Dumm machen lassen.“

http://www.kluge-alexander.de/zur-person/reden/2009-adorno-preis.html

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@ZG,

ja, das ist oft die bittere Wahrheit. Aber auch Öffentlichkeit kann Macht erzeugen. Deshalb sollte man nicht den Versuch unterlassen, etwas herauszufinden und es öffentlich zu machen. Das ist letztlich ja auch das Credo von Michael Buback.

Besten Gruß vom Perlenspieler

 

Mitglied des Krisenstabes Herr Schreckenberg, gibt ein erschreckendes Interwiev am Abend des 24.07.2010

http://www.einslive.de/medien/html/1live/2010/07/24/wdr-extra-loveparade-interview-sicherheitskonzept.xml

(z.B.  die Treppe habe kein Geländer ) was für ein Mensch, der so viele unterschiedliche Aussagen macht und doch von allem und nichts überzeugend reden will.

Ich habe wieder viel gelesen und gesehen.Dabei ist auch unteranderem auffällig, dass die eigentliche Bühne nicht sofort einsichtig ist,sondern uns die Hinterseite zeigt.Natürlich drängt jeder in den hinteren Bereich.Die Floads werden nur am Rande beachtet. Die Besucher,die von der Rampe kommend naturgemäß rechtsherum gehen,werden an Mauern und Böschungen entlang über Schotter auf das Gelände geführt.Eine sehr enge Stelle am Ende der Rampe,durch Schotteraufschüttung,erschwert das weiterkommen,wenn auch noch die Floads vorbeifahren.

bei Min. 4:02

http://www.youtube.com/user/Siggi1338#p/c/C829BF708216B3B4/2/nu5NaHIcf30

Wie voll es auf den Zuwegen zur gleichen Zeit war bei Min. 5:17 http://www.youtube.com/user/Siggi1338#p/c/C829BF708216B3B4/2/nu5NaHIcf30 

Die Frage D.8 auf Seite 25 http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV15-50.pdf 

läßt sich ganz einfach beantworten. Ab 16:47 ist er hier zu sehen : http://www.youtube.com/watch?v=DloSDzByYG4&feature=related

ausserdem redet Herr Schaller sich hier um Kopf und Kragen.Ein Loveparade traugliches Gelände,das die Firma Aurelis errichtet haben will, sieht meiner Meinung nach anders aus. http://www.wdr.de/themen/panorama/loveparade_2010/hintergruende/360grad/index.php

Ich vermisse auch die Sorgfalt der sogenannten Entfluchtung. Das Gelände war rundherum abgesperrt.Der Zu und Abweg durch die beiden Tunnel, von Böschungen umgeben.Ebenso die Wege zur Autobahn.Überall am Rande der Absperrungen,

Schotter und unwegsames Gelände.Dies und im besonderen die Lage der Bühne, mit nur einem Aus und Eingang durch die Tunnelanlage auf das Gelände. Wo kann man da von einer Entfluchtung reden?

Eine vorgeschriebene ELA war wie vorgeschrieben nicht vorhanden.Wenn die Bauaufsicht noch am Vorabend der Veranstaltung bis nach 23:00 Uhr bei der Ortsbegehung Beanstandungen hatte, mußte sie sich auch vergewissern,dass

spätestens zum Zeitpunkt der Öffnung,die bereits angemahnt wurde und verspätet stattfand,alles seine Richtigkeit hatte.

Sollte dies nicht der Fall sein,hätte eine Genehmigung versagt werden können/müssen.

Auch hatte die Stadt Duisburg wie hier: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV15-50.pdf beschrieben, ab Genehmigung auch weiterhin die Sorge für einen reibungslosen Ablauf zu tragen.

Ich bin gespannt, wie weiter untersucht und gehandelt wird.

 

Die Loveparade 2010 HD Part 1 bis 6 Videos zeigen deutlich wie der Verlauf des Events war. http://www.youtube.com/user/Siggi1338#p/c/C829BF708216B3B4/0/7763iM2hF_o

  

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Mutter schrieb:

Mitglied des Krisenstabes Herr Schreckenberg, gibt ein erschreckendes Interwiev am Abend des 24.07.2010

http://www.einslive.de/medien/html/1live/2010/07/24/wdr-extra-loveparade-interview-sicherheitskonzept.xml

(z.B.  die Treppe habe kein Geländer ) was für ein Mensch, der so viele unterschiedliche Aussagen macht und doch von allem und nichts überzeugend reden will.

Ich sehe, dass Schreckenberg da als Mitglied des Krisenstabes vorgestellt wird. Und er das auch nicht dmentiert.
Das war mir biher nicht bekannt!
Finde es auch nicht unproblematisch, in wie vielen Rollen er hier auftaucht.
Doktorvater der Traffgo Besitzer. Gutachter zur Beurteilung von deren Entfluchtungsanalyse, Mitglied des Krisenstabes, wenn es trotzdem schief geht...

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"Inwiefern handelt zum Beispiel jemand, der wiederholt (!) auf ein Plakat klettert von dem andere und er bereits heruntergefallen sind, vorsätzlich bzw. fahrlässig in Bezug auf die Gefährdung derjenigen, auf die er ja wiederholt fällt?"

 

Ach Martina, sind sie tatsächlich immer noch der Meinung, man müsste die Opfer dieses Disasters zur Verantwortung ziehen.

 

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man im internet keinerlei fundierte wissenschaftlich Beiträge zum nachlesen finden kann, die beschreiben, wie Menschen reagieren und handeln in einer lebensbedrohlichen Paniksituation.

 

Mein gesunder Menschenverstand sagt mir aber, daß allein der Versuch mehrfach hintereinander über eine Plakatwand die ca. 8m hohe Mauer zu erlkimmen, beweist, daß bei diesem Menschen mental nur noch Flucht auf dem Programm stand und das Ratio dabei völlig ausgeschaltet war.

 

Aus diesem Grunde kann man auch die Personen, die über die Köpfe anderer Besucher hinweg aus dieser auswegslosen Situation flüchten wollten, oder solche, die wild um sich geschlagen und getrampelt haben nicht verklagen, auch wenn das mancher gerne hätte.

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Ich habe auch noch einmal Fragen zu den Polizeisperren:

Welchen Sinn sollte es denn bloß machen, die Tunnel in ihrer Mitte zu sperren? Das hat doch zur Folge, dass die in den Tunnel Hineinlaufenden die Sperre nicht gleich sehen können. Sehen sie sie, so müssen sie entweder gegen den Strom der nach ihnen Hineinlaufenden versuchen, wieder herauszukommen, oder aber sie werden gegen die Polizeisperre gedrückt. Es ist doch absehbar, dass eine solche Polizeikette nicht lange gehalten werden kann.

Durch die Sperrung auf der Rampe staute man zudem diejenigen, die auf das Festivalgelände wollten, und diejenigen, die es verlassen wollten, von beiden Seiten auf.

Insgesamt staute man also von allen Seiten Personenströme auf (wobei dies in den Tunneln auch noch auf eine Weise geschah, die von den heranströmenden Besuchern von außen nicht gesehen werden konnte - sie demnach auch nicht vom Zuströmen abhalten konnte).

Wie hatte man sich denn bloß eine Auflösung dieser Situation vorgestellt?

Dachte man, die Leute würden jeweils irgendwie wieder nach hinten verschwinden?

Oder dachte man einfach nicht weiter, als dass man die Leute halt erst einmal irgendwie aufhalten wollte? Handelt es sich schlicht um eine Fehlentscheidung eines mit der Situation überforderten Entscheidungsbefugten der Polizei, der über eine Auflösung der aufgestauten Personenströme vor seiner Entscheidung nicht nachdachte oder sich die Konsequenzen im Augenblick seiner Entscheidung nicht vorstellen konnte?

Und wenn der Grund für das Aufstauen der Personenströme auf drei Seiten darin bestand, dass es am Kopf der Rampe (Eingang zum Festivalgelände) "Pushern" des Veranstalters nicht gelang, das Publikum zu einem Weitergehen auf das Gelände zu veranlassen: Warum kam dann die Polizei nicht irgendwann auf die Idee, dort zu helfen und Platz zu schaffen?

Und wenn man verhindern wollte, dass weitere Personen durch die Tunnel auf den Platz vor der Rampe kamen, aber offenbar die Eingangsschleusen nicht geschlossen waren: Warum wurden die Kräfte, die man merkwürdiger Weise in der Mitte der Tunnel positionierte, nicht dafür genutzt, an den Einlassschleusen zu helfen?

Warum nur staute die Polizei die Leute so lange von allen Seiten auf, bis die Sperren erwartungsgemäß nicht mehr haltbar waren und die Personenströme aufeinander prallten?

 

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Die Leserin schrieb:
Ich habe auch noch einmal Fragen zu den Polizeisperren:

Welchen Sinn sollte es denn bloß machen, die Tunnel in ihrer Mitte zu sperren? Das hat doch zur Folge, dass die in den Tunnel Hineinlaufenden die Sperre nicht gleich sehen können. Sehen sie sie, so müssen sie entweder gegen den Strom der nach ihnen Hineinlaufenden versuchen, wieder herauszukommen, oder aber sie werden gegen die Polizeisperre gedrückt. Es ist doch absehbar, dass eine solche Polizeikette nicht lange gehalten werden kann.

Durch die Sperrung auf der Rampe staute man zudem diejenigen, die auf das Festivalgelände wollten, und diejenigen, die es verlassen wollten, von beiden Seiten auf.

Insgesamt staute man also von allen Seiten Personenströme auf (wobei dies in den Tunneln auch noch auf eine Weise geschah, die von den heranströmenden Besuchern von außen nicht gesehen werden konnte - sie demnach auch nicht vom Zuströmen abhalten konnte).

Wie hatte man sich denn bloß eine Auflösung dieser Situation vorgestellt?

Dachte man, die Leute würden jeweils irgendwie wieder nach hinten verschwinden?

Oder dachte man einfach nicht weiter, als dass man die Leute halt erst einmal irgendwie aufhalten wollte? Handelt es sich schlicht um eine Fehlentscheidung eines mit der Situation überforderten Entscheidungsbefugten der Polizei, der über eine Auflösung der aufgestauten Personenströme vor seiner Entscheidung nicht nachdachte oder sich die Konsequenzen im Augenblick seiner Entscheidung nicht vorstellen konnte?

Und wenn der Grund für das Aufstauen der Personenströme auf drei Seiten darin bestand, dass es am Kopf der Rampe (Eingang zum Festivalgelände) "Pushern" des Veranstalters nicht gelang, das Publikum zu einem Weitergehen auf das Gelände zu veranlassen: Warum kam dann die Polizei nicht irgendwann auf die Idee, dort zu helfen und Platz zu schaffen?

Und wenn man verhindern wollte, dass weitere Personen durch die Tunnel auf den Platz vor der Rampe kamen, aber offenbar die Eingangsschleusen nicht geschlossen waren: Warum wurden die Kräfte, die man merkwürdiger Weise in der Mitte der Tunnel positionierte, nicht dafür genutzt, an den Einlassschleusen zu helfen?

Warum nur staute die Polizei die Leute so lange von allen Seiten auf, bis die Sperren erwartungsgemäß nicht mehr haltbar waren und die Personenströme aufeinander prallten?

Die Polizei hat in Gestalt von Herrn Wehe wirklich breit Rede und Antwort gestanden, hat offen gelegt warum sie da stand , wo sie stand, wieviel Polizisten ad hoc da waren und später zugeführt wurden.
Das material gibt es in den verschiedenen PKs des Innenminsiters, die vollständig auch auf youtube dokumentierte sind. Statements sogar auf der Titelseite des Innenministers:
http://www.im.nrw.de/

Wehe hat auch b-im Gegensatz zu Duisburg und Lopavent auf der Sondersitzung des Innenausschusses am 4. August Rede und Antwort gestanden. Das Wort Protokoll ist hier:
http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMA15-7.pdf

Das hat er auf der Sitzung des Innenausschusses am 4.9 erneut getan. Da war ich anwesend, das Protokoll wird folgen.

Man muss das nicht glauben, aber es ist quantitativ klar gestellt:
Wir sprechen von einer Einsatzhundertschaft.

In ihrer Besprechung gehen Carsten Walter und der Abschnittsleiter davon aus. Man will oben am Rampenende mit Pushern Stau auflösen. Man will beide Eingänge sperren. Dafür will man keine Hilfe. Die Ketten sollen in beiden Tunneln druck wegnehmen. Was ihnen ja auch gelingt und länger gelungen wäre, wenn die Eingänge zu gewesen wären.

Es geht schief:
weil oben sich kein Pfropf löst, und wahrscheinlich keiner mehr eine Methode dazu spielt:
Rattenfängermethode
Pusher
Ela-Anlage.

Die Verinzelungsanlagen offensichtlich breit offen sind. (Wozu wir so gut wie nichts wissen.)
Da kann in der Tat durch Polizeikameras oder die Bilder der Kamera 17 und der (unzensierten) Kamera 14 noch viel neues ins Bild rücken. Da Lopavent dies im Rahmen seiner Veröffentlichung nicht getan hat werden wir wahrscheinlich warten müssen bis die Staatsanwaltschaft Polizeivideos frei gibt oder wir auch diesen Teil aus youtube Prespektive rekonstruieren können.

Ich glaube, die Polizei ging bis zum Brechen ihrer Ketten davon aus, dass Walters Aussage, die Vereinzelungsanlagen bekäme man alleine geschlossen funktionierte. Hatte ja trotz Massenansturm auch bis dahin geklappt.

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Lothar Evers schrieb:

Die Polizei hat in Gestalt von Herrn Wehe wirklich breit Rede und Antwort gestanden, hat offen gelegt warum sie da stand , wo sie stand, wieviel Polizisten ad hoc da waren und später zugeführt wurden.
[...]

In ihrer Besprechung gehen Carsten Walter und der Abschnittsleiter davon aus. Man will oben am Rampenende mit Pushern Stau auflösen. Man will beide Eingänge sperren. Dafür will man keine Hilfe. Die Ketten sollen in beiden Tunneln druck wegnehmen. Was ihnen ja auch gelingt und länger gelungen wäre, wenn die Eingänge zu gewesen wären.

Es geht schief:
weil oben sich kein Pfropf löst, und wahrscheinlich keiner mehr eine Methode dazu spielt:
Rattenfängermethode
Pusher
Ela-Anlage.

Die Verinzelungsanlagen offensichtlich breit offen sind. [...]

Ich glaube, die Polizei ging bis zum Brechen ihrer Ketten davon aus, dass Walters Aussage, die Vereinzelungsanlagen bekäme man alleine geschlossen funktionierte. Hatte ja trotz Massenansturm auch bis dahin geklappt.

Ich weiß, dass dazu Erklärungen abgegeben wurden. Diese erklären mir die Vorgehensweise jedoch nicht.

Es ist in meinen Augen immer eine schlechte Idee, Tunnel in ihrer Mitte zu sperren. Warum nicht am Eingang - egal, was der Veranstalter sagt?

Mit der Sperrung auf der Rampe musste man sich darüber im Klaren sein, dass man Personenströme von zwei Seiten (Auf- und Abgänger) aufstaute.

Was mir die Vorgehensweise vor allem unerklärlich macht, ist der lange Zeitraum, in dem man daran festhielt, obwohl schnell deutlich wurde, dass der Plan - warum auch immer - nicht aufging. Wie ein Arzt, der seinen Patienten todtherapiert, obwohl schnell deutlich wird, dass er ihm die falschen Medikamente verschrieben hat.

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Lieber Her Ewers,

für meinen Kenntnisstand, der sich aus offiziellen Veröffentlichungen der Hauptakteure und inoffiziellen Dokumentationen in der Netzwelt, kaum jedoch aus traditionellen Massenmedien herleitet, und mein Empfinden sind Sie zu sehr darauf ausgerichtet, die Polizei zu exkulpieren.

Anstatt zu spekulieren, was uns fehlende Kameraperspektiven zeigen könnten, halte ich mich einstweilen an das, was auf hinreichend vielen Videos zu sehen ist, nämlich dass die Polizeisperre zwischen etwa 16.15 und 16.45 im unteren Rampenbereich recht ursächlich zu einer extremen Verdichtung der Menschenmenge in diesem Bereich beigetragen hat. Wozu wurde sie aufrechterhalten, nachdem die äußeren Absperrungen (in und vor den Tunneln) aus welchem Grund auch immer hinfällig geworden waren? Was war überhaupt das taktische Ziel dieser Sperre, die zunächst einmal tausende von Heimkehrwilligen daran gehindert hat, das Gelände zu verlassen? Wenn ein Hauptproblem darin bestand, dass sich die Neuankommenden nicht mehr oben auf dem Hauptgelände verteilten - und sei es weil die Parade stillstand damit Schaller seinen Float für's Fernsehen in Szene stellen konnte - dann wäre es doch sinniger gewesen, dort oben Präsenz zu entwickeln und den Job der Pusher zu übernehmen (oder zu unterstützen) anstatt weiter unten diesen dicken Propfen anschwellen zu lassen, der den schleppenden Zugang nach oben endgültig lahmlegte und die Leute zu den gefährlichen Nadelöhren hat streben lassen...

War das alles am Ende nur ein Spiel auf Zeit mit dem unguten Gefühl, dass insgesamt zwischen 16 und 17 Uhr mehr Menschen auf das Partygelände zuströmten, als dort noch unterzubringen waren. Hatte man die Hoffnung, in der Zwischenzeit noch ein paar 10.000 Heimkehrer loszuwerden? Dumm nur, das für die kein adäquater Weg bereitstand...

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Burkhard Gutleben schrieb:

Lieber Her Ewers,

für meinen Kenntnisstand, der sich aus offiziellen Veröffentlichungen der Hauptakteure und inoffiziellen Dokumentationen in der Netzwelt, kaum jedoch aus traditionellen Massenmedien herleitet, und mein Empfinden sind Sie zu sehr darauf ausgerichtet, die Polizei zu exkulpieren.

Anstatt zu spekulieren, was uns fehlende Kameraperspektiven zeigen könnten, halte ich mich einstweilen an das, was auf hinreichend vielen Videos zu sehen ist, nämlich dass die Polizeisperre zwischen etwa 16.15 und 16.45 im unteren Rampenbereich recht ursächlich zu einer extremen Verdichtung der Menschenmenge in diesem Bereich beigetragen hat. Wozu wurde sie aufrechterhalten, nachdem die äußeren Absperrungen (in und vor den Tunneln) aus welchem Grund auch immer hinfällig geworden waren? Was war überhaupt das taktische Ziel dieser Sperre, die zunächst einmal tausende von Heimkehrwilligen daran gehindert hat, das Gelände zu verlassen? Wenn ein Hauptproblem darin bestand, dass sich die Neuankommenden nicht mehr oben auf dem Hauptgelände verteilten - und sei es weil die Parade stillstand damit Schaller seinen Float für's Fernsehen in Szene stellen konnte - dann wäre es doch sinniger gewesen, dort oben Präsenz zu entwickeln und den Job der Pusher zu übernehmen (oder zu unterstützen) anstatt weiter unten diesen dicken Propfen anschwellen zu lassen, der den schleppenden Zugang nach oben endgültig lahmlegte und die Leute zu den gefährlichen Nadelöhren hat streben lassen...

War das alles am Ende nur ein Spiel auf Zeit mit dem unguten Gefühl, dass insgesamt zwischen 16 und 17 Uhr mehr Menschen auf das Partygelände zuströmten, als dort noch unterzubringen waren. Hatte man die Hoffnung, in der Zwischenzeit noch ein paar 10.000 Heimkehrer loszuwerden? Dumm nur, das für die kein adäquater Weg bereitstand...

Ich exculpiere niemand. Weil ich nicht mit Schuld befasst bin, sondern mit dem erzählen von Geschichten. Da interessieren mich in der Tat die Geschichten mehr, die im verborgenen bleiben sollen. Ich möchte das handeln der Akteure gar nicht beurteilen, sondern erst mal darstellen. Das scheint mir für die Polizei geleistet. Wir wissen wo wann welche Kaette stand und in den diversen Foren, wird dasrauf und runter als falsch oder sonstwie beurteilt. Ich kann nur sagen: da war eine Hundertschaft, die wurde so aufgestellt. Ob das richtigm, falsch, strafrechtklich relevant ist, zu beurteilen überlasse ich anderen. als jemand der jeden Tag schriftlich wie mündlich fragen stellt mache ich mit Lopavent die schlchtesten Erfahrungen. Dann kommt die Stadt Duisburg. Wobei ich hoffe und eine Zusage habe, dass man jetzt Nachfragen zum Schlussbericht stellen kann und die auch beantwortet bekommt. Da bin ich in drei Wochen schlauer. Bei Polizei und Innenministerium habe ich den Eindruck, dass die umfassend informieren, an ein Paar Stellen vom Staatsanwalt gebeten werden, das nicht öffentlich zu tun. Die Polizei ist auch nicht mit Propagendastreifen wie Herr Schaller und mit teuren Exculpationsgutachten auf dem Markt. Im gegensatz zu vielen von Ihnen muss ich ja den direkten Kontakt mit Menschen und Informanten suchen, und fühle mich in der Tat von diesen Beteiligten am besten be- und verantwortet.

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Lothar Evers schrieb:

 Im gegensatz zu vielen von Ihnen muss ich ja den direkten Kontakt mit Menschen und Informanten suchen, und fühle mich in der Tat von diesen Beteiligten am besten be- und verantwortet.

Wenn Sie von Polizei und Innenministerium am ehesten Antworten bekommen, dann fragen Sie doch bitte mal nach der Sinnhaftigkeit,a so den zugrunde liegenden Überlegungen, der Polizeikette am unteren Ende der Rampe, auf die Jürgen G. in seinem Bericht um 16.10 Uhr trifft und auf diese Antwort bin ich wirklich gespannt:

http://www.faz.net/s/RubCCB49507459C498F8E6FA9E990486D14/Doc~E22C5B69612CB48868FF4F9A0C0568144~ATpl~Ecommon~Scontent.html

 

„Um 16.10 Uhr wieder ein Stopp. Der Weg zum Veranstaltungsgelände endete am unteren Ende der Rampe nach etwa 20 Metern: die erste Polizeisperre. Etwa zehn Polizisten wollten verhindern, dass die abgehenden Besucher auf die Masse der ankommenden Menschen traf. Links und rechts von den Beamten waren Absperrgitter zu einem Dreieck aufgebaut, die wiederum mit einem einfachen Gitter die Lücke zu den seitlichen Wänden schlossen. Sowohl für die Menschen, die aus den Tunneln um die Ecke bogen, als auch für die Heimgänger war hier Endstation. Der Raum zwischen den Tunnelenden füllte sich.“ 

 

 

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[quote=Westblick]

Wenn Sie von Polizei und Innenministerium am ehesten Antworten bekommen, dann fragen Sie doch bitte mal nach der Sinnhaftigkeit,a so den zugrunde liegenden Überlegungen, der Polizeikette am unteren Ende der Rampe, auf die Jürgen G. in seinem Bericht um 16.10 Uhr trifft [...]

[quote]

Die Polizeisperren hat auch das Innenministerium dokumentiert,

http://www.mik.nrw.de/hom/doks/100728_sperrlinien%20polizei.pdf

wobei sich die Uhrzeiten auf der Grafik nicht mit den Augenzeugenberichten und Kamera-Aufnahmen decken. Ich denke, das liegt daran, dass die Sperren bereits zu einem früheren Zeitpunkt als auf der Grafik angegeben, durchlässig wurden und dann irgendwann ganz zerbrachen. Es gab also u.U. nicht DEN Augenblick der Auflösung, sondern einen Prozess der Auflösung.

Wenn Herr Evers bezüglich der Sinnhaftigkeit von Sperren mitten in Tunneln und unten auf der Rampe mal nachbohren mag, dann würde mich das Ergebnis auch sehr interessieren.

http://www.faz.net/s/RubCCB49507459C498F8E6FA9E990486D14/Doc~E22C5B69612CB48868FF4F9A0C0568144~ATpl~Ecommon~Scontent.html

 

„Um 16.10 Uhr wieder ein Stopp. Der Weg zum Veranstaltungsgelände endete am unteren Ende der Rampe nach etwa 20 Metern: die erste Polizeisperre. Etwa zehn Polizisten wollten verhindern, dass die abgehenden Besucher auf die Masse der ankommenden Menschen traf. Links und rechts von den Beamten waren Absperrgitter zu einem Dreieck aufgebaut, die wiederum mit einem einfachen Gitter die Lücke zu den seitlichen Wänden schlossen. Sowohl für die Menschen, die aus den Tunneln um die Ecke bogen, als auch für die Heimgänger war hier Endstation. Der Raum zwischen den Tunnelenden füllte sich.“ 

 

 

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Sorry, jetzt habe ich auch Kuddelmuddel produziert. Der Beitrag endet bei dem Wörtchen "interessieren".

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Die Leserin schrieb:
wobei sich die Uhrzeiten auf der Grafik nicht mit den Augenzeugenberichten und Kamera-Aufnahmen decken.

 

Die Uhrzeiten des FAZ-Bericht und der vom NRW-Innenministerin decken sich jedenfalls: Jürgen G. traf um 16.10 Uhr auf die Polizeisperre, die als "Sperrlinie 3" in der NRW-Grafik bezeichnet wird. In der NRW-Grafik fehlt allerdings die Sperre an der oberen Rampe.

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Westblick schrieb:

 

„Um 16.10 Uhr wieder ein Stopp. Der Weg zum Veranstaltungsgelände endete am unteren Ende der Rampe nach etwa 20 Metern: die erste Polizeisperre. Etwa zehn Polizisten wollten verhindern, dass die abgehenden Besucher auf die Masse der ankommenden Menschen traf. Links und rechts von den Beamten waren Absperrgitter zu einem Dreieck aufgebaut, die wiederum mit einem einfachen Gitter die Lücke zu den seitlichen Wänden schlossen. Sowohl für die Menschen, die aus den Tunneln um die Ecke bogen, als auch für die Heimgänger war hier Endstation. Der Raum zwischen den Tunnelenden füllte sich. 

 

 

Die Polizisten wollen nicht die abgehenden Besucher aufhalten sondern die Ankommenden davon abhalten noch weiter nach oben in den Propf zu laufen denn dort sind durch den Seitlichen Druck bauzaune Umgefallen .

weil sie nicht ebensogut abgestützt waren wie die Zäune zu den Hallen in V3.

wenn die die Polizisten eigene Gitter mit Signalen wie Stopp oder Gefahr oder go dabeigehabt häättttte dann und nur dann wäre möglicherweise einiges anderst gelaufen .usw.

 

mffffggggg

 

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Wie sollten eigentlich die Besucher GESTEUERT werden, die das Veranstaltungsgelände verlassen wollten.

Es wurden beispielsweise zwischen 17:00 und 18:00 Uhr nicht nur 90.000 Personen erwartet, die über Einlassstellen GESTEUERT über den Tunnel auf das Veranstaltungsgelände geführt werden sollten.

Im gleichen Zeitraum waren ja auch 55.000 Besucher prognostiziert, die bereits wieder den Heimweg antreten würden. Diese sollten dann UNGESTEUERT einfach in den Tunnel wandern.

Welchen Zweck zur Regulierung von Personenströmen bzw. –mengen hatten dann noch die Einlassstellen, wenn von der anderen Seite der Tunnel droht „vollzulaufen“.

Könnte genau diese Planungslücke der Grund für die notdürftig errichteten Polizeiketten sein ???

strogoli schrieb:

Wie sollten eigentlich die Besucher GESTEUERT werden, die das Veranstaltungsgelände verlassen wollten.

Es wurden beispielsweise zwischen 17:00 und 18:00 Uhr nicht nur 90.000 Personen erwartet, die über Einlassstellen GESTEUERT über den Tunnel auf das Veranstaltungsgelände geführt werden sollten.

Im gleichen Zeitraum waren ja auch 55.000 Besucher prognostiziert, die bereits wieder den Heimweg antreten würden. Diese sollten dann UNGESTEUERT einfach in den Tunnel wandern.

Welchen Zweck zur Regulierung von Personenströmen bzw. –mengen hatten dann noch die Einlassstellen, wenn von der anderen Seite der Tunnel droht „vollzulaufen“.

Könnte genau diese Planungslücke der Grund für die notdürftig errichteten Polizeiketten sein ???

Ich glaube, die Methode hiess nicht ohne Grund:
schleusen.
Wie in der Binnenschiffahrt: den Zugang sperren, damit Platz für das rausgehen ist. Wenn man irgendetwas anderes geplant hätte wären sowohl im Tunnel als auch auf der Rampe vertikale Absperrungen mit Personal nötig gewesen. Einen separaten Abgang hatte man erst wieder ab den Vereinzelungsanlagen. Die sog.Löwengänge. Die gingen aber zum Teil auch auf und wurden von anreisenden Besuchern gefüllt. Ursprünglich hatte man vielleicht sogar vertikale Absperrungen vorgesehen:
Vom "Prinzip Einbahnstrasse" zum "Prinzip Schleuse":
http://www.blog.lotharevers.com/triumph-and-disaster/sicherheitskonzept-...
http://www.blog.lotharevers.com/triumph-and-disaster/sicherheit-lovepara...

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Zur Einschätzung der Stadt bzw. der Genehmigungsbehörden über den Karl-Lehr-Tunnel als einzigen Zu- und Abgang und der Möglichkeit einer Massenpanik:

„Ein Szenario für eine mögliche Massenpanik im Tunnel bzw. auf der Rampe gab es nicht. Denn nach dem Sicherheitskonzept konnte es wegen der jederzeitigen Bewegungsmöglichkeit im Tunnel hierzu nicht kommen. Die Rampe und der Tunnel waren als Rettungsweg Nr. 15 für den Fall einer Evakuierung des Veranstaltungsgeländes vorgesehen.“

„Gesondert abgesperrte Freiflächen im Tunnel für den Fall eines zu großen Menschendrucks gab es nicht. Denn das Sicherheitskonzept des Veranstalters sah vor, den Zu- und Abfluss zum Veranstaltungsgelände so zu steuern, dass es zu einem solchen Druck nicht kommen konnte.“

„Das Sicherheitskonzept des Veranstalters sah vor, über die Steuerung des Besucherzulaufs an den Vereinzelungsanlagen eine Stagnation im Tunnel zu verhindern. Vor diesem Hintergrund war eine Trennung von Zu- und Abgängen nicht erforderlich.“

Und daraus darf man nun keine Fahrlässigkeit der zuständigen Verantwortlichen ableiten ???

strogoli schrieb:

Zur Einschätzung der Stadt bzw. der Genehmigungsbehörden über den Karl-Lehr-Tunnel als einzigen Zu- und Abgang und der Möglichkeit einer Massenpanik:

„Ein Szenario für eine mögliche Massenpanik im Tunnel bzw. auf der Rampe gab es nicht. Denn nach dem Sicherheitskonzept konnte es wegen der jederzeitigen Bewegungsmöglichkeit im Tunnel hierzu nicht kommen. Die Rampe und der Tunnel waren als Rettungsweg Nr. 15 für den Fall einer Evakuierung des Veranstaltungsgeländes vorgesehen.“

„Gesondert abgesperrte Freiflächen im Tunnel für den Fall eines zu großen Menschendrucks gab es nicht. Denn das Sicherheitskonzept des Veranstalters sah vor, den Zu- und Abfluss zum Veranstaltungsgelände so zu steuern, dass es zu einem solchen Druck nicht kommen konnte.“

„Das Sicherheitskonzept des Veranstalters sah vor, über die Steuerung des Besucherzulaufs an den Vereinzelungsanlagen eine Stagnation im Tunnel zu verhindern. Vor diesem Hintergrund war eine Trennung von Zu- und Abgängen nicht erforderlich.“

Und daraus darf man nun keine Fahrlässigkeit der zuständigen Verantwortlichen ableiten ???

Das ist das, was Veranstaltungsfachleute so fassungslos macht: Alles, was die Durchführung der Loveparade an diesem Ort aus Sicherheitsgründen verhindert hätte, hat man einfach rigoros ausgeklammert. Deshalb gab es einfach kein Sicherheitskonzept für den Bereich zwischen Einlassschleusen und Rampe.

Besonders fassungslos macht, dass man sich hinterher hinstellt und erklärt: "Das war nicht vorgesehen, das haben wir ausgeschlossen", so als sei es völlig selbstverständlich. Man sieht Risiken einfach nicht vor, also stehen sie nicht in den Unterlagen, also kann man diese genehmigen.

Ein Bühnenstück, in dem dergleichen vorkäme, würden wir für schlecht halten, denn wir fänden die Parodie auf die behördlichen Bürokraten platt und übertrieben.

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Monatelang war Kamera 17 verschwunden. Sie sollte der Loveparade – Security Bilder vom Osteingang zum Loveparade Veranstaltungsgelände liefern und hing oben am Eisenbahntunnel über der Karl Lehr Strasse mit Blick auf die Vereinzelungsanlage Ecke Grabenstrasse.

Seit die ersten Bilder von Überwachungskameras auftauchten, war aber statt von 17 Kameras immer nur von 16 Kameras die Rede. Egal ob SPIEGEL oder BILD Material zugespielt wurde: Rainer Schaller und seine Lopavent GmbH verschwiegen die Existenz von Kamera 17. Hätte sich nicht DocuNews auf die Spur der fehlenden Kamera 17 begeben. Und sie auch wieder gefunden, im Veranstaltungskonzept der Lopavent und zahlreichen Plänen dazu:
http://docunews.org/loveparade/analyse/lopavent-dokumentation-lugt-die-w...

Lopavent hatte immerhin behauptet, man habe das vollständige Material der Überwachungskameras im Internet dokumentiert. Auf Nachfragen an Lopavent und deren beauftragten Rechtsanwälte wurde geschwiegen.

Jetzt zählt auch Lopavent vollständig und hat Kamera 17 wieder entdeckt. Allerdings erst, nachdem der WDR die Recherche zur fehlenden Kamera 17 aufgegriffen hatte:
http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/lokalzeit_duisburg.xml

Um Ausreden für die Unterschlagung von Kamera 17 ist man bei Lopavent nicht verlegen:

Kamera 17 war am Veranstaltungstag planmäßig in Betrieb und hat als Überwachungskamera auch ohne Störung funktioniert. Aus technischen Gründen war es leider nicht möglich, sämtliche Kameras aufzuzeichnen. Von Kamera 17 liegen uns keine Aufzeichnungen vor.

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Reformdruide schrieb:

Betreff: Karl Janssen

a) Janssen ist (Neben U. Gerste) Geschäftsführer der DMG

http://www.duisburg-marketing.de/de/home/index.html

b) Zweifel an der Rolle Janssens am 24.7. im Krisenstab sind angebracht, vgl.

http://www.rp-online.de/niederrheinnord/duisburg/nachrichten/Krisenstab-...

mfg

Reformdruide

Der Gerste Gerste Stellvertreter und der Kulturdezernent sind glaube ich zwi verschiedene.
Herr Licht spricht glaube ich vom Kulturdezernent...

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Nach Vergleich der Fotos gehe ich davon aus, dass der DMG-Geschäftsführer Janssen

und der Duisburger Kulturdezernent Janssen ein und dieselbe Perosn sind.

 

http://www.duisburg-marketing.de/de/visitenkarten/janssen.php

http://www.duisburg.de/rathaus/rathaus/verwaltungsvorstand/1020101000000...

 

Beim DMG-Janssen ist eine email-Adresse in der Domain der Stadt Duisburg angegeben (duisburg.de), U. Gerste hat eine in der der Domain duisburg-marketing.de.

 

mfg

Reformdruide

 

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ja, stimmt. In diesem zusammenhang möchte ich auf den Duisburg marketing-einsatzkoordinator aufmerksam machen, der bei der a40-sperrung ein interview mit janssen fuehrte. dieser mann betreute auch die trauergaben reinschmeißerei in den schwarz lackierten schiffscontainer mit hineingesetzter glasscheibe. einieg machen viel.

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Reformdruide schrieb:

Nach Vergleich der Fotos gehe ich davon aus, dass der DMG-Geschäftsführer Janssen

und der Duisburger Kulturdezernent Janssen ein und dieselbe Perosn sind.

 

http://www.duisburg-marketing.de/de/visitenkarten/janssen.php

http://www.duisburg.de/rathaus/rathaus/verwaltungsvorstand/1020101000000...

 

Beim DMG-Janssen ist eine email-Adresse in der Domain der Stadt Duisburg angegeben (duisburg.de), U. Gerste hat eine in der der Domain duisburg-marketing.de.

 

mfg

Reformdruide

 

Dann war er von Anfang an in die Planung der Loveparade in Duisburg involviert, angefangen bei den ersten Sitzungen in 2008, dann in der Arbeitsgruppe 3 "Öffentlichkeitsarbeit / Betreuung Anwohner", s. Anlage 9 (allerdings anzunehmender Weise nicht in die Erstellung dessen, was als "Sicherheitskonzept" bezeichnet wird).

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Er behauptet aber das Gegenteil.

 

[/quote]

Dann war er von Anfang an in die Planung der Loveparade in Duisburg involviert, angefangen bei den ersten Sitzungen in 2008, dann in der Arbeitsgruppe 3 "Öffentlichkeitsarbeit / Betreuung Anwohner", s. Anlage 9 (allerdings anzunehmender Weise nicht in die Erstellung dessen, was als "Sicherheitskonzept" bezeichnet wird).

[/quote]

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Reformdruide schrieb:

Nach Vergleich der Fotos gehe ich davon aus, dass der DMG-Geschäftsführer Janssen

und der Duisburger Kulturdezernent Janssen ein und dieselbe Perosn sind.

 

http://www.duisburg-marketing.de/de/visitenkarten/janssen.php

http://www.duisburg.de/rathaus/rathaus/verwaltungsvorstand/1020101000000...

 

Beim DMG-Janssen ist eine email-Adresse in der Domain der Stadt Duisburg angegeben (duisburg.de), U. Gerste hat eine in der der Domain duisburg-marketing.de.

 

mfg

Reformdruide

 

Völlig richtig verehrter Druide,

Diese Stadt Duisburg mit ihren verscheidenen Formen des "Bäumchen Wesel Dich" Spiels
wird immer verwirrender.

Das neueste Gerücht: Baudezernent Dressler ist nicht nur im Verwaltungsvorstand der Stadt
sondern auch in der Bürgergruppe, die einen Neuanfang vorbereiten will..

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Lothar Evers schrieb:

Völlig richtig verehrter Druide,

Diese Stadt Duisburg mit ihren verscheidenen Formen des "Bäumchen Wesel Dich" Spiels
wird immer verwirrender.

Das neueste Gerücht: Baudezernent Dressler ist nicht nur im Verwaltungsvorstand der Stadt
sondern auch in der Bürgergruppe, die einen Neuanfang vorbereiten will..

Das ist kein Gerücht, J. Dressler ist Mitglied des "Initiativ-Kreises", vgl.

http://buergerstiftung-duisburg.de/projekte/initiativkreis-zukunft/mitgl...

und

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/Buendnis-will-Duisburg-wieder-v...

 

Meiner Meinung nach ist das allerdings (bezogen auf den Beitrag von Herrn Prof. Müller) eine Nebenschauplatz, das Verhalten der an der Vorbereitung der Loveparade beteiligten Personen nach dem Schadensereignis ist für die Klärung der strafrechtlicher Verantwortung dafür irrelevant.

Ich würde die Diskussion hier ungern zerfasern sehen, so notwendig die kritische Bewertung des Verhaltens der Duisburger Verwaltungsspitze (und nicht nur dieser) nach dem 24.07. auch ist.

 

mfg

Reformdruide

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Korrekt. Angeblich (lt. Janssen) war es bereits am 24.7. nach den Todesfällen beschlossene Sache, dass Janssen im Krisenstab ist. Er ist Dezernent fuer familie, bildung und kultur.

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meine theorie zum fehlenden Sicherheitskonzept zwischen Schleusen und Rampe:

dies war der muendliche teil

kann jemand was zu den angeblich gelöschten email-einsatzbefehlen sagen?

angeblich seitens bundespolizei - gibt es neuigkeiten?

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Lieber Burkhard Gutleben,

genau das ist das Schizophrene und gerade weil es so ungeheuerlich ist denke ich, dass die Abgehenden den Ankommenden den Weg versperren sollten, da sich auf dem GESAMTEN Veranstaltungsgelände 250.000 (oder annähernd im kritischen Bereich ./. 50.000) aufgehalten hatten. Die kritischste Uhrzeit war ja nun mal von vorne herein 16-17.00 Uhr wegen der Abschlussveranstaltung um 17 Uhr.

Wenn es also NICHT zu einer Stausituation gekommen wären, hätten ALLE, die sich im Tunnel und auf der Rampe aufgehalten hatten und nach oben wollten, massiv die legale Teilnehmerzahl ueberstiegen.

Ohne jene also, die gehen wollten hätte man diesen Stau gar nicht entstehen lassen können. Deshalb und nur deshalb wurde die Rampe zu dieser Zeit als einziger Ausgang angeboten. Dies kann nicht spontan entschieden worden sein, sondern muss meiner Ansicht nach von Klöpfel-Schreckenberg (die selbstverständlich enger zusammen arbeiteten als uns derzeit bekannt ist) vorher entwickelt worden sein. Schließlich haben die Beiden nichts anderes gemacht, als ihre Forschungsergebnisee umzusetzen, die sich aus diesen Bereichen zusammensetzen: Fußgängergegenverkehr (Sch), Personenströme (beide), Schifffahrtspersonenverkehr (K), Stau (Sch).

Ausgehend von meiner Schock-Theorie wuerde sich auch das Szenarion an den Schleusen erklären. Hier ist es m.M. nach klar, dass es zu wenige und zu viele unfähige Ordner gab und dass die dortigen Polizisten das Kommando uebernommen haben.

 

Weiß jemand, ob beide Forscher mit zum Sicherheits-/Krisenstab zählten?

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Sehr geehrter Herr Evers (#24),

bei der (vermeintlichen) Offenheit der Polizei wäre ich vorsichtig: Es kann auch Entlastungsstratgie sein, sich besonders transparent zu geben (Stichwort "brutalstmögliche Aufklärung" des Parteispendenskandals durch den damaligen hessischen Ministerpräsidenten, der sich skandalöserweise auch noch sehr lange im Amt hielt). Ich würde auch sowohl bei der ersten Presekonferenz, als die Polizeisperre auf der Rampe noch geleugnet wurde, als auch bei der Aussage von Wehe hinsichtlich der Ausstattung des Verbindungsbeamten mit einem Funkgerät, durchaus Zeweifel anmelden hinsichtlich des tatsächlichen Interesses an Wahrheitsfindung. Auch der Polizei, so mein Eindruck,  geht es vor allem um Verschiebung der Verantwortung, ebenso wie den beiden anderen Akteuren. Die immer noch verbreitete Ansicht, man sei "nicht zuständig" gewesen und nur zu Hilfe gerufen worden, ist schlicht hanebüchen. Diese Auffassung ist vielleicht geeignet, einige Journalisten und die Öffentlichkeit zu überzeugen, nicht aber Juristen. Das Gleiche gilt natürlich für die anderen: Sowohl lopavent als auch Duisburgs Lieblingskanzlei sind parteiisch, was Sie ja in Ihrem Blog und hier auch gut darlegen und mit Tatsachen unterfüttert haben.

Konkret: Nach meinem Eindruck hat man den Pfropf am Rampenkopf mit erkennbar völlig ungeeigneten Mitteln zu beseitigen versucht. Zudem hat man  durch die Sperre ein schwerwiegenderes Problem geschaffen, eigentlich zwei: den Stau derjenigen, die das Gelände verlassen wollten, und den (tödlichen) Stau im unteren Rampendrittel. Man hat diese Sperre zu lange aufrechterhalten, man hat nicht garantiert, dass nicht neue Leute durch die Tunnels auf die Rampe kamen. Von dieser Fehlentscheidung wird sich der Polizeibeamte, der dies angeordnet hat, meiner Meinung nach nur schwer entlasten können. Aber natürlich bedeutet dies keineswegs, dass diejenigen aus der Verantwortung entlassen sind, die diese Gesamtsituation überhaupt geplant und genehmigt haben.

Insgesamt ist die bisherige Aufklärung von offizieller Seite wirklich ein Trauerspiel. Ich habe aber die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die Justiz im letzten Akt noch etwas Vernünftiges bewirkt.

Besten Gruß

Henning Ernst Müller

Henning Ernst Müller schrieb:

Sehr geehrter Herr Evers (#24),

bei der (vermeintlichen) Offenheit der Polizei wäre ich vorsichtig: Es kann auch Entlastungsstratgie sein, sich besonders transparent zu geben (Stichwort "brutalstmögliche Aufklärung" des Parteispendenskandals durch den damaligen hessischen Ministerpräsidenten, der sich skandalöserweise auch noch sehr lange im Amt hielt). Ich würde auch sowohl bei der ersten Presekonferenz, als die Polizeisperre auf der Rampe noch geleugnet wurde, als auch bei der Aussage von Wehe hinsichtlich der Ausstattung des Verbindungsbeamten mit einem Funkgerät, durchaus Zeweifel anmelden hinsichtlich des tatsächlichen Interesses an Wahrheitsfindung. Auch der Polizei, so mein Eindruck,  geht es vor allem um Verschiebung der Verantwortung, ebenso wie den beiden anderen Akteuren. Die immer noch verbreitete Ansicht, man sei "nicht zuständig" gewesen und nur zu Hilfe gerufen worden, ist schlicht hanebüchen. Diese Auffassung ist vielleicht geeignet, einige Journalisten und die Öffentlichkeit zu überzeugen, nicht aber Juristen. Das Gleiche gilt natürlich für die anderen: Sowohl lopavent als auch Duisburgs Lieblingskanzlei sind parteiisch, was Sie ja in Ihrem Blog und hier auch gut darlegen und mit Tatsachen unterfüttert haben.

Konkret: Nach meinem Eindruck hat man den Pfropf am Rampenkopf mit erkennbar völlig ungeeigneten Mitteln zu beseitigen versucht. Zudem hat man  durch die Sperre ein schwerwiegenderes Problem geschaffen, eigentlich zwei: den Stau derjenigen, die das Gelände verlassen wollten, und den (tödlichen) Stau im unteren Rampendrittel. Man hat diese Sperre zu lange aufrechterhalten, man hat nicht garantiert, dass nicht neue Leute durch die Tunnels auf die Rampe kamen. Von dieser Fehlentscheidung wird sich der Polizeibeamte, der dies angeordnet hat, meiner Meinung nach nur schwer entlasten können. Aber natürlich bedeutet dies keineswegs, dass diejenigen aus der Verantwortung entlassen sind, die diese Gesamtsituation überhaupt geplant und genehmigt haben.

Insgesamt ist die bisherige Aufklärung von offizieller Seite wirklich ein Trauerspiel. Ich habe aber die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die Justiz im letzten Akt noch etwas Vernünftiges bewirkt.

Besten Gruß

Henning Ernst Müller


Wie gesagt, ich habe von Polizeitaktik keine Ahnung, und weiss auch nicht wo man Rampen adäquat sperrt. Grundsätzlich schaue ich in der Tat auf eine Hundertschaft, die dien Veranstalter unterstützt, und habe keine Ahnung, wie ich das gemacht hätte. All diese dinge die wir von der Polizei auf den Schaller Videos sehen, machen Sinn wenn man noch daran glaubt, die Eingänge gehen zu und der Pfropf löst sich auf. Sonst sind sie einfach zu schwach und inadäquat. Meine nächste Recherche wird davon Handeln, dass mehr als ein Drittel der Ordner in den offiziellen Stundenzettel null stunden haben, also höchst wahrscheinlich nicht da waren. Dann wundert es niemand mehr, warum man auf kaum einem Video Ordner, schon gar keine Puscher gibt. Da scheinen mir die Fakten zu heben.

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aber Herr Evers, wie können Sie behaupten Staatsanwaltschaft und IM bringen die meiste Transparenz. Das ist doch Unsinn. Sie mögen keine Ahnung von Polizeitaktik haben, aber was Polizeiwillkuer ist, wissen Sie doch bestimmt. Und Sie wissen auch, dass der Staat und die Staatsanwaltschaft die Polizei schuetzt und deckt.

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Lothar Evers schrieb:


Wie gesagt, ich habe von Polizeitaktik keine Ahnung, und weiss auch nicht wo man Rampen adäquat sperrt. Grundsätzlich schaue ich in der Tat auf eine Hundertschaft, die dien Veranstalter unterstützt, und habe keine Ahnung, wie ich das gemacht hätte. All diese dinge die wir von der Polizei auf den Schaller Videos sehen, machen Sinn wenn man noch daran glaubt, die Eingänge gehen zu und der Pfropf löst sich auf.

[/quote]

Da wäre es eben auch Aufgabe der Polizei gewesen, zu beurteilen, ob der Pfropf so, also mittels der Sperre aufgelöst werden kann. Wenn man weiß, dass es keinen alternativen Ausgang gibt und man keine Megafone hat, um diejengen zu steuern, die gehen wollen, dann ist doch eigentlich ziemlich klar, dass man die Massen so nicht steuern kann. Dafür ist IMO die Polizei schon selbst verantwortlich. Da finde ich ihre doch recht einseitige Sicht auf die Dinge recht befremdlich.

 

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Henning Ernst Müller schrieb:

 

Konkret: Nach meinem Eindruck hat man den Pfropf am Rampenkopf mit erkennbar völlig ungeeigneten Mitteln zu beseitigen versucht. Zudem hat man  durch die Sperre ein schwerwiegenderes Problem geschaffen, eigentlich zwei: den Stau derjenigen, die das Gelände verlassen wollten, und den (tödlichen) Stau im unteren Rampendrittel. Man hat diese Sperre zu lange aufrechterhalten, man hat nicht garantiert, dass nicht neue Leute durch die Tunnels auf die Rampe kamen. Von dieser Fehlentscheidung wird sich der Polizeibeamte, der dies angeordnet hat, meiner Meinung nach nur schwer entlasten können. Aber natürlich bedeutet dies keineswegs, dass diejenigen aus der Verantwortung entlassen sind, die diese Gesamtsituation überhaupt geplant und genehmigt haben.

 

 

Ich finde, den ursprünglichen (und auch nachvollziehbaren) Sinn dieser Polizeikette erklärt der Crowdmanager hier ganz gut:

 

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-73107830.html

 

„Walter: Wenn der Zustrom von beiden Seiten so weit reduziert worden wäre, dass die Masse, die schon auf der Rampe stand, handhabbar gewesen wäre, hätten wir oben - und nicht wie dann geschehen unten - auf der Rampe eine Polizeikette errichtet. Dann hätten wir oben mit den Pushern, also den Ordnern, die die Menge aufs Gelände schieben sollten, und der Polizei die sich oben auf der Rampe stauenden Menschen übers Gelände nach rechts und links drängen können.“

 

D.h., man wollte -bildlich gesprochen-wie bei einer verschlossenen Flasche, den Korken anheben, damit links und rechts die Flüssigkeit ausströmen kann. Problematisch ist, dass der „Korken“ aus Menschen bestand, die eigentlich das Gelände verlassen wollten und sich, aus ihnen natürlich nicht erkennbaren Gründen, wieder auf´s Gelände zurück bewegen sollten. Zumal diesen Menschen ja auch kein alternativer Ausweg zur Verfügung stand, um das Gelände zu verlassen, es gab ja nur diesen einen Ausgang. Wie sollte man denn diesem „Korken“ den Sinn der Aktion begreiflich machen ohne Megafone oder Schilder? Ich vermute, aus diesem Grunde hatte auch die Feuerwehr die geplante Kette als problematisch beurteilt. Und natürlich wäre es auch Aufgabe der Polizei gewesen, die Sinnhaftigkeit ihrer eigenen Aktionen selbst zu beurteilen. Da kann man sich nicht dadurch exculpieren, dass jetzt behauptet wird, man habe auf Wunsch oder gar Anweisung des Crowdmanagers, der ja gegenüber der Polizei nicht weisungsbefugt war, gehandelt. Wofür gibt es denn Einsatzleiter bei der Polizei? Die müssen natürlich ihre Massnahmen selbst beurteilen und verantworten. 

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Westblick schrieb:

Ich finde, den ursprünglichen (und auch nachvollziehbaren) Sinn dieser Polizeikette erklärt der Crowdmanager hier ganz gut:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-73107830.html

 

„Walter: Wenn der Zustrom von beiden Seiten so weit reduziert worden wäre, dass die Masse, die schon auf der Rampe stand, handhabbar gewesen wäre, hätten wir oben - und nicht wie dann geschehen unten - auf der Rampe eine Polizeikette errichtet. Dann hätten wir oben mit den Pushern, also den Ordnern, die die Menge aufs Gelände schieben sollten, und der Polizei die sich oben auf der Rampe stauenden Menschen übers Gelände nach rechts und links drängen können.“

 Und natürlich wäre es auch Aufgabe der Polizei gewesen, die Sinnhaftigkeit ihrer eigenen Aktionen selbst zu beurteilen. Da kann man sich nicht dadurch exculpieren, dass jetzt behauptet wird, man habe auf Wunsch oder gar Anweisung des Crowdmanagers, der ja gegenüber der Polizei nicht weisungsbefugt war, gehandelt. Wofür gibt es denn Einsatzleiter bei der Polizei? Die müssen natürlich ihre Massnahmen selbst beurteilen und verantworten. 


Das hebt möglicherweise den Unterschied zu dem wie ich auf die Dinge schaue hervor:
Ich teile diese hohe Erwartung an die Polizei nicht. Wenn da ein Einsatzleiter mit 100 Polizisten steht, dem glaubhaft versichert wird: "Lopavent bekommt die Eingänge zu", und: "Puscher lösen den Stau auf", dann ist das eben ein völlig anderer Einsatz als wenn beide Voraussetzungen nicht zutreffen. Wir sehen, glaube ich, diese 100 Polizisten ziemlich komplett im Bild während dem was dann geschieht. Zur gleichen Zeit hat Herr Walter für die gleiche Aufgabe (angeblich) 160 Ordner. Ich sehe sie nicht. Mir erzählt auch keiner, wer von denen wo steht, wem was gelingt und was nicht. Ob Walter versucht weitere Ordner zu bekommen. Ob er um Lautsprecherdurchsagen bittet. Jetzt kann man nur noch in Hindsight behaupten, wie man es hätte besser machen können. Ich hätte es mit Sicherheit in keiner der zu verteilenden Rollen besser gemacht. Deshalb versuche ich Lücken in den Fragen des Wie und Was zu klären und gebe weniger auf die Warums. So wwissen wir jetzt immerhin von Lopavent, dass es 17 statt 16 Kameras. Das finde ich einen hübschen Erfolg nach sechs Wochen konzentrierten Verschweigens. Ich kann über Gründe dieses Verschweigens spekulieren. Ich kann die neue Einlassung von Lopavent glauben, oder nicht. Bei "nicht" gibt es dann viele Varianten. Aber bei den im Moment völlig unzureichenden Fakten für diese Joint Venture von Lopavent Security und Polizei lassen sich weder fragen von richtig / falsch noch von Schuld ernsthaft beantworten.

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Henning Ernst Müller schrieb:

Auch der Polizei, so mein Eindruck,  geht es vor allem um Verschiebung der Verantwortung, ebenso wie den beiden anderen Akteuren. Die immer noch verbreitete Ansicht, man sei "nicht zuständig" gewesen und nur zu Hilfe gerufen worden, ist schlicht hanebüchen..

Wie ist denn ihrer Meinung nach die verwaltungsrechtliche Verantwortung/Zuständigkeit? Könnten Sie dazu mal einen ein seriösen Kommentar abgeben oder von einem Kollegen einholen, der sich mit Verwaltungsrecht auskennt? Mir scheint die Zuständigkeit im Gutachten des Innenministeriums nämlich ganz gut und zutreffend dargestellt. Das gilt natürlich bis zu dem Zeitpunkt als bekannt wurde, dass es dort Verletzte oder sogar Tote gibt. Dass ab diesem Zeitpunkt die Polizei ganz klar zum Eingreifen verpflichtet ist, bedarf keiner Diskussion und ab da haben dann ja auch offensichtlich die Massnahmen gegriffen. Es geht um den Zeitraum davor...

"Ist hanebüchen" scheint mir jedenfalls keine seriöse Prüfung zu sein. Die Zuständigkeitsfrage ist doch DIE zentrale Frage für die Anordnungskompetenz von Massnahmen zu einem Zeitpunkt, an dem überhaupt noch adäquate Massnahmen hätten getroffen werden können.

Was konnte und was durfte die Polizei tun, um die Katstrophe zu verhindern? 

 

Konkret:

Der Polizeiführer bemerkt um 15.00 Uhr: das Zugangskonzept ist offensichtlich gescheitert, Besucher irren orientierungslos auf dem Gelände umher und wissen nicht wo der Ausgang ist, Zäune werden umgerissen, die Besucher verteilen sich nicht wie geplant auf dem Gelände, der Ordnerdienst ist für die anstehenden  Aufgaben viel zu schwach besetzt. Die Polizeikräfte reichen auch nicht aus, um den Ordnerdienst mit zu übernehmen oder auch nur zu unterstützen. Ansonsten dürfen Sie die Situation annehmen, wie sie bislang bekannt ist.

Wäre folgende Verfügung durch die Polizei (nicht durch die Stadt!) an den Veranstalter rechtmässig?
"Beenden Sie die Veranstaltung, Öffnen Sie die Notausgänge als normale Ausgänge und machen Sie entsprechende Durchsagen über die Floats!"

 

 

 

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