Weniger Urlaub - mehr arbeiten?

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 22.08.2010

Zwei Verbände der mittelständische Wirtschaft haben mit ihrer Forderung, die Beschäftigten sollten künftig auf zwei Wochen ihres Urlaubs verzichten, empörte Reaktionen auf Seiten der Gewerkschaften hervorgerufen. Die Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbands mittelständische Wirtschaft, Ursula Frerichs, hatte zur Begründung vorgetragen, Deutschland läge bei den Urlaubstagen weltweit an der Spitze. Zudem könnte eine Urlaubskürzung die aktuelle positive konjunkturelle Entwicklung unterstützen. "Wir müssen unsere Besitzstände zurückschrauben, könnten die Vier-Wochen-Regelung 2011 auf Probe einführen, um den Aufschwung zu unterstützen. Etwas anders klingt die Begründung des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft. Eine zeitweise Absenkung des Urlaubsanspruchs auf fünf Wochen - so der Verbandspräsident Ohoven - sei wegen des Fachkräftemangels erforderlich. "Der Mittelstand hat jetzt wieder volle Auftragsbücher, da wird jeder gebraucht. Deshalb sollte der bezahlte Urlaub momentan auf fünf Wochen beschränkt bleiben." Scharfe Kritik kommt von den Gewerkschaften. "Dieser Vorschlag ist völliger Nonsens und dem Sommerloch geschuldet" sagt der Pressesprecher der IG Metall Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Nettelstroth. Der Verbandsvorschlag helfe weder der Konjunktur noch nutze er den Menschen. Im Gegenteil: Das mache die Mitarbeiter krank - und das schade der Wirtschaft. Der vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft ins Feld geführte Facharbeitermangel sei im übrigen auf eigene Versäumnisse zurückzuführen. Richtig ist, dass die Verbandsinitiative nicht ganz taufrisch ist. Ohoven hatte einen Urlaubsverzicht bereits im Sommer 2009 ins Spiel gebracht, damals übrigens wegen der Krise.

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4 Kommentare

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Auch, wenn solche Forderungen natürlich reine Provokation sind und man sie eigentlich nicht beachten sollte, möchte ich doch etwas dazu loswerden. Es kann doch nicht sein, dass die "Unternehmen" Millionen- bzw. Milliardengewinne einfahren - trotz Krise, bspw. seien Volkswagen und die Deutsche Bank genannt - diese Gewinne dann überwiegend an ihre Aktionäre weitergeben und sie bei Lohnerhöhungen bedeckt halten. Dann wird auch noch gefordert, dass die Arbeitnehmer weniger Urlaub erhalten sollen; da wurde wohl der Sinn des Bundesurlaubsgesetz verkannt. Das sind ziemlich kurzfristig gedachte Forderungen. Klar, man fährt für eine gewisse Zeit tolle Renditen ein, die man seinen Aktionären verkaufen kann. Langfristig gesehen, gehen die Arbeitnehmer dadurch aber kaputt. Durch faktische Lohnkürzungen bzw. verwehrte / marginale Lohnerhöhungen schneidet man sich die eigenen Kunden mittel- bzw. langfristig ab und fährt so das eigene Unternehmen langsam an die Wand. Wenn keiner mehr da ist, der Geld hat, so gibt es auch keinen, der die eigenen Produkte kaufen kann. So einfach ist das. Aber wenn man dann mehr Lohn fordert, so werden Sodom und Ghomorra heraufbeschworden bzw. -geredet.

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Insbesondere ist schon jetzt ungerecht, daß die Einen bis zum Umfallen arbeiten, andere aber keine Arbeit finden. Es ist ein Märchen, daß es nicht genügend qualifiziere Bewerber gibt. Natürlich sind die meisten Arbeitslsen keine 25-jährigen Überflieger mit 30 Jahren Berufserfahrung, sondern müßten - insbesondere nach einiger Zeit in der Arbeitslosigkeit - nachgeschult werden. Aber das gehört einfach dazu. Ebenso darf ein Arbeitnehmer seine Zugehörigkeit zum "alten Eisen" nicht mit dem 35.Lebenjahr e erwerben.

Wer mit immer wieder neuen Begründungen alte Forderungen noch einmal erhebt, darf sich im Übrigen nicht wundern, wenn man seine Äußerungen nur druckt, wenn Nessie und schrumpfender Mond die Schlagzeilen beherrschen.

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