Jeder Zehnte arbeitet mehr als 48 Stunden

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 28.09.2010

Im Jahr 2009 hatten knapp zehn Prozent der Erwerbstätigen überlange Arbeitszeiten von mehr als 48 Stunden pro Woche, der gesetzlichen Obergrenze nach dem Arbeitszeitgesetz. Das geht aus einer Studie des Statistischen Bundesamtes hervor. Rund 9,9% (oder 3,8 Millionen) der Erwerbstätigen arbeiten hiernach regelmäßig mehr als 48 Stunden pro Woche, 4,3% (oder 1,7 Millionen) sogar 60 Stunden pro Woche und mehr. Dabei ist zu berücksichtigen, dass fast jeder zweite Selbstständige (47,4%) von überlangen Arbeitszeiten betroffen ist, aber nur 5,3% der Arbeitnehmer. Auch nach Berufsfeld unterscheiden sich die geleisteten Wochenarbeitsstunden erheblich. Bei Führungskräften sind überlange Arbeitszeiten weit verbreitet: 38,5% der Führungskräfte arbeiteten normalerweise mehr als 48 Stunden. Jede fünfte Führungskraft ist sogar 60 Stunden und mehr im Dienst. Überdurchschnittlich oft haben zudem die Angehörigen akademischer Berufe mehr als 48 Stunden am Arbeitsplatz verbracht (17%). Am seltensten sind Hilfsarbeitskräfte (2,7%) sowie Bürokräfte und kaufmännische Angestellte (3,1%) von überlangen Arbeitszeiten betroffen. Frauen arbeiteten mit 4,2% deutlich seltener mehr als 48 Stunden pro Woche als Männer (14,8%). Dies beruht – so die Statistiker - zum einen auf der Tatsache, dass Frauen im Vergleich zu Männern seltener Führungspositionen ausüben und häufiger Teilzeit arbeiten. Aber auch Frauen in Führungspositionen haben seltener überlange Arbeitszeiten (25,1%) als ihre männlichen Kollegen (44,2%). Überlange Arbeitszeiten finden sich deutlich häufiger bei älteren Erwerbstätigen. Während 12,6% der 55-64-jährigen mehr als 48 Stunden arbeiteten, sind es nur 1,8% bei den 15-24-jährigen und 7,8% der 25 bis 34-jährigen. Dagegen waren 11,8% aller über 34-jährigen Erwerbstätigen mehr als 48 Stunden am Arbeitsplatz. Hintergrund ist der höhere Führungskräfteanteil bei den Älteren. Zugleich sind überlange Arbeitszeiten aber auch bei jüngeren Führungskräften weniger häufig als bei älteren.

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1 Kommentar

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Mitleid habe ich nur mit den zahlreichen Selbstständigen/Freiberuflern, die durch Selbstausbeutung versuchen, über das Existenzminimum zu kommen.

Die Leitenden Angestellten schanzen sich dagegen ihr Schmerzensgeld gegenseitig zu: im Jahr 2004 z.B. haben 94% der Tantiemenberechtigten die Prämie tatsächlich bekommen (http://www.marketing-trendinformationen.de/marketing/beitrag/gehalt-das-sollten-sie-als-marketingleiter-wissen-2615.html) Man muss sich in einem Jahr mit guter Konjunktur wohl schon extrem dumm anstellen, um eine Durchschnittsleistung nicht als "Erfolg" honoriert zu bekommen. Die durchschnittliche Prämie in Höhe von 21.600 muss vielen Selbstständigen als Jahreseinkommen reichen, von den 105.000 p.a. können sie nur träumen...

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