Roman mit Jugendgerichtsverhandlung - eine Leseempfehlung

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 20.10.2010

Hier mal was ganz anderes. Gerade habe ich den Roman "Tschick" von Wolfgang Herrndorf  gelesen, der mich sehr begeistert hat, und den ich den Bloglesern dringend empfehlen möchte. Es geht um zwei Jugendliche, die mit einem gestohlenen Lada von Berlin  in die Walachei aufbrechen. Sie kommen nicht viel weiter als ins südöstliche Brandenburg, aber sie erleben eine ganze Menge "Welt". 

Aus der im Roman aus der Sicht des angeklagten Jugendlichen geschilderten Jugendgerichtsverhandlung  hier ein paar Mini-Ausschnitte, um Ihre Neugier zu entfachen:

"Als ich in den Gerichtssaal reinkam, saß der Richter schon hinter seiner Theke (...) Der Richter hatte einen schwarzen Poncho an, und rechts von ihm saß eine Frau und surfte die ganze Zeit im Internet, jedenfalls sah sie so aus." (...)  "Da war er ganz eisern, dieser Richter. Reden durfte immer nur, wer dran war" (...) "Zum Schluss kamen noch stundenlange moralische Ermahnungen, aber es waren eigentlich sehr okaye Ermahnungen (...) und ich hörte mir das sehr genau an, weil mir schien, dass dieser Richter nicht gerade endbescheuert war. Im Gegenteil. Der schien ziemlich vernünftig."  

Die anderen Kapitel spielen im richtigen Leben fernab der Justiz, aber das ganze wirkt trotzdem wie ein Traum; keine Ahnung wie der Autor das macht.  Dass der  Roman lesenswert ist, haben auch andere schon bemerkt, hier in der  FAZ , in der Süddeutschen und in der  Zeit.
(Vorsicht, in den Rezensionen wird schon fast zuviel vom Inhalt verraten, lesen Sie lieber gleich den Roman, es lohnt sich!)

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4 Kommentare

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Sehr geehrte/r Herr/Frau Trunks,

was das für moralische Ermahnungen sein könnten, die ein Jugendrichter in Wahrnehmung seiner erzieherischen Aufgabe anführt, lässt sich m. E. durchaus denken:

Fremdes Eigentum zu achten...

Keine anderen Menschen gefährden, indem man ohne Fahrerlaubnis herumfährt..

Die eigenen Eltern nicht  in Sorge versetzen (wobei die von Maik andere Sorgen hatten...)

Lieber Nachdenken, bevor man so etas tut...

So in die Richtung vielleicht.

Aber vielleicht lassen sich auch intelligentere Ermahnungen finden, die Maik "okay" fände.

Übrigens: Tolle Umsetzung von "Tschick"  fürs Theater in Dresden!

Beste Grüße

Henning Ernst Müller

 

Vielen Dank für die Buchempfehlung und die links zu den Rezensionen, und auch die zahlreichen Rezensionszitate beim Internetbuchhändler A klingen vielversprechend. Gute Belletristikempfehlungen auch mit juristischem Bezug sind immer sehr willkommen. Das Buch wird ebenfalls erworben, wenn auch leider nicht gleich gelesen, dafür warten bereits zu viele.

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