USA: SAP muss US$ 1,3 Mrd. an Oracle zahlen - Urheberrechtsverletzungen und Datendiebstahl

von Dr. Axel Spies, veröffentlicht am 24.11.2010

SAP hat offensichtlich eine empflindliche Niederlage vor der Jury in Kalifornien kassiert. Die Rechtsverletzung hatte SAP schon zugegeben - es ging "nur" noch um den Schaden. Gibt es Kommentare zu diesem Urteil?

Hier eine Zusammenfassung eben aus der dt. Presse. 

"SAP muss 1,3 Milliarden Dollar an Oracle zahlen

Der deutsche Softwarekonzern SAP muss an den amerikanischen Wettbewerber Oracle 1,3 Milliarden Dollar Schadenersatz zahlen. SAP reagierte enttäuscht auf das Urteil - und schließt ein Berufungsverfahren nicht aus.

24. November 2010 

 

Der deutsche Softwarekonzern SAP hat in dem Prozess um Industriespionage im kalifornischen Oakland eine schwere Niederlage erlitten. Die acht Geschworenen haben entschieden, dass SAP 1,3 Milliarden Dollar Schadenersatz an den amerikanischen Wettbewerber Oracle zahlen muss.

Damit lag die Jury viel näher an den Forderungen von Oracle als an dem Betrag, den SAP während des Prozesses als angemessen beschrieben hatte. Ein von Oracle beauftragter Experte hatte in dem Prozess den Schaden auf 1,7 Milliarden Dollar beziffert, ein Sachverständiger von SAP hatte dagegen nur von 40,6 Millionen Dollar gesprochen.

Der Prozess ging auf eine von Oracle gegen SAP im Jahr 2007 eingereichte Klage zurück. SAP wurde dabei vorgeworfen, sich über die ehemalige amerikanische Tochtergesellschaft Tomorrow Now unzulässig Daten von Oracle beschafft zu haben. SAP hat im August dieses Jahres Fehlverhalten von Tomorrow Now zugegeben.

Kurz vor Beginn des Prozesses Anfang November ging das Unternehmen sogar noch einen Schritt weiter und bestritt nicht mehr, dass der deutsche Mutterkonzern selbst eine aktive Rolle bei den Datentransfers gespielt hat. (...)"

Quelle (neben vielen anderen): http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~EEA98DCA662634808B36F9FE2EF49009B~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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2 Kommentare

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SAP-Anhänger werden wohl bald Preiserhöhungen akzeptieren müssen, damit die Strafe bezahlt werden kann ohne dass die Gewinne sinken :-)

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"Anhänger" -- als ob man als Unternehmen so einfach sein ERP-System ändern könnte wie ein Fußballer den Verein ... "Abhängiger" träfe es besser. Aber erstens hat SAP bereits 160 Mio Rückstellungen gebildet, zweitens riskiert man eher verstimmte Aktionäre als Kunden und drittens hat SAP noch etwas auf der hohen Kante: "Peter Goldmacher, an analyst at Cowen & Co., said the verdict doesn't change "the fundamental dynamics of its business prospects" but could slow down dealmaking for SAP, which had €2.83 billion ($3.86 billion) in cash as of Sept. 30.http://online.wsj.com/article/SB10001424052748704369304575633150256505376.html?mod=WSJEUROPE_hpp_LEFTTopWhatNews

Warum die Einschätzung des Schadens um das vierzig(!)fache auseinander geht, ist in dem mMn besten Artikel zum Thema in der FTD beschrieben: http://www.ftd.de/it-medien/computer-technik/:rekordentschaedigung-milliardenstrafe-fuer-sap/50197865.html

"In dem Prozess musste deshalb nur noch die Frage geklärt werden, wie viel SAP dem Konkurrenten für die Verletzung von 120 Urheberrechten zahlen muss. ... SAP hoffe, dass der Streit ohne zusätzliche jahrelange Gerichtsverfahren gelöst werden könne. SAP könnte versuchen, die zuständige Richterin Phyllis Haminton zu einer Senkung der Schadenersatzsumme zu bewegen. ... Mit 1,3 Mrd. Dollar rangiert die Entschädigung gemäß der US-Nachrichtenagentur Bloomberg auf Rang 23 der je von Geschworenengerichten gewährten Schadensersatzsummen. Er dürfte zudem die höchste Entschädigung sein, die eine Jury in einem Copyright-Prozess festsetzt. "Das ist auf jeden Fall der höchste Betrag, an den ich mich in einem Copyright-Fall erinnern kann", sagte der auf geistiges Eigentum spezialisierte Anwalt Steve Chang von der Kanzlei Banner & Witcoff in Washington D.C. "SAP dürfte in einem Antrag an die Richterin argumentieren, dass Summe nicht von den Beweisen gestützt wird - und ich würde davon ausgehen, dass die endgültige Entschädigung niedriger ausfallen wird."

Oracle-Anwalt Boies hatte in seinem Schlussplädoyer am Montag 1,7 Mrd. Dollar gefordert. ... (soviel zum "Experten" der FAZ) ... Der Maßstab für die Forderungen des kalifornischen Konzerns war eine hypothetische Lizenz, die SAP 2005 mit Oracle hätte aushandeln müssen, damit Tomorrow Now legal auf Oracle-Material hätte zugreifen dürfen. Phillips und andere Zeugen räumten im Zeugenstand aber ein, dass Konkurrenten wie Oracle und SAP in der Praxis eine solche Lizenz nie abschließen würden. Nach Meinung von SAP sollte Oracle zwischen 28 Mio. Dollar und 40,6 Mio. Dollar bekommen. So viel sei Oracle durch Tomorrow Nows illegale Tätigkeit an Gewinn entgangen. SAP wollte Oracle zudem für die Gewinne entschädigen, die Tomorrow Now dank der illegalen Kopien machte." Welches wäre in D der Maßstab für eine derartige Forderung/Entschädigung im Zivilprozess? Doch eigentlich nur der tatsächlich entstandene und bezifferbare Schaden, also der entgangene Gewinn? 

 

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