Die Meuterei auf der ...

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 21.01.2011

„Bounty“ kennen viele als Film wie auch als Buch. Dass Meuterei (und Piraterie) nicht ein Relikt aus romantisierter Vergangenheit ist, belegt die angebliche Meuterei auf der "Gorch Fock", von der die Medien heute berichten. Den Hintergrund bildet der tödliche Sturz einer Offiziersanwärter in aus der Takelage im vergangenen November. In diesem Zusammenhang steht gegen vier Kadetten der Vorwurf der Meuterei im Raum. Die trauernden Kameraden sollen gedrängt worden sein, wieder in die Masten zu klettern, obwohl sie das nach dem Unglück nicht mehr wollten.

 

Die Meuterei stellt § 27 Abs. 1 WStG unter Strafe, wenn „Soldaten sich zusammenrotten und mit vereinten Kräften“ einen Vorgesetzten bedrohen, nötigen oder sogar tätlich angreifen. Bei der Gehorsamsverweigerung (§ 20 WStG) sieht § 22 Abs. 1 Satz 1 WStG eine Ausnahme vor, wenn der verweigerte „Befehl nicht verbindlich ist, insbesondere wenn er nicht zu dienstlichen Zwecken erteilt ist oder die Menschenwürde verletzt oder wenn durch das befolgen eine Straftat begangen würde.“ Ein Verstoß gegen die Menschenwürde liegt vor, wenn gegen die grundlegenden Bedingungen des Menschseins verstoßen wird, der Untergebene zum Objekt gemacht wird.

 

Aus der Weigerung, in die Takelage zu klettern, kann sich eine strafbare Meuterei entwickeln. Zu was das führen kann, zeigt wiederum die Geschichte von der „Meuterei auf der Bounty“.

 

Und das auch noch: Daneben muss sich die Bundeswehr und Staatsanwaltschaft mit dem Fall des erschossenen Soldaten in Afghanistan und um die geöffnete Feldpost kümmern. Dass eine „rückhaltlose Aufklärung“ erfolgen soll, ist gut so. Die Bundeswehr hat nichts zu vertuschen, auch wenn einzelne Vorgesetzte vielleicht dies gern anders sehen würden.

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42 Kommentare

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ME sind die Vertuschungsvorwürfe etwas sehr verfrüht, aber in der heutigen Medienlandschaft war wohl nichts anderes zu erwarten als ein Aufbauschen und Aufblasen nebst Kritik daran, dass nicht schon vor den Ereignissen die Ermittlungsergebnisse vollständig auf dem Tisch lagen.

- zur geöffneten Feldpost : "Erste Ermittlungen haben nun ergeben: 20 Sendungen von 15 Soldaten waren betroffen. Die Post transportierte wahrscheinlich ein afghanisches Unternehmen." (spiegel online)

- zum Todesfall in AFG: Dass Soldaten beim Umgang mit Waffen umkommen oder verletzt werden, ist nichts Neues und passiert nicht gerade selten. Das hat vor dem Beginn der Auslandseinsätze der BW aber weder die Öffentlichkeit interessiert noch zu Rücktrittsforderungen geführt oder dazu, dass von Vertuschung die Rede war, weil nicht sofort eine Presseerklärung mit detaillierten Angaben zu dem Vorfall verteilt wurde.  Und dass man den Hergang erst einmal feststellen muss, indem man Zeugen oder potentielle Beschuldigte vernimmt, ehe man Presseerklärungen abgibt (selbstverschuldet, Suizid, fahrlässige Tötung oder vorsätzliches Tötungsdelikt) und das vielleicht nicht so schnell aufklärbar ist, dass die nächste Montagsausgabe des Spiegel eine Reportage dazu bringen kann, sollte auch jedem klar sein, so dass vielleicht auch nicht jede anfängliche Falschmeldung der Versuch einer Vertuschung ist.

- bei der Meuterei erstaunt, dass der Wehrexperte der SPD schon einmal offenbar vor jeder Aufklärung des Sachverhalts herumschwadroniert:"Zu dem Fall sagte der SPD-Abgeordnete Arnold, mit Meuterei habe das nichts zu. Die Offiziersanwärter hätten ihre Pflicht erfüllt - «nach dem Prinzip der inneren Führung unsinnige oder gar rechtswidrige Befehle infrage zu stellen». "

Offenbar haben die Meuterer auf der Gorch Fock den Kapitän aber nicht ausgesetzt Und das Ergebnis der Meuterei auf der Bounty nach der Ankunft auf Pitcairn war ja auch nicht so richtig schön: "Das Zusammenleben der kleinen Gemeinschaft wurde von Konflikten überschattet: Die englischen Seeleute behandelten die tahitischen Männer wie Arbeitssklaven. Auch die Konkurrenz der Männer um die Frauen ließ keinen Frieden unter ihnen aufkommen. So kam es, dass sich drei Jahre nach ihrer Ankunft elf der 15 Männer gegenseitig umbrachten. Unter den Getöteten war auch der frühere Anführer Fletcher Christian. 1800 lebt nur noch einer der Männer – John Adams. "

 

 

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klabauter schrieb:
bei der Meuterei erstaunt, dass der Wehrexperte der SPD schon einmal offenbar vor jeder Aufklärung des Sachverhalts herumschwadroniert:"Zu dem Fall sagte der SPD-Abgeordnete Arnold, mit Meuterei habe das nichts zu. Die Offiziersanwärter hätten ihre Pflicht erfüllt - «nach dem Prinzip der inneren Führung unsinnige oder gar rechtswidrige Befehle infrage zu stellen».  
hier schimpft ein Esel den anderen Langohr.

Offenbar hält der Schiffskobold seiner Formulierung (oder trifft es "Schwadronierung" besser?) nach die Meuterei nach für erwiesen, obwohl der Wehrbeauftragte den Sachverhalt ganz anders darstellt, nämlich als Vorwurf der Vorgesetzten, um Untergebene unter Druck zu setzen - und vom SPD-Mann auch korrekt zitiert wird (s.o.). Aber vielleicht war der Poltergeist ja an Bord der Gorch Fock und kann als Zeuge aussagen...?

JBY.bernd.heintschel-heinegg schrieb:
Aus der Weigerung, in die Takelage zu klettern, kann sich eine strafbare Meuterei entwickeln.  

Wirklich? Den bisher veröffentlichten Meldungen zufolge wäre es nicht einmal Gehorsamsverweigerung:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,740350,00.html

"Das Klettern in die Masten gilt auf der "Gorch Fock" als freiwillig. Die Praxis sieht jedoch anders aus: Demnach seien die Kadetten gedrängt worden, in die Masten zu klettern."

http://www.stern.de/panorama/gorch-fock-in-der-kritik-stolz-der-marine-in-schwerer-not-1621855.html

"Allerdings werde niemand dazu gezwungen, auf den Mast zu steigen. Genau das bestreiten einige Kadetten."

Zitat des Wehrbeauftragten: "Eine Meuterei gab es nicht. Soldaten haben berichtet, dass ihnen von der Führung Meuterei vorgeworfen wurde. Das ist etwas völlig anderes", erklärt Königshaus. "Nach dem tragischen Unfall und dem Tod der Kameradin wollten viele auf der 'Gorch Fock' nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Daraus entstand ein Streit mit der Schiffsführung."

Der eigentliche Skandal sind die "Schlecker-Methoden" der Vorgesetzten: Falsche Anschuldigungen, Unter-Druck-Setzen bis Aufhebungsverträge unterschrieben werden - und wenn es schiefgeht, zu versuchen die Spuren der (versuchten) Nötigung zu verwischen: "In der Folge seien die angeblich aufmüpfigen Soldaten aufgefordert worden, die ihnen vorgelegten Ablösungsanträge sofort zu vernichten - offenbar wollte die Schiffsführung die Spuren des Drucks auf die Offiziersanwärter verwischen."

Allerdings fragt man sich, was ein Kadett mit Höhenangst auf einem Segelschiff verloren hat. Ein Schiff ist im übrigen keine Demokratie. Wer damit ein Problem hat, sollte doch lieber Sozialpädagogik studieren statt sich als Offiziersanwärter zu versuchen. Falls die Medienberichte zutreffen, daß sich die Kadetten schon an Formulierungen wie "Beeilen Sie sich mal ein bißchen" oder "Stellen Sie sich nicht so an" gestört haben, hätten sie in der Marine nichts verloren.

 

Es muß zwar nicht mehr der Kasernenhofton vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte herrschen. Eine Offiziersausbildung ist aber auch kein Streichelzoo für verwöhnte Abiturienten, die meinen, Demokratie bedeute, daß man über jeden "Mist" abzustimmen habe. In den meisten Gerichtsverfahren herrscht offenbar ein rauherer Ton als bei der Bundeswehr.

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@Mein Name:
Danke für den Esel. Offenbar können Sie keinen Beitrag verfassen, der ohne Beleidigungen auskommt. Vielleicht leiden Sie ja auch an einer Art Internet-Tourette.

Ich hatte lediglich angemerkt, dass es bei der Informationslage etwas verfrüht erscheint, etwas von

- die OAs hätten nur ihre Pflicht erfüllt (durch welches Verhalten)

- rechtswidrigen und unsinnigen Befehlen (mit welchen Inhalten)

in die Mikrofone daherzureden. Eigene Anwesenheit auf der GF scheint mir für diese Kritik an Herrn Arnold nicht erforderlich.

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@ klabauter: wenn Sie nicht einmal mehr die gängigsten deutschen Redensarten kennen, bedaure ich Sie ehrlich. Vielleicht kennen Sie nur die englische Version "the pot calling the kettle black"? Matthäus 7, 3 wäre schließlich nicht ganz zutreffend gewesen.

Genauso verfrüht ist es, von Meuterei zu reden, nur weil die Vorgesetzten mit dieser offensichtlich unzutreffenden Unterstellung ihren Arsch retten woll(t)en. Oder würden Sie im Rahmen des laufenden Kachelmann-Prozesses die Formulierung gebrauchen "Bei der Vergewaltigung erstaunt, dass ..."?

Es scheint nach den Medienberichten etwas unklar zu sein, wer das mit der Meuterei aufgebracht hat; soweit ich es mit verfolgt habe, hat der Wehrbeauftragte berichtet, nach dem Tod der OAin hätten einige Kadetten sich geweigert, in die Takelage zu steigen bzw. nach Hause gewollt, die Schiffsführung habe ihnen "mangelnde Zusammenarbeit" vorgeworfen und hätten "wegen Meuterei" (und jetzt kommt's: nicht etwa gekielholt, an den Mast gefesselt oder mit der neunschwänzigen Katze behandelt, sondern) zurückgeflogen werden sollen.Quelle:

http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~ED7FA3B930A...

Außer Eingaben von Kadetten, die die freiwillig begonnene Ausbildung nicht mehr fortsetzen wollten, scheint es also nicht sehr viel an bestätigten Informationen dazu zu geben, ob tatsächlich der wehrstrafrechtliche Vorwurf der Meuterei erhoben wurde.

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klabauter schrieb:

Es scheint nach den Medienberichten etwas unklar zu sein, wer das mit der Meuterei aufgebracht hat; 

lesen Sie es einfach so oft, bis Sie es verstehen. Der Wehrbeauftragte schrieb:

"...entbrannte eine Diskussion mit den Vorgesetzten, inwieweit der Unfalltod auf dem Ausbildungsschiff mit dem Tod eines im Einsatz gefallenen Soldaten vergleichbar sei. Den aufbegehrenden Offiziersanwärtern sei daraufhin „mangelnde Zusammenarbeit mit der Schiffsführungunterstellt worden, sie sollten „wegen Meuterei zurück nach Deutschland geflogen werden“."

-> Unterstellung bzw. Vorwurf seitens der Vorgesetzten bzw. deren Nötigungsversuch, um die OA gefügig zu machen. Es wird bisher immer zitiert, das Aufentern in die Takelage sei freiwillig, also kann gar kein "Aufbegehren" oder Gehorsamsverweigerung vorliegen.

 

"Die Bundeswehr hat nichts zu vertuschen, auch wenn einzelne Vorgesetzte vielleicht dies gern anders sehen würden." Ganz in diesem Sinne, liegen wohl allein aktuell etwas zu viele aufklärungsbedürftige Sachverhalte vor, die nach einem Wechsel an der Spitze des Verteidigungsministeriums rufen, denn der Verantwortliche scheint auffällig häufig keine Verantwortung zu tragen:  http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/harte-konsequenzen-gef...

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Anscheinend ein weiterer Skandal des Bonaparte Guttenberg: "Am 14. Januar marschierten in Hannover 250 Soldaten der 1. Panzerdivision in voller Uniform in das Plenum des niedersächsischen Landtags und nahmen die Plätze der frei gewählten Parlamentarier ein." "„Das sollte in allen Bundesländern Schule machen“, forderte Karl-Theodor zu Guttenberg".

 

"Unmöglich wäre so etwas in alten Demokratien wie Groß­britannien und Frankreich gewesen. Und selbst bei uns unter Kaiser Wilhelm hätte niemals eine Kompanie Soldaten in den Reichstag einmarschieren können. Das wäre auch nicht in der Volkskammer der DDR möglich gewesen – ein unpassender Vergleich allerdings, da die Soldaten der Volksarmee nie in einen Krieg zogen.".

 

Das kann nur science fiction sein, unglaublich!

 

Quelle: http://www.freitag.de/politik/1103-gastkommentar1

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Zur neuen ministeriellen Verantwortungslosigkeit: "Das Prinzip Guttenberg - Der Verteidigungsminister tut das, was sich ihm schon einmal als probat empfohlen hat: Fehler eingestehen – und andere zur Verantwortung ziehen." http://www.zeit.de/meinung/2011-01/guttenberg-bundeswehr-gorch-fock

 

Darunter auch ein Kommentar: "Mit Guttenberg hat die Show Einzug in den Bundestag gehalten. Demnächst wird wohl Beckmann mit Guttenberg eine Betroffenheits Talkshow auf der Gorch Fock machen. Alle Matrosen im schneidigen weiß. Gutenberg im Maßanzug. Ich freue mich schon drauf."

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Nun heißt es auf Spiegel Online, Guttenberg, der zunächst Ermittler auf die Gorch Fock geschickt habe, habe nun den Kapitän sozusagen auf Befehl der BILD-Zeitung bzw. aus Furcht vor deren Veröffentlichung, ohne Abwarten des Ermittlungsergebnisses sofort abgesetzt (Quelle). Wenn das stimmt: In was für einem Land leben wir eigentlich?

Das Verteidigungsressort bedarf ganz besonderen Verantwortungsbewusstseins und Sensibilität, die vielen Skandale und Ereignisse laufen dem jedoch diametral zuwider. Schon als Wirtschaftsminister hatte Bonaparte Guttenberg keine gute Figur gemacht und das Amt daher auch nicht behalten. Nach Allem scheint er eher für die pragmatische Privatwirtschaft, nicht jedoch ein verantwortungsvolles politisches Amt geeignet.

 

Die TV-Kriegs-PR aus dem vergangenen Jahr entpuppte sich nun, neben dem Grunddilemma, als ein weiterer Skandal: "Talkshow auf Steuerzahlerkosten" http://www.sueddeutsche.de/politik/guttenberg-bei-kerner-in-afghanistan-...

 

In der Vergangenheit haben schon aus weit nichtigeren Gründen Amtsträger weit schneller ihren Posten räumen müssen, es wird Zeit, sich wieder an eine demokratischere Staatspraxis zu erinnern.

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Hier ist ein Artikel von heute Morgen zu dem Thema:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-01/gorch-fock-wehrbeauftragter-koenigshaus

Ich finde es unerträglich, wie diese Dinge für parteipolitisches Gemetzel missbraucht werden.

 

In der Vergangenheit kam es bereits zu einer Reihe von Todesfällen durch Stürze aus der Tagelage.

Nun finden Marine-Einsätze heutzutage nicht mit Segelschiffen statt. Angesichts der Gefährdung hätte man also schon längst darüber nachdenken müssen, ob es zur Offiziersausbildung notwendig erscheint, die Leute in die Tagelage klettern zu lassen - ob nun freiwillig oder nicht freiwillig.

Jedoch fand in der Vergangenheit meinem Wissen nach nie eine solche Aufregung darum statt.

Natürlich ist es wichtig, die Ausbildung auf diesem Schiff erst einmal (oder sogar endgültig) auszusetzen. Da nun auch noch verschiedene andere Vorwürfe erhoben werden, sollten die Umstände der Ausbildung dort insgesamt untersucht werden.

Vieles von dem, was aktuell rund um dieses Thema geschieht, ist jedoch m.E. nichts anderes als aufgebauschter Hype.

 

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Eine Offiziersausbildung ist immer mit starken Härten verbunden.

Mich wundert, wie zierlich die junge Frau erscheint, die dort zu Tode kam. Auch diejenige, die vor einiger Zeit über Bord ging und starb, wirkt auf Fotos zart, ja geradezu fragil.

Der Eindruck kann natürlich täuschen. Auch kleine, zierliche Frauen können sich viel Kraft antrainieren und Sport-Asse sein. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Offiziersausbildung durchstehen, ist recht gering, denn die ist wirklich beinhart.

Vielleicht könnte auch eine bessere Vorauswahl der Offiziersanwärter helfen, Verletzungen und Schlimmeres zu verhindern.

Eine Offiziersausbildung ist nicht mit einer kaufmännischen Ausbildung vergleichbar. Und in meinem Beruf brechen bis zu einem Drittel der Azubis die kaufmännische Ausbildung ab, weil sie ihnen zu hart erscheint (zu viel arbeiten, zu viel lernen, zu wenig Freizeit, zu wenig Verständnis der Arbeitgeber und Kollegen für Befindlichkeiten aller Art etc.).

Eine Offiziersausbildung stehen m.E. nur Leute mit eisernem Durchhaltewillen und bester körperlicher Konstitution und Stärke durch. Und man muss sich auch fragen, welche Art von Offizieren wir uns letztlich wünschen.

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Solange man aus jedem Unfall bei der Bundeswehr ein Politikum macht und darüber diskutiert, ob der Verunfallte als "gefallen" zu gelten hat, ist der Beruf des Soldaten weit von der Lebenswirklichkeit der Restbevölkerung entfernt. Täglich fallen irgendwo in Deutschland Handwerker von Gerüsten, wird ein Maurerlehrling von einem Bagger überfahren oder ein Polizist getötet, etc.  Das verschwindet unter "gemischte Meldungen" in der Lokalzeitung. Vielleicht schüttelt der Leser sogar den Kopf und fragt sich, wie ungeschickt das "Opfer" war.

 

Wenn in Afghanistan ein Soldat mit seinem Geländewagen ohne Fremdverschulden in einem Fluß versinkt oder an der Kugel eines offenbar nicht ganz hellen Kameraden stirbt, gilt er hingegen als für das Vaterland "gefallen" und bekommt von allen hochrangigen Politikern einen betroffenen Nachruf. Die meisten deutschen Soldaten in Afghanistan sind nicht bei Kampfhandlungen  gestorben, sondern bei Unfällen, die zum Teil offenbar auf die Jugend, den Übermut und die Verantwortungslosigkeit der Beteiligten zurückzuführen sind, so wie junge Männer auch  auf dem Weg zur Disko sterben. "Nur" knapp 50 Soldaten in fast 10 Jahren.  Es gibt gefährlichere Zivilberufe.

 

Menschen verunglücken nun einmal in ihren Berufen. Und wer sich für das Leben eines Soldaten entscheidet, weiß, daß er gegenüber einem Finanzbeamten ein etwas erhöhtes Risiko hat, in Ausübung des Dienstes zu sterben oder verletzt zu werden.

 

 

 

 

 

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Kürzlich sah ich zwei Filme über die Bundeswehr, die ich sehr informativ fand.

Einer davon zeigt Offiziersanwärter in ihren vierwöchigen Einzelkämpferlehrgang. Darunter sind auch vier Frauen.

Das Programm ist extrem: Tag und Nacht draußen, Schlafentzug, Essensentzug und enorme körperliche Anstrengungen mit schwerem Gepäck.

Die Lehrgangsteilnehmer sind höchst motiviert und verfügen über stärksten Durchhaltewillen. Dennoch scheiden viele wegen Verletzungen oder gesundheitlichen Problemen aus.

Diesen Film habe ich bei YouTube gefunden. Dort fangen die Teile nicht ganz am Anfang des Films an, sondern in einem Augenblick, in dem bereits zwei der Frauen ausscheiden müssen.

Unter den beiden Frauen, die noch übrig bleiben, ist auch eine kleine, zierlich wirkende. Und das Lehrgangsprogramm wird immer heftiger...

Mehr verrate ich jetzt nicht, damit der Film ein wenig spannend bleibt, falls ihn jemand anschauen möchte. Hier ist er:

http://www.youtube.com/watch?v=rW_yp5v3e1U&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=HfCXNCvCyLE&NR=1

http://www.youtube.com/watch?v=QSDNt1BpWS0&NR=1

http://www.youtube.com/watch?v=kFEdjpqh6mY&NR=1

 

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Die US-Marines sind aber nicht die Marine.

die Marine der USA = US Navy.

US-Marines = United States Marine Corps wird meist übersetzt mit Marineinfanterie. Tatsächlich ist das USMC eine eigene Teilstreitkraft (neben Heer=Army, Marine=Navy und Luftwaffe = Air Force), die weitgehend verselbständigt ist.

Unabhängig davon sollte von Offiziersanwärtern etwas mehr an Leistungswillen verlangt werden können, als von jedem Wehrpflichtigen. Aber wenn man sich einmal ansieht, welche sportlichen Leistungen seit 2010 bei der BW erwartet werden, wundert man sich nicht:

Quelle:

http://www.streitkraeftebasis.de/portal/a/streitkraeftebasis/%21ut/p/c5/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP0os3gnC58QHyNLIyMXV3cLA0-zQG9nT0NTI4NAE_3glFR9P4_83FT9gmxHRQBGZFn_/dl3/d3/L0lJSkNTSUpKSkNncFJDZ3BSQ2dwUkEhIS9vSHd3QUFBWWdBQ0tRd0FoRUlZd25CU0ZMZ2xhVnJpaldOYmhnQSEhLzRCbjRzSWtBYXdGdGVpSk1rRW9oU1pNSlFpa3lVU2pFLzZfQjhMVEwyOTIyNVRIODBJNlFPTU84Q0lMNjMvN19COExUTDI5MjJERUc4MEk2UUtDSTE1MktTMS9qYXZheC5wb3J0bGV0LmFjdGlvbi9oYW5kbGVQb2NBY3Rpb24vZGUuY29uZXQuY29udGVudGludGVncmF0b3IucG9ydGxldC5jdXJyZW50LmlkLzAxREIwNDAwMDAwMDAwMDF8N1VUR1k2OTY3SU5GTy9sZy9kZQ%21%21

"Der Basis-Fitness-Test umfasst die folgenden zu erfüllenden Mindestleistungen:

  • 11 x 10-m-Sprinttest in maximal 60 Sekunden
  • Klimmhang für mindestens 5 Sekunden
  • 1000-m-Lauf in maximal 6 Minuten und 30 Sekunden

Diese minimal (Basis-)Leistung ist von allen Soldaten und Soldatinnen einmal im Jahr zu erbringen. "

Klimmhang heißt übrigens, dass man an einer Stange hängt, ohne Hochziehen.....

 

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klabauter schrieb:

Unabhängig davon sollte von Offiziersanwärtern etwas mehr an Leistungswillen verlangt werden können, als von jedem Wehrpflichtigen. 

1. kann die Bw nicht das ausbügeln, was jahrzehntelang verfehlte Bildungspolitik mit gestrichenem Sportunterricht und billige Fernseher fürs kinderzimmer incl. Playstation angerichtet haben

2. zeigt Stuxnet, auf welche Art von "Krieg" Konflikte zum großen Teil in Zukunft ausgetragen werden. Die Zeiten, in denen körperlich fitte Fußtruppen in Massenheeren Kriege entscheiden, sind vorbei - siehe die Liquidationen per Drohne, was man mittlerweile wohl als Standardverfahren ansehen kann.

3. Was einen Offizier auszeichnen sollte, ist nicht nur Leistungswillen, sondern vor allem Führungsfähigkeit. Und dazu gehört gerade nicht, sich in einem System von Befehl und Gehorsam widerspruchslos einzuordnen, das aus fehlgeleitetem Elite- und Korpsgeist zu lebensgefährlichem Schlafmangel führt (so jedenfalls die übereinstimmenden Berichte von G.F.-Fahrern), sondern das Hirn einzuschalten, eigene Entscheidungen zu treffen wenn nötig und zu diesen auch zu stehen - selbst wenn die Vorgesetzten nicht passt.

Mein Name schrieb:

2. zeigt Stuxnet, auf welche Art von "Krieg" Konflikte zum großen Teil in Zukunft ausgetragen werden. Die Zeiten, in denen körperlich fitte Fußtruppen in Massenheeren Kriege entscheiden, sind vorbei - siehe die Liquidationen per Drohne, was man mittlerweile wohl als Standardverfahren ansehen kann.

Drohnen werden den Einsatz von Soldaten so schnell nicht vollständig ersetzen können.

Außerdem übernimmt die Bundeswehr nicht nur Kriegs-Einsätze, sondern wird auch zur Bewahrung von Frieden eingesetzt und dafür sind Drohnen nun wirklich nicht geeignet :-)

Darüber hinaus hilft die Bundeswehr auch bei Katastrophen. Und dafür braucht man Leute, die körperlich fit sind und auch mal Wind, Regen, Kälte oder Hitze abkönnen.

 

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Der Verteidigungsminister erklärt die Suspendierung des Kapitäns laut faz.net mit einem dreistufigen Verfahren: aufklären, abstellen, Konsequenzen ziehen. In Sachen Gorch Fock befinde man sich noch in der ersten Phase, der Aufklärung. Wenn aber schon in der ersten Phase die öffentlichkeitswirksame Suspendierung des Kapitäns erfolgt, müssen doch für eine solch außergewöhnliche Maßnahme sehr gewichtige Gründe vorliegen. Dass der Betroffene "seine Karriere wie geplant fortsetzen" könne, wenn die Anschuldigungen "sich als nicht stichhaltig erweisen" sollten, reicht aus meiner Sicht als Rechtfertigung für den außergewöhnlichen Schritt in keinster Weise aus.

Laut FR http://www.fr-online.de/politik/guttenberg-nennt-kritiker--ahnungslos-/-... bezeichnet Bonaparte Guttenberg seine Kritiker als ahnungslos, was wohl sicher ob der Fachkompetenz vieler Kritiker nicht stimmt. In den Fällen wo es vielleicht berechtigt wäre, ist es hingegen ein erneutes Eigentor des Ministers, beruht eine etwaige Ahnungslosigkeit doch im Wesentlichen gerade auf seiner höchsteigenen (Des-?) Informationspolitik aus dem Militärressort. Es scheint mir, als würden hier weit zu häufig in Gutsherrenart Demokratie und Parlament ignoriert. Ein Rücktritt scheint mir nun ebenfalls ob der Vielfalt an Skandalen/ Kritiken sehr naheliegend.

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Dass solch attraktiv entlohnte Posten, wie die eines Ministers, geeignetere, besonnenere und verantwortungsvollere Kandidaten finden, da bin ich ganz sorglos.

 

Derweil fordert der Militärminister: "Guttenberg verlangt eine Milliarde für Attraktivitätssteigerung" http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,741150,00.html . Bei der aktuellen geopolitischen Lage brauchen wir nicht mehr, sondern weit weniger und dafür eine sorgsam ausgebildete Bundeswehr. Denn Deutschland wird nicht durch Kriege sicherer, die man trotz globaler Truppenanstrengungen und maximaler Mittelverwendung nicht gewinnen kann, sondern durch intelligente, faire und respektvolle Außenpolitik. Um eine solche zu betreiben, brauchen wir hingegen eine exzellente und intellektuelle Bildungspolitik, anstatt verschulte G12-Abi und Bologna-Module, und hierfür weit mehr Mittel, als seit Jahrzehnten lediglich zugestanden. Einzig dadurch werden Erfolg und Frieden des Landes gesichert.

 

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Mag sein. Aber wo ganz genau soll die Veranlassung zum Rücktritt liegen?

Es wird eine riesen Aufregung und ein gigantischer Medien-Hype veranstaltet, in dem sich jeder Politiker der Oppositionsparteien darin gefällt, einmal in irgendeiner Zeitung den Rücktritt des Ministers zu fordern. Das ist politisches Schmierentheater.

Man kann nicht jedesmal den Minister schassen, wenn es einen solchen Todesfall in der Bundeswehr gibt. Das ist nicht im Sinne einer vernünftigen Aufklärung und damit Vermeidung solcher Vorkommnisse in der Zukunft.

 

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@Die Leserin

 

Es geht hier ja nicht "nur" um einen Todesfall, in die noch junge Amtszeit des Militärministers fallen bereits zahlreiche Skandale, da genügt bereits die Lektüre aller obiger links. Das darf in einem Ministerium, erst recht in einem so sensiblen Ressort wie dem Militär, nicht mit aktivem Zutun oder passivem Unterlassen geschehen. Das Vertrauen der Bürger in Demokratie und Rechtsstaat wird sonst nachhaltig geschädigt.

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In diesem aktuellen Artikel "Todesfälle in der Bundeswehr - Gefährlich für Guttenberg " http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/gefaehrlich-fuer-gutte... liest man erneut sehr warnend:

 

"Es ist keine Kleinigkeit, wenn in Deutschland dem Parlament in so schweren Fällen Wissen vorenthalten wird. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee, alle Mandate und Auslandseinsätze gehen von den Abgeordneten aus. Seit Tagen beschweren sich Abgeordnete darüber, dass sie keine Informationen erhalten. Guttenberg scheint das nicht zu stören."

 

Weiterreichend zur Parlamentsarmee kann ich auch von Dr. Wiefelspütz "Der wehrverfassungsrechtliche Parlamentsvorbehalt" empfehlen, kürzlich kostenfrei gelesen in Humboldt Forum Recht (HFR) http://www.humboldt-forum-recht.de/deutsch/16-2010/index.html

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Mein Name schrieb:

3. Was einen Offizier auszeichnen sollte, ist nicht nur Leistungswillen, sondern vor allem Führungsfähigkeit. Und dazu gehört gerade nicht, sich in einem System von Befehl und Gehorsam widerspruchslos einzuordnen, das aus fehlgeleitetem Elite- und Korpsgeist zu lebensgefährlichem Schlafmangel führt (so jedenfalls die übereinstimmenden Berichte von G.F.-Fahrern), sondern das Hirn einzuschalten, eigene Entscheidungen zu treffen wenn nötig und zu diesen auch zu stehen - selbst wenn die Vorgesetzten nicht passt.

Grundsätzlich gebe ich Ihnen Recht, was die Führungsfähigkeit der Offiziere anbetrifft.

Auch führt zu lang anhaltender Schlafmangel (mehr als ein paar Tage am Stück) einfach nur zu einer Art permanentem "ein wenig neben sich stehen" und ist weder für theoretisches Lernen noch für das Verarbeiten von praktischen Erfahrungen hilfreich (und obendrein gefährlich).

 

Was das Treffen eigener Entscheidungen anbelangt - auch wenn es den Vorgesetzten nicht passt, so haben die Leute das ausführlichst in der Schule gelernt. In der Armee müssen sie auch Gehorsam bzw. Befehlsbefolgung lernen.

Außerdem sind die Leutchen einfach zu jung und unerfahren. Die Offiziersanwärter sind zwischen 19 und Mitte 20. Frisch von der Schule kommend, können sie prima diskutieren, haben aber zum Teil völlig falsche Vorstellungen von der Bundeswehr.

Wobei man den jungen Leute auf dem Schiff zugute halten muss, dass sie ja dort nicht am Anfang ihrer Ausbildung hinkommen, so dass sie durchaus schon einiges gelernt haben sollten.

Dennoch kann man Leutchen mit 19 oder Anfang 20 in der Bundeswehr nicht erst einmal zu eigenem Denken entgegen der Anweisungen der Vorgesetzten erziehen und es wäre völlig verfrüht, von ihnen Führungskompetenzen zu erwarten.

 

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In dem Film, den ich am 24.1. um 12:05 Uhr verlinkt habe, sieht man hoch motivierte, sehr sportliche und von starkem Durchhaltewillen geprägte Offiziersanwärter. (Vielleicht hat man die Gruppe für den Film auch entsprechend ausgewählt?)

Ich erwähnte schon, dass ich kürzlich zwei Filme über die Bundeswehr sah. Der zweite Film ist ein sehr gutes Kontrastprogramm.

Er zeigt angehende Zeitsoldaten in ihrer Grundausbildung. Es ist ganz erstaunlich, mit welchen Vorstellungen sich manche bei der Bundeswehr verpflichten wollen. Vielleicht liegt das daran, dass in den letzten Jahren immer weniger junge Männer eingezogen wurden.

In meiner "Generation" wurden alle eingezogen (abgesehen von ganz wenigen, die ausgemustert wurden) und es war noch sehr schwer, den Wehrdienst zu verweigern. Deshalb kannte jeder soundsoviele Leute, die beim Bund waren, und erfuhr zig Dinge aus erster Hand.

Auch dass gerade in der Grundausbildung geschliffen wird und nicht alles sinnvoll erscheint, wusste jeder. Und jeder wusste, dass man da halt einfach mal durch muss - entweder weil einem nichts anderes übrig blieb oder weil man sich verpflichten und bei der Bundeswehr weiterkommen, vielleicht sogar studieren, wollte.

Die berühmte Szene der Überprüfung des Stubendienstes, bei der in irgendeiner Schrankecke noch ein Hauch von Staub zu entdecken sein könnte oder festgestellt wird, dass die Hemden nicht hundertprozentig auf Din A 4 gefaltet wurden, und die dann folgende Brüllerei, gehörte beispielsweise zum Standardwissen über die Bundeswehr :-)) Diese Szene scheint mindestens seit Jahrzehnten unverändert zu jeder Grundausbildung zu gehören.

Insofern finde ich Dokumentarfilme über die Bundeswehr wie den weiter oben verlinkten oder eben auch diesen hier wichtig. Es hat niemand etwas davon, wenn sich Leute mit falschen Vorstellungen verpflichten.

 

Hier nun also ist der Film mit der Grundausbildung der Zeitsoldaten:

 http://www.youtube.com/watch?v=QKLBGo1jIRo&feature=related

Achtung:

Die ersten fünf Teile des Films kann man sich anschauen, indem man nach dem Ende eines Teils direkt auf den nächsten Teil klickt, der dann eingeblendet wird.

Will man den Schluss des Films sehen, so geht es dann an anderer Stelle weiter, nämlich hier:

http://www.youtube.com/watch?annotation_id=annotation_357484&v=oh7au6k8zrs&feature=iv#t=3m10s

http://www.youtube.com/watch?v=4BOcdGDCuTA&feature=related

 

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Der Militärminister hat es nicht im Griff, nicht mal seine höchst umstrittene Entscheidung, den Kapitän abzusetzen, taugt etwas. "Nach den Skandalen um die "Gorch Fock" wurde ein Ex-Kommandant als neuer Kapitän einberufen. Nun tauchen Angaben über dessen eigenes Fehlverhalten auf: zum Wasserskifahren soll er den Anker geworfen haben." Zudem ist ausgerechnet dieser Brünn wohl "...in der aktuellen Diskussion um die Skandale auf der "Gorch Fock" als Mitglied jener Kommission eingesetzt, die prüfen soll, ob es auf der Bundesweh-Segelschulschiffs zu Missständen oder Fehlverhalten gekommen ist." http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Aus-aller-Welt/Arti...

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Herr Kriegs-PR-Guttenberg kann einfach keine glaubwürdige Politik machen, jetzt will er auch von seinen zugesagten Militär-Einsparungen nichts mehr wissen, sondern fordert sogar noch weit mehr Geld: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,741736,00.html

 

Als Beitrag des Militärressorts zur Haushaltskonsolidierung wollte er in den kommenden drei Jahren 8,3 Milliarden sparen, jetzt fordert er hingegen sogar noch weitere 1,2 Milliarden. "Denn inzwischen will der CSU-Politiker von den Vorgaben nichts mehr wissen. Im Gegenteil: Zu hören ist, dass er beim Finanzminister sogar einen Mehrbedarf von 1,2 Milliarden angemeldet hat..." Man könnte vermuten, dass er damit selbst die "meuternde" Truppe wieder hinter sich bringen will, da sein Stuhl auf allen Ebenen sehr berechtigt mehr als wackelt.

 

Selbst "Viele Kabinettskollegen und Abgeordnete von CDU und FDP finden es dreist, dass der Minister unverhohlen die Absprachen aufkündigt. "Der will eine Generalabsolution", sagt einer aus der Unionsfraktion. "Aber das kann er vergessen.""

 

Gott gebe uns fähige Politiker!

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Der Fall "Gorch Fock" wird uns noch länger beschäftigen:

Der Kapitän will - wie gestern t-online meldete - gegen seine "rechtswidrige" und "grob fürsorgewidrige" Abberufung verwaltungsgerichtlich vorgehen.

Auch der Bundeswehrverband stärkt dem Käpitän den Rücken.

Kritisch zur Aberufung hat sich auch Alt-Bundeskanzler Schmidt geäußert.

Der Kapitän wurde lediglich vom Dienst suspendiert, nicht "geschasst" wie manche vermuteten.

Ich persönlich finde das bei einer solchen Untersuchung bzw. den aufgekommenen Vorwürfen durchaus nachvollziehbar.

Dabei bin ich der Ansicht, dass das hätte schneller erfolgen müssen bzw. dass man ihn hätte nach Deutschland zurückbeordern und nicht ohne Kommando auf seinem Schiff hätte sitzen lassen sollen.

Sind die übrigen Diskussionsteilnehmer der Ansicht, man hätte ihn normal seinen Dienst weiter verrichten lassen sollen?

 

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Die Leserin:

Der Kapitän wurde lediglich vom Dienst suspendiert, nicht "geschasst" wie manche vermuteten.

Mir kam es bei dem berichteten Ablauf der Ereignisse so vor, als habe Minister Guttenberg den Kapitän zunächst während der Untersuchung  im Dienst belassen wollen und erst nach Ankündigung von Berichten in der - aus seiner Sicht wohl vertrauenswürdigen - Qualitätszeitung "Bild" habe er sich relativ schnell zur Absetzung des Kapitäns entschlossen. Von einer Vorläufigkeit der Entscheidung war da nicht die Rede - und als "endgültig" ist sie auch nach den dortigen Reaktionen in der Bundeswehr angekommen. Wiederum einen Tag später stellte der Minister auf kritische Nachfragen richtig, der Kapitän sei nur vorläufig suspendiert worden.

Also: Die Suspendierung des Kapitäns bei Untersuchung schwerwiegender Ereignisse auf dem Schiff mag durchaus angemessen sein, die Reaktionsweise des Ministers (wenn über sie richtig berichtet wurde) ist aber durchaus kritikwürdig. Und ein Schulterschluss mit der Bild-Zeitung wäre geradezu demokratiegefährdend. Leider nicht im frei verfügbaren Netz erhältlich ist ein Interview mit einem (weitgehend "neutralen") Arzt, der auf der Gorch Fock längere Zeit gearbeitet hat - gestern in der FAZ-Sonntagszeitung. Er hält die Vorwürfe für unberechtigt und unnötig aufgebauscht.

Solche Maßnahmen sind der Tod jeder hierachisch aufgebauten Organisation. Nach diesem Beispiel kann jeder seinen unliebsamen Vorgesetzten loswerden, wenn er auch nur schwerwiegende Vorwürfe erhebt, ohne das auch auf Substanz geprüft wurde. Selbst wenn sich alle Anschuldigungen gegen den Kapitän als unrichtig erweisen sollten, ist sein Laufbahn bei der Marine beschädigt, sein Ruf ist ruiniert. Offenbar ist das Prinzip der Unschuldsvermutung dem Minister nicht bekannt.

Es scheint mir darüber hinaus auch sehr interessant, wieviele Leute mit nur oberflächlichen Fachwissen ihren Senf dazugeben und als Weisheit verkaufen. Beispiel: Cherno Jobatay, gesehen im Früstücksfernsehen. Da wird thematisiert, warum die Rekruten nur mit einem Sicherungshaken in die Takelage gehen und die Ausbilder mit zweien. Jeder vernünftig nachdenkende Mensch, der sich vielleicht mal mit Ausbildung gleich welcher Art beschäftigt hat könnte den Grund dafür nennen. Hier wird es aber als Ungleichbehandlung bezüglich der persönlichen Sicherheit angeprangert und als Ausbildungsfehler verkauft.

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Es scheint sehr eindeutig, dass der Minister die gebote Verantwortung nicht oder nur sehr ungerne übernimmt, das ist jedoch für eine Führungsposition nicht nur unangemessen, sondern in einem so sensiblen Bereich wie dem Militär äußerst gefährlich. Wenn schon bei solchen überschaubaren Sachverhalten keine Verantwortung übernommen wird, wie denn dann bei größeren und schwerwiegenden Entscheidungen und Ereignissen?

 

Die FNP http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/guttenberg-sollte-selbst-verantwort... schreibt daher auch zu Recht, "Man muss sich fragen, ob Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sein Ministerium noch in Griff hat. ... Wann aber lernt er, selbst Verantwortung zu übernehmen?"

 

Neben den vielen unangemessenen Reaktionen in all den o.g. Skandalen seines Ressorts sollte man ebenfalls Kundus nicht vergessen, im Artikel der FNP auch nochmals erinnert mit: "Ich habe in Berlin selbst erlebt, wie er seinerzeit den Angriff auf den Tanklastzug in Kundus, bei dem viele Zivilisten gestorben sind, schneidig als «militärisch angemessen» bezeichnet hat. Und das, obwohl ihm die gegenteiligen Informationen durch den Nato-Untersuchungsbericht vorlagen."

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PS: Prof. Fischer-Lescano ist sehr bekannt, insofern werden die Vorwürfe fundiert sein. Auch die Tagesschau berichtet und das sind die betreffenden Passagen laut SZ, hiervon eine umfangreiche sogar in der "eigenen" Bewertung. Für mich wäre das ein früher Beleg für die Charakterzüge, die sich im aktuellen politischen Verhalten zeigen, in etwa so nach dem Motto, die Anderen sind doof und es merkt eh keiner; könnte man das dann Berlusconi-Syndrom nennen?

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