Die Stieg Larsson Story - Was hinter der Millennium-Trilogie steckt
von , veröffentlicht am 07.02.2011Nach dem Zweiteiler „Millennium: Verblendung“ sendete gestern Abend das ZDF den ersten Teil von „Verdammnis“; der zweite Teil wird am kommenden Sonntag folgen. Die letzte Staffel aus der Trilogie wird an den beiden darauf folgenden Sonntagen gezeigt. Trotz der nicht zu attraktiven Sendezeit am späteren Sonntagabend erzielte der TV-Thriller sehr gute Einschaltquoten in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.
Alle bislang ausgestrahlten Folgen haben mir, der bislang keines der Bücher von Stieg Larsson gelesen hat, gut gefallen. Noch spannender fand ich allerdings die im Anschluss an den ersten Teil am 23.1.2011 ausgestrahlte Dokumentation "Die Stieg Larsson Story – Was hinter der Millennium-Trilogie“ steckt (ZDF-Mediathek). Die Parallelen zwischen der Biografie von Stieg Larsson und seiner zum Welterfolg gewordenen Romane, die gleichsam zu seinem düsteren Vermächtnis wurden, finde ich faszinierend und würde mir wünschen, dass vor allem viele junge Menschen, die sich für die Bücher und ihre Verfilmung interessieren, sich auch für das begeistern, für das sich der Idealist Stieg Larsson Zeit seines Lebens eingesetzt hat und dem er bis zu frühen Tod treu geblieben ist: Überzeugt von den Menschenrechte ist es der Kampf für das Gute und der Kampf für die Demokratie als oberstem Ziel.
Die Dokumentation beginnt mit dem letzten Interview mit Stieg Larsson und seinen Sätzen: "Die Demokratie ist immer bedroht. Demokratie ist nichts Gottgegebenes und fällt nicht einfach vom Himmel. Dafür muss man arbeiten, die ganze Zeit. Jede Generation muss sich neu dafür entscheiden, die Demokratie zu verteidigen.“ Stieg Larsson war absolut davon überzeugt, dass alle Menschen gleich sind und dass man immer gegen die aufbegehren muss, die das verneinen.
Diese Anliegen erklären seinen engagierten Kampf gegen Rechts, aber auch sein Anprangern der Gewalt gegen Frauen. Die Filme enthalten schockierende Passagen, erklären sich aber mit seinem Verständnis, gegen Gewalt einzutreten, komme sie von wem auch immer oder richte sie sich gegen Frauen. Gewalt gegen Frauen sieht er als global und patriarchalisch an, mit ethnischer Herkunft habe sie nichts zu tun. Auch mit Blick darauf kann man seine Bücher lesen und sich die Verfilmungen ansehen.
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5 Kommentare
Kommentare als Feed abonnierenJLloyd kommentiert am Permanenter Link
Mir erscheinen zumindest in den Filmen die Nebenakteure zu flach, ja ich möchte sogar formulieren, dass außer Lisbeth Salander keiner der Charaktere besonders gut herausgearbeitet wurde, nicht einmal Mikael Blomkvist. Wie wird wohl der deutsche Titel des marketingtechnisch lukrativ ausstehenden vierten Bandes lauten ? Verblödung ???
Name kommentiert am Permanenter Link
Interessant in diesem Zusammenhang ist jedenfalls, wer den Stuttgart21-Protestierern die "demokratische Legitimation" abspricht ...
Peter kommentiert am Permanenter Link
Wer die Bücher gelesen hat, dem können die Filme nur missfallen. Auch wenn die Bücher (insbesondere die jeweiligen ersten 200 Seiten) sehr langatmig geschrieben (oder schlecht übersetzt) sind, haben sie doch ein gewisses Spannungspotenzial. Nur zu empfehlen. Die Bücher sollen übrigens Ende des Jahres neu verfilmt werden: mit Daniel Craig (James Bond) in der Hauptrolle. Idealbesetzung.
Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg kommentiert am Permanenter Link
@ JLloyd
Schade finde ich, dass in den bisher ausgestrahlten Teilen die gesellschaftliche und/oder politische Brisanz des jeweils angesprochenen Themas, wie zum Beispiel der Handel mit Frauen aus dem Ostblock, die nach Schweden verbracht werden, weitgehend außer acht gelassen wird (hier eine Kritik, die in die selbe Richtung zielt) oder doch viel zu kurz kommt.
@Mein Name
Natürlich ist der Gedanke alles andere als neu. Aber die Dokumentation zeigt in meinen Augen sehr eindrucksvoll, wie Stieg Larsson ihn ebenso konsequent wie aktiv in seinem Leben umgesetzt hat. Er selbst wurde immer wieder bedroht; einer der Redakteure von "Expo" wurde bei einem Attentat mit seinem Sohn schwer verletzt. Reden tut man sich da leicht, das Handeln verlangt sehr schnell einiges von einem ab.
@Peter
Dazu doch gleich ein Link!
Gast-B kommentiert am Permanenter Link
Entsetzlich auch die Macht des amtlichen Betreuers der Lisbeth, der für sein Wirken das Tatoo am Bauch zurecht erhielt.