Das gibt es tatsächlich noch: Erfolg der FDP - Netzsperrgesetz wird gekippt!

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 06.04.2011

Es ist dieser Tage nicht leicht, einen Erfolg der FDP in der Regierungskoalition zu finden, aber dies hier ist wohl einer. Trotz der damaligen großen Vorbehalte von Experten wie von Seiten der Netzaktivisten, trotz einer Petition mit Rekordresonanz, hatte die SPD/CDU/CSU-Koalition die Netzsperren gegen Kinderpornographie nach Vorschlag und Methode von der Leyen (Zugangserschwerungsgesetz) kurz vor der Bundestagswahl gesetzlich verankert (damaliger Blogbeitrag): Man dachte wohl, man könne mit dem Thema "Kampf gegen Kinderpornographie" Stimmen gewinnen - und unterschätzte die Intelliganz der Wähler. Nach der Bundestagswahl hatte die FDP im Koalitionsvertrag zunächst die Nichtumsetzung dieses Gesetzes vereinbart  - heute nennt man das "Moratorium". Der verfassungsrechtlich bedenkliche Weg, ein gültiges Gesetz einfach nicht zu beachten (siehe hier), wurde wohl eingeschlagen, damit die Unionsparteien nicht ihr Gesicht verlieren. .

Nach einem Jahr sollte das BKA Bericht erstatten, ob die Alternativmethode "Löschen vor bzw. statt  Sperren" nicht mindestens ebenso gut funktioniert. Nachdem dieses Jahr längst abgelaufen ist (Blogbeitrag), ist eigentlich nur noch das BKA für das Stopp-Schild zu haben. Mittlerweile haben sich auch die Unionsparteien mit der alternativen Löschmethode angefreundet und das Gesetz soll nun tatsächlich geändert werden (zeit-online-Bericht). Natürlich waren es maßgeblich die Proteste und Argumente der vielen engagierten Gegner im Netz (zB des AK Zensur), aber man sollte es auch nicht kleinreden: Die FDP hat hier tatsächlich einen Erfolg erzielt, denn sie hatte sich (anders als die Grünen) schon vor der Wahl klar gegen das Gesetz positioniert.

Ob die Netzsperren damit endgültig vom Tisch sind? Möglicherweise kommt ja noch etwas von Seiten der EU  (Stichwort "Censilia"), aber dass die deutschen Parteien sich nochmal auf dieses glitschige Terrain begeben, kann ich mir kaum vorstellen -  hier noch der Kommentar auf Netzpolitik und der auf internet-law.

 

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