Loveparade 2010 - zehn Monate danach: Neue Erkenntnisse?

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 16.05.2011

In der  heute erschienenen Ausgabe des "Spiegel", die sogar mit dem Titelbild zur Loveparade 2010 aufmacht, wird insbesondere die Veranwortung der Polizei für die Katastrophe untersucht, aber auch Verantwortlichkeiten der Stadt Duisburg  - im geringeren Maße auch solche des Veranstalters - werden benannt . Offenbar liegen dem Spiegel "vertrauliche" Informationen aus dem staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren vor. Das dürfte in der Öffentlichkeit Anlass dazu sein, einige der schon bekannten Umstände noch einmal zu betrachten, andere, bisher noch nicht näher betrachtete, erstmals zu analysieren. Ein erster lesenwerter Kommentar von Lothar Evers liegt bereits vor (hier) . Vielleicht gelingt es auch wieder, hier im Beck-Blog in sachlicher Weise die rechtlichen Implikationen zu diskutieren. Nach wie vor maße ich mir nicht an, allgemein taktische polizeiliche Fehler als solche zu bewerten, sondern werde hier weiter den Fokus auf die strafrechtliche Verwertbarkeit legen. Das schließt aber nicht aus, dass in den Kommentaren auch das polizeiliche Einsatzverhalten näher diskutiert werden darf - so wie es den früheren Diskussionen ja auch schon geschehen ist.

Von den Spiegel-Autoren werden folgende "Fehler" der Polizei genannt:

1. Das Einvernehmen
Die Polizei "hat es laufen lassen in der Zeit der Planung". Auch wenn sie, was näher ausgeführt wird, von vielen Absprachen zwischen Stadt und Lopavent nichts mitbekommen habe, so sei sie doch rechtzeitig vor dem Termin in der Arbeitsgruppe 4 über die Sicherheitsvorbereitungen und evtl. -mängel informiert gewesen. Der Tunneleingang sei auch Gegenstand polizeilicher Inspektionen und Diskussionen gewesen. Die Polizei sei aber trotz Bedenken "nicht hart und entschieden genug [gewesen], um einzugreifen, durchzugreifen, notfalls die Parade abzusagen". Der Düsseldorfer Polizeidirektor Schalk habe sogar im Juni noch die später entscheidenden Fragen gestellt - zum Stau im Eingangsbereich bei gegenläufigen Menschenströmen. Die Polizei habe sich dann aber mit ein paar kleinen Änderungen zufrieden gegeben und danach auch keine Kritik mehr angebracht.
Nach Wiedergabe des Spiegel hält aber selbst die StA dieses Verhalten der Polizei im Vorfeld für strafrechtlich irrelevant, da ein ausdrückliches "Einvernehmen" der Polizei nicht gegeben sei. Die Staatsanwaltschafft habe also geprüft, ob es ein "Einvernehmen" der Polizei gegeben habe, konnte dies aber nicht finden. Und daraus werde gefolgert, dass sich die Stadt Duisburg über das Erfordernis eines Einvernehmens hinweggesetzt oder die bloße Mitwirkung der Polizei als schon ausreichendes Einvernehmen verstanden hat.

Trifft diese rechtliche Bewertung zu? Strafrechtlich wäre der Polizei (wenn man einmal unterstellt, dass ein ausdrückliches  Einvernehmen fehlt) in der Planungsphase demnach nur ein Unterlassen vorzuwerfen, es nämlich unterlassen zu haben, die Veranstaltung mit dieser als gefährlich erkannten Ein-/Ausgangskonzeption zu verhindern. Eine Verhinderung der Veranstaltung durch die Polizei wäre möglich gewesen durch ein ausdrückliches Verweigern ihres für die Genehmigung erforderlichen Einvernehmens - das Beispiel Bochum, wo die LoPa 2009 nach polizeilicher Intervention abgesagt wurde, belegt dies hinreichend. Aber war die Polizei auch zur Intervention verpflichtet? Oder durfte sie es "einfach laufen lassen"? Jedenfalls nach dem Spiegel-Bericht will sich die StA nicht auf dieses unsichere Gelände bewegen, sondern meint, die Verantwortlichkeit läge bei den Mitarbeitern der Stadt, die ohne ausdrücliches Einvernehmen der Polizei eine rechtswidrige Genehmigung erteilt hätten.
Tatsächlich bewegt man sich an diesem Punkt auf unsicherem Gelände: Wenn ein Einvernehmen der Sicherheitsbehörden Vorausetzung für eine solche Veranstaltung ist, unter welchen Voraussetzungen sind dann diese Behörden verpflichtet, ihr Einvernehmen ausdrücklich zu versagen und damit die Veranstaltung zu verhindern? Und lagen diese Voraussetzungen hier vor? Ich denke, dass die Polizei an den Planungen so nah dran war, dass ihre Verantwortlichen erkennen mussten und auch erkannt haben, dass ihr "Schweigen" seitens der Stadt als Zustimmung/Einvernehmen aufgefasst wurde. Ich will nicht behaupten, es handele sich um eine bewusste Taktik, aber wenn es so ist, wie im Spiegel dargestellt, hat sich die Polizei im Vorfeld erfolgreich aus der Verantwortung "geschlichen": Sie hat Kritik angebracht, dann aber die Veranstaltung so wie geplant stattfinden lassen.

2. Der Schichtwechsel
Dass  in der kritischen Phase der LoPa - wenn auch noch weit vor den tödlichen Ereignissen - ein Schichtwechsel der Polizei stattfand, ist lange bekannt (hier nochmal das Foto von 15.30 Uhr). Nicht bekannt war bisher, das man den Schichtwechsel erst auf Intervention des Personalrats und Ministeriums vorsah und dass es zuvor Kritik am Zeitpunkt desselben gab.
Laut Spiegel hat der Schichtwechsel zur Unzeit bewirkt, dass dort neue Kräfte ohne  Vorbereitung in eine schon bedrohliche Lage quasi "hineingeworfen" wurden. Dies hätte beigetragen zur Gefährdung, möglicherweise auch zu Fehlentscheidungen.
Strafrechtlich wird es aber schwer fallen, den Schichtwechsel selbst mit den Todesfällen unmittelbar in einen Kausalzusammenhang zu bringen. Solche möglichen Kausalzusammenhänge lassen sich nicht ausschließen, aber auch nicht hinreichend als "Ursache" beweisen. Wäre etwa ohne Schichtwechsel dasselbe passiert, hätte man möglicherweise die Müdigkeit/Überforderung der Beamten als Negativfaktor angesehen. Einen wichtigen Hinweis gibt allerdings Lothar Evers: Möglicherweise sind infolge des Schichtwechsels einfach nicht genügend Kräfte gleichzeitig dort gewesen, weil man dieselbe Anzahl von Hundertschaften  dann eben nicht gleichzeitig sondern nacheinander eingesetzt hat. Die entscheidende Frage also: Waren genug Kräfte da? Oder wurde die zuvor für nötig befundende Anzahl der Beamten aufgrund des nötigen Schichtwechsels halbiert? Dies ist deshalb so wichtig, weil das Entstehen des Gedränges auf der Rampe damit zusammenhängt, dass das Sperrkonzept der Polizei nicht funktionierte. Mit mehr Kräften an den richtigen Stellen hätten die Sperren aber funktionieren können.

3.  Die fehlende Lautsprecheranlage
Hier im beck-Blog aber auch an anderer Stelle wird als ein ganz wesentlicher Umstand, der die Katatstrophe mitverursachte, angesehen, dass es auf der Rampe praktisch keine Kommunikation zwischen Polizei/Sicherheitspersonal und Besuchern gab. Die Besucher kamen aus den Tunnels und wussten nicht, wo und wie es weitergehen sollte. Auch als sie sich schon drängelten, bemerkten sie nicht, dass in ihrem Rücken nicht weit entfernt genug Platz war. Sie wurden einfach nicht von den Kräften, die Überblick hatten, informiert. Die z.T. vorhandenen Megaphone waren viel zu schwach. Und die in der Genehmigung verlangte ELA fehlte (siehe hier). Dies - so der Spiegel - war der Polizei ab 14 Uhr bekannt. Man hat also 2,5 Stunden vor dem Unglück gewusst, dass ein wichtiger Teil des Sicherheitskonzepts fehlte. Durfte die Polizei dann einfach weitermachen ohne sich um Ersatz zu bemühen (Lautsprecherwagen oder mobile Anlagen müssten doch herbeizuschaffen sein...) Oder hätte sie die LoPa abbrechen oder auf einen Abbruch durch die zuständigen Behörden hinwirken müssen? Das letzte ist eine schwierige Frage, denn die Risiken eines Abbruchs zu einem Zeitpunkt, zu dem schon Hunderttausende in der Stadt waren, mussten ja mit abgewogen werden. In diese Richtung wird sicherlich weiter ermittelt. Aber nicht zu vergessen: Dass die ELA nicht vorhanden war, ist primär ein Versäumnis von Lopavent, dass dies nicht kontrolliert wurde, ein Versäumnis der Stadt Duisburg.

4. Die mangelnde Kommunikation (Funkgeräte/Mobiltelefone)
Eine ähnliche Frage - meines Erachtens aber etwas weniger unmittelbar mit der Katastrophe zusammenhängend -  wirft die mangelhafte Kommunikation der Sicherheitskräfte/Polizei untereinander auf. Die Funkgeräte funktionierten offenbar nicht richtig, das Handynetz war überlastet, weil man es möglicherweise versäumt hatte, sich entsprechenden Vorrang im Netz zu reservieren. Es wird auch hier schwer fallen, eine unmittelbare Ursache für die Katastrophe festzustellen, die strafrechtlich relevant wäre.

5. Die Sperren
Schon seit den ersten Kommentaren zur LoPa 2010 werden die polizeilichen Sperren als  unmittelbare Mitursachen der Katastrophe bewertet. Die Polizei hat sie wohl eingerichtet, um den "Pfropf" am Rampenkopf zu entlasten/aufzulösen. Aber dazu, so jedenfalls meine Auffassung, waren die Sperren, die dann eingerichtet wurden, erkennbar ungeeignet bzw. sie versagten ihre Funktion. Schließlich hat die Sperre auf der Rampe das Gedränge an einer wesentlich problematischeren Stelle (am unteren Ende der Rampe, eingekesselt zwischen den Tunnelausgängen und Betonwänden) erst verursacht. Das ist keine neue Erkenntnis. Aber ein Zusammenhang zwischen Schichtwechsel und unzureichenden Sperren könnte möglich sein, s.o.

Dem Spiegel ist zu danken, dass er das Thema Loveparade 2010, um das es etwas still geworden war in den letzten Wochen, noch einmal aktualisiert hat, wenn sich auch der Anteil wirklich neuer (strafrechtlich relevanter) Fakten in Grenzen hält.  Auch scheinen nach meinem Eindruck die Veranstalter im Spiegel-Artikel relativ gut weg zu kommen.

Die hiesige Diskussion (über 1000 Kommentare) ist geschlossen.

Zur aktuellen Diskussion hier im Blog (Juli 2011)

Link zur großen Dokumentationsseite im Netz:

Loveparade 2010 Doku

Link zur Seite von Lothar Evers:

DocuNews Loveparade Duisburg 2010

Links zu den früheren Diskussionen hier im Beck-Blog:

Dezember 2010 (537 Kommentare, ca. 8000 Abrufe)

September 2010 (788 Kommentare, ca. 16000 Abrufe)

Juli 2010 (465 Kommentare, ca. 23000 Abrufe)

Diesen Beitrag per E-Mail weiterempfehlenDruckversion

Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
Kommentar schreiben

1097 Kommentare

Kommentare als Feed abonnieren

Lothar Evers schrieb:

Dir muss doch einfach einleuchten, dass zwei weitere Verantwortliche, nämlich Veranstalter und Ordnungsbehörde vorrangig zu handeln hatten.

Das leuchtet mir schon ein, Lothar.

Wir betrachten hier die Ereignisse mal von der einen, mal von der anderen Seite.

Soweit ich weiß, gibt es hier niemanden, der die Verantwortung des Veranstalters und der Stadt nicht sieht. Anders sieht es jedoch offenbar hinsichtlich der Polizei aus.

Dass andere ihren Pflichten nicht nachgekommen sind, kann nicht Ausrede für die Verantwortlichen der Polizei sein, falls sie ihren auch nicht nachkamen. Im Gegenteil: genau dann nämlich war ihr Handeln gefordert.

Ich habe z.B. weiter oben die Frage in den Raum gestellt, warum die Hundertschaft im Bereich Tunnel/Rampe auf sich alleine gestellt agieren musste. Die Staatsanwaltschaft sieht laut Spiegel-Artikel offenbar die Verantwortung dafür und auch für die Todesfälle u.a. beim leitenden Polizeidirektor.

Außerdem habe ich mit der Ausführung etwas zurechtgerückt, was hier im Thread als falscher Eindruck eingebracht wurde, nämlich dass zum Zeitpunkt des Schichtwechsels noch keine konkrete Gefahr erkennbar bzw. auf der Rampe noch jede Menge Platz gewesen sei.

 

 

0

Lothar Evers schrieb:

[...]

Dir muss doch einfach einleuchten, dass zwei weitere Verantwortliche, nämlich Veranstalter und Ordnungsbehörde vorrangig zu handeln hatten.

 

Hm... mein Eindruck, nach vielen, vielen Beiträgen, um es mal frei nach Schiller zu sagen: Da kämpfen Götter selbst vergebens!

0

#287 Die Leserin

" Eigentlich sollte ein Außendienst des Ordnungsamtes vor Ort sein und im HOIST-Hochhaus waren die Aufnahmen aller Sicherheitskameras zu sehen. Die Bilder der Kameras sprachen für sich."

Darüber hinaus war der vom Bund finanzierte katastrophenforscher Prof. Dirk Oberhagemann im Lagezentrum, Hoist-Hochhaus mit Überwachungskameras zum berechnen der Besucher!

Die stellvertretende leiterin des Ordnungsamtes, die das vor Ort machen sollte war nicht vor Ort; ergo zählte niemand! Meldete die Polizei das dem Ordnungsamt; war dieses informiert?

 

"Unseren Informationen nach entschied sich zum sofortigen Handeln, sperrte (laut Info des Innenministeriums) um 15:45 Uhr den Osttunnel und um 15:55 Uhr den Westtunnel.  Warum man mit den Kräften nicht versuchte, die Sperren vor den Tunneln zu verstärken, erschließt sich mir derzeit nicht."

Die Kräfte, die an den Ostschleusen abrückten, um im tunnel eine Kette zu bilden wurden NICHT ersetzt (s. Interview mit Augenzeugin auf xtranews.de). Die Öffnung der Westschleusen gebot angeblich eine bestehende Notlage vor Ort und auf der Straße, die "überzuquellen" drohte.

 

zu Polizeiketten: Offensichtlich wurden die gebildet, um eine Gelände"überfüllung" zu verhindern, nicht aber um menschenleben zu retten.

 

zu Tote im Westtunnel: Ein Augenzeuge (derwesten.de) berichtet, dass es Tote im Tunnel gegeben haben könnte. Für mich nur allzu logisch, da vor und an dessen Ausgang ein ähnlich oder genauso hoher Druck wie vor der Plakatwand und Treppe vorlag. Beweis: Das gänzlich niedergedrückte Umweltzonenschild, das sogar am Fuß abbrach! Menschen, die da gegen gedrückt wurden, können das nicht überlebt haben.

 

 

 

0

Wobei ich hinsichtlich der Anmerkungen über Abbruch einer Veranstaltung natürlich nicht darauf hinauswollte, dass die Musik bei der Loveparade hätte abgestellt und alle sofort hätten nach Hause geschickt werden sollen. Klar wäre es dann zu erheblichem Chaos und erhelblichen Gefährdungen gekommen.

Nachdem es Tote gegeben hatte bzw. ungefähr während dessen begann man damit, effiziente Maßnahmen einzuleiten. Ab dieser Zeit sind uns dann Telefonkonferenzen in kurzen Zeitabständen bekannt.

Die Tunnel wurden effizient gesperrt. Notausgänge wurden als Ausgänge geöffnet. Eine weitere Anreise von Ravern nach Duisburg wurde gestoppt.

 Diese Maßnahmen konnte die Hundertschaft, die da vor Ort im Bereich Tunnel/Rampe kämpfte, natürlich gar nicht alleine bzw. überhaupt einleiten. Die Planung - so gravierende Fehler sie auch sonst aufweisen mag - hatte auch nie vorgesehen, dass die Polizisten mit Einsatzbereich Tunnel/Rampe Probleme dieses Ausmaßes alleine lösen.

Und genau das ist nun ja auch der Punkt, den die Staatsanwaltschaft laut Spiegel dem leitenden Polizeidirektor vorwirft, der die Ereignisse via Kameras beobachten konnte.

 

 

0

#289 Die Leserin

"Nachdem es Tote gegeben hatte bzw. ungefähr während dessen begann man damit, effiziente Maßnahmen einzuleiten. Ab dieser Zeit sind uns dann Telefonkonferenzen in kurzen Zeitabständen bekannt. Die Tunnel wurden effizient gesperrt. Notausgänge wurden als Ausgänge geöffnet. Eine weitere Anreise von Ravern nach Duisburg wurde gestoppt."

Was ja zeigt, dass es ging/gegangen wäre.

 

 

0

Zur der persönlichen Situation der Polizisten vor Ort:

Ja, das kann ich sehr wohl erkennen. Es gibt es einen aktuellen Anlaß, dass ich speziell nach den Teilnehmern und dem Kausalzusammenhang frage. Das soll aber nicht heißen, dass ich die Opfer auf Seite der Retter nicht erkenne - ganz im Gegenteil, ich weiß nur allzu gut, was diese durchmachen.

0

Traumatherapie-LoPa schrieb:

Es gibt es einen aktuellen Anlaß, dass ich speziell nach den Teilnehmern und dem Kausalzusammenhang frage. 

Sehr geehrte Traumatherapie-LoPa,

 

Welcher Art wäre der, wenn man fragen darf? Vielleicht hilft das, Sie zu verstehen. Ich frage mich jedenfalls,  was Sie im Schilde führen ??? Und gleich mit 'polizeilicher' Unterstützung von 'ein Polizist', von wegen "...hat m.E. ganz sicher mit ......möglicherweise war das der Tropfen zu viel."

 

..... Das hatten wir doch alles schon...... nur nicht so clever traumatherapeuthisch/juristisch verpackt.............

 

Fängt  diese unsägliche Suche nach der Schuld und den Kausalitäten bei den Besuchern jetzt wieder von vorne an, nur ein bisschen therapeutischer dreinschauend? Oder muss man fragen: technischer, materialistischer, perfektionistischer?.... was man nun wahrlich nicht mit realistischer, wahrhaftiger, heilender verwechseln sollte.

 

Was wohl wahr ist und weshalb mich Ihre Beiträge zuerst sehr interessiert haben, was aber hier in den Antworten leider auch nicht auftaucht (habe allerdings noch nicht alles im Einzelnen gelesen, da ich erst gestern entdeckt habe, dass hier im Thread längst wieder diskutiert wird): 

Für die Opfer und Traumatisierten wäre eine Gegenüberstellung mit einer realistisch aufgearbeiteten Außenperspektive des Geschehens und seines Hergangs ohne Zweifel sehr wichtig. Das aber wahrlich nicht, damit schlaue Therapeuten wie Sie und ihre 'helfenden' Juristen Argumente geliefert bekommen, mit denen sie die Wahrheit einmal mehr verdrehen können, um schließlich doch noch die Veranstalter entlasten und den Besuchern die Schuld anlasten zu können. (Entschuldgen Sie wenn ich gleich so mit der Türe ins Haus falle. Aber wahrlich das hatten wir schon.) Vielmehr brauchen die Opfer eine solche Gegenüberstellung, um je für sich selber die erdrückende Erinnerung aus der in der Masse allzu kurzen Perspektive von bestenfalls 50 - 100 cm Radius erhellen und korrigieren zu können, um nachvollziehen zu können, was im größeren Radius des ganzen Geschehens ihr Naherlebnis ausgelöst hat, was sich ja eben denen in dem tödlichen Knäuel und direkter Umgebung vollkommen entzog. Die Opfer werden zwangsläufig für sich selber vieles zuerst einmal falsch deuten und somit unbegründet Anschuldigungen gegen andere und eigene Schuldgefühle entwickeln. Das sind aber wahrlich keine juristischen Fragen ob: "...Zu Recht, oder zu Unrecht?" wie Sie das forcieren wollen.

 

Eine Gegenüberstellung würde der Staatsanwaltschaft für eine bessere Rekonstruktion dann natürlich auch helfen. Aber wem bitte wollen Sie mit Ihrem Bemühen aus der Schlinge helfen? ...oder welche Wahrheit wollen Sie damit aus der Welt schaffen?

Wenn Sie beteuern: "Es war nicht meine Absicht eine individuelle strafrechtliche Schuld zu klären,....." ....Dann empfinde ich das wie ein 'schönes' Märchen, das Sie der Runde auftischen wollen, wenn Sie an anderer Stelle schreiben: " Es gibt mehrere Teilnehmer, die (möglicherweise und eventuell) egoistisch andere Menschen überklettert haben. Sollte dies der Fall sein, so wäre das eine fahrlässige Körperverletzung und könnte zu einer geringen Geldstrafe, jedoch nie zu einer Bewährungsstrafe führen."

Es gibt keine(!) solchen Teilnehmer im Bereich des Knäuels.

 Und weiter:

"....sondern zu verstehen, warum es zu unterschiedlichen Meinungen und Einschätzungen kommt."

....damit einige stille Mitleser/Juristen(?) sich besser rüsten können, um die Wahrheit zu verbiegen?

 

Zu diesem Warum kann ich Ihnen allerdings was sagen:

nämlich weil der ganz konkrete, letzte Auslöser längst klar ist, diese Klarheit aber nach allen Regeln der Kunst vernebelt werden soll. In wieweit Sie nur mit in dieses Horn blasen oder es bewusst benutzen, weiß ich nicht.

 

Es sollte aber wirklich kein Experte für Massenveranstaltungen, allen voran Lopavent, behaupten, dass die Entscheidung für Tunnel-Rampe als einzigen Ein- UND Ausgang unwissend war. Mit ihr musste einem Experten klar sein, dass empfindlicher Massenandrang aufkommen würde, ncht eventuell, sondern mit Sicherheit. Man lässt also Hunderttausende wissend in einem unentrinnbaren Hexenkessel auflaufen. Warum, wenn nicht, um zu studieren, wie Menschen wohl mit der so entstehenden Massenturbulenz umgehen? Die Raver waren ja am besten geeignet, wie Sie so schön darlegen:  "....Eine Panikreaktion der Teilnehmer wäre möglich, aber dafür bedarf es sehr heftiger Auslöser. Leute, die in einer Techno-Disco ihre Freizeit verbringen sind absolut panikresistent und leiden sicher nicht unter Platzangst. Wenn ein Raver ein Martinshorn hört, so wird er vielleicht im Takt klatschen, aber nicht in Panik verfallen. " Mit denen konnte man das also locker wagen. Der Crowdmanager war vorsorglich  ja schon mal ein Psychologe und just mitten im Hotspot platziert. Ja, prima, teure Sicherheitsvorkehrungen sind dann ja auch überflüssig, ELA Fluchtwege etc. Die Raver haben sicher Verständnis dafür, wenn sie mal ein bisschen schwitzen müssen. Und wenn nicht,.... ja dann sind sie es selber Schuld....und wir werden Wege finden, das glaubhaft zu machen. Zumindest werden wir ein Patt erreichen. So einfach ist das.

Ist es das?

Und dann passiert das, was nicht geplant war, eben dieses unsägliche Menschenknäuel.

Das nun hat aber einen ganz konkreten, einfach zu benennenden, ersten Auslöser, eindeutig fern jeder individuellen Schuld der Raver, die man ja, wie praktiziert, für den Fall der Fälle, dass doch etwas passieren würde, als schnell zu benennende Ursache angedacht hatte.....

 

Tja....... jetzt ist natürlich bei einigen Planern - nicht bei allen -  wohl eher den wissenden, 'mutigen' Forschungsplanern unter ihnen und einigen Mitwissern, Holland in Not. Denn da nun außerdem keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden waren, hatte das Knäuel mit den bekannten tödlichen Folgen dramatisch viel Zeit anzuwachsen, ohne dass man auf irgendeine Weise damit umzugehen verstand.

 

Und was tut man jetzt hinterher?

 

Ich gebrauche das Wort äußerst selten, aber das ist widerlich: Um die Hauptschuld, die bewusste Entscheidung für den Hexenkessel und zugehörige Folgen, zu vertuschen, hat man die Stirn, denen, die man illegal zusammengepfercht und schwerst verwundet oder in den Tod geschickt hat, auch noch je persönliche Schuld einreden zu wollen. IM NAMEN DES VOLKES!  Und das auch noch unter dem Vorwand einer angeblich helfenden Traumatherapie und während sich anhand der Video Dokumentation außerdem deutlich abzeichnet, dass die Besucher in den übrigen Rampenabschnitten, in unmittelbarer Nähe des Knäuelbereichs  (Container/Lichtmast) offenkundig erstaunlich brav/vernünftig und hilfsbereit waren und weitere Todesfälle verhindert haben.

 

Sie schreiben:" Angenommen ein Überlebender sagt in Therapie................"

Sind Sie wirklich selber praktizierende Traumatherapeutin in direkter Begegnung mit den Menschen oder forschen Sie rein theoretisch am grünen Tisch anhand von Berichten anderer: "Ich habe soziale Verhaltenswissenschaften studiert und ich war unbeteiligt. Ich sehe in den GLEICHEN Videos etwas ganz anderes, wie andere. "

 

Ohne Zweifel, je nach tatsächlichem Motiv, zumindest aber mit ihrer technisch perfektionistischen, oder wie Lothar Evers in # 29 sagt: "zu formalen" Herangehensweise sehen Sie "etwas ganz anderes", können Sie die ganze Realität der Opfer nicht in den Blick bekommen. Wie  Lothar Evers in # 29 schon sehr richtig sagt: "Die Frage der individuellen Schuld und Verantwortung stellt sich glaube ich jenseits der strafrechtlichen Beurteilung oder gar eines Urteils oder Zwischenbescheides. Sie muss ganz individuell aufgearbeitet und verarbeitet werden."

 

Sie schreiben: "Um ihm diese Schuldgefühle zu nehmen, brauche ich nur 20 cm...."

 

SIE und ich und wer sonst noch können wahrlich niemandem die Schuldgefühle nehmen, mal abgesehen davon, dass das auf Ihrem 'formalen' Weg schon gar nicht geht, von wegen 20 cm. Sie können ihm bestenfalls helfen, sich selber von den Schuldgefühlen zu trennen, indem sie sachlich aufklären, wenn sie unbegründet sind. Aber vor allem indem Sie ihm seine eigenen Quellen des Geistes bewusst machen, mit denen er das bewältigen kann.

Aber die derzeit einzig notwendige, von außen kommende Hilfe diesbezüglich wäre eine klare öffentliche Entschuldigung derer, die das Gerücht in die Welt gesetzt haben, die Besucher seien selber schuld. Auch Sie wollen ja wahrhaftig immer noch solche Schuld erfinden.

 

Wenn Sie mit ihrer Schuldfrage die Ebene des Geistes ansprechen würden, wäre das noch etwas Anderes.  Schuld ist immer zuerst im Geist anzusiedeln. Doch gerade auch dann sind es nicht nur die Besucher, dann müssten Sie sich selber und uns alle ernsthaft auch mit einbeziehen. Denn wir alle haben mehr oder weniger zu dem geistigen Klima beigetragen, das eine derartige, menschenunwürdige Planung in unserer Gesellschaft überhaupt ermöglicht hat.

Diese unsere gemeinsame geistige Verfassung war natürlich der eigentliche Auslöser.

Denn wo der eine Geist einer Volksgemeinschaft sich dem katastrophalen Punkt nähert, an dem er von der Mehrzahl seiner Verantwortlichen, Manager und Bürger missachtet, ja, philosophisch kurzsichtig begründet, vermeintlich systematisch abgeschafft werden muss, genügen der gesellschaftlichen Seele in der sich der Geist manifestiert, kleine materielle Auslöser, Fehler, Unachtsamkeiten, um eine große Katastrophe leibhaftig werden zu lassen. Ganz einfach, weil die seelische Wachsamkeit in einer solchen Gesellschaft zu schwach geworden ist, um die vielen kleinen ‚Teufel im Detail’, die jederzeit ein Drama auslösen können, intuitiv zu verhindern. Katastrophen sind dann für die Seele der Gesellschaft der einzige Weg, auf den tödlichen Countdown des uns verbindenden, einen Geistes aufmerksam zu machen, so wie unser Leib sich bemerkbar macht indem er krank wird, wenn wir ihn missachten und ihm keine oder die falsche Nahrung zuführen. Das Repertoire der ‚Fehlerteufelchen’ ist in der Regel sehr ergiebig. Schließlich kommt eine auch noch so hohe Perfektion nicht ohne seelische Wachsamkeit aus. Und ob es ohne besagten ‚kleinen’ Fehler trotz Massenturbulenz zu den tragischen Todesfällen gekommen wäre, ist ein großes Fragezeichen. Dennoch war es ein scheinbar so unbedeutendes Detail, dass jetzt niemand mehr davon redet, weder die Staatsanwaltschaft noch die Medien.

 

Oder hat das große Schweigen ob der kleinen Ursache einen anderen Grund?

War das die Ursache der Loveparadekatastrophe?

 

Dieser kleine, handfeste Auslöser trifft hier immerhin schon mal zu. Ist er ein Indiz für den Countdown eines katastrophalen, größeren geistigen Hintergrunds? Aber diese Fragestellung ist keine strafrechtliche. Dieser geht sie stattdessen immer voraus. Die Aufarbeitung des je individuellen Anteils  an diesem zerstörerischen Geist, ist  eine Herausforderung an unser aller zwischenmenschliche Liebe und im Krisenfall Aufgabe der Seelsorge aber nicht der Staatsanwaltschaft.

 

 

0

@ Ein Polizist

In vielen Punkten sind wir uns einig. Ich sehe Unterschiede in der Beurteilung der Gefahr vor der Katastrophe. War diese Gefahr schon gewärtig oder abstrakt? Ich vertrete wie die Leserin auf Grund meiner beruflichen Qualifikation die Ansicht, dass die Gefahr bereits gewärtig war. Ich möchte es vergleichen mit einer Bombe, an der die Lunte brennt. Auch da ist die Gefahr gewärtig und nicht erst wenn die Bombe detoniert. Und Einwände wie "viele Bomben detonieren nicht" zählen da nicht.

Bei der Loveparade war sehr viel mehr Reaktionszeit als bei allen anderen Katstrophen im Veranstaltungsbereich. Ich bin mir sicher, dass zusätzliche fachliche Qualifikation auf Seiten der Polizei helfen könnte, zukünftige Veranstaltungen sicher zu machen und auch den Einsatz der Polizeibeamten sicherer zu machen.

Zu ELA und Funktechnik: die Funktechnik der Polizei in Deutschland ist unzureichend. In Europa waren meines Wissens Deutschland und Albanien die letzten Länder ohne digitalen BOS-Funk. Die funktionierenden und offensichtlich langjährig bewährten Systeme anderer Länder wie z.B. TETRA aus Frankreich wollte der deutsche Staat nicht übernehmen, sondern beauftragte Eigenentwicklungen. Wie 1993 in Bad Kleinen (1 toter Polizeibeamter) war auch diesmal die Funktechnik der Polizei einem Einsatz in einem Tunnel nicht gewachsen. Bei den Vorbesprechungen mit der Polizei wäre es geboten gewesen, für diese Bereiche Aufholverstärker für den BOS-Funk zu installieren, dies ist auch temporär möglich. Da die Veranstaltung ja an einem festen Ort stattfand, wäre die einfachste und zusätzlich erforderliche Lösung eine drahtgestütze Intercom mit Matrixanwahl gewesen. Der Aufwand ist gering, alle Geräte sind als Mietgeräte regelmäßig auf allen Großveranstaltungen von Autorennen, TV-Aufzeichnungen und Events im Einsatz. Eine Veranstaltung dieser Größe ohne Intercom ist geradezu undenkbar. Und für den Einlassbereich hätte man eine ELA auf entsprechendem Lautstärkeniveau (übliche PA) direkt mit erledigen können. Genau die Technik, die in jedem großen Fußballstadien für die Polizei fest installiert ist, hätte für einen geringen Aufwand auf Kosten des Veranstalters mobil realisiert werden können. Auch hier könnten Polizeibeamte mit veranstaltungstechnischer Zusatzqualifikation in Zukunft für mehr Sicherheit sorgen. Wissen ist da Macht - die Veranstaltung sollte unbedingt stattfinden. Polizeibeamte, die dann qualifiziert ihre Bedingungen für ihr Einverständnis zur Durchführung der Veranstaltung benennen können, helfen allen weiter.

0

Meister für Veranstaltungstechnik schrieb:

@ Ein Polizist

In vielen Punkten sind wir uns einig. Ich sehe Unterschiede in der Beurteilung der Gefahr vor der Katastrophe. War diese Gefahr schon gewärtig oder abstrakt? Ich vertrete wie die Leserin auf Grund meiner beruflichen Qualifikation die Ansicht, dass die Gefahr bereits gewärtig war. Ich möchte es vergleichen mit einer Bombe, an der die Lunte brennt. Auch da ist die Gefahr gewärtig und nicht erst wenn die Bombe detoniert. Und Einwände wie "viele Bomben detonieren nicht" zählen da nicht.

Halleluja!!!!!

Da aber nunmal die Polizei für die Sicherheit und Gefahrenabwehr bei solchen (geschlossenen) Veranstaltungen KEINE Zuständigkeiten und demzufolge keine originäre Verantwortung hat, besitzt die Polizei folglich auch nicht diese Qualifikation und musste sich auf die Gefahrenbeurteilung des ausgewiesenen Experten Dipl.-Psych. CrowdManager Carsten Walter verlassen.

Für Otto-Normal-Polizist ist das Stadium der "gegenwärtigen Gefahr", ab dem erst sie eigenmächtig tätig werden darf, dann erreicht, wenn es bereits zu spezifischen Verletzungen von Besuchern gekommen ist oder diese für den Polizisten erkennbar und unmittelbar bevorstehen - nicht erst in 1 Std. oder noch später.

 

Meister für Veranstaltungstechnik schrieb:

Bei der Loveparade war sehr viel mehr Reaktionszeit als bei allen anderen Katstrophen im Veranstaltungsbereich. Ich bin mir sicher, dass zusätzliche fachliche Qualifikation auf Seiten der Polizei helfen könnte, zukünftige Veranstaltungen sicher zu machen und auch den Einsatz der Polizeibeamten sicherer zu machen.

Da bin ich ganz bei Ihnen.  Ich gehe auch mal davon aus, dass dieser Aspekt -unabhängig der originären Zuständigkeiten- zukünftig in die spezielle Ausbildung der "Polizeiführer" einfliessen wird.

Meister für Veranstaltungstechnik schrieb:

Zu ELA und Funktechnik: die Funktechnik der Polizei in Deutschland ist unzureichend. In Europa waren meines Wissens Deutschland und Albanien die letzten Länder ohne digitalen BOS-Funk. Die funktionierenden und offensichtlich langjährig bewährten Systeme anderer Länder wie z.B. TETRA aus Frankreich wollte der deutsche Staat nicht übernehmen, sondern beauftragte Eigenentwicklungen. Wie 1993 in Bad Kleinen (1 toter Polizeibeamter) war auch diesmal die Funktechnik der Polizei einem Einsatz in einem Tunnel nicht gewachsen. Bei den Vorbesprechungen mit der Polizei wäre es geboten gewesen, für diese Bereiche Aufholverstärker für den BOS-Funk zu installieren, dies ist auch temporär möglich. Da die Veranstaltung ja an einem festen Ort stattfand, wäre die einfachste und zusätzlich erforderliche Lösung eine drahtgestütze Intercom mit Matrixanwahl gewesen. Der Aufwand ist gering, alle Geräte sind als Mietgeräte regelmäßig auf allen Großveranstaltungen von Autorennen, TV-Aufzeichnungen und Events im Einsatz. Eine Veranstaltung dieser Größe ohne Intercom ist geradezu undenkbar. Und für den Einlassbereich hätte man eine ELA auf entsprechendem Lautstärkeniveau (übliche PA) direkt mit erledigen können. Genau die Technik, die in jedem großen Fußballstadien für die Polizei fest installiert ist, hätte für einen geringen Aufwand auf Kosten des Veranstalters mobil realisiert werden können. Auch hier könnten Polizeibeamte mit veranstaltungstechnischer Zusatzqualifikation in Zukunft für mehr Sicherheit sorgen. Wissen ist da Macht - die Veranstaltung sollte unbedingt stattfinden. Polizeibeamte, die dann qualifiziert ihre Bedingungen für ihr Einverständnis zur Durchführung der Veranstaltung benennen können, helfen allen weiter.

 

Alles schön und gut. Als Veranstaltungstechniker wissen Sie aber sicherlich auch, dass nach der SBauVO der Veranstalter grundsätzlich verpflichtet ist, die Kommunikation auch der Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei sicher zu stellen.

Mit ist nicht gegenwärtig, dass Schaller/Lopavent irgendetwas unternommen oder geeignete Technik zur Verfügung gestellt hätte, um die Probleme der Funkversorgung im Veranstaltungsbereich zu beheben...

 

0

# 294 Ein Polizist

"Leiter des Krisenstabes für die LoPa war m.W. der Rechtsdezernent Rabe, die weiteren Stabsmitarbeiter kamen aus den entsprechenden Dezernaten, bzw. Ämtern."

 

Korrekt bis "gegen 16 Uhr". Ab da übernahm der Dezernent für Jugend, Kultur und Schule, Beigeordneter und Geschäftsführer der Duisburg Marketing GmbH Karl Janssen die Leitung des Krisenstabes (nachzulesen im Interview mit ihm bei www.xtranews.de). Der vertrat WolfgangRae angeblich deshalb, da er 1. in der Vertretungskette direkt nach Rabe kommt und weil er vielleicht 2. der 2. GF der Duisburg Marketing ist und für die offiziellen (Presse-)Meldungen zuständig war. Rabe sei zur PK der LP um 17:30 Uhr gegangen. Ich glaube das nicht, selbst wenn er im VIP-Zelt am Buffet gewesen wäre. Meine Vermutung ist es, dass er abrückte ins Lagezentrum. Weiterhin denke ich, dass er eigentlich von Prof. Schreckenberg ersetzt wurde.

 

"Der Begriff "Lagezentrum" ist schnell irreführend, weil er eigentlich nur die Räumlichkeiten bezeichnet, in denen sich der jeweilige Stab aufhält."

 

Welcher Stab hielt sich denn im Hoist-Lagezentrum auf?

 

"Felix Licht schrieb:

zur ELA: Im Grunde kann man ja davon ausgehen, dass das Ordnungsamt das Fehlen billigte. Weiter gesponnen könnte es sogar bedeuten, dass sie über das Fehlen von vorneherein informiert gewesen war.

Davon gehe ich aus, ohne es hier und jetzt konkret zu wissen."

 

Welchen Grund vermuten Sie? (Spekulieren erlaubt!)

 

"Felix Licht schrieb:

Zu Rabe: Wo war er ab 16 Uhr? Weshalb ließ er sich im krisenstab vertreten? Sorgte Schreckenberg dort für die Leitung? Janssen nur pro forma?

Ich weiss nicht, was Sie immer mit Schreckenberg haben?!

Meines Wissens nach war der am Veranstaltungstag nicht mit der LoPa befasst. Wissen Sie da anderes?"

 

Okay, also Schreckenberg äußerte sich am Abend des 24.7. vor dem ZDF, Ort: Hauptfeuerwache, und: er sprach VOR Rabe! Wobei inhaltlich das selbe inhaltlich dabei rumkam. In diesem Interview wurde Schreckenberg als Experte des Krisenstabes angesprochen!

 

 

0

Felix Licht schrieb:

# 294 Ein Polizist

"Leiter des Krisenstabes für die LoPa war m.W. der Rechtsdezernent Rabe, die weiteren Stabsmitarbeiter kamen aus den entsprechenden Dezernaten, bzw. Ämtern."

 

Korrekt bis "gegen 16 Uhr". Ab da übernahm der Dezernent für Jugend, Kultur und Schule, Beigeordneter und Geschäftsführer der Duisburg Marketing GmbH Karl Janssen die Leitung des Krisenstabes (nachzulesen im Interview mit ihm bei www.xtranews.de).

Wenn Rabe tatsächlich "gegen 16:00 h" die Leitung seines (Krisen-) Stabes an jemand anderen abgegeben hat, hat sich der gute Mann just zu dem Zeitpunkt verpi...t, als es tatsächlich brenzlich wurde.

Felix Licht schrieb:

Der vertrat WolfgangRae angeblich deshalb, da er 1. in der Vertretungskette direkt nach Rabe kommt und weil er vielleicht 2. der 2. GF der Duisburg Marketing ist und für die offiziellen (Presse-)Meldungen zuständig war. Rabe sei zur PK der LP um 17:30 Uhr gegangen. Ich glaube das nicht, selbst wenn er im VIP-Zelt am Buffet gewesen wäre. Meine Vermutung ist es, dass er abrückte ins Lagezentrum. Weiterhin denke ich, dass er eigentlich von Prof. Schreckenberg ersetzt wurde.

Mir ist es ziemlich wurscht, wohin sich Rabe tatsächlich abgesetzt hat.

 

Felix Licht schrieb:

"Der Begriff "Lagezentrum" ist schnell irreführend, weil er eigentlich nur die Räumlichkeiten bezeichnet, in denen sich der jeweilige Stab aufhält."

 

Welcher Stab hielt sich denn im Hoist-Lagezentrum auf?

Im Hoist-Hochhaus waren m.W. sowohl das "Lagezentrum" des Veranstalters/Security als auch Kräfte der Stadt (=Ordnungsbehörde) auf verschiedenen Etagen untergebracht.

 

Felix Licht schrieb:
"Felix Licht schrieb:

zur ELA: Im Grunde kann man ja davon ausgehen, dass das Ordnungsamt das Fehlen billigte. Weiter gesponnen könnte es sogar bedeuten, dass sie über das Fehlen von vorneherein informiert gewesen war.

Davon gehe ich aus, ohne es hier und jetzt konkret zu wissen."

 

Welchen Grund vermuten Sie? (Spekulieren erlaubt!)

Ich versuche es mal OHNE Spekulationen:

- Eine ELA ist gesetzlich vorgeschrieben, ohne ELA keine Genehmigung

- eine ELA, die den Mindestanforderungen entspricht (hier also auch Beschallung der Rampe und Tunnel sowie der Eingänge/Vereinzelungsanlagen) erfordert einen hohen Bau-Aufwand und ist nicht von 'jetzt auf gleich' zu bewerkstelligen

- so eine ELA fällt ins Auge, so sie installiert ist

- am Vorabend der Veranstaltung wurde das Veranstaltungsgelände von Mitarbeitern der Ordnungsbehörde zur Abnahme "begangen", anschließend wurde die Veranstaltung endgültig  genehmigt

 

Bemerkenswert in diesem Kontext ist, dass am Veranstaltungstag Rettungs- und Fahrwege für die Rettungskräfte noch nicht wie vorgeschrieben planiert waren und diese Planierungsarbeiten vor der Öffnung des Geländes noch durchgeführt werden mussten.

Das führte zu stundenlanger Verzögerung der Öffnung des Geländes und dadurch bereits vor Beginn der LoPa zu deutlichen Staus vor den Eingängen/Vereinzelungsanlagen, der sich letztlich bis zum Eintritt der Katastrophe nicht mehr reduzieren ließ.

 

Felix Licht schrieb:
"Felix Licht schrieb:

Zu Rabe: Wo war er ab 16 Uhr? Weshalb ließ er sich im krisenstab vertreten? Sorgte Schreckenberg dort für die Leitung? Janssen nur pro forma?

Ich weiss nicht, was Sie immer mit Schreckenberg haben?!

Meines Wissens nach war der am Veranstaltungstag nicht mit der LoPa befasst. Wissen Sie da anderes?"

Okay, also Schreckenberg äußerte sich am Abend des 24.7. vor dem ZDF, Ort: Hauptfeuerwache, und: er sprach VOR Rabe! Wobei inhaltlich das selbe inhaltlich dabei rumkam. In diesem Interview wurde Schreckenberg als Experte des Krisenstabes angesprochen!

 

Ah, jetzt ja...

Okay, mag sein, dass Schreckenberg als sachkundiger Experte beratend in den Krisenstab berufen wurde. Das weiss ich nicht.

Nicht denkbar aus meiner Sicht ist, dass ihm als Externen eine Leitungsfunktion im behördlichen Krisenstab übertragen worden sein könnte.

Auch in polizeilichen Führungsstäben sitzen (teilweise externe) Fachberater ohne Führungsfunktionen. Das an sich ist nichts Ungewöhnliches.

0

Ein Polizist schrieb:

Wenn Rabe tatsächlich "gegen 16:00 h" die Leitung seines (Krisen-) Stabes an jemand anderen abgegeben hat, hat sich der gute Mann just zu dem Zeitpunkt verpi...t, als es tatsächlich brenzlich wurde.


Der verschwand nicht spontan. Der Wechsel mit Janssen war abgesprochen.  Dass Sauerland ohne Raabe hilflos ist, zeigte sich ja auch auf der Pressekonferenz Sonntag Mittag: "Da muss der Wofgang was zu sagen..."

0

Lothar Evers schrieb:
Der verschwand nicht spontan. Der Wechsel mit Janssen war abgesprochen.  Dass Sauerland ohne Raabe hilflos ist, zeigte sich ja auch auf der Pressekonferenz Sonntag Mittag: "Da muss der Wofgang was zu sagen..."

Was sagt man dazu (liebe Leserin): Noch ein "Schichtwechsel" zur Unzeit ...

*lol*

0

#297 Ein Polizist

"Lothar Evers schrieb: Dir muss doch einfach einleuchten, dass zwei weitere Verantwortliche, nämlich Veranstalter und Ordnungsbehörde vorrangig zu handeln hatten.

 

Hm... mein Eindruck, nach vielen, vielen Beiträgen, um es mal frei nach Schiller zu sagen: Da kämpfen Götter selbst vergebens!"

 

Vorrangig zu handeln sind zunächst Ministerium für Verkehr, Bauen etc, die Ruhr.2010 GmbH, die Staatskanzlei, die NRW Landesregierung, die Bundesregierung, die beauftragten Forscher and last but not least die EU Kommission. Dann kommen nachrangig Stadtverwaltung DU, Lopavent aber auch die AXA.

0

@ Meister für Veranstaltungstechnik

Ich habe erfahren, dass es cirka 1989 in einem Tunnel, der als Weg zu "Rock am Ring" gewählt wurde zu Toten und Verletzten gekommen war (wie viele weiß ich nicht). Grund: Enge und Stau. Wie kann es da sein, dass erneut so was gemacht werden darf?

0

#4 Lothar Evers

"Es wird damit die Legende erzählt, der Krisenstab sei gar nicht die Ordnungsbehörde, die BAO der Stadt Duisburg an diesem Tag gewesen, sondern erst nach der Katastrophe zur Bearbeitung der Rettung in Krisenfunktion getreten."

 

Ein Versuch Karl Janssen "zu versenken", von dem es heißt er wolle der nächste OB werden?

0

@ Lothar Evers

Warum sprechen Sie immer noch davon Rabe sei der alleinige Leiter des Krisenstabes gewesen? Sie wissen doch, dass ab gegen 16 Uhr dies Dezernent Janssen übernommen hatte!

0

#5 Ein Polizist

"Meines Wissens hatte der eigenständige Krisenstab der BezReg. die Hauptaufgabe, nach Eintritt der Katastrophe den Rettungsdienst überregional zu organisieren und zu koordinieren. Aus dem gesamten NRW sowie aus anderen Ländern sind Rettungsdienstkräfte zur Unterstützung alarmiert und an den Einsatzort in DU geführt worden."

 

Ein Grund mehr auf Schreckenberg zu setzen!

 

0

#15 Ein Polizist

"Wenn Rabe tatsächlich "gegen 16:00 h" die Leitung seines (Krisen-) Stabes an jemand anderen abgegeben hat, hat sich der gute Mann just zu dem Zeitpunkt verpi...t, als es tatsächlich brenzlich wurde."

Das war im Vorfeld geplant, nicht erst am selben Tag.

 

"Im Hoist-Hochhaus waren m.W. sowohl das "Lagezentrum" des Veranstalters/Security als auch Kräfte der Stadt (=Ordnungsbehörde) auf verschiedenen Etagen untergebracht."

Meines Wissens war das der Stadt mit bester Aussicht in der obersten.

 

"Bemerkenswert in diesem Kontext ist, dass am Veranstaltungstag Rettungs- und Fahrwege für die Rettungskräfte noch nicht wie vorgeschrieben planiert waren und diese Planierungsarbeiten vor der Öffnung des Geländes noch durchgeführt werden mussten."

Daraus ließe sich schließen, dass Retten und Flüchten das Konzept nicht vorgesehen hatte.

 

"Okay, mag sein, dass Schreckenberg als sachkundiger Experte beratend in den Krisenstab berufen wurde. Das weiss ich nicht. Nicht denkbar aus meiner Sicht ist, dass ihm als Externen eine Leitungsfunktion im behördlichen Krisenstab übertragen worden sein könnte. Auch in polizeilichen Führungsstäben sitzen (teilweise externe) Fachberater ohne Führungsfunktionen. Das an sich ist nichts Ungewöhnliches."

Macht nur Sinn, wenn Schreckenberg dort eine Aufgabe übernahm, die einer Leitung gleich käme. Bzw. "offiziell" oder besser gesagt INOFFIZIELL hatte man ja Rabe bzw. Janssen. Der ein (faules) Ei ist. Aber die wirkliche Leitung hat meiner Ansicht nach der Prof. übernommen. Was die Bündelung der Rettungskräfte von dort erklärt. Und: Es stehen immer noch 20.000 € im Raum, dementi hin oder her.

 

 

 

 

0

Frage an "ein Polizist":

Ich habe noch einmal stundenlang Videos gesichtet. Ich meine feststellen zu könne, dass sich die Menschenmenge im  betreffenden Bereich deutlich mehr mit Unmut aufgeladen hat, als dies bei vergleichbaren Menschenstauungen die Jahre zuvor der Fall gewesen ist. Was mir fehlt, das sind Videos auf denen ein problematisches Teilnehmerverhalten zu sehen ist, welches irgendeinen Einfluss auf die Kausalkette gehabt haben könnte (noch nicht einmal im Sinne einer Schadenserweiterung).

Wollten Sie sagen, dass das Teilnehmerverhalten die Menge aufgeheizt hat und damit die Lage zusätzlich erschwerte?

Könnten Sie mir ein Link und die Videozeit nennen, wo ein derartiges problematisches Teilnehmerverhalten zu erkennen ist?

Ich würde Sie bitten, mir Ihre ehrliche Antwort zu geben, auch wenn Sie sich dadurch noch einmal erneut dem Unmut aussetzen müssen. Es gibt Opfer, die wollen diese Sachfrage für sich ehrlicher klären, als manche in diesem Blog.

0

Traumatherapie-LoPa schrieb:

Frage an "ein Polizist":

Ich habe noch einmal stundenlang Videos gesichtet. Ich meine feststellen zu könne, dass sich die Menschenmenge im  betreffenden Bereich deutlich mehr mit Unmut aufgeladen hat, als dies bei vergleichbaren Menschenstauungen die Jahre zuvor der Fall gewesen ist. Was mir fehlt, das sind Videos auf denen ein problematisches Teilnehmerverhalten zu sehen ist, welches irgendeinen Einfluss auf die Kausalkette gehabt haben könnte (noch nicht einmal im Sinne einer Schadenserweiterung).

Wollten Sie sagen, dass das Teilnehmerverhalten die Menge aufgeheizt hat und damit die Lage zusätzlich erschwerte?

Als die Raver endlich am Einlaß und der Rampe angekommen waren, hatten sie schon eine ziemliche Tortur hinter sich, beginnend am Hauptbahnhof. Aufgrund der verspäteten Öffnung des Geländes hatte sich vor den Eingängen bereits ein Stau gebildet, der sich rückläufig weiter entwickelte. Deshalb wurden auf der Strecke zwischen Bahnhof und Einlass verschiedene Sperren eingerichtet, um den starken Zulauf zu bremsen, was bei den Ravern natürlich nicht gut ankam. - Es hat unterwegs zum Teil massive Angriffe von Ravern auf Rettungshelfer und Sani-Stationen sowie auf Polizisten gegeben (darüber wurden von den vielen Handy-Videographen natürlich keine Videos auf Youtube geladen...) Es wurde u.a. ein Lautsprecherwagen der Polizei, der Durchsagen an die Raver machte, so beschädigt, dass er nicht mehr funktionsfähig war. Vor den Eingängen herrschte ab ca. 15:00 h ein dichtes Gedränge mit zT. explosiver Stimmung, die sich im Tunnel fortsetzte.

Die Sperrketten im Tunnel und auf der Rampe haben u.a. deswegen versagt, weil die Eingänge und damit auch die Sperrketten einfach überrannt wurden.

Ein wesentlicher, weitere Aspekt war, dass ein Großteil der Raver gar nicht wusste, wie/wo es zum Partygelände geht, da keine ausreichende Beschilderung vorhanden war. Für die meisten war nicht klar, dass es über die Rampe zum Gelände ging.

Es gibt von 'unterwegs' Videos auf Youtube, auch von den Sperrstellen, die unterwegs eingerichtet waren. Die Angriffe auf Sanistellen und Feuerwehr sind u.a. in den Feuerwehr-und Polizei-Protokollen dokumentiert. Solche Angriffe gab es bereits sehr früh, also lange vor der eigentlichen Katastrophe.

 

Traumatherapie-LoPa schrieb:
Könnten Sie mir ein Link und die Videozeit nennen, wo ein derartiges problematisches Teilnehmerverhalten zu erkennen ist?

Bedaure, frei zugängliche Videos muss ich auch erst heraussuchen.

Traumatherapie-LoPa schrieb:
Ich würde Sie bitten, mir Ihre ehrliche Antwort zu geben, auch wenn Sie sich dadurch noch einmal erneut dem Unmut aussetzen müssen. Es gibt Opfer, die wollen diese Sachfrage für sich ehrlicher klären, als manche in diesem Blog.

Dieses Unglück war nicht mono-kausal und ist nicht nur in der Fehler-Kette von Veranstalter, Ordnungsbehörde und Polizei zu suchen. Das aggressive Verhalten eines Teils der Besucher, die sich auch deutlich den Anweisungen von Ordnern und Polizisten widersetzten, hat m.E. ganz sicher mit dazu beigetragen. Möglicherweise war das der Tropfen zu viel.

 

Ich persönlich bin auch davon überzeugt, dass der Absturz mindestens eines Kletterers von der Plakatwand in den bereits dicht komprimierten Pulk im Bereich der Treppe mindestens eine der grossen Wellen verursacht hat, die letztlich zum Sturz einiger führten, die nicht mehr wieder auf die Beine kamen und dadurch weitere Menschen zu Fall brachten (Kettenreaktion).

Ich leite das aus der akribischen Analyse aller Videos ab, auf denen die Abstürze zu sehen sind sowie aus den Übersichtsaufnahmen, auf denen man die Ausgangspunkt der Wellen erkennen kann. Auch diejenigen, die rücksichts über die Köpfe der Menschen im Pulk Richtung Treppe geklettert und getrampelt sind, dürften maßgeblichen Anteil an schweren Verletzungen und Tod einiger Opfer haben.

Wohlgemerkt, ich schreibe hier von Kausalitäten und NICHT von Schuld. Die Kletterer werden selbst wissen, was sie getan und möglicherweise verursacht haben...

 

 

 

0

Ein Polizist schrieb:

"Das aggressive Verhalten eines Teils der Besucher, die sich auch deutlich den Anweisungen von Ordnern und Polizisten widersetzten, hat m.E. ganz sicher mit dazu beigetragen. Möglicherweise war das der Tropfen zu viel."

"Ich persönlich bin auch davon überzeugt, dass der Absturz mindestens eines Kletterers von der Plakatwand in den bereits dicht komprimierten Pulk im Bereich der Treppe mindestens eine der grossen Wellen verursacht hat,...."

Traumatherapie-LoPa schreibt:

"Es gibt mehrere Teilnehmer, die (möglicherweise und eventuell) egoistisch andere Menschen überklettert haben.

Ich bedaure, dass hier noch nicht entschiedener darauf reagiert wurde.

Wie unter # 84  schon geschrieben, gibt es diesen kleinen handfesten Auslöser des unsäglichen Menschenknäuels. Eine klare, einfach zu beschreibende letzte Ursache für seine Entstehung, die jeden Besucher grundsätzlich entlastet.

Erst lange nach der Katastrophe zeigte sich dem erstaunten Betrachter vor Ort, dass sich unter dem Knäuel noch eine andere, die wahre Ursache verbarg. Wie ein Widerhaken fest im Boden, an dem nach den ersten Stürzen mit jeder neuen Welle weitere Menschen hängen bleiben mussten, wirkten die drei, hier im Blog bekannten  groben Stolperfallen, (defekter Gully, hochragende Baumwurzel, provisorisch mit wippendem  Bauzaun abgedeckt, gebremst zusätzlich durch den Schaft eines Vorfahrtschildes), die nur hier und eben nicht an anderen Stellen derselben Massenturbulenz im größeren Rampenbereich zur Wirkung kommen konnten. Dadurch erklärt sich, dass, wie schon beschrieben, die Lage bei Container und Lichtmast völlig anders war und ohne Todesfolgen. Dieser große Widerhaken war zwar nicht unweit der schmalen Treppe, auf die viele als scheinbar einzigen Ausweg zugesteuert waren, aber sie war nicht die Ursache des Knäuels, sie hat es 'nur' verschärft und wurde denen, die dorthin drängten auch dann noch zum Verhängnis, als an anderen Stellen schon wieder etwas Platz war.

 

Den Beginn des Knäuels muss man zum Zeitpunkt der ersten, urplötzlich aufkommenden vollen Dichte auf der ganzen Rampe ansetzen, von dem es etliche Videos und Fotos gibt. Da muss passiert sein, was auf Videos aber nicht da schon zu sehen sein kann, da ja hinfallende Personen einfach nach unten verschwanden und die Masse sich oben sofort wieder schloss, es sei denn es gelang, solche Personen zum Stagediving nach oben zu befördern. Wegen der festen Verankerung im Boden konnten die Stolperfallen nicht mit den Wellen bewegt werden. Folglich begann durch die ersten Stolperstürze des Knäuels, ebenso und zwangsläufig ein Dauersog am Rand des Knäuels in das Knäuel hinein, solange der starke Massendruck anhielt. Und das war eine gute Weile. So konnte es ungestört rasch anwachsen. Bei jeder Welle und ihrer Kursänderung waren für die, die an ihrem Rand standen, die Minuten des Umfallens und Drauffallens gezählt.

Der Umstand, dass das Knäuel unverändert an dieser Stelle so groß werden konnte und in den anderen Bereichen der Rampe trotz derselben Massenturbulenz sich kein Knäuel bildete, belegt, dass die Stolperfallen die erste Ursache waren.

Auf diesem Hintergrund sollte klar sein, welchen Ursprung all die Eskapaden hatten. Keiner der Besucher ist egoistisch über andere geklettert. Vielmehr sahen sie sich alle, die irgendwie an den Rand des Knäuels gerieten, gezwungen, etwas zu unternehmen um dem Knäuel zu entkommen und es möglichst zu entlasten. Selbst wenn es seelisch der pure Selbsterhaltungstrieb war, der sie so riskant in Bewegung brachte, sie haben rein physikalisch instinktiv versucht das Knäuel zu entlasten und eben nicht zu vergrößern. Dass derlei Wagnis auch daneben ging, hat mit Schuld rein gar nichts zu tun. Und keiner der Stürze war Auslöser des Knäuels. Verschlimmert haben sie es sicher. Aber auch das hat nichts mit Schuld zu tun. 

Gruß Blue

 

0

Blue schrieb:

Ein Polizist schrieb:

"Das aggressive Verhalten eines Teils der Besucher, die sich auch deutlich den Anweisungen von Ordnern und Polizisten widersetzten, hat m.E. ganz sicher mit dazu beigetragen. Möglicherweise war das der Tropfen zu viel."

"Ich persönlich bin auch davon überzeugt, dass der Absturz mindestens eines Kletterers von der Plakatwand in den bereits dicht komprimierten Pulk im Bereich der Treppe mindestens eine der grossen Wellen verursacht hat,...."

Traumatherapie-LoPa schreibt:

"Es gibt mehrere Teilnehmer, die (möglicherweise und eventuell) egoistisch andere Menschen überklettert haben.

Ich bedaure, dass hier noch nicht entschiedener darauf reagiert wurde.

Hallo Blue,

sie fragen sich, ob ich Polizist bin - also ich bin kein Polizist.

Ich war Führungskraft im Katastrophenschutz und "ein Polizist" ist vermutlich Führungskraft bei der Polizei. Er Uniform - ich Uniform. Er Sozialpsychologie - ich soziale Verhaltenswissenschaften. Diese (eigentlich relativ geringen) Gemeinsamkeiten führen dazu, dass ich seine Aussagen für relativ glaubhaft halte und bereit bin, diese als wahr zu übernehmen (zumindest vorerst).

Ich kann diesen Effekt nicht verhindern, mir bestenfalls dessen bewußt werden. So geht das jedem Menschen. Auch Vernehmungsbeamte sind Menschen. Die Vernehmungsbeamte können diesen Effekt gering halten, wenn sie sich anstrengen. Diese  wirken aber mit ihrer Meinung immer auch auf die Zeugenaussage ein. Normalerweise ist dieser Effekt nicht so groß, bei Traumaopfern ist dieser Effekt extrem.

Es gab in diesem Blog einen Zeugen, der hat erzählt, dass er sogar der Meinung war, dass die anderen Teilnehmer absichtlich und willentlich rücksichtslos waren. Dann hat er erzählt, dass die das alle selber gar nicht freiwillig gemacht haben (wenn ich mich richtig erinnere). Man könnte diesen Zeugen in jede Richtung lenken, die man will. Das ist ein ganz ernsthaftes Problem, weil ich mir nicht sicher bin, ob man den Traumaopfern ihre Zeugenaussagen nicht irgendwann um die Ohren haut - wäre nicht das erste Mal.

0

 @ Ein Polizist

Natürlich ist die Errichtung einer ELA-Anlage eine Pflichtaufgabe des Veranstalters. Aufholverstärker für den BOS-Funk kenne ich als Auflage in Baugenehmigungen für Versammlungsstätten, das ist nichts Ungewöhnliches.

Verstöße gegen gesetzlich verankerte Auflagen (wie die ELA oder andere Sicherheitseinrichtungen) oder Auflagen aus der Baugenehmigung sind Ordnungswidrigkeiten, auch wenn noch kein Mensch zu Schaden gekommen ist. In meiner beruflichen Praxis habe ich leider noch nie erlebt, dass Ordnungswidrigkeiten im Bereich der SBauVO oder der VStättVO geahndet worden wären. Die Kommunen sind Betreiber vieler Versammlungsstätten, die kommunalen Ordnungsbehörden sind mit sich selber nicht so streng... Hier könnten entsprechend ausgebildete Polizeibeamte eine Lücke schließen, wenn die Polizei die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten, die in derartigen Fall die öffentliche Sicherheit tatsächlich gefährden, nicht ausschließt. Das hätte zur Folge, dass für die Polizei selber die Einsatzbedingungen in und an Versammlungsstätten beherrschbar sind und nicht wie im Fall der Loveparade unbeherrschbar. Wie im Straßenverkehr könnte ein praktizierter Bußgeldkatalog wesentlich zur besseren Einhaltung der gesetzlichen Regeln beitragen.

Bei der Loveparade gab es nicht einmal eine äußere oder unfallartige Ursache, die gesamte Katastrophe entspringt der Planung und Steuerung der Veranstaltung. Bei dem Gelände kommt man bei einer Gefahrenanalyse sehr schnell zu Szenarien, die weitaus umfangreicher sind als das tatsächlich Geschehene. Mehrere Hundert Tote waren gar nicht so unwahrscheinlich.

0

Sehr geehrte Traumatherapie-LoPa,

auch wenn sie zuletzt den "Polizisten" fragten, steht ja noch meine Antwort auf Ihre direkte Frage an mich aus. Ich zitiere Sie zunächst:

Die mediale Ursachenzuschreibung für das Unglücks findet bisher wie folgt statt:

Es gabe eine Überfüllung, die der Veranstalter zu verantworten hat. Diese Überfüllung hat zu panischen Reaktionen auf Seiten der Teilnehmer geführt. Diese panischen Reaktionen der Teilnehmer wiederum haben dazu geführt, dass andere Teilnehmer überklettert und zerquetscht wurden. Dies hat dann letztendlich zu mehreren Toten und Verletzten geführt.

Als Ursachenkette der Mehrheitsmeinung in ihrem Blog ergibt sich folgende Ursachenzuschreibung:

Es gab eine Überfüllung. Der Druck in der Menschenmenge stieg an. Ein schuldhaftes Zutun der Teilnehmer für den Druckanstieg gab es nicht. Der Druckanstieg fand statt, weil eine große Menschenmenge fehlgeleitet wurde und sich die Kraft einer Menschenmenge auf einen kleinen Bereich konzentrierte. In diesem Menschenwirbel bzw. im Menschenpfropfen kam es deswegen zu einem enormen Druckanstieg. Nachdem die Teilnehmer unter diesen Druck geraten waren, haben sie versucht sich zu befreien. Dies war nur durch das Überklettern anderer Personen oder durch das Drängen zur Treppe möglich, weil das für die Teilnehmer aus ihrer persönlichen Sicht die einzige Befreiuungsmöglichkeit war.

Der Unterschied in den beiden Ursachenzuschreibungen liegt in folgendem Detail:

Im ersten Fall (mediale Ursachenzuchreibung) haben die Teilnehmer eine der reellen Gefahr nicht angemessene Reaktion gezeigt. Diese Panikreaktion war zwar menschlich verständlich, hat aber dann in Folge leider zu Toten geführt. Die Teilnehmer selber haben in diesem Fall aufgrund einer panischen Reaktion die anderen Menschen überklettert oder einen für diese Menschen tödlichen Druck erzeugt. Wäre es den Teilnehmern möglich gewesen, ihre Panik rechtzeitig in den Griff zu bekommen, hätte es vielleicht lediglich ein Gedränge mit Verletzten gegeben.

Im zweiten Fall (Ursachenkette der Mehrheitsmeinung in ihrem Blog) haben die Teilnehmer so reagieren müssen, um ihr eigenes Leben zu retten. Wenn ich mich in einer Menschenmasse befinde, in welcher bereits Teilnehmer vor oder neben mir zu Boden gedrückt werden, dann befinde ich mich definitiv in Lebensgefahr, denn ich könnte der Nächste sein, der zu Boden gedrückt wird. Es ist dann eine lebenserhaltende Reaktion, einen am Boden liegenden Menschen zu überklettern, auch wenn dies nun endgütlig dessen Tod herbeiführen könnte, denn anders kann ich mein eigenes Leben nicht mehr wirksam schützen. Ich habe keine eigene Wahlmöglichkeit mehr.

Der zweite Fall (Ursachenkette der Mehrheitsmeinung) löst trotz der eindeutigen Zwangslage sehr heftige Schuldgefühle bei demjenigen aus, der das Unglück überlebt hat. Diesen Schuldgefühlen kann man aber wirksam begegnen, wenn man als Therapeut auf die tödliche Zwangslage verweisen kann. Sollte bei der Loveparade der erste Fall eingetreten sein, wird die Therapie sehr schwierig, denn diese Menschen werden sich unter Umständen ihr gesamtes Leben lang fragen, ob es für sie nicht doch die Möglichkeit gegeben hätte, dem eigenen Panikdrang zu widerstehen. Der Therapeut kann im ersten Fall nicht auf die gleiche tödliche Zwangslage verweisen und muss stattdessen die Teilnehmer davon überzeugen, dass eine Panik nun einmal jeden Menschen ereilen kann. Das ist für die Opfer oft nur ein sehr schwacher Trost. Insofern wäre es gut, wenn es bereits jetzt klar wäre, dass es genau die oben beschriebene Zwangslage für alle Überkletterer und Drängler gab.

Soweit Ihre ursprüngliche Fragestellung. Zunächst einmal: Ich erkannte, im Gegensatz zu den ersten Meldungen von Prof. Schreckenberg u. a. Verantwortlichen, zunächst ganz klar das Bedürfnis, die strafrechtliche Ursachenkette auf Verantwortlichkeiten der auf der Pressekonferenz vom 25.07.2010 so skandalös reagierenden Vertreter von Polizei/Veranstalter/Stadt hin zu untersuchen. Ich meine auf den Videos, die ich von Juli bis September immer wieder angeschaut habe, ist ziemlich gut erkennbar, dass die Mehrheit der Besucher innerhalb der Turbulenz nicht aktiv beigetragen haben zur Verschärfung der Turbulenz, sondern nicht einmal als "Handelnde" angesehen werden können. Da ich selbst - wie ich gelegentlich erwähnt habe - schon einmal in einer solchen Situation war, kann ich das gut nachvollziehen: ab einer bestimmten Personendichte kann man seinen Körper nicht mehr selbst bewegen, er wird einfach von der Masse, mit der Masse bewegt. Hier kann kein strafrechtlicher, aber auch schon kein "Gewissensvorwurf" erhoben werden. Ihre Körper waren praktisch "Objekt" der Masse - ein Vorwurf kommt nicht in Betracht.

Es gibt dann ebenfalls auf den Videos Menschen zu sehen, die offenbar noch aktiv handeln, z.B. an der Plakatwand herumklettern oder über andere hinweg klettern. Nur auf diese würde ich Ihre Fragestellung überhaupt anwendbar erachten. Es ist aber schlicht unmöglich, allein aufgrund der äußeren Handlung darauf zu schließen, ob erstens einige dieser Menschen egoistisch handelten, ob sie zweitens von Panik ergriffen waren, oder ob sie drittens sich dabei möglicherweise in einer noch stärkeren Zwangslage (Rettung aus Lebensgefahr) befanden. Die beiden zuletzt genannten Möglichkeiten könnten strafrechtlich zu einem Schuldausschluss führen, so dass auch hier kein Vorwurf zu machen wäre. Dass diese beiden Möglichkeiten (zweitens und drittens)  in der Traumatherapie unterschiedlich zu behandeln wären, war mir bisher nicht bewusst, ist aber nachvollziehbar. Leider bin ich aber nicht in der Lage, dies von außen für jeden Einzelnen oder allgemein zu beantworten. Ich würde sagen, Vieles spricht dafür, dass diese Menschen im strafrechtlichen Sinn unschuldig sind. Und da endet leider meine Expertise. Ganz bewusst will ich aber auch eine Diskussion über einzelne Besucher auf den Videos und deren mögliche "Schuld" hier nicht zum Thema machen. Für mich steht fest, dass keiner dieser Menschen sich  drängeln wollte oder gar wollte, dass im Gedränge andere zu Schaden kommen - sie wollten an diesem Tag einfach nur auf der LoPa feiern.

Ich wünsche Ihnen natürlich viel Erfolg bei der Behandlung von Betroffenen, die sich an Sie wenden - Ihre Arbeit ist sicher wichtiger als die hier im blog.

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Henning Ernst Müller,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Es war nicht meine Absicht eine individuelle strafrechtliche Schuld zu klären, sondern zu verstehen, warum es zu unterschiedlichen Meinungen und Einschätzungen kommt - das nur vorweg.

Aus meiner Sicht kommt den Juristen im Fall der Loveparade eine besondere Verantwortung zu, die diese bisher noch nicht erkannt haben. Bei bisherigen Massenunglücken war die Ursache selbsterklärend und falls das nicht der Fall war, so konnten sich die Opfer erinnern.

Der Grad der Traumatisierung ist aber bei dem Loveparade-Unglück so hoch, dass zu befürchten ist, dass sich die Erinnerung teilweise nicht mehr herstellen lässt. Den Unfallmechanismus können noch nicht einmal Experten in einfachen Worten erklären. Das ist eine einmalige Besonderheit. Gleichzeitig gab es eine noch nie dagewesene mediale Schuldzuweisung gegenüber den Opfern.

Es freut mich, dass sie meine Arbeit wichtiger einschätzen, als ihren Blog. Aber leider stimmt das so nicht. Irgendwann versagen auch die Mittel der Traumatherapie.

Für eine Aufarbeitung des Geschehens muss in diesem speziellen Fall IM NAMEN DES VOLKES die strafrechtliche Schuld der Teilnehmer festgestellt werden und erst danach kann DARAUF AUFBAUEND die persönliche Schuld in der Traumatherapie geklärt werden.

Wie wollen Sie beispielsweise mit einem Überlebenden die Schuldfrage klären, wenn dieser nun einmal tatsächliche Erinnerungslücken hat. Abgesehen davon können die meisten das Geschehene nicht begreifen, weil die Ursachenkette zu komplex ist. Das erschwert die Therapie zusätzlich.
Es ist nicht Aufgabe des Therapeuten einen Unfallhergang zu erklären und es ist nicht Aufgabe des Therapeuten die Kausalkette herauszufinden. Das Instrumentarium für diese Aufgaben stellen ausschließlich die Juristen mit Hilfe der Sachverständigen zur Verfügung. Die Traumatherapie baut auf diese Erkenntniss auf und kann diese keinesfalls ersetzen.

Hierfür ein Beispiel:
Nehmen wir an, dass beispielsweise ein junger Mensch aus dem Tunnel gekommen ist und voller Unmut gegen die Menge gedrückt hat. Das würde in Zusammenhang mit der nachfolglenden Katastrophe vollkommen ausreichen, um ihn mit Schuldgefühlen und Drepressionen in Frührente zu schicken - denn immerhin hat er durch das Drängeln den Tod von Menschen abstrakt mitverursacht.

Um ihm diese Schuldgefühle zu nehmen, brauche ich nur 20 cm. Ich brauche eine durchgehende Lücke von 20 cm in der Menschenmenge zwischen dem lethalen Menschenpfropf und der nachströmenden Menge aus dem Tunnel. Wenn ich nachweisen kann, dass es diese Lücke gibt, so stellt sich die Schuldfrage nicht mehr, denn ein Kraftvektor kann ein Luftvolumen nicht durchdringen - er gab nie eine Schuld, die Physik hat es verhindert. So einfach kann Traumatherapie sein, wenn die Juristen ihre Verantwortung wahrnehmen würden.

Dass die Juristen hier trotzdem nicht mit einem Zwischenergebnis schnellst möglich für Klarheit sorgen, hängt meiner Meinung nach vor allem damit zusammen, dass die Juristen wenig Kenntnis   von Traumatherapie haben. Deswegen haben die Juristen nicht erkannt, dass der Begriff „Wiederherstellung des Rechtsfriedens“ durch das Loveparade-Unglück eine neue Dimension erreicht hat. Bisher wurde der Rechtsfrieden dadurch wiederhergestellt, indem man von Seiten der Staatsanwaltschaft sehr wenig Informationen bereitgestellt hat, anschließend ließ man Gras über die Sache wachsen und präsentierte zum Schluss das Untersuchungsergebnis mitsamt Strafzumessung. Die neue Dimension besteht nun darin, dass zum ersten Mal auch Opferseelen befriedet werden müssen und nun schnellst möglich ein Ergebnis präsentiert werden muss. Der Hintergrund ist, dass es aufgrund der besonderen Umstände beim Loveparade-Unglück eine noch nie dagewesene Überschneidung zwischen „Traumatherapie“ und „strafrechtlicher Aufklärung des Sachverhaltes“ gibt.

Noch nie wurden die Opfer einer Katastrophe hinterher beschuldigt, ihr Leid doch sowieso selber verursacht zu haben, obwohl dem so gar nicht war. Noch nie gab es diesen Grad an Traumatisierung. Noch nie war es so schwer, die Ursache des Unglücks aufzuklären. Noch nie gab es diese Überschneidung zwischen Traumatherapie und Strafverfahren.

Und trotzdem gehen die Juristen auf diese einmalige Besonderheit nicht ein, sondern wollen es so abarbeiten, wie das bisher immer geschehen ist. Das ist aber nicht möglich. Das Loveparade-Unglück ist nunmal der Sonderfall vom Sonderfall - eigentlich ist die Loveparade keine Katastrophe, sondern eine Ausnahme-Katastrophe.

Zuerst werden hunderte von jungen Menschen eingekesselt, bis sie sich gegenseitig zu Tode trampeln. Obwohl man die Veranstaltung abbrechen müsste, tut man das nicht. Hinterher beschuldigt man diese jungen Menschen, sie hätten halt nicht klettern sollen und sie wären ja sowieso sexbesessen. Und um den maximalen Schaden anzurichten, verhindert man, dass diese Opfer ihre Schuld abklären können. Letzteres tut man natürlich vor lauter Rücksichtnahme auf die Gefühle der Opfer - nicht etwa, weil einem das Eisen zu heiß ist.

Natürlich ist es nicht möglich, einzelne Motivationslagen von einzelnen Teilnehmern abzuklären. Das ist aber auch gar nicht das Ziel. Es würde vollkommen ausreichen wenn man beispielsweise zu folgendem Schluss käme:

Es gibt mehrere Teilnehmer, die (möglicherweise und eventuell) egoistisch andere Menschen überklettert haben. Sollte dies der Fall sein, so wäre das eine fahrlässige Körperverletzung und könnte zu einer geringen Geldstrafe, jedoch nie zu einer Bewährungsstrafe führen.
Jetzt kann man in Therapie dem schuldgeplagten Opfer begreiflich machen, dass seine Schuld so einzuschätzen ist, wie wenn man versehentlich bei Rot über die Ampel fährt, was so ziemlich jedem schon mal passiert ist - MEHR SCHULD HAT ER NICHT.

Aus meiner Erfahrung ist es falsch, wenn man eine pauschale Absolution erteilt, wie das zur Zeit der Fall ist. Die Opfer sind zwar traumatisiert, aber nicht dumm. Wenn dieser Mensch von sich weiß, dass er NICHT in Panik war, dann hilft es nichts, wenn sie ihm erklären, dass Menschen IN Panik nun einmal Fehler machen. Wenn dieser Mensch gedrängelt hat, dann hilft es nicht, dass sie ihm erklären, dass KEINER der TEILNEHMER zu KEINEM ZEITPUNKT irgendein Fehlverhalten gezeigt hat und alle nur Unschuldsengel waren - typischerweise ist das auf einem Rave sowieso niemals der Fall.

Es ist wichtig, eine eventuelle Teilschuld klar zu benennen, damit man sagen kann - MEHR NICHT.

Allerdings frage ich mich, ob es diese Teilschuld überhaupt gibt. Ich will der Klärung aber nicht vorweggreifen. Es könnte aber sein, dass wirklich ALLE Teilnehmer freizusprechen sind. Eines ist bereits jetzt schon klar und das ist, dass hunderte von jungen Menschen nun endlich einen Freispruch wegen erwiesener Unschuld bekommen müssen. Das gilt umso mehr, als man diesen eine indifferente Teilschuld zugeschrieben hat.

Ich möchte deswegen wissen, wo und wie sich diese jungen Menschen IM NAMEN DES VOLKES und unter Anwendung der strafrechtlichen und juristischen Methoden mitschuldig gemacht haben. Ich denke, die Opfer haben ein Recht, dass dies VORRANGIG geklärt wird. ELA-Anlage und Ordnungsbehörde müssen warten. Leider ist es genau umgekehrt, die Opfer müssen (schon wieder) warten.

0

Nur zur Klarstellung - mit dem letzten Abschnitt wollte ich nicht andeuten, dass dies in diesem Blog geklärt werden soll, sondern dass aus meiner Sicht schon längst ein Zwischenergebnis speziell in Bezug auf die Teilnehmer von Seiten der Staatsanwaltschaft hätte kommen müssen - sofern irgendwie möglich.

0

Sehr geehrte Traumatherapie-LoPa,

Sie möchten, dass

schon längst ein Zwischenergebnis speziell in Bezug auf die Teilnehmer von Seiten der Staatsanwaltschaft hätte kommen müssen - sofern irgendwie möglich

Ein solches "Zwischenergebnis" gibt es doch bereits. Soweit ich weiß (anders für evtl. Ermittlungen "gegen unbekannt"), wird bislang gegen keinen der Besucher ermittelt. D.h. die direkt nach der LoPa teilweise erhobenen Vorwürfe gegen Besucher werden (jedenfalls derzeit) von der Staatsanwaltschaft als nicht gegeben bzw. als so geringfügig angesehen, dass nicht einmal bestimmte Beschuldigte ermittelt wurden. "Die" Juristen (auch hier gibt es natürlich große Unterschiede) und das "Strafrecht" wären allerdings mit der Aufgabe, die Sie aufgrund traumatisierter Besucher sehen, überfordert. Strafrechtlich kann nur Unrecht und Schuld im Einzelfall festgestellt oder nicht festgestellt werden, soweit ein Tatverdacht erhoben wird. Die Kausalfeststellung für alle möglichen Situationen, in denen von hinten jemand gedrückt/gedrängelt hat, erscheint mir unmöglich. Aber selbst wenn hier viele Besucher je für sich einen (kleinen) Ursachenfaktor gesetzt haben, würde das für eine strafrechtliche (m.E. auch für eine moralische) Verantwortlichkeit nicht genügen: In einer Menschenschlange etwas zu drängeln, weil man meint, dann ginge es schneller, insbesondere, wenn man auf dem Weg dorthin schon stundenlang im "Stau" verbringen musste, ist menschlich völlig nachvollziehbar. Zudem: Ein Vorwurf könnte nur erhoben werden, wenn es für diese Personen (objektiv und subjektiv) vorhersehbar gewesen wäre, dass ihr Drängeln schlimme Folgen haben würde. Es war aber nicht vorhersehbar. Und dafür sind wiederum die Veranstalter primär verantwortlich: Hätten sie den Menschen per Lautsprecher eine Orientierung gegeben und sie aufgefordert, wegen der hohen Personendichte nicht mehr in eine bestimmte Richtung (Treppe) zu drängen, um eine Lebensgefahr zu vermeiden, dann hätten sich erstens dijenigen Besucher, die sich noch bewusst bewegen konnten, zum größten Teil  anders verhalten und zweitens wäre (erst) dann ein Vorwurf an die übrigen, die solchen Anweisungen nicht folgen, gerechtfertigt. Dass die Besucher weiter hinten sich gar nicht bewusst waren, was ihr - gemeinsames - Drängeln weiter vorn anrichtete, ist nicht diesen Besuchern, sondern Lopavent und der Stadt Duisburg - nach meiner Auffassung zu einem geringeren Teil - auch dem Polizeieinsatz zuzurechnen. 

Besten Gruß

Henning Ernst Müller

Dazu ist auch zu berücksichtigen, dass die Ermittler sich unendliche Stunden Videomaterial angesehen und schon im Januar 2.500 Zeugenaussagen gehört haben. Wäre dabei ein Besucher durch ein Verhalten aufgefallen, dass auch nur eventuell als Mitursache für Tod und Verletzungen in Betracht kommt, so wäre er sicher bereits unter einen Anfangsverdacht gestellt worden.

Sehe ich das richtig, Herr Prof. Müller?

 

0

@Die Leserin,

Sie sehen das m.E. richtig. Wobei ich nicht völlig ausschließen kann, dass es einen entspr. Anfangsverdacht gibt und dazu Ermittlungen stattfinden. Die StA ist ja nicht verpflichtet, über solche einen Tatverdacht von sich aus zu berichten. Oder gibt es eine Äußerung der StA, aus der hervorgeht, dass gegen keinen Besucher ermittelt wird?

Bislang war immer die Rede davon, dass gegen 11 Personen der Stadt Duisburg, 4 Personen des Veranstalters und 1 Person der Polizei ermittelt werde.

Sollte es weitere Personen geben, gegen die ermittelt wird, dann hätte man dies - entgegen dem eben Aufgezählten - geheim gehalten.

Aber die Betroffenen selbst müssten doch wissen, ob ein Anfangsverdacht gegen sie besteht bzw. Anklage erhoben wird, oder?

 

0

@Die Leserin, wahrscheinlich schon, aber es ist dies nicht notwendig der Fall, weil Personen ja erst einmal identifiziert werden müssen. Angenommen, bei den Videosichtungen und Zeugenvernehmungen ergibt sich  ein Verdacht gegen den "unbekannten Mann in Jeans und T-Shirt, der im Video xy von Minute 1:23 bis Min 1:27 erkennbar über andere Persoenn klettert und dabei den Zeugen vw am Arm trifft". Solange dieser "Mann" nicht identifiziert ist, kann man ihn auch nicht von einem Verdacht informieren bzw. ihn als Beschuldigten vernehmen. Also: ich kann nicht ausschließen, dass es solche Ermittlungen gibt oder gegeben hat, aber konkrete Kenntnisse über solche Ermittlungen habe ich nicht und dies sehe ich erst einmal mit aller Vorsicht als ein "Zwischenergebnis" an.

Henning Ernst Müller schrieb:

@Die Leserin, wahrscheinlich schon, aber es ist dies nicht notwendig der Fall, weil Personen ja erst einmal identifiziert werden müssen. Angenommen, bei den Videosichtungen und Zeugenvernehmungen ergibt sich  ein Verdacht gegen den "unbekannten Mann in Jeans und T-Shirt, der im Video xy von Minute 1:23 bis Min 1:27 erkennbar über andere Persoenn klettert und dabei den Zeugen vw am Arm trifft". Solange dieser "Mann" nicht identifiziert ist, kann man ihn auch nicht von einem Verdacht informieren bzw. ihn als Beschuldigten vernehmen. Also: ich kann nicht ausschließen, dass es solche Ermittlungen gibt oder gegeben hat, aber konkrete Kenntnisse über solche Ermittlungen habe ich nicht und dies sehe ich erst einmal mit aller Vorsicht als ein "Zwischenergebnis" an.

Wenn ein Polizist in einer Notwehrsituation einen anderen Menschen erschießt, so wird immer in einem nachfolgenden Prozeß die strafrechtliche Schuld geklärt, egal wie eindeutig diese Notwehrsituation auch immer gewesen war.

Auch wenn dies ungerecht gegenüber dem Polizisten aussehen mag, danach bekommt der Polizist dann ein Urteil, in welchem er schwarz auf weiß nachlesen kann, dass er mit Sicherheit niemals eine Schuld hatte. Sollte er danach Hilfe aufgrund von Schuldgefühlen benötigen, so kann man darauf verweisen, dass ihn ein deutscher Richter im Namen des gesamten deutschen Volkes freigesprochen hat und ihn auf die Diskrepanz zwischen Schuldgefühl und juristischer Schuldzuschreibung aufmerksam machen.

Meine Befürchtung ist, dass die Opfer der Loveparade nie eine derartig eindeutige Klarstellung erhalten werden, sondern deren Schuldfrage lediglich übergangen wird, also die Schuld auch nicht in diese Eindeutigkeit zurückgenommen wird.

Ich denke, dass ich Juristen die Notwendigkeit und den Sinn dieser Art der strafrechtlichen Aufarbeitung nicht erklären muss. Ich verstehe ihre letzten Äußerungen so, dass sie der Meinung sind, dass eine Diskussion in ihrem Blog darüber nicht weiter geführt werden kann. Ich bedanke mich für die Möglichkeit der Teilnahme und wäre dankbar, wenn sie meine Äußerungen in diesem Blog belassen könnten - auch wenn sich ihnen die Sinnhaftigkeit einiger meiner Äußerungen (zur Zeit?) nicht erschließt. Die Juristen und die Allgemeinbevölkerung bräuchten mehr Hintergrundwissen, dann wären viele Fehler bei der Aufarbeitung nicht passiert - dies ist zumindest meine Meinung.

0

@Traumatherapie-LoPa
zum strafrechtlichen hat Professor Müller allse gesagt:
Da ist zu den Besuchern nichts zu erwarten.

Mir ist aber auch Ihre Herstellung eines Zusammenhanges zwischen Strafrecht und Traumatherapie zu formal, wenn Sie schreiben:

Quote:
Für eine Aufarbeitung des Geschehens muss in diesem speziellen Fall IM NAMEN DES VOLKES die strafrechtliche Schuld der Teilnehmer festgestellt werden und erst danach kann DARAUF AUFBAUEND die persönliche Schuld in der Traumatherapie geklärt werden.

Die Frage der individuellen Schuld und Verantwortung stellt sich glaube ich jenseits der strafrechtlichen Beurteilung oder gar eines Urteils oder Zwischenbescheides. Sie muss ganz individuell aufgearbeitet und verarbeitet werden.

So jedenfalls meine langjährige Erfahrung mit Überlebenden nationalsozialistischer Verfolgung.

0

#19 + 22 Traumatherapie LoPa

"Was mir fehlt, das sind Videos auf denen ein problematisches Teilnehmerverhalten zu sehen ist, welches irgendeinen Einfluss auf die Kausalkette gehabt haben könnte (noch nicht einmal im Sinne einer Schadenserweiterung)."

Diese können Sie finden auf der Seite von wordpress loveparade, wenn Sie "Überkletterer", "Springer" oder "Plakatwandkletterer" eingeben. Ich bin der festen Überzeugung, dass aus dieser Situation heraus, in die die Leute grob fahrlässig und vielleicht sogar (grob) vorsätzlich gebracht worden waren völlig ausreicht, um zu sagen, alle von ihnen waren Opfer, niemand war Täter. Selbst jene, die gegen andere vermeintlich rücksichtslos drückten, immer und immer wieder versuchten eine Plaktawand zu erklettern obwohl es ihnen nicht gelang (nicht gelingen konnte!) und sie herabfielen, über andere auf dem Weg zur Treppe kletterten obwohl ihr Körper massig war und sie wussten, dass sie dadurch andere in Gefahr bringen. Der Druck im letzten Westtunnel war so groß, dass ein Schild an dessen Ende nicht nur umgebogen wurde, sondern gänzlich abbrach! In dieser Situation war kein rationales, besonnenes, rücksichtsvolles Handeln möglich, obwohl es massenweise helfende, beruhigende Helden gab, die man sicherlich Engel nennen kann.

Die für mich größte Schande im Nachhinein stellen für mich die Aussagen des Salzburger Weihbischofs innerhalb einer Talkshow und auf seiner unsäglichen Website dar. Nicht zu vergessen die Aussagen Rabes und Schreckenbergs vor laufenden Kameras, die sich an eine internationale Öffentlichkeit wandten, die für mich sämtlich vorhandene kriminelle Planungsenergie in aller Deutlichkeit zeigen.

Auch ich hatte in den ersten Monaten gemutmaßt, dass sämtliche männlichen Kletterer dies abgesprochen taten, etwa weil sie Mitglieder einer Wehrsportgruppe o.ä. seien, denn vereinzelt gab es Männer, die wiederholt über andere kletterten, obwohl sie bereits an der Treppe angekommen waren. Dann gab es einen, der von der Schulter eines anderen in die Menge sprang (zumindest meinte man das auf einer Aufnahme zu erkennen). Dann der unermüdliche Plakatwandkletterer, der schlussendlich mit einem Teil der Befestigung in die Menge in Höhe des auf dem Boden liegenden Bauzaunes fiel, was so brutal auf mich wirkte, dass ich es für pure Absicht hielt. Den Hinweis mit meinem Verdacht (Junge Nationalisten, da erklärte Love Parade-Feinde bzw. Wehrsportgruppe etc.) gab ich auch der Kölner Kripo, nicht zuletzt wegen der Aussage eines angeblichen Zeugen, der von einem leitenden Kölner Securitychef was von einer Anti-LP-Demo am Mittag des 24.7. erfahren haben will.

 

#20 Meister f. V.

"Hier könnten entsprechend ausgebildete Polizeibeamte eine Lücke schließen, wenn die Polizei die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten, die in derartigen Fall die öffentliche Sicherheit tatsächlich gefährden, nicht ausschließt."

Aber wie soll das gehen, wenn die Polizei als die willfährigen Handlanger (um nicht zu sagen "Schergen") von Stadtinteressen gesehen werden, zumal es auch um die Interessenswahrung eines Landes und Staates ging?

 

 

0

Felix Licht schrieb:

#19 + 22 Traumatherapie LoPa

Auch ich hatte in den ersten Monaten gemutmaßt, dass sämtliche männlichen Kletterer dies abgesprochen taten, etwa weil sie Mitglieder einer Wehrsportgruppe o.ä. seien, denn vereinzelt gab es Männer, die wiederholt über andere kletterten, obwohl sie bereits an der Treppe angekommen waren.

Ja, das ist das Problem. Anstatt Klarheit zu schaffen müssen die Teilnehmer alleine spekulieren. Besser wäre es, "ein Polizist" und "Meister für Veranstaltungstechnik" und ich würde mitspekulieren und sich gegenseitig dabei austauschen - aber es könnte sein, dass das die Möglichkeiten dieses Blogs überfordert. Trotzdem danke an alle.

0

Felix Licht schrieb:

#19 + 22 Traumatherapie LoPa

Diese können Sie finden auf der Seite von wordpress loveparade, wenn Sie "Überkletterer", "Springer" oder "Plakatwandkletterer" eingeben.

 

Nein, nein - eben nicht, ich finde dort eben keine entsprechenden Videos. Ich habe soziale Verhaltenswissenschaften studiert und ich war unbeteiligt. Ich sehe in den GLEICHEN Videos etwas ganz anderes, wie andere. Die Frage ist: Zu Recht, oder zu Unrecht?

0

Traumatherapie-LoPa schrieb:

Felix Licht schrieb:

#19 + 22 Traumatherapie LoPa

Diese können Sie finden auf der Seite von wordpress loveparade, wenn Sie "Überkletterer", "Springer" oder "Plakatwandkletterer" eingeben.

 

Nein, nein - eben nicht, ich finde dort eben keine entsprechenden Videos. Ich habe soziale Verhaltenswissenschaften studiert und ich war unbeteiligt. Ich sehe in den GLEICHEN Videos etwas ganz anderes, wie andere. Die Frage ist: Zu Recht, oder zu Unrecht?

 

Hm... ich habe Soziologie und Sozialpsychologie an der Uni Bielefeld studiert und bin nur insoweit 'beteiligt', als dass ich einen Teil der handelnden PolizistInnen sowie deren Arbeitsweisen und -Abläufe persönlich kenne.

Aber es scheint, dass auch ich in den gleichen Videos zT. etwas ganz anderes sehe, als Sie.

Ich schätze, wir kommen langsam in den Bereich der Wahrnehmungspsychologie...

 

MfG

0

Quote:

Hm... ich habe Soziologie und Sozialpsychologie an der Uni Bielefeld studiert und bin nur insoweit 'beteiligt', als dass ich einen Teil der handelnden PolizistInnen sowie deren Arbeitsweisen und -Abläufe persönlich kenne.

 

Wunderbar,

es geht um folgendes Problem - dafür muss ich ein wenig ausholen:

Ich war immer gewissenhaft und überaus eifrig. Vor 20 Jahren unterlief mir im Einsatz trotzdem ein Fehler. Es war ein kleiner Fehler, aber ich fügte dem Opfer einen weiteren gesundheitlichen Schaden zu, den ich hätte verhindern können. Die Kameraden wollten mir helfen und übergingen meine Schuld.

So hatte ich nie die Gelegenheit abzuklären, was nun meine (kleine) Schuld war und was dem Opfer ohne mein Zutun ohnehin an (großen) Schaden entstanden wäre. Nach dem Einsatz war ich traumatisiert. Meine kleine Schuld konnte ich nicht mehr sehen, irgendwie gauckelte mir mein Gehirn vor, ich würde für das gesamte Leid dieses Menschen fast die ganze Schuld tragen - was ja nicht stimmte, es gab ja noch den Unfallverursacher.

Eine strafrechtliche Aufarbeitung fand nie statt. Nach den ersten Anzeichen einer Depression begab ich mich in die erste Therapie. Der Therapeut wies immer darauf hin, dass mein Zutun doch denkbar gering war, doch es half nichts. Der Fehler ist mir nun einmal passiert, weil ich einfach die Schnauze voll hatte, immer der Prügelknabe zu sein (ich war verschrieen als Paragraphenreiter) und deswegen dachte ich mir - es wird schon nichts passieren, einfach weil ich die Schnauze voll hatte. Und so änderte ich mein Verhalten und nahm es bei diesem Einsatz nicht so genau und das bewirkte, dass dem Patienten nicht die volle Hilfe zukam, die möglich gewesen wäre. Ich war schuldig, denn ich habe es getan weil ich die Schnauze einfach voll hatte.

Erst der zweite Therapeut erkannte die Problematik und und wir holten das "Gerichtsverfahren" nach. Ich habe mich schuldig gesprochen, meine gerechte Strafe war 500 Euro - freiwillig legte ich noch 100 Euro drauf (um ganz sicher zu sein), das ganze wurde an einen Verein überwiesen und das war es dann. Meine Schuld war endlich gesühnt! Und das ist die Gemeinsamkeit zwischen Traumatherapie und Strafrecht.

Der Zufall wollte es, dass ich mit einem Überlebenden der Loveparade in Kontakt kam. Und meine gesamte Intuition sagte mir, bei dem lief genau das gleiche ab. Da ist jemand, der hatte die Schnauze einfach voll, der hat das aus Wut gemacht. Jetzt paart sich die (kleine) Schuld mit einer Katastrophe. Und wieder keine vernünftige Aufarbeitung. Dieser Mensch bekommt eine pauschale Absolution, weil er ja angeblich in Panik war und diese hilft nicht, denn eine pauschale Absolution ist wirkungslos.

Auf der anderen Seite kann man diesen Menschen nicht mehr auf die Anklagebank setzen, weil er sich selber seinen damaligen Unmut so dermaßen übel nimmt, dass er selbstmordgefährdet wäre. Man kann also die Schuld gar nicht mehr strafrechtlich aufarbeiten, weil er nach Vorladung als Beschuldigter sich das Leben nehmen könnte. Es wird aber noch schlimmer. Die schlimmsten Drängler werden sich vielleicht gar nicht in Therapie begeben, aus Angst, auch dort als Täter angesehen zu werden. Jetzt kommt der Justiz die (bisher einmalige) Aufgabe zu, auch diesen Menschen, die NICHT in Therapie gehen wollen in Bezug auf ihre Schuldfrage zu "helfen".

Aus meiner Sicht müsste man diesen Menschen folgendes mitteilen:

1. Wir haben euer Verhalten sorgsam geprüft und wir müssen euch sagen, dass man nicht aus Unmut andere Menschen tritt oder überklettern darf (Gruppe 1). Wir möchten aber auch betonen, dass das absolut nichts mit dem zu tun hat, was hinterher passiert ist.

2. Aber die meisten Menschen haben es gemacht, weil sie es tun mussten (Gruppe 2), die durften das - es war ihr gutes Recht zu fliehen.

3. Wir werden weder Gruppe 1 und schon gar nicht gegen Gruppe 2 ein Verfahren einleiten

4. Solltet ihr zu Gruppe 1 gehören und hättet ihr das woanders gemacht, dann hätten wir euch mit 300 Euro (50 Euro? 1000 Euro?) bestraft. Aber jeder ist bereits gestraft genug, alleine weil er an diesem Ort gewesen ist.

5. Solltet ihr dennoch zahlen wollen, dann tut das an wen ihr es für richtig haltet.

6. Solltet ihr das gezahlt haben und euch dann trotzdem immer noch schuldig fühlen, dann holt euch bitte Hilfe - dann habt ihr ein irrationales Schuldgefühl.

Das sollte die Staatanwaltschaft so natürlich nicht wörtlich kommunizieren, sondern im angemessenen Amtsdeutsch, oder sonstwie umändern.

Auf der anderen Seite müsste schon längst Aufklärung in der Allgemeinbevölkerung betrieben werden und die Idee gebahnt werden, dass gerade auch die freiwilligen Drängler unter ihrer Schuld leiden. Wie wäre es für Sie, wenn Sie einfach mal vor Wut auf den Tisch hauen und dann stürzt plötzlich danach das ganze Haus ein und es gibt mehrere Tote - schreckliche Vorstellung, oder? Wer möchte in dieser Haut stecken? Bitte melden!

Jetzt weiß ich nicht, ob die Jungs und Mädels von der Staatsanwaltschaft schon längst an dem Problem arbeiten und beispielsweise schon hiefür öffentliche Aufklärung vorbereitet haben. Für mich sieht es so aus, als wollten sie Gras über die Sache wachsen lassen.

Und ich weiß nicht, wieviel der Raver in Panik waren und wie viele in Wut waren. Klar ist, dass hunderte sich ruhig verhalten haben und die trifft absolut gar keine Schuld. Das wären dann also 99,5% der Menschen und die anderen 0,5% sollen sich in Gruppe 1 oder Gruppe 2 selber einteilen.

Ach ja, und jetzt zu dem, was ich auf den Videos gesehen habe - junge Menschen, die die gesamte Bandbreite an Verhaltensmustern zeigen, die für diese Altersgruppe üblich ist - natürlich auch Wut und Aggression. Verglichen mit den Besuchern auf unserem Volksfest waren sie aber insgesamt friedlich und besonnen. Ich bete dafür, dass (sehr wenigen) Besucher, welche zufällig kurz vor der Katastrophe Aggression gezeigt haben, erkennen können, dass die Katastrophe trotzdem nichts mit ihrem Fehlverhalten zu tun hatte - denn ich konnte dies jahrelang nicht erkennen und habe deswegen gelitten.

 

 

0

Traumatherapie-LoPa schrieb:

Aus meiner Sicht müsste man diesen Menschen folgendes mitteilen:

1. Wir haben euer Verhalten sorgsam geprüft und wir müssen euch sagen, dass man nicht aus Unmut andere Menschen tritt oder überklettern darf (Gruppe 1). Wir möchten aber auch betonen, dass das absolut nichts mit dem zu tun hat, was hinterher passiert ist.

2. Aber die meisten Menschen haben es gemacht, weil sie es tun mussten (Gruppe 2), die durften das - es war ihr gutes Recht zu fliehen.

3. Wir werden weder Gruppe 1 und schon gar nicht gegen Gruppe 2 ein Verfahren einleiten

Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie sich so eine Aufarbeitung für die Menschen wünschen.

Es ist jedoch undenkbar, dass

a) die Staatsanwaltschaft in dieser Form verfährt und

b) das irgendeinem der Betroffenen weiterhelfen würde, denn

die Aussage:

"Wir haben euer Verhalten sorgsam geprüft"

wäre eben falsch. Sie würde voraussetzen, dass man jeden einzelnen Fall tatsächlich geprüft hätte.

Ist dies nicht der Fall, so wäre eine solche Aussage

a) eine General-Amnestie für alle Besucher der Loveparade - ganz egal, was immer sie dort getan haben mögen (die Staatsanwaltschaft kann da auch nach Ansicht vieler Stunden Filmmaterial natürlich nicht alles wissen) und

b) würde das dem einzelnen Betroffenen ebenso wenig helfen wie andere Pauschalaussagen, z.B. der allgemeine Verweis auf das mögliche Verhalten von Menschen in Todesangst und entsprechend allgemein gehaltenes Verständnis.

 

Es ist schön, dass Sie Ihr eigenes Erleben zum Anlass nehmen, sich Gedanken darüber zu machen, wie den Betroffenen geholfen werden kann. Die Idee einer an alle gerichteten Veröffentlichung der Ermittlungsbehörden ist aber noch nicht die zündende Idee.

Aber vielleicht nehmen Sie sich auch einfach zu viel vor, wenn Sie gleich allen helfen wollen. Vielleicht können Sie einzelnen wirklich sehr gut helfen, wenn Sie ihnen von ihren eigenen Erlebnissen erzählen (was Sie nun ja auch hier im Blog schon getan haben). Nutzen Sie doch auch weiterhin persönliche Treffen dafür. So können Sie vielleicht viel mehr bewirken als mit dem nicht möglichen Versuch, für alle auf einmal eine Lösung zu finden.

 

0

Loveparade: Minister Jäger legt Landtag Bericht der Essener Polizei vor 

Das Ministerium für Inneres und Kommunales teilt mit:

Innenminister Ralf Jäger hat heute dem Landtag den "Vorläufigen Ab­schlussbericht" der Essener Polizei zur Nachbereitung des Einsatzes der "Loveparade" vorgelegt. 

[...]

Bei dem Bericht der vom Innenministerium beauftragten Polizeibehörde Essen handelt es sich um die zeitnahe polizeiliche Nachbereitung, wie sie bei allen Großeinsätzen üblich ist. Ziel der damaligen, vorläufigen Analyse war es, gemachte Erfahrungen für Polizeizwecke aufzubereiten und Schlüsse für zukünftige Einsätze zu ziehen. Der Innenminister weist ausdrücklich darauf hin, dass der Bericht des Polizeipräsidiums Essen vor sieben Monaten fertig gestellt wurde. Folgerichtig müsse im Zu­sammenhang mit der aktuellen Freigabe darauf hingewiesen werden, dass der Bericht auf dem damaligen Kenntnisstand beruhe. Zudem verfügte die Polizei in Essen nicht über die Beweismittel, die der Staats­anwaltschaft Duisburg zur Verfügung stehen.

Die Einsatznachbereitung ist nicht Teil der staatsanwaltschaftlichen Er­mittlungen im Strafverfahren, die weiter andauern. Hierbei unterstützt das Polizeipräsidium Köln mit derzeit 30 Ermittlern die Staatsanwalt­schaft Duisburg bei ihrer Arbeit.  

[...]

Der Innenminister wies darauf hin, dass es in Anbetracht der laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch nicht möglich sei, den Einsatz der Polizei umfassend zu bewerten. Aber im Interesse der Sicherheit der Menschen habe er aus den bisherigen Erkenntnissen Schluss­folgerungen  gezogen, wo dies möglich war. "Wir haben heute schärfere Regelungen zur Genehmigung von Großveranstaltungen im Freien. Sofern die Polizei Sicherheitsbedenken hat, finden keine Großveran­staltungen statt", erklärte Jäger.

Eine vom Innenminister eingesetzte Expertengruppe hat darüber hinaus den Auftrag, abgeschlossene Genehmigungsverfahren zu analysieren und die einschlägigen Rechtsnormen und sonstigen Vorgaben zu be­werten und Konsequenzen aufzuzeigen. "Dies sind für mich notwendige Schritte, um zukünftig derartige Katastrophen zu verhindern", erklärte der Innenminister. 

Quelle: http://www.nrw.de/meldungen-der-landesregierung/loveparade-minister-jaeger-legt-landtag-bericht-der-essener-polizei-vor-11008/ 

 

0

Die Leserin schrieb:

Loveparade: Minister Jäger legt Landtag Bericht der Essener Polizei vor 

Das Ministerium für Inneres und Kommunales teilt mit:

Innenminister Ralf Jäger hat heute dem Landtag den "Vorläufigen Ab­schlussbericht" der Essener Polizei zur Nachbereitung des Einsatzes der "Loveparade" vorgelegt. 

[...]

 

Na, da bin ich mal gespannt, wie lange es dauert, bis dieser "Vorläufigen Ab­schlussbericht" der Essener Polizei zur Nachbereitung des Einsatzes der "Loveparade" im Internet auftaucht...

0

Ein Polizist schrieb:

Na, da bin ich mal gespannt, wie lange es dauert, bis dieser "Vorläufigen Ab­schlussbericht" der Essener Polizei zur Nachbereitung des Einsatzes der "Loveparade" im Internet auftaucht...

Warum denn nicht? Das Papier ist offenbar nicht geheim.

0

Die Leserin schrieb:

Ein Polizist schrieb:

Na, da bin ich mal gespannt, wie lange es dauert, bis dieser "Vorläufigen Ab­schlussbericht" der Essener Polizei zur Nachbereitung des Einsatzes der "Loveparade" im Internet auftaucht...

Warum denn nicht? Das Papier ist offenbar nicht geheim.

 

Das ist ein polizeiinterner Bericht der als "Verschlusssache - nur für den Dienstgebrauch" klassifiziert ist und grundsätzlich nichts in der Öffentlichkeit verloren hat.; was mit "Geheimniskrämerei" oder "Vertuschung" oder sonstigen Verschwörungshysterien nichts zu tun hat.

 

0

Ein Polizist schrieb:

Das ist ein polizeiinterner Bericht der als "Verschlusssache - nur für den Dienstgebrauch" klassifiziert ist und grundsätzlich nichts in der Öffentlichkeit verloren hat.; was mit "Geheimniskrämerei" oder "Vertuschung" oder sonstigen Verschwörungshysterien nichts zu tun hat.

Jetzt wurde er jedoch bereits an die Abgeordneten verteilt.

Obendrein dürfte von vornherein bei der Erstellung dieses Berichts klar gewesen sein, dass ein entsprechendes Interesse des Parlaments und der Öffentlichkeit gegeben war und ist. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass sich in dem Papier, welches den Abgeordneten vorgelegt wurde, ohnehin keine Aussagen finden werden, die polizeilicherseits als geheim einzustufen sind. Dafür kann man dann einfach entsprechende Extra-Papiere verfassen, die tatsächlich intern bleiben.

Insofern können wir gelassen bleiben und darauf hoffen, dass wir dieses Schriftwerk möglichst schnell ebenfalls zur Kenntnis erhalten.

 

0

Die Leserin schrieb:

Ein Polizist schrieb:

Das ist ein polizeiinterner Bericht der als "Verschlusssache - nur für den Dienstgebrauch" klassifiziert ist und grundsätzlich nichts in der Öffentlichkeit verloren hat.; was mit "Geheimniskrämerei" oder "Vertuschung" oder sonstigen Verschwörungshysterien nichts zu tun hat.

Jetzt wurde er jedoch bereits an die Abgeordneten verteilt.

Obendrein dürfte von vornherein bei der Erstellung dieses Berichts klar gewesen sein, dass ein entsprechendes Interesse des Parlaments und der Öffentlichkeit gegeben war und ist. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass sich in dem Papier, welches den Abgeordneten vorgelegt wurde, ohnehin keine Aussagen finden werden, die polizeilicherseits als geheim einzustufen sind. Dafür kann man dann einfach entsprechende Extra-Papiere verfassen, die tatsächlich intern bleiben.

Insofern können wir gelassen bleiben und darauf hoffen, dass wir dieses Schriftwerk möglichst schnell ebenfalls zur Kenntnis erhalten.

Mal ein kleiner Exkurs ins Staats- und Verfassungsrecht, mit dessen Essentials Sie wohl nicht so vertraut sind:

In der freiheitlich-demokratisch verfassten Bundesrepublik Deutschland ist das Verfassungsorgan Parlament die Kontrollinstanz über die Regierung/Exekutive und aus dieser Position und Funktion heraus hat das aus Repräsentanten des Wahl-Bürgers bestehende Parlament natürlich das Recht, sich auch (polizei-)interne Verschlusssachen der Exekutive zur Kontrolle der Regierung vorlegen zu lassen.

Die Öffentlichkeit hat dieses Recht trotz aller Neugier nicht.

oder anders: das Parlament/die Parlamentarier sind hier nicht "die Öffentlichkeit" und Otto-Normal-LeserIn kann als "Öffentlichkeit" kein Recht für eigene Einsichtnahme interner Verschlusssachen ableiten, weil dem Parlament diese Dokumente ja auch vorgelgt worden sind.

Und was in Verschlusssachen als "geheim" eingestuft wird, und was nicht, obliegt nicht Ihrer Beurteilung und Entscheidung. Ausserdem hatte ich Ihnen bereits explizit mitgeteilt, dass diese polizeiinterne Verschlusssache NICHT "geheim" klassifiziert ist, sondern "nur für den Dienstgebrauch".

 

0

Ein Polizist schrieb:
In der freiheitlich-demokratisch verfassten Bundesrepublik Deutschland ist das Verfassungsorgan Parlament die Kontrollinstanz über die Regierung/Exekutive und aus dieser Position und Funktion heraus hat das aus Repräsentanten des Wahl-Bürgers bestehende Parlament natürlich das Recht, sich auch (polizei-)interne Verschlusssachen der Exekutive zur Kontrolle der Regierung vorlegen zu lassen.

Die Öffentlichkeit hat dieses Recht trotz aller Neugier nicht.

oder anders: das Parlament/die Parlamentarier sind hier nicht "die Öffentlichkeit" und Otto-Normal-LeserIn kann als "Öffentlichkeit" kein Recht für eigene Einsichtnahme interner Verschlusssachen ableiten, weil dem Parlament diese Dokumente ja auch vorgelgt worden sind.

Und was in Verschlusssachen als "geheim" eingestuft wird, und was nicht, obliegt nicht Ihrer Beurteilung und Entscheidung. Ausserdem hatte ich Ihnen bereits explizit mitgeteilt, dass diese polizeiinterne Verschlusssache NICHT "geheim" klassifiziert ist, sondern "nur für den Dienstgebrauch".


Und als Mittler zur Öffentlichkeit gibt es dann den investigativen Journalismus. Der bekommt manchmal im Rahmen vertrauensvoller Beziehungen zu Informanten solche eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Dokumente. Daraus wird dann berichtet ohne zu faksimilieren. Das geschieht hier recht geschützt so dass auch die Informanten von Jourrnalisten geschützt sind.

Und dann gibt es Wikileaks und ähnliche, aber das ist eine eigene umfangreiche Debatte...

 

0

@ Lothar Evers

Die Stadtverwaltung Duisburg ist nicht als ganzes eine Ordnungsbehörde. Welche Einheiten der Stadtverwaltung (Sonder-)Ordnungsbehörde sind ergibt sich aus den Spezialgesetzen. So bestimmt etwa § 60 I BauO NW: "Bauaufsichtbehörden sind [...] als Ordnungsbehörden." Und in Absatz 2 heißt es: "Die den Bauaufsichtsbehörden obliegenden Aufgaben gelten als solche der Gefahrenabwehr." Damit ist gewährleistet, dass diese Behörden in ihrer sachlichen Zuständigkeit Befugnisse nach dem OBG NW haben.

0

DPA Meldung Rechtsausschuss NRW:

Loveparade-Ermittlungen bestätigen Anfangsverdacht

Düsseldorf (dpa) - Der Anfangsverdacht gegen Verantwortliche der
Duisburger Loveparade aus Kreisen der Stadt, des Veranstalters und
der Polizei hat sich bestätigt. Das berichtete Nordrhein-Westfalens
Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) am Mittwoch im Rechtsausschuss
des Düsseldorfer Landtags. Angaben zu Personen machte er nicht. Von
den 16 Beschuldigten aus den drei Bereichen habe sich bislang nur
einer zur Sache eingelassen;
insgesamt seien 493 Strafanzeigen
eingegangen. Ein Abschluss der Ermittlungen sei noch nicht absehbar.
Bei der Loveparade im vergangenen Juli starben 21 junge Menschen,
Hunderte wurden verletzt.

0

Seiten

Die Kommentare sind für diesen Beitrag geschlossen.