Eine "uncoole" Verteidigung des Urheberrechts - gegen youTube/Google, Piratenpartei

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 22.03.2012

In einem Radio-Interview auf BR2 zieht Musiker und Autor Sven Regener ("Element of Crime", "Herr Lehmann") vom Leder: Gegen die Aushöhlung des Urheberrechts, gegen die Lobby der IT-Großkonzerne insb. Google, die die  Ideen der Künstler ausbeuten wollten, aber nichts bzw. kaum dafür zahlen wollten. Independent-Musiker hätten kaum eine Chance mehr, mit Ihrer Musik Geld zu verdienen. Sie beschwerten sich trotzdem nicht, weil es "uncool" sei, gegen den Zeitgeist zu wettern.

"Ein Geschäftsmodell, das darauf beruht, dass diejenigen, die den Inhalt liefern nichts bekommen, das ist kein Geschäftsmodell, das ist Scheiße".

Auch die Piratenpartei bekommt ihr Fett weg:

Der örtliche Chef hier von der Piratenpartei, der hat ne Firma die machen Apps - für iphones - das ist ein geschlossenes System, 100% mit Copyright...und der Typ sagt: alles schön frei... aber das müsst ich mal sehen was passiert, wenn ich sein Programm, was er da gerade verkauft, wenn ich das knacke und ins Internet stelle, ... dann habe ich die Anwälte von iTunes auf dem Hals, bevor ich das Ding überhaupt hochgeladen hab _ und dieselben Leute, die ganze Verlogenheit, ein Banausentum...es geht immer nur gegen die Künstler

Unbedingt anhören. 

Und dann hier diskutieren.

 

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99 Kommentare

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Henning Ernst Müller schrieb:

Wie kostenpflichtige Streamingangebote funktionieren sollen, wenn man etwa kostenfreies peer-to-peer gleichzeitig völlig frei zulässt, ist mir jedoch nicht ganz klar: In nullkommanix wären (dann ja legale) Angebote aufgebaut, die jeden streaming-Dienst toppen.

"toppen" ist so eine Sache. Um ein gutes Streaming-Angebot zur Verfügung zu stellen, braucht es eine ausreichend leistungsstarke Infrastruktur. Aus der Erfahrung mit der ARD-Mediathek kann ich sagen: Nichts ist in diesem Zusammenhang unlustiger, als Streams, die immer wieder stocken, weil die Leitung überlastet ist. (Das Problem gibts vor allem bei Filmen, aber auch bei manchen Internetradios merkt man das.)

 

Außerdem sollte man daran denken:

Eine Abmahnung mit einer Strafzahlung von nur 100 Euro (+ Anwaltskosten) bringt mehr ein, als 100 Downloads für 99 ct, bei denen man auch die Serverkosten noch vom Gewinn abziehen muss. Daraus wird deutlich, dass das Interesse der sogenannten "Content Mafia" im Musikbereich gar nicht unbedingt in Richtung legaler Angebote geht.

 

Abhilfe könnte vielleicht schaffen, wenn man die Rechtevergabe an die GEMA noch umfassender machen könnte. Wenn deutsche User, die illegal Musik hochladen, nur von der GEMA im Rahmen einer Lizenzstrafzahlung in Anspruch genommen werden könnten, nicht aber durch Abmahnung + Anwaltsgebühr, würde der "Abmahnindustrie" weitgehend der Boden entzogen. Außerdem käme das Geld, was in den Ausschüttungstopf der GEMA fliessen würde, dann nicht den Plattenfirmen zugute, sondern den Urhebern - und das wiederum macht das "Abmahnen statt verkaufen"-Modell der Plattenfirmen für diese unattraktiv.

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I.S. schrieb:

 

Abhilfe könnte vielleicht schaffen, wenn man die Rechtevergabe an die GEMA noch umfassender machen könnte. Wenn deutsche User, die illegal Musik hochladen, nur von der GEMA im Rahmen einer Lizenzstrafzahlung in Anspruch genommen werden könnten, nicht aber durch Abmahnung + Anwaltsgebühr, würde der "Abmahnindustrie" weitgehend der Boden entzogen. Außerdem käme das Geld, was in den Ausschüttungstopf der GEMA fliessen würde, dann nicht den Plattenfirmen zugute, sondern den Urhebern - und das wiederum macht das "Abmahnen statt verkaufen"-Modell der Plattenfirmen für diese unattraktiv.

 

Finde ich einen guten Ansatz. Die aktuelle Abmahnpraxis ist wirklich die schlechteste Art und Weise, illegale Nutzungen zu verfolgen.

 

Sie erweckt den Eindruck, Abmahnanwälte und ein Großteil der Urheber steckten unter einer Decke, was ganz sicher nicht der Fall ist.

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Henning Ernst Müller schrieb:

 

In anderen Punkten (Verkürzung der 70 Jahre) bin ich ganz der Auffassung der Piraten.

 

Diesen Punkt finde auch ich überdenkenswert.

 

Was aus meiner Sicht dafür spricht, ein Copyright eine angemessene Zeit über den Tod hinaus aufrecht zu erhalten, wäre z.B. die Situation, dass ein Musikverlag einem Urheber einen nennenswerten Vorschuss gezahlt hat, der noch nicht recoupt ist, wenn dieser das Zeitliche segnet. Natürlich könnte man so etwas alternativ auch ähnlich wie bei einen Hauskredit bei Vertragsabschluss über ein entsprechende Lebensversicherung abdecken.

Ich frage mich gerade, wie das bei Büchern gehandhabt wird, wenn ein Erfolgsautor überraschend verstirbt, während noch Vorschüsse beim Verlag offen sind.

 

Auch fände ich es nicht ganz richtig, wenn jemand, der sein Leben ausschließlich mit der Erschaffung immaterieller Güter verbracht hat, nicht auch irgendeine Art von 'Geschäftswert' an seine Familie vererben kann, was natürlich vor allem Anderen bedingt, dass dieser überhaupt existiert, d.h. dass mit den entsprechenden Copyrights tatsächlich noch weiterhin Geld verdient wird.

 

Aber 70 Jahre erscheinen auch mir eine zu lang bemessene Nachlaufzeit.

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Ich schrieb 'kompetent diskutieren' und meinte damit, sich mit zuverlässiger Sachkenntnis einbringen, und das können in diesem Umfeld zur Zeit nun mal nicht allzu viele der Diskkussionsteilnehmer, da - wie Sie selber festgestellt haben - die Materie nun mal eine recht komplexe ist. 

Diskutieren darüber soll natürlich jeder, egal wie sachkundig er zur Zeit auc sein mag, doch es gehört zum Wesen einer guten Diskussionkultur, bei seinen Äußerungen möglichst zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden, auch wenn dies nicht immer ganz einfach ist.

In diesem Sinne versuche ich, möglichst viele Fakten und konkrete Erfahrungen beizutragen, und darauf hinzuweisen, wenn mir Dinge faktisch unrichtig erscheinen.

Auch für mich eine Gratwanderung, doch dahinter steht in jedem Falle eine konstruktive Absicht.

 

 

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Die Kritik an mangelnden Standpunkten zu Medienthemen der Piraten ist nicht nachvollziehbar, da sie hier unfraglich die höchstkompetenteste Partei im gesamten Spektrum sind. Kritikwürdig ist allenfalls deren Kommunikation, ob im oder außerhalb des Internet. Das liegt jedoch daran, dass es eine junge Partei mit jungen glaubwürdigen Politikern ohne extrem finanzstarke Lobby und Manipulationspraktiken ist, was man berücksichtigen muss. Aber gerade das macht auch den Erfolg der Piraten aus: ihre hohe Glaubwürdigkeit.

 

Wer sich auf Ihre unidiologischen Standpunkte einlässt, wird schnell merken, dass es die intelligentesten Ansätze für unsere medialen Zukunftsfragen sind.

 

Wer sich noch nicht so intensiv mit den Piraten und den Fragen an eine freie Mediengesellschaft befasst hat und daher selbst etwas weniger kompetent in dieser Frage ist, bekommt in diesem Inerview des DRadio einen sehr guten ersten Überblick  http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2012/03/27/drk_20120327_0911_31b7c3... . Bei Interesse kann man sich das Interview auch stichpunktartig zusammenfassen und dann quasi das "Internet ausdrucken". :-)

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Sehr geehrter Herr I.S.,

Sie schreiben:

Um ein gutes Streaming-Angebot zur Verfügung zu stellen, braucht es eine ausreichend leistungsstarke Infrastruktur.

Nur um klarzustellen, was ich meinte mit "toppen": Auf ein ruckelfreies Streaming kommt es gar nicht an, wenn man die Musik allerorten kostenfrei und (nach der Vorstellung der Piraten legal, sofern nicht kommerzielles p2p vorliegt)  herunterladen und abspeichern kann und sodann die Playlist direkt von der eigenen Festplatte/MP3-Player abspielt.

 

@Reinhardt: Ihr Link funktioniert nicht ;-)

Henning Ernst Müller

Henning Ernst Müller schrieb:

 

Nur um klarzustellen, was ich meinte mit "toppen": Auf ein ruckelfreies Streaming kommt es gar nicht an, wenn man die Musik allerorten kostenfrei und (nach der Vorstellung der Piraten legal, sofern nicht kommerzielles p2p vorliegt)  herunterladen und abspeichern kann und sodann die Playlist direkt von der eigenen Festplatte/MP3-Player abspielt.

Henning Ernst Müller

 

Wenn man jetzt in eine grundlegende Diskussion zum Urheberrecht einstiegen will, dann sollte man die nicht am aktuellen technischen Stand festmachen, denn ansonsten wird man in allkürzester Zeit wieder alles novellieren müssen. Die Dinge sind dazu viel zu sehr im Fluss.

Ich sehe es so, dass erstmal klar festgelegt werden muss, dass der Konsum von digitalem Entertainment, der durch die User im Internet stattfindet, größtenteils eben genau das ist, und damit dem jeweiligen Urheber nutzungsbezogen zu vergüten, es sei denn, der würde es explizit anders festlegen.

 

Das ist für mich der notwendige Schulterschluss mit den Kreativen, bevor man sich über alles Andere einig werden kann.

 

 

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Zu den "überzeugenden Positionen" der Piraten nochmal kurz zusammengefasst:

verlangen wir, dass also auch das Kopieren aus dem Internet von nicht gewerblichen Seiten zu nicht gewerblichen Zwecken vollkommen legalisiert wird (Quelle).

Wenn man grundsätzlich legalisiert, dass Leute kostenfrei im Netz alles kopieren und weiterverbreiten dürfen, solange es nicht kommerziell ist, dann wird einer kommerziellen Musikverbreitung im Netz (Streaming-Dienste, Download-Portale, auch kostenpflichtigen Channels einzelner Künstler) der ökonomische Hahn zugedreht, denn dort zu bezahlen oder Werbung zu gucken wäre praktisch "freiwillig", wenn es an der nächsten Ecke gratis, legal und werbefrei ist.

Die Piraten wollen dies dann auffangen durch eine "Pauschalabgabe" genannte Kulturflat, also eine Umlage für jeden Internetanschluss. Diese müsste dann aber über den Staat oder eine GEMA-ähnliche Organisation verteilt werden, sehe ich das richtig?

Henning Ernst Müller schrieb:

Wenn man grundsätzlich legalisiert, dass Leute kostenfrei im Netz alles kopieren und weiterverbreiten dürfen, solange es nicht kommerziell ist, dann wird einer kommerziellen Musikverbreitung im Netz (Streaming-Dienste, Download-Portale, auch kostenpflichtigen Channels einzelner Künstler) der ökonomische Hahn zugedreht, denn dort zu bezahlen oder Werbung zu gucken wäre praktisch "freiwillig", wenn es an der nächsten Ecke gratis, legal und werbefrei ist.

Die Grenze zu kommerziell ist sehr schnell überschritten, wie wir im Zusammenhang mit der Anbieterkennzeichnung ("Impressum") immer mal wieder lesen. Da reicht schon ein Werbebanner auf der Seite.
Das heisst in Zukunft werden dann nicht mehr diejenigen abgemahnt, die im P2P ihre Sachen tauschen, sondern diejenigen, die eine Google-Ads-Werbung auf der Homepage mit ihren Lieblingslieder haben.

 

Quote:
Die Piraten wollen dies dann auffangen durch eine "Pauschalabgabe" genannte Kulturflat, also eine Umlage für jeden Internetanschluss. Diese müsste dann aber über den Staat oder eine GEMA-ähnliche Organisation verteilt werden, sehe ich das richtig?

Sehe ich genauso - nur dass bei so einer Organisation dann diverse Verwerter die Finger im Topf haben - denn kopieren kann man nicht nur Musik, sondern auch (Hör-)Bücher, Filme, Fernsehserien, Bilder etc. Ob das auch für Computerprogramme gelten soll, weiss ich nicht. Jedenfalls werden bei Neugründung einer solchen Verwertungsgesellschaft alle ihren Teil vom Kuchen wollen.

 

Fördern die Piraten damit nicht DRM-Systeme? Denn die Datei kopieren zu dürfen, wird in dem Moment wirksam eingeschränkt, wenn ich die Datei nicht kopieren KANN. Klar, jeder Kopierschutz wird früher oder später geknackt. Aber Geld wird mit Musik ohnehin nur in den ersten Wochen nach Erscheinen verdient. Wenn der Schutz so lange hält, dürfte sich das schon lohnen.

Dann sind halt CDs irgendwann out und die Musik gibts nur noch über die Homepage der Musikverlage - in eigenem Format und abspielbar mit dem eigenen Programm.

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I.S. schrieb:

Aber Geld wird mit Musik ohnehin nur in den ersten Wochen nach Erscheinen verdient. 

Eben nicht!

Und das ist etwas, was für einen Urheber, der seine Arbeit konesquent über Jahrzente und ausschließlich betreibt, von ganz entscheidender Bedeutung ist!

Ich habe Anteile an Copyrights an geschätzt 300 veröffentlichten Liedern, die ich in den letzten 30 Jahren für die verschiedensten Künstler und oft auch mit anderen Autoren zusammen geschrieben habe. Das hat meine gesamte Arbeitszeit beansprucht, ich bin weder je als Künstler live aufgetreten, noch habe ich einen anderen Beruf ausgeübt.

Ein Großteil dieser Songs waren naturgemäß alles andere als Hits, und ich habe nur deshalb über all die Jahre von meiner Tätigkeit leben können, weil die Addition vieler kleiner bis sehr kleiner Beträge eine Summe ergab, die ich als bescheidenes aber doch nachhaltiges Auskommen bezeichnen würde. 

Ohne diese Nachhaltigkeit würde sich sicher niemand mehr hauptberuflich auf das Abenteuer Komponieren einlassen, denn man muss so gut wie immer in Vorleistung treten, Kontakte pflegen und viel Zeit investieren, bevor ein Copyright soweit gediehen ( produziert und veröffentlicht ) ist, dass auch nur die realistische Chance besteht, dass eines Tages ein erwähnenswerter Gewinn daraus an einen zurückfließt.

 

 

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alejandro schrieb:

I.S. schrieb:

Aber Geld wird mit Musik ohnehin nur in den ersten Wochen nach Erscheinen verdient. 

Eben nicht!

[...]

Ein Großteil dieser Songs waren naturgemäß alles andere als Hits, und ich habe nur deshalb über all die Jahre von meiner Tätigkeit leben können, weil die Addition vieler kleiner bis sehr kleiner Beträge eine Summe ergab, die ich als bescheidenes aber doch nachhaltiges Auskommen bezeichnen würde.

Entschuldigung, da habe ich mich sehr ungenau ausgedrückt.

Was ist meinte ist: Die Plattenfirmen verdienen ohnehin nur in den ersten Wochen nach Erscheinen Geld mit der Musik. Danach ist der Grossteil der Fans bedient und der Tonträgerumsatz geht enorm nach unten. Erfahrungsgemäß dauert es nur ein paar Monate, bis dann der Preis der CDs gesenkt wird.

Die Künstler verdienen durch Konzerte auch in der Folge noch, wegen der GEMA-Umlage verdienen da dann auch die Urheber mit.

 

Gehe ich Recht in der Annahme, dass die über all die Jahre verteilten kleinen Beiträge in erster Linie aus den Aufführungen der Lieder resultieren und nicht aus dem Verkauf von Tonträgern?

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@Herr Prof. Müller

 

Die Details einer solchen Pauschalabgabe könnten vielfältig aussehen. Eine Kulturflatrate erschiene mir eher als sekundäre Lösung, da das System der GEZ bereits nicht funktioniert, wie wir in der Vergangenheit und an der nun beschlossenen Haushaltsabgabe als Mainstreamrundfunkflatrate leider sehen. Schön ist jedenfalls, dass dank der Piraten der Diskussionshorizont sehr erweitert wird. Falls Sie Interesse haben, sind die meisten Piraten etwa auch via Twitter schnell erreichbar und für Fragen sicher jederzeit sehr zugänglich.

 

Das Recht auf nichtkommerzielle Privatkopie ist ebenfalls ein sehr wichtiges Thema, was bereits übergangsweise schnellstmöglich fixiert werden muss.

 

 

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Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Henning Ernst Müller,

es ist richtig, dass eine Verteilung der Pauschalabgaben auf die Urheber ein nicht unerhebliches Problem darstellt. Die derzeitigen Umverteilungsmaßstäbe der GEMA sind relativ undurchsichtig und für einen Verteilungsmaßstab der "Kulturflatrate" wohl ungeeignet. Eine objektive, manipulationssichere Erfassung ist bestimmt möglich, wenn auch kompliziert - sollte aber erst bei einer Ausarbeitung des Sachverhalts näher betrachtet werden. 

Allerdings eröffnet eine Modernisierung des Verfahrens ganz neue Möglichkeiten: So könnte der Konsum (und nicht die Anzahl der Käufe) der Musikstücke ähnlich den Einschaltquoten des Fernsehens bestimmt werden. Dadurch würden die Verdienstmöglichkeiten für "Modemusik" gesenkt und die für etablierte Musik gesteigert werden; d. h. das ein Musikstück nicht mehr nach der Anzahl der "Käufe" vergütet wird, sondern anhand des "Konsums"; ergo bedeutet das, dass alte Dauerbrenner, die zwar jeder schon "besitzt", die man sich aber immer wieder anhört noch vergütet werden. 

 

Die "Abmahnindustrie" in Deutschland bleibt wohl weiterhin ein Schandfleck ungeahnter Größe. Die Gespräche zur freiwilligen Einführung des sog. "Two-Strikes-Verfahren" sind nun auch endgültig gescheitert. Dieses sah vor, dass den Providern Urheberrechtsverletzungen gemeldet wurden und diese dann die betroffenen Anschlussinhaber informierten. Sollte es innerhalb einer gewissen Frist zum wiederholtem Male zu einem Verstoß kommen, würde dann eine Meldung an die Rechteinhaber herausgehen, die sich dann um die Weiterverfolgung des Verstoßes kümmern können. 
"Turn piracy into profit" wäre damit erstmal wirksam ein Riegel vorgeschoben, während trotzdem etwas gegen die illegalen Downloads getan worden wäre.

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Es sind wie gesagt viele kleine Beträge aus allen möglichen Bereichen.

Bei Tonträgern sind es oft die Kopplungen, die nach und nach erscheinen, ansonsten sind es Airplay, also Radio und natürlich auch Liveaufführungen, die ein wenig bringen.

Die GEMA rechnet all das sehr ordentlich und detailliert bis auf den letzten Cent ab. 

 

 

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"Die GEMA rechnet all das sehr ordentlich und detailliert bis auf den letzten Cent ab." wenn es noch effizient möglich ist ok, aber wenn der Verwaltunsgaufwand in sehr kleinen SVen zu hoch ist, lässt man es hoffentlich bleiben. Im Übrigen hoffe ich, dass sich die Gema privat über die Medienindustrie finanziert, oder woher nehmen die ihre Arbeitsmittel?

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Kostensatz GEMA = 14,9 %

war im internationalen Vergleich in den letzten Jahren meines Wissens nach der günstigste von allen Verwertungsgesellschaften.  Und ja, abgerechnet wird bis auf den letzten Cent, ausgezahlt soweit ich weiß erst ab 50 Euro aufwärts, ansonsten kumuliert bis das erreicht ist.

Woher bekommt die GEMA ihr Geld?

einfach ausgedrückt: Jeder, der Musik nutzt oder konumiert, egal ob geschäftlich oder privat, gibt dem Urheber einen Betrag, der oft nur Cent oder Bruchteile davon sind als Entlohnung. Das passiert entweder direkt ( wenn man z.B. eine CD kauft ) oder indirekt ( wenn man z.B. Radio hört ) . Die Gema sammelt diese Beträge ein und leitet sie an den Komponisten weiter. Sie verdient selber nichts daran.

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Na solange Centbeträge auch wirtschaftlich zu verwalten sind, spricht zumindest wirtschaftlich wenig gegen das Verfahren ansich, ansonsten machte es aber wenig Sinn.

 

"Woher bekommt die GEMA ihr Geld?" Da haben wir uns missverstanden, mir ging es darum, wer das Gema-System finanziert, also deren Arbeit? Das sind hoffentlich doch die, die davon profitieren, also private Medienindustrie und z.T. Künstler. Und wer kontrolliert staatlicherseits die Gema?

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Es sind die, die das Gled bekommen, die auch dei Verwaltung bezahlen. Der beschriebene Kostensatz wird bei jeder Auszahlung automatisch abgezogen. Wenn ich also 100 Euro persönliches Aufkommen habe, dann zieht die GEMA 14,90 für ihre Arbeit des Einsammelns, Verbuchens und Auszahlens dieser Summe davon ab. Ich erhalte also nur 85.10. Alles klar?

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Kann mir bitte mal jemand erklären, wieso Indie-Künstler von Verletzungen des Urheberrechts bedroht werden? Gerade als Startup finanziert man sich in der Regel gerade mehr schlecht als recht mit kleinen Konzerten in Einkaufszentren oder auf der Straße, wie ich letzte Woche gesehen habe. Wenn man das Geld hat, CDs zu produzieren ist man entweder bei nem Label untergekommen oder verkauft ein paar wenige bei den Konzerten. Oder aber vertreibt sie übers Internet. Nichts davon hat aber an sich je Einnahmen produziert, die irgendwie zur Finanzierung der Künstler reichen würden. Geld verdient man mit Musik nur, wenn man sehr, sehr populär ist. Um das zu erreichen, sind Plattformen wie Youtube gerade gut geeignet. Die Behauptung, 'wenn nicht so viele Leute meine Musik auf Youtube hören würden, würde ich mehr Musik verkaufen' scheint mir eher engstirnig. Richtig ist wohl eher 'Wenn nicht so viele Leute meine Musik auf Youtube hören würden, würden sie micht auch nicht kennen'. Was anderes würde aber in anderen Bereichen des Urheberrechts, etwa für Downloadanbieter insbesondere von Software, gelten. 

Soweit ich weiß, waren mal 1ct-pro Click im Gespräch und das wohl auch nachträglich, also den status quo ausbezahlt. Dann jedenfalls ist die Weigerung Googles verständlich, denn dies dürfte das Jahresbudget so mancher Staaten übersteigen. 

Auch die Verteidigung der Gema scheint mir etwas fragwürdig. Zwar ist grundsätzlich angemessen, wenn die Gema auch die von ihr vertretenen Künstler abrechnet, soweit sie Aufwand hat. Doch weshalb hat Gema Aufwand hat, wenn der Künstler selbst seine Rechte wahrnimmt ist weniger klar. Richtig ist doch, dass die Gema ein Rechteverwerter ist. Das heißt, sie nimmt die Rechte der Künstler selbst wahr und zahlt ihnen dafür Geld. Sie schützt also auch keinesfalls irgendwie die Rechte der Künstler sondern ihre eigenen Verwertungsinteressen. Da die Künstler ihre Rechte abgetreten haben, kann sie diese auch gegenüber den eigentlichen Urhebern verteidigen. Wenn die Verträge mit der Gema anders laufen sollten, lasse ich mich gern korrigieren. Das ist das, was vielen sauer aufstößt. Ansich sind die Konsumenten nämlich durchaus bereit, demjenigen, der etwas schafft auch etwas dafür zukommen zu lassen. Offensichtlich sinkt die Bereitschaft, wenn der Schaffende und der Fordernde nicht mehr dieselbe Person sind. Letztlich nehmen die Künstler die Gema zwar zur Sicherung ihrer Rechte in Anspruch, aber sowohl sie selbst, als auch die Gema haben Verwertungsinteressen, was den Gesamtprozess verteuert. Hinzukommt, dass die Gema oft schärfer reagiert, als es die Künstler selbst tun würden, beispielsweise wenn spontane Jam-Sessions angegriffen werden. Durch diese Einschränkungen werden Indie-Künstler doch eher behindert, denn sie brauchen möglichst große Freiheiten. Die Musik im Übrigen auch. Im Ergebnis hilft die Gema vermutlich den sehr populären Künstlern, aber Indie-Künstler und Startups profitieren nicht davon.

Populäre Künstler verdienen aber eben trotz der stattfindenden Brüche ihres Urheberrechts. Solange man populär ist, wird man gebucht und verkauft auch Musik. Nur verkauft man eben weniger.

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Zum Streit zwischen GEMA und youtube hier eine neue Analyse auf Golem, die meines Erachtens bestätigt, dass es sich um einen Tarifstreit handelt.

Danach steckt die GEMA gar nicht unmittelbar hinter den Sperrungen. Im Grunde ist es wie bei Streik und Aussperrung. Die GEMA kämpft um (höhere, aber vor allem um eine bestimmte Art der) Vergütung, aber YouTube bedient sich praktisch des Mittels der Aussperrung:

Auszüge aus dem Text, der ganze Text auf Golem lohnt sich aber:

Wer versucht, den Konflikt zu durchschauen, gerät in einen von beiden Seiten trickreich geführten Rechtsstreit. Youtube begründet Sperrungen damit, dass das Video "möglicherweise Musik enthält, für die die erforderlichen Musikrechte von der Gema nicht eingeräumt wurden." Allerdings heißt das nicht, dass die Gema die Rechte aktiv verweigert hat.Das darf die Verwertungsgesellschaft auch gar nicht.

...

"Youtube kann alle Gema-geschützten Inhalte anbieten, wenn es sich an den gesetzlichen Rahmen hält", erklärt Alexander Wolf, Syndikus der Gema für internationale Rechtsfragen, im Interview mit iRights.info. Wolf weist entsprechend alle Verantwortung für die Sperrungen zurück: "Die Sperrung vieler hunderttausend Videos wird durch die Gema nicht veranlasst."

...

Die Sache hat allerdings einen Haken. Youtube ruft die Schiedsstelle nicht an. Zur Begründung erklärt Youtube, anders als von der Gema dargestellt sei man selbst kein Anbieter von Inhalten, also kein "Content-Provider", sondern liefere nur die Infrastruktur zum Videohochladen, man sei also eine "Hosting-Plattform", die keinen Einfluss auf die Inhalte nimmt.

...

Deutsche Gerichte haben noch nicht abschließend geklärt, ob Youtube tatsächlich ein reiner Hosting-Service ist oder doch ein Content-Provider. Das ist ein Grund, warum die Streitparteien nicht vorankommen. Denn von dieser Frage hängt ab, ob sich Youtube prinzipiell auf das von der Gema vorgeschlagene Vergütungsmodell einlassen muss. Bislang lehnt Youtube die Gema-Tarife für Content-Povider, in diesem Fall für Musik-Streaming-Dienste, ab. Sie sind Youtube schlichtweg zu hoch.

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Die Gema will Mindestvergütungen pro Stream. Das heißt, jedes Mal, wenn sich ein Nutzer ein Youtube-Video mit Gema-geschützten Musikinhalten anschaut, müsste Youtube dafür eine Gebühr an die Gema abführen. .Youtube argumentiert, diese Abrechnungsmethode passe nicht zum eigenen Geschäftsmodell, da nicht mit jedem Video Werbeeinnahmen erzielt werden.

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Ein Ausweg wäre, dass Youtube die Videos, die ihre Gema-Gebühren nicht über Werbung wieder reinholen, aus dem Angebot entfernt. Auf eine solche Angebotsbeschränkung will sich das Unternehmen aber nicht einlassen. Stattdessen möchte Youtube die Gema prozentual an den Werbeeinnahmen beteiligen.

...

Die Gema ist damit allerdings nicht zufrieden. "Wir sehen, wie erschreckend niedrig die Einnahmen der Künstler in Ländern wie Großbritannien und Italien aus den Verträgen mit Youtube sind", sagt Gema-Vertreter Wolf.

Die Schuldzuweisungen sind also nicht so eindeutig richtig, wie man häufig liest. Würde youtube die Videos zeigen, würden sie sich zugleich dem von GEMA bevorzugten Modus unterwerfen, die Höhe der Vergütung würde dann von der Schiedsstelle näher bestimmt.

In diesem Interview erfährt man die Sichtweise von YouTube.

Wie es weitergeht? Dazu Erhellendes auf Spreeblick.

 

 

Dafür gibt es hier so richtig "coole" Verteidigung der Menschen und Urheber vom CCC, wunderbar und wahr.

 

"Ihr schuftet Euch seit Jahren für die Verwertungsindustrie ab und habt so viele Eurer Rechte weggegeben, dass weder Ihr noch Eure Nachfahren von der verlängerten Urheberrechtsschutzfrist etwas haben. Das ist bloß ein Verhandlungsmittel, mit dem Ihr zu reduzieren hofft, wie doll Euch die Verwertungsindustrie abzockt. Wir kämpfen eigentlich auf derselben Seite, aber Ihr merkt es nicht einmal."

 

Gilt wohl leider auch für nicht wenige Journalisten...

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Zitat Georg : "Ihr schuftet Euch seit Jahren für die Verwertungsindustrie ab und habt so viele Eurer Rechte weggegeben, dass weder Ihr noch Eure Nachfahren von der verlängerten Urheberrechtsschutzfrist etwas haben. Das ist bloß ein Verhandlungsmittel, mit dem Ihr zu reduzieren hofft, wie doll Euch die Verwertungsindustrie abzockt. Wir kämpfen eigentlich auf derselben Seite, aber Ihr merkt es nicht einmal."

 

 

Wieder mal jemand, der einem Anderen sein Leben und sein Geschäftmodell erklären möchte.

Urheber sind größtenteils erwachsen. Wenn sie Rechte weggeben, dann gibt es darüber einen Vertrag, den sie vorher gelesen und freiwillig unterzeichnet haben. 

Dass sich der CCC hier unaufgefordert den Urhebern als Helfer und Retter anbiedert, ist plump und respektlos, unterstellt es doch, dass diese keine Ahnung von dem hätten, was sie tun.

 

Zwangsverpflichtung zur Kostenlosigkeit unter dem Deckmäntelchen des 'privaten Gebrauchs' und damit faktische Enteignung von Urheberrechten, das sind die Ziele, die die 'die Netzgemeinde' in ihrem polemischen Aufschrei zur Zeit vereint. Das Urheberrecht mag als Papiertiger weiter irgendwo geschreiben stehen, Hauptsache es wird nicht durchgesetzt.

 

schöne, neue Welt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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@alejandro

 

Die Praxis sieht leider anders aus. Viele Urheber haben gerade aus Zeitgründen keine andere Möglichkeit, als ihre Rechte verwerten zu lassen und sich dem Diktat der Verwertergesellschaften und Medienindustrie zu unterwerfen.

 

Im Übrigen ist der CCC hochkompetent, sind in ihm doch gerade selbst viele Urheber. Bitte erst nachdenken und nicht immer gleich blind beleidigen "plump und respektlos".

 

Dass Sie vermutlich ein berechtigter Kritik nur schwer zugänglicher GEMA-Fetischist sind, wurde inzwischen hinreichend vermittelt. :-)

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Elfie,

es ist IMMER plump und respektlos, ungefragt Anderen Ratschläge zu erteilen. Ich erkläre ja auch nicht, dem CCC wie man Sofware am besten verwertet, die werden das schon richtig machen.

Und natürlich geben Urheber Rechte ab, weil sie keine Zeit haben, sich darum zu kümmern! Und das muss auch so bleiben, damit sie sich um ihre Kunst kümmern können.

Große Teile der sogenannten Netzgemeinde möchten ja gerade das ändern, und sehen den Künstler der Zukunft als eine Art eierlegende Wollmilchsau, der neben seiner Kunst noch das komplette Handling seiner Rechte, sowie die komplette Vermarktung seines Produktes selber in die Hand nimmt, bis hin zu Konzerten und Merchandising, nur um dem 'bösen' Würgegriff der sogenannten 'conent Industrie' zu entkommen. dabei gibt es auch da kleine Firmen, die das auf einer fairen Basisi machen können, wenn man ihnen genug Substanz dafür lässt.

Doch das ist Utopie. Künster sind keine Kaufkeute, das wird so nix. Is brauchen ein gut funktionierendes Netz von Organisationen wie GEMA, GVL und anderen, die sie von alledem entlastet. Und die wiederum brauchen einsolides Urheberrecht, damit sie ihre Arbeit machen, und für die Künstler und Autoren deren Geld eintriben können. 

 

Als 'hochkompetent' in Urheberrechtsfragen sehe ich den CCC nicht an. Es geht nämlich nicht nur um Theorie bei alledem. Nur weil ich ein paar jusristische Bücher gelesen habe, bin ich noch keine kompetenter Jurist, und in allen anderen Bereichen ist es ähnlich. erst die Praxis liefert Zahlen und zeigt Realitäten und Probleme.

Von den Realitäten eines durchschnittlichen Komponisten, Schriftstellers, oder Drehbuchautoren dürfte die Herren des CCC herzlich wenig Ahnung haben.

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@al Das vermag nicht zu überzeugen, denn der CCC ist in diesen Fragen inzwischen sehr wohl hochkompetent, gemessen an vergleichbar thematisch befassten Nichtjuristen, etwa den sich selbst bloss gestellten Tatortautoren. Höchstkomptenez würde ich dann in der Tat nur fachspezifischen Juristen bescheinigen, diese mit Nichtjuristen zu vergleichen, hinkt jedoch sehr.

 

Gegen das Rechteabgeben aus Zeitmangel der Urheber ist in deren Einverständnis im Rahmen der Privatautonomie grds. nichts zu sagen. Jedoch besteht quasi ein Kontrahierungszwang, wenn sie auf die Strukturen der Gema o.a. weniger Großer zurückgreifen müssen. Diese diktieren sodann die Bedingungen, was einem fairen Interessenausgleich aller entgegen steht. Dass Urheber ihre Rechte oft zu nicht wirklich günstigen Konditionen an die Verwertungsgesellschaften abtreten, ist schon lange kein Geheimnis mehr, der einzelne Urheber war jedoch bislang zu schwach, um sich dagegen zu wehren.

 

Im Fazit genug Ansatzpunkte für eine überfällige starke Reform des Urheberrechts, damit auch D für die mediale Zukunft bereit wird, anstatt sich weiterhin alle Chancen an globalen medialen Entwicklungen teilzuhaben zu blockieren.

 

 

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@Elfie "Dass Urheber ihre Rechte oft zu nicht wirklich günstigen Konditionen an die Verwertungsgesellschaften abtreten, ist schon lange kein Geheimnis mehr, der einzelne Urheber war jedoch bislang zu schwach, um sich dagegen zu wehren."

 

Hm...das kann ich nicht so ganz nachvollziehen. 85% Effizienz bei der Gema finde ich ziemlich sensationell, zudem eine Pünktlichkeit bei den Zahlungen, nach dr man die Uhr stellen kann. Bei der GVL weiß ich den Kostensatz nicht so genau. Welche Verwertungsgesellschaft, die aufgrund der bestehenden Gesetze ungünstige Konditionen anbietet, meinen Sie genau?

 

 
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Die Kritikpunkte mangelnder Verteilungsgerechtigkeit und geringer Transparenz der GEMA sind nicht neu.

 

Dort lese man auch: "Edgar Berger, Präsident und CEO International von Sony Music Entertainment außerhalb der USA, äußerte am 23. Februar 2012 in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt Kritik an der Urheberrechtspraxis der Gema bezüglich der Frage, warum man in Deutschland im Unterschied zu anderen Ländern keine offiziellen Musikvideos bei YouTube sehen kann. Wörtlich sagte er: „Es liegt nicht an uns. Wir haben den Marktteilnehmern unsere Inhalte lizenziert. Sie müssen diese Frage an die deutsche Verwertungsgesellschaft Gema richten, die Urheberrechte sehr restriktiv lizenziert. Uns gehen dadurch Millionenumsätze verloren. Diese Praxis ist übrigens mit einer der Hauptgründe, warum der digitale Musikhandel in Deutschland weniger stark ausgeprägt ist.“[31] ".

 

Die Quasi-Monopolstellung der Verwerter ist auch kein Geheimnis.

 

Fazit: Der Reformbedarf von Urheberrecht und Verwertung für eine freie digitale Gesellschaft ist extrem!

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@Richard

 

Wir leben in einer Zeit, in der Alles und Jeder ständig kritisiert wird. Mit solcher Kritik ist jedoch sorgsam umzugehen, da sie im aktuellen Wettstreit um mediale Aufmerksamkeit oft sehr einseitig und marktschreierisch ausfällt.

 

Wenn sie dann noch - wie aktuell das bashing aller Urheber und der Gema - in den allgemeinen Trend passt, dann verliert sie schnell jede vernünftige Dimension und jedes Augenmaß.

 

Von daher kann ich ihr 'Fazit' nur sehr begrenzt teilen, und auch nicht die Ansicht, in Deutschland gäbe es keine freie digitale Gesellschaft.

 

 

 

 

 

 

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Ich wäre interessiert an der Meinung der Piratenpartei zum Fall der historisch-kritischen Kafka-Ausgaben. Der Stroemfeld-Verlag (kein böser Verwerter)  hat hier vor einigen Jahren in der Herstellung sehr kostenträchtige Ausgaben (Verkaufspresi über 120 Euro) herausgegeben, die in den USA eingescannt, nachgedruckt  und dann für ein Butterbrot zB auf amazon-marketplace vertickt werden. Der Verlag geht jetzt dagegen vor. Würde dies nicht geschehen, würden solche Ausgaben wohl sehr bald nicht mehr ökonomisch Sinn machen: Die Nachdrucker hätten eine wichtige Kulturleistung einfach zunichte gemacht. Das ist kein Einzelfall - inzwischen gibt es eine Reihe von solchen print-on-demand-Druckern, die fremde Leistungen selbst verwerten. Im Ergebnis: Selbst der Internetmogul Amazon macht dabei seinen Schnitt, aber nciht der Wissenschaftler und Kleinverleger, der hier Arbeit reingesteckt hat.

Wie soll dies in einem piratenparteikonformen Urheberrecht verhindert werden?

Man lese hier nach.

Auszug:

Zudem sei auffällig, dass nur die Werke kleiner Verlage von solchen Urheberrechtsverletzungen betroffen seien, große Häuser hingegen nicht angegriffen würden, kritisiert Verleger Wolff. So werde gezielt gegen die schöpferische Leistung kleinerer Verlage und ihrer Autoren vorgegangen, weil diese nicht die Finanzkraft hätten, sich mit den Großen des Internethandels zu messen.

Die konkrete Position zu Einzelfragen der Priraten kenne ich auch nicht. Doch allein für die Demokratie ist diese noch junge Partei eine grosse Bereicherung. Haben die etablierten Parteien, auch die Etabliertheit und Bürgerlichkeit der Grünen wird ja nicht erst heute diskutiert, drch ihre Politiken eine steigende Wahlbeteiligungsreduktion erreicht, wirken die Piraten dem entgegen, motivieren junge Wähler und Nichtwähler. Denn die Menschen sind keineswegs demokratiemüde, sie wollen geradezu mehr Demokratie. Lesenswert ist auch "Angst vor dem Volk im Netz" von Sascha Lobo, der es darin auf den Punkt bringt:

 

"Die Piraten erobern die Landtage und FDP-Generalsekretär Patrick Döring hat Angst vor der "Tyrannei der Masse". Der verunglückte Kommentar zum Wahlerfolg der Konkurrenten ist entlarvend: Die Politik muss sich daran gewöhnen, dass das Volk mitreden will - und zwar nicht nur alle vier Jahre.".

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Als Hauptkritikpunkt sehe ich die skandalisierende, Angst erzeugende und absolut kindungerechte Schreibweis und Darstellung. Im Wettbewerbsrecht ist "Werbung mit Angst" etwa unlauter.

 

Zudem sollte Zielgruppe solcher Schreiben wenn überhaupt die Eltern, keinesfalls aber die der umfassenden Reflektion noch unfähige Kinder sein.

 

Dabei werden Begriffe, zudem in einem extra Glossar, wie Virus, Malware, Spyware, Sacreware herausgehoben und zur Angststeigerung benutzt. Nicht erwähnt wird hingegen, das Spyware ähnliche Funktionen der Kontrolle gerade auch von der Industrie selbst angedacht sind.

 

Nicht zuletzt wird zur unsachlichen Dramatisierungssteigerung wieder der falsche und dysphemische Begriff "Raubkopie" verwandt, der stets bezeichnend für das industrielle Gesamtvorhaben ist.

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Nach der Lektüre sowohl des Flyers, als auch des Artikels auf Heise, würde ich eindeutig eher Letzterem die Qualität eines 'Pamphlets' zusprechen.

In Anbetracht des herrschenden Mangels an praktischer Aufklärung finde ich den Flyer einen guten und praktischen Ansatz, Eltern, Lehrern und Schülern aufzuzeigen, wie man auch ohne Urheberrechtsverletzung im Netz korrekt agieren und alle Arten von Musik, Filmen und Sonstigem genießen kann.

 

 

 

 

 

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Wirtschaftslobbyismus hat in Schulen nichts suchen. Zumindest soviel sollte auch einem Durchschnittsbetrachter unabhängige zum kritischen Denken befähigende Bildung der Jugend auch in Zeiten von schmalem G8-Abi und Bologna noch wert sein.

 

Nicht das Internet steht den Urhebervergütungen entgegen, sondern gewisse Verwerter und Verlage. Auch sehr lesenswert die Erfahrungen eines Autors die für viele steht.

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@alejandro

 

Mit der Bezugnahme zum Bildungssystem hatte ich auf die Kundgabe Ihrer Zufriedenheit mit der Verteilung wirtschaftlichen Werbematerials an staatlichen Bildungseinrichtungen bzw. Lehrer geantwortet. Einer neutraleren Information von staatlicher Seite, sofern überhaupt nötig, etwa des Bildungs- oder Justizministeriums oder auch der BPB, über die noch geltende Rechtslage würden weit weniger Bedenken entgegenstehen. Hingegen ist die ökonomische und zudem einseitige Einflussnahme auf Bildungsauftrag und elterliche Erziehung hier sehr problematisch.

 

Oder sind Sie etwa auch Befürtworter einer weitgehenden Privatisierung des Bildungssystems?

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Es ist eigentlich so einfach, nur in Deutschland mal wieder nicht,

da ist man in seinem Denken so beschränkt und sieht nicht mal welche Möglichkeiten mit dieses

Portal bietet. Und Youtube ist da nicht das einzige Portal.

 

Ich als Musik Künstler selbst bin Froh Youtube zu haben! Erst Youtube hat es mir möglich gemacht, meine Musik Weltweit zu verbreiten und Erfolg zu haben. Und die Leute von Youtube / Google sind schließlich auch nicht dumm.

Wir haben angefangen einige Musikvideos zu drehen und diese ins Web zu stellen. Allein durch Werbeschaltung / Anzeigenschaltung auf Youtube haben wir so seit 3 Jahren 700.000€ verdient. Und das ist kein Geheimnis.

 

Das sind knapp 60.000€ im Jahr für jeden von unserer Band. Und mit 5000€ im Monat, neben regulären Jobs
können wir so ganz gut leben.
 

Bewusst erzähle ich Ihnen hier nicht, wer wir sind! Aber wir sind garantiert nicht die Einzigen,

das können Sie mir glauben!

 

Und mal ehrlich: Die Summen, um die es Bei Künstlern / Gema / Plattenlabeln geht, sind schon seit einigen Jahren ziemlich überzogen. Kein Normaler Mensch braucht mehrere Millionen Euros / Dollars um gut zu leben. Und schon gar nicht mit der Arbeit die man als Künstler hat.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Und ein kleiner Denkanstoß an eine weniger beschränkte Sichtweise!

 

DANKE

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hm...

 

Diese Zahlen erscheinen mir höchst unglaubwürdig.

 

Ich bin wirklich gut in der Muikszene verankert, und mir ist nicht ein einziger Fall bekannt, bei dem auch nur ein Bruchteil solcher Summen mithilfe eines Portals wie youtube erwirtschaftet wurde.

 

Mir sind hingegen pesönlich Fälle bekannt, bei denen nach ca 500 000 ( ein halbe Million ) Clkicks, nioch immer keinerlei Zahlung von Youtube erfolgte.

 

Zu denken gibt mir auch der Satz:

 

"Die Summen, um die es Bei Künstlern / Gema / Plattenlabeln geht, sind schon seit einigen Jahren ziemlich überzogen. Kein Normaler Mensch braucht mehrere Millionen Euros / Dollars um gut zu leben. Und schon gar nicht mit der Arbeit die man als Künstler hat."

 

Bei Labels und Plattenfirmen geht es heute um kleine, oft nicht kostendeckende Summen von wenigen tausend Euro, wenn man von der Finanzierung einer Produktion redet. Und selbst diese sind kaum mehr zu erwirtschaften.

 

Wer von 'Millionen' schreibt, der hat definitiv mit der Realität der Musikszenen nichts zu tun.

 

Ich halte diesen Beitrag von daher für ein 'fake'.

 

 

 

 

 

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Unerwarteter Effekt durch Filesharing

Filmumsätze seit Megaupload-Aus gesunken

(Süddeutsche Zeitung)

Laut einer Studie, die an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und der Copenhagen Business School entstanden ist, sind die Einnahmen vieler Kinofilme seit Januar 2012, dem Zeitpunkt der Schließung von Megaupload, messbar zurückgegangen. Lediglich große Blockbuster-Produktionen seien nicht von dem Effekt betroffen gewesen.

Die Forscher vermuten, dass durch den Stopp des Filehosting-Dienstes die für kleinere Filmproduktionen essentielle Mundpropaganda seltener geworden sei, während das Blockbuster-Kino von teuren Marketingkampagnen profitiert. Die Studie unterstütze damit die Theorie, dass "Filesharing als Mechanismus wirkt, der Informationen über eine Ware von Konsumenten mit niedriger Zahlungsbereitschaft an Konsumenten mit hoher Zahlungsbereitschaft weitergibt", heißt es in der Zusammenfassung des Textes. "Der Effekt der Informationsweitergabe durch illegale Downloads scheint für Filme mit kleinerem Zielpublikum besonders wichtig zu sein."

(Piracy and Movie Revenues: Evidence from Megaupload)

Die Studie vergleicht Äpfel mit Birnen.

 

Als Vergleichsgröße wird allein das 'box office', also die Kinoabendkasse herangezogen, der Online-Entertainmentbereich wird links liegen gelassen. Das ist meilenweit am realen Geschäftsgeschehen vorbei.

 

Eine prätentiöse Studie mehr, die für ein paar Tage durch die Medien geistert.

 

Die Frage, die einem kein Pirateriejünger beantworten kann: warum sollte man sich etwas kaufen, ws man schon besitzt? 

 

 

 

 

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alejandro schrieb:
warum sollte man sich etwas kaufen, ws man schon besitzt?
Bin zwar kein Pirateriejünger, kann aber trotzdem denken:

Wer einen gesaugten Film am heimischen PC mit einem Film im Kino gleichsetzt, der vergleicht erst Recht Äpfel mit Birnen.

Ist man einmal auf entsprechenden Seiten mit Kommentarfunktion unterwegs, liest man oft Bemerkungen wie "reingeschaut/angeschaut, ich geh auf jeden Fall ins Kino". Gerade zu Kinostart ist die Qualität des verfügbaren Materials meist so unterirdisch, dass es nur dazu taugt, sich ein Urteil über den Film als solches zu machen. Es erfolgt also nur der "Gegencheck" auf die Versprechungen der Marketingkampagne (Trailer, Making-Ofs etc.). Dass Großproduktionen mit entsprechendem Marketingbudget am wenigsten vom Umsatzrückgang betroffen waren, belegt dies.

Die größere Bedrohung besteht mMn für die Umsätze in der DVD/BR-Verwertung. Sobald ein Film nach Veröffentlichung auf Scheibe auch als Datei in Full HD mit DTS HD verfügbar ist, gibt es Kaufargumente eigentlich nur für Personen mit langsamem Internetzugang, für technische Laien oder für Sammler (Special/Collector's Edition).

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