Commerzbank muss Investmentbankern Millionen-Boni nachzahlen

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 11.05.2012
Rechtsgebiete: ArbeitsrechtBoniCommerzbankLondon|5141 Aufrufe

 

Der Rechtsstreit hatte in Deutschland und England großes Aufsehen erregt, nicht zuletzt, weil auch der Vorstandsvorsitzende der Commerbank, Blessing, in den Zeugenstand getreten war. Im Streit um Boni in Millionenhöhe hat die Commerzbank nun in erster Instanz vor einem Londoner Gericht eine herbe Niederlage erlitten. Die Bank muss ehemaligen Londoner Investmentbankern der Dresdner Kleinwort Boni in Höhe von insgesamt rund 50 Millionen Euro nachzahlen. Das hat ein Gericht in London entschieden. 104 ehemalige Beschäftigte der Dresdner Kleinwort hatten auf die Auszahlung der Boni geklagt. Die Commerzbank, die im Spätsommer 2008 die Dresdner Bank übernommen hatte, ist Rechtsnachfolger der inzwischen liquidierten Investmentbank. Der damalige Dresdner-Kleinwort-Chef Stefan Jentzsch hatte seinen Investmentbankern im August 2008 einen Bonus-Pool von 400 Millionen Euro versprochen. Die Frage vor Gericht war unter anderem gewesen, ob dies rechtlich bindend oder nur mündlich in Aussicht gestellt war. Das Bundesarbeitsgericht (Urt. v. 12. 10. 2011, BeckRS 2012, 66983) hat das schon letztinstanzlich entschieden – und zwar zugunsten der Bank. Doch dabei ging es nur um gut ein Dutzend Investmentbanker mit deutschen Arbeitsverträgen. Die meisten von ihnen hatten jedoch britische Kontrakte. Das Londoner Gericht kommt zu dem entgegengesetzten Urteil: Die Bank müsse sich an ihre Bonus-Zusagen halten, auch wenn die Investmentbanker damals einen Verlust angehäuft hatten, urteilte Richter Robert Owen vom Londoner Court of Justice zugunsten der Kläger. Die Commerzbank behält sich vor, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Man sei weiter davon überzeugt, dass es "verantwortungsvoll und richtig" gewesen sei, die Bonusbeträge zu reduzieren, nachdem das Investmentbanking der Dresdner Bank 2008 einen Verlust von 6,5 Milliarden Euro ausgewiesen hatte, erklärte eine Sprecherin. Auf der anderen Seite scheint der Verlust die Bank nicht allzu sehr zu belasten, meldet das Handelsblatt doch just zur gleichen Zeit, dass Commerzbank-Chef Martin Blessing in diesem Jahr ein Grundgehalt von 1,3 Millionen Euro erhalten soll, der vormalige Deckel von 500.000 Euro also aufgehoben sei. Leistungsabhängige Boni könnten noch hinzukommen, heißt es unter Berufung auf Insider weiter. 

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