Erwischt beim Schulschwänzen! - US-Schulen setzen Funkchip-Überwachung bei Schülern ein.

von Dr. Axel Spies, veröffentlicht am 16.10.2012

Die Zeiten alter Papier- Schülerausweise sind vorbei, heutzutage geben auch viele deutsche Schule ihre Ausweise in Kreditkartenformat aus. Zwei US-Schulen hatten eine besonders „innovative“ Idee für ein Pilotprojekt: Jeder Schülerausweis ist mit Funkchip (RFID)  ausgestattet, über den der Aufenthaltsort des jeweiligen Schülers zu jeder Zeit festgestellt werden kann.

Warum? Nach Angaben der Schulen fehlten zu häufig Schüler. Das Problem dabei ist wohl nicht in erster Linie das Wohl des Kindes, sondern vielmehr das Geld: Je besser eine Schule in den Anwesenheitsstatistiken abschneidet, desto mehr staatliche Gelder werden für die Schule bereitgestellt.

Zwei Schulen in San Antonio, Texas (USA) sind seit Schuljahresanfang in diesem Herbst an einem Pilotprojekt, genannt „Student Locator Project“ beteiligt, um diese Methode zu testen. Und das wohl alles andere als friedlich: Es wird in der US- Presse berichtet, dass Schülern, die sich an dem Projekt nicht beteiligen wollen, Sanktionen der Schule drohen. Eine Schülerin soll bereits von den Schulwahlen ausgeschlossen worden sein, weil sie keinen neuen Ausweis haben wollte.

Bei Erfolg des Pilotprojekts sollen die Ausweise im ganzen Northside Independent School District verpflichtend eingeführt werden. Kritik kam bereits von einer Reihe von US-Daten- und Verbraucherschützern, darunter Electronic Privacy Information Center (EPIC) sowie American Civil Liberties Union (ACLU).

Was halten Sie rechtlich von der Idee, auf diese Weise Schulschwänzern auf die Spur zu kommen? 

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10 Kommentare

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Dummerweise hat die Menschheit vor dem RFID-Chip ein Hightech-Gerät namens "Tasche" erfunden, das sich Gerüchten zufolge dazu eignen soll, mehr als nur einen kreditkartengroßen Gegenstand bei sich zu führen ...

Der Ausweis muss immer mit geführt werden. Wer seine Tasche einfach in der Klasse stehen läßt und geht, hat dann an dieser Stelle "Stress" mit der Schule. Und fliegt evtl.  bei einem nachgewiseenem Täuschungsversuch.  Strenge Sitten.

Und wo ist dann der Unterschied, wenn sowieso Personen- bzw. Zugangskontrollen gemacht werden?

 

Rein juristisch doch wohl keiner, es ist nur ein technisches Hilfsmittel.

Einfach in Alufolie einpacken und fertig ... man führt den Ausweis immer mit sich kann aber trotzdem nicht geortet werden ...

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Das sowieso nicht, es ist ja keine GPS-Fußfessel und als rein passives System beträgt die Reichweite nur wenige Zentimeter. Der einzige Vorteil ist die berührungslose automatisierte Registrierung an Terminals - wie bei den Keycard-Skipässen oder anderen Zugangskontrollsystemen.

Juritisch kritisch kann vielleicht die Mitführungspflicht und die Sanktionshärte sein - aber nicht, ob man nun einen Schülerausweis mit oder ohne RFID mitzuführen hat.

Das stimmt so leider nicht ganz - haben RFID-Chips der passiven Art eine Reichweite von (ich glaube) bis zu 1 Meter - so funktionierten dann auch Diebstahlsicherungen ;-)

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Das kommt auf die Transpondergröße und Funkfrequenz an - ich bin von bisherigen Zugangskontrollsystemen wie Zeiterfassung und Skipässen ausgegangen, weil das wahrscheinlich auch die dort geplante Lösung ist. Mit "Ortung" hat es trotzdem nichts zu tun.

Richtig - solche Zugangskontrollen sind darauf ausgelegt nicht auf weitere Entfernung gelesen zu werden. Und (auch das ist korrekt) mit "Ortung" hat das Ganze direkt erstmal nicht viel zu tun. Wenn ich aber an Passagen/Türen die nicht breiter als 2 Meter (z.B. Türen) sind solche Lesegeräte an beiden Seiten anbringe habe ich zumindest eine recht gute Chance rauszufinden wer sich gerade durch welche Tür bewegt hat - ergo in welchem Raum befindet.

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Hier etwas mehr Detailinfos:

Schülerin wehrt sich gegen Überwachungs-Chip (Tagesspiegel)

Um die Teilnahme ihrer Schüler am Unterricht zu kontrollieren, haben zwei Bildungseinrichtungen im US-Bundesstaat Texas einen Schülerausweis mit eingebautem Überwachungschip eingeführt. Diesen müssen die Schüler auf dem Schulgelände durchgehend um den Hals tragen. So kann der Standort der 4200 Schüler der John Jay High School und Jones Middle School im Northside-Schulbezirk permanent bestimmt werden. Zusätzlich dazu gibt es bereits seit längerem insgesamt 290 Kameras in den beiden Einrichtungen.

Die Schule bot der Familie daraufhin einen Kompromiss an: Hernandez könnte einen Schülerausweis ohne den Chip bekommen, allerdings unter der Bedingung, dass die Schülerin den Ausweis gut sichtbar um den Hals trägt und aufhört, das "Student Locator Program" öffentlich zu kritisieren.

Das ist Meinungsfreiheit auf Texanisch ... certain unalienable rights anyone?

Mittlerweile hat ein Richter eine einstweilige Verfügung angeordnet, die die Schule vorerst davon abhalten soll, Hernandez wegen des Chip-Programms zu suspendieren.

RFID-Verweigerung: Suspendierte Schülerin verliert Rechtsstreit

Auch im Fall der suspendierten Schülerin war das Ziel der Schule, Schüler auf dem Campus tracken zu können, um ihnen im Falle einer Unklarheit die Ab- oder Anwesenheit in der Schule nachweisen zu können. Die Schülerausweise waren mit Barcodes und einem RFID-Chip ausgestattet und sollten den gesamten Bewegungsablauf der Schüler überwachen.
Die Schülerin Andrea H. berief sich dabei auf Freiheit der Religionsausübung und scheiterte mit ihrer Klage vor einem texanischen Gericht. Der Richter sieht im Falle der 15-Jährigen keine Verletzung ihrer religiösen Freiheit, vor allem, weil die zuständige Schulbehörde das Mädchen vor die Wahl stellte, eine andere Schule ohne Implementierung solcher Ausweise zu besuchen. Die Schülerin lehnte jedoch ab.
Wie Wired berichtet, soll die Familie des Mädchens den Chip als Symbol für den Satan und als "Zeichen der Bestie" gesehen und vor dem Chip gewarnt haben. Auch das Angebot der Schulbehörde, den RFID-Chip zu entfernen, lehnte die Familie kategorisch ab. Das Gericht entschied, dass das Angebot der Schule nicht nur vernünftig sei, sondern auch der religiösen Einwände des Mädchens standhalte. Der Vater des Mädchens erklärte, dass das Angebot von der Familie abgelehnt wurde, weil "man auf Gott hören müsse".

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