Schnelles Internet - aber wie? Vectoring als Zukunftstechnologie in der Diskussion.

von Dr. Axel Spies, veröffentlicht am 20.11.2012

Vom Analoganschluss zu ISDN und von ISDN zu VDSL - das Ziel ist, möglichst schnelle Internetverbindungen zu erreichen. Nun steht der Breitbandausbau der DTAG von VDSL zu VDSL2 in der Pressediskussion (auch heise.de), die auf der sogenannten Vectoring-Technologie aufbaut.

Zur Erklärung: Die bisher genutzte VDSL-Infrastruktur der DTAG soll auf Glasfaser-Kabeln bis zum letzten Verteilerknoten (KVZ) umgestellt werden. Die verbleibenden Meter vom KVZ bis zum jeweiligen Hausanschluss werden über das herkömmliche Kupferdoppelpaar (TAL)  zurückgelegt. Gerade diese Kupferkabel führen  zu einer signifikanten Verlangsamung der Internetübertragung, argumentiert die DTAG.

Bi der TAL gibt es Störfaktoren von außen, nämlich vor allem die Signale parallel laufender Kupferleitungen. In Tests sei Alcatel-Lucent deren Reduktion technisch durch  Vectoring auf kurze Entfernung gelungen.  Die digitale Signalverarbeitung von Vectoring sei in der Lage, die Signale parallel laufenden Kupferleitungen besser auszunutzen. Die Vectoring-Technologie könne evtl. zu der doppelten Übertragungsgeschwindigkeit (bis zu 100 Mbit/s) führen.

Allerdings erlaubt das Vectoring nur einem Netzbetreiber die Nutzung in einem Leitungsbündel - nicht mehr möglich wäre die Entbündelung der TAL. Damit hätten die Wettbewerber wohl keinen entbündelten Zugang zum Endnutzer über die TAL mehr, weswegen diese eine Re-Monopolisierung bei der TAL befürchten. Dieses Thema wird wohl jetzt die BNetzA beschäftigen.

Was meinen Sie: Profitiert der Endkunde von Vectoring? 

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4 Kommentare

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Technisch ist das absolut nachvollziehbar. Im Prinzip stört der Datenverkehr der verschiedenen Leitungen sich gegenseitig, beeinträchtigt also eine ideale Nutzung. Technisch und vielleicht sogar ökologisch erscheint es geboten, diese Störungen zu minimieren.

Der Nutzen für den Endnutzer ist banal - eine geringere Fehlerwahrscheinlichkeit, also höhere Störungsanfälligkeit. Zu bemerken ist in dem Zusammenhang, dass Störungen auf der Leitung von den Nutzern nicht wirklich also solche bemerkt werden, da ja transparent eine Erkennung und Neuübertragung stattfindet.

Es wäre allerdings sicherlich möglich, eine "virtuelle Entbündelung" einzurichten, die auch scharf reguliert werden könnte.

Letztlich ist das ganze Kabelbündel zu einem gewissen Grad ein "shared medium". Und damit kommen dann wieder ganz neue Probleme, die dann schon wieder in den Bereich Netzneutralität hinein strahlen.

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Hans-Werner schrieb:

Technisch ist das absolut nachvollziehbar. Im Prinzip stört der Datenverkehr der verschiedenen Leitungen sich gegenseitig, beeinträchtigt also eine ideale Nutzung. Technisch und vielleicht sogar ökologisch erscheint es geboten, diese Störungen zu minimieren.

Wie bei jeder Erhöhung der Datentransferrate durch Signalverarbeitung ist die Energiebilanz von Vectoring ungünstig. Hinzu kommt, dass jede Steigerung der Transferraten beim Endkunden zu einem geänderten Nutzungsverhalten führt und eine Leistungssteigerung auch der höheren Infrastruktur erfordert.

Hans-Werner schrieb:

Zu bemerken ist in dem Zusammenhang, dass Störungen auf der Leitung von den Nutzern nicht wirklich also solche bemerkt werden, da ja transparent eine Erkennung und Neuübertragung stattfindet.

Der Nutzer merkt es an der Differenz der synchronisierten Datenrate zur bezahlten und der Differenz der tatsächlichen Datenrate zur synchronisierten. Das wird auch Vectoring nicht grundlegend ändern, weil weitere wesentliche Störeinflüsse nicht auf dem Übersprechen unter den TAL beruhen.
Technisch gesehen ist Vectoring halbgar - jeder Techniker würde das Problem durch geeignete Verkabelung lösen. Der Kunde hat natürlich den Vorteil, dass Vectoring auf kurze Sicht deutlich billiger ist. Das Interesse der DTAG hingegen liegt neben dem Wettbewerbsaspekt in der Steigerung der Gewinnspanne bei den Anschlüssen mit hohen nominalen Datenraten. Gewissermaßen soll die Ertragsabschöpfung in ohnehin komfortabel ausgebauten Gebieten verbessert werden, noch bevor der Letzte in diesem dicht besiedelten Land überhaupt einen Breitbandzugang hat. Das ist in einer Marktwirtschaft sicher legitim, aber die BNA muss es nicht zu Lasten des Wettbewerbs begünstigen.

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Die Alternative ist FTTX mit Glasfaser - nachdem die Telekom ihre Tochter T-Mobile USA nicht für 39 Mrd. Dollar verkaufen konnte, scheut sie entsprechende Investitionen ohne sichere Monopolgewinne.

Langfristig profiziert sicher der Steuerzahler, wenn er die Glasfaserinfrastruktur vorfinanziert (so in Bayern: http://www.merkur-online.de/nachrichten/bayern/internet-ausbau-tauziehen...), aber dafür Wettbewerb möglich ist.

Fazit: der Endkunde würde der Telekom Milliardengewinne subventionieren und nicht profitieren.

 

Wie bestellt:

Die EU-Kommission hat am heutigen Dienstag die vom bayerischen Wirtschaftsministerium angemeldete Förderrichtlinie zum Ausbau von Breitband-Hochgeschwindigkeitsnetzen genehmigt.

Da bleibt für die Telekom in Bayern wohl nur der Kleinkram (Privatanschlüsse auf dem Land) fürs Vectoring übrig ...

 

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