Der DGB – ein Profiteur der Zeitarbeit?

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 21.01.2013

 

Nach einem Bericht von Spiegel-Online mischt auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) trotz seiner sehr kritischen Sicht auf die Arbeitnehmerüberlassung in diesem Geschäft mit einer eigenen Firma mit, macht damit Gewinn und zahlt Löhne, die unter dem von DGB-Chef Sommer geforderten Mindestlohn liegen. Dabei handelt es sich um die „Weitblick-Personalpartner GmbH“, eine Tochterfirma des Berufsfortbildungswerks des DGB mit Hauptsitz in Erkrath. Zur Angebotspalette gehört ausweislich der Web-Seiten des Unternehmens auch die Arbeitnehmerüberlassung. Weitblick sei – so Spiegel-Online - auch als Mitglied im Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) registriert. Die unabhängige Hafenarbeitergewerkschaft Contterm hat vor kurzem auf die DGB-Geschäfte aufmerksam gemacht. Gewerkschaftssekretär Schomacker spricht von einem Skandal. "Wie können die Einzelgewerkschaften im DGB glaubhaft Tarifverträge mit dem Arbeitgeberverband IGZ aushandeln, wenn der eigene Dachverband mit einer eigenen Firma in ihm vertreten ist", fragt Schomacker. Im Fokus der Kritik steht vor allem die Neunkirchner Weitblick-Filiale, die angeblich Bewerber teilweise auch für einen Stundenlohn von 7,89 Euro rekrutiert. Erst seit diesem Jahr zahlt Weitblick offenbar einen Zuschlag, der einen Stundenverdienst von 8,50 Euro sicherstellt, was dem von den Gewerkschaften geforderten Mindestlohn entspricht. Der DGB sieht keinen Widerspruch zwischen den gewerkschaftlichen Positionen und der Beteiligung an einer Firma, die Leiharbeitnehmer vermittelt. Weitblick gründe vor allem Transfergesellschaften für von Arbeitslosigkeit bedrohte Beschäftigte, heißt es auf Anfrage von Spiegel-Online. 

Diesen Beitrag per E-Mail weiterempfehlenDruckversion

Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
Kommentar schreiben

Kommentare als Feed abonnieren

Kommentar hinzufügen