OLG Köln: Feststellungen bei Trunkenheitsfahrt

von Carsten Krumm, veröffentlicht am 28.03.2013

Das OLG Köln hat jüngst ausführlich zu den Anforderungen an die Feststellungen bei Trunkenheitsfahrten  Stellung genommen:

2. Feststellungen zur Tatzeit-Blutalkoholkonzentration sind nachvollziehbar zu begründen. Soweit sie auf Trinkmengenangaben gestützt werden, muss den Urteilsgründen zu entnehmen sein, dass die dazu in der Rechtsprechung erwickelten Grundsätze Beachtung gefunden haben (vgl. etwa zur Anwendung der Widmarkformel: Fischer, StGB, 60. Aufl., § 20 Rdnr. 14 u. § 316 Rdnr. 21; zum Resorptionsdefizit und zur Rückrechnung: Krumm NJW 2010, 1577 [1579]; BGH DAR 2007, D272; BayObLG zfs 2001, 517 = DAR 2002, 80; OLG Hamm zfs 2002,  306 = NZV 2002,  279;  OLG Koblenz DAR 2009,  43; SenE v. 29.01.2008 -
2008-01-29 Aktenzeichen 82 Ss 2/08 -; SenE v.
23.03.2010 - lli-1 RVs 49/10 -; SenE v. 05.10.2012 2012-10-05 Aktenzeichen 1 RVs 183/12 -). Für die Frage der Fahruntüchtigkeit ist der höchstmögliche als der für den Beschuldigten günstigste Reduktionsfaktor zugrunde zu legen. Sodann ist - ebenfalls nach dem Zweifelssatz - das Resorptionsdefizit mit dem höchsten Wert von 30% abzuziehen, für die Berechnung der Nachtrunk-Blutalkoholkonzentration ist von einem niedrigsten Wert von 10% auszugehen. Schließlich sind der höchstmögliche Abbauwert von 0,2‰ pro Stunde und ein einmaliger Sicherheitszuschlag von 0,2%o in Abzug zu bringen (vgl. König in Hentschel/König/Dauer, Straßenverkehrsrecht, 41. Auflage, § 316 StGB Rdn. 48 - 51 m. w. Nachw.).

Stützt der Tatrichter seine Feststellungen auf ein Sachverständigengutachten, so ist in den Urteilsgründen eine verständliche, in sich geschlossene Darstellung der dem Gutachten zugrunde liegenden Anknüpfungstatsachen, der wesentlichen Befundtatsachen und der das Gutachten tragenden fachlichen Begründung erforderlich (BGH NJW2000, NJW Jahr 2000 Seite 1350; BayObLG DAR 2001, 174; ständigeRechtsprechung des Senats, vgl. nur SenE v. 18.08.2005 - 81 Ss-OWi 31/05 - = DAR 2005, DAR Jahr 2005 Seite 699 [700]; SenE v.17.05.2011 2011-05-17 Aktenzeichen 1 RVs 107/11; SenE v. 29.05.20122012-05-29 Aktenzeichen 1 RVs
102/12 -; SenE v. 10.10.2012 - ill-1 RVs 144/12 -).

3. Schon im Falle der Verurteilung wegen einer folgenlosen Trunkenheitsfahrt - ist der Tatrichter regelmäßig verpflichtet, neben der Höhe der Blutalkoholkonzentration und der Schuldform weitere Umstände festzustellen, die geeignet sind, den Schuldumfang näher zu bestimmen und einzugrenzen (BayObLG VRS 93,  108 = NZV 1997, 244 = NStZ 1997, NSTZ Jahr 1997 Seite 359 = MDR 1997,  486; OLG Karlsruhe VRS 79, 199 [200]; SenE v. 19.12.2000 -2000-12-19 Aktenzeichen Ss 488/00 - = StV 2001, 355; SenE v. 29.02.2008 - 2008-02-29 Aktenzeichen 83 Ss 14/08). Dazu zähleninsbesondere die Umstände der Alkoholaufnahme (Trinken in Fahrbereitschaft) sowie der Anlass und die Gegebenheiten der Fahrt (BayObLG VRS 97, 359 [VRS Band 97 360] =NZV 1999,  483; SenE v. 27.10.2006 -2006-10-27 Aktenzeichen 82 Ss 123/06 -). Diegenannten Grundsätze gelten erst recht, wenn es infolge der trunkenheitsbedingten Fahruntüchtigkeit zu einem Verkehrsunfall gekommen ist. (SenE v. 03.04.2009 - 2009-04-03 Aktenzeichen 83 Ss 51/09 SenE v. 03.07.2009 - 2009-07-03 Aktenzeichen 83 Ss 51/09 -; SenE v.23.03.2010 - III-1 RVs 49/10.

OLG Köln, Beschluss vom 11.01.2013 - III-RVs 1/13    BeckRS 2013, 03857

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