Diskriminierung im Staatsexamen?

von Prof. Dr. Christian Rolfs, veröffentlicht am 16.04.2014
Rechtsgebiete: ArbeitsrechtDiskriminierungStaatsexamen14|10739 Aufrufe

Spiegel Online hat vor wenigen Tagen auf eine Studie aufmerksam gemacht, die eine Diskriminierung von Frauen und Prüflingen mit Migrationshintergrund in der Ersten juristischen Staatsprüfung (genauer: dem staatlichen Teil der Ersten Prüfung) für möglich hält. Ausgewertet wurden Daten des Justizprüfungsamts beim Oberlandesgericht in Hamm aus den Jahren 2007 bis 2010, die Kandidatinnen und Kandidaten kommen mit wenigen Ausnahmen von den Universitäten in Bielefeld, Bochum und Münster.

Die Studie schließt mit einem "Ergebnis", das keines ist:

Sowohl bei dem Geschlechts- als auch bei dem Herkunftseffekt können wir eine Diskriminierung weder mit der notwendigen Gewissheit ausschließen noch sie nachweisen. Vielmehr scheinen hier weitere empirische Untersuchungen lohnend, weil sie interessante und praktisch relevante Einsichten erwarten lassen.

Einige Teilresultate geben aber doch zu denken:

  • Frauen haben zwar die besseren Abiturnoten, schneiden im Examen aber im Schnitt um 0,3 Punkte schlechter ab als Männer. Dabei ist der Unterschied in der mündlichen Prüfung stärker ausgeprägt als in den Klausuren, die ja anonym unter Kennziffer verfasst werden.
  • Prüflinge mit ausländischen Namen schneiden um 0,7 Punkte schlechter ab als solche mit deutschen, hier gibt es je nach Herkunftsregion teilweise schon im schriftlichen, teilweise auch erst im mündlichen Teil signifikante Abweichungen.

Ich habe selbst von 2001 bis 2009 an der Universität Bielefeld gelehrt und sieben Jahre lang beim JPA Hamm geprüft, insgesamt zwischen 150 und 200 Kandidatinnen und Kandidaten mündlich. Ich führe allerdings keine private Prüfungsstatistik, halte also nicht einmal die Gesamtergebnisse (geschweige denn irgendwelche Detaildaten zu Geschlecht, Studienort oder Abiturnote) fest. Einige der von den Verfassern publizierten Erkenntnisse erscheinen mir plausibel, andere nicht.

Gewünscht hätte ich mir, dass "Ergebnisse" zu solch sensiblen Themen erst veröffentlicht werden, wenn sie einigermaßen valide sind. Sätze wie

Auch die bei der Datenanalyse beobachteten Herkunftseffekte verursachen ein Unbehagen. (S. 26 unter 2.)

sollten in einer Publikation mit wissenschaftlichem Anspruch unterbleiben.

Gerne würde ich zu diesem Thema noch viel mehr schreiben - jetzt muss ich aber dringend weg, denn um 10.00 Uhr habe ich Staatsexamen beim Justizprüfungsamt des OLG Köln (5 Kandidaten, alle männlich, darunter einer mit ausländisch klingendem Namen). Über die Ergebnisse werde ich an dieser Stelle natürlich nicht berichten.

Diesen Beitrag per E-Mail weiterempfehlenDruckversion

Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
Kommentar schreiben

14 Kommentare

Kommentare als Feed abonnieren

Notengebung ist in der juristischen Ausbildung stark subjektiv und mit einer starken Streuung verbunden. Ich selbst habe im Studium das Spektrum von 04 bis 16 Punkten ausgeschöpft - dafür, dass es im Wesentlichen um sehr ähnliche Fächer und Prüfungsarten geht, erscheint mir das schon sehr krass. Wenn ein Schüler im selben Schulfach ohne erkennbaren Trend Noten zwischen 4- und 1 erzielen würde, würde man sich schon sehr wundern.

Einige Punkte der Studie sind m. E. bemerkenswert und sollten Anlass zu einer kritischen Prüfung geben, ob die Prüfungspraxis da ihren Zweck optimal erfüllt. Überzogen finde ich jedoch die Interpretation (bspw. auf Spiegel Online), dass eine Diskriminierung von Frauen und Menschen mit ausländisch klingenden Nachnamen stattfinden würde. Letzteres würde ich persönlich dem Eindruck nach sogar bejahen: Herrn stud. iur. Achmed kannte ich (und das als verdammt guten Juristen), Herrn Rechtsanwalt Achmed auch, aber Herrn Staatswalt / Richter am Amtsgericht / Regierungsrat Achmed habe ich persönlich noch nicht kennengelernt.

Aber der Ansatz der Studie ist nach meinem Verständnis nicht geeignet, das zu belegen. Vielleicht sind gute Abiturientinnen einfach nicht so gute Jurastudentinnen - das erscheint überraschend, aber nicht ausgeschlossen. Eine Erklärung kann bspw. sein, dass umgekehrt berichtet wird, dass Schülerinnen bei der Notengabe bevorzugt würden. Vielleicht mittelt sich das im Studium wieder zurück, wo der persönliche Eindruck der Notengebenden eher geringer oder sogar überhaupt nicht gegeben ist. Möglicherweise liegt die Art des Lernens an der Uni Männern besser als Frauen. Die Studie dürfte Anlass zu weiteren Untersuchungen geben, denn eine Diskriminierung nach Geschlecht, Herkunft oder Abstammung gerade in den Rechtswissenschaften wäre gesellschaftlich untragbar: Eine Rechtspflege, die Zutritt nur oder bevorzugt bestimmten Bevölkerungsgruppen gewährt, könnte kaum als neutral überzeugen. Aber die Studie selbst belegt eine Diskriminierung m. E. nicht.

5

@Leser: Bedenken Sie, dass eine Diskriminierung nicht erfordert, dass die Prüferinnen (männliche Bezeichnung hier und im Folgenden mitgemeint) bewusst schlechtere Noten vergeben. Dennoch ist Ihnen wohl insoweit zuzustimmen, als dass diese Studie in ihrem Aussagegehalt recht unbestimmt ist - auch wenn das zum Teil der wissenschaftlichen Methode geschuldet ist, da es empirisch Fehlerhaft wäre unmittelbar von der festgestellten Korrelation auf Kausation zu schließen.

Was aber kritisch anzumerken ist, ist der Umstand, dass soziologische Studien über die gesellschaftliche Herkunft von Richterinnen, Studententinnen und bereits Gymnasiastinnen deutlich zeigen, dass für Kinder aus bestimmten (finanzschwachen) gesellschaftlichen Schichten - abzusehen an der weit unterproportionalen Vertretung - der Zugang zu den entsprechenden Institutionen und Ämtern bereits seit längerem offenbar nur erschwert möglich ist.

0

Die Studie, veröffentlich im "Spiegel Online" kann ich nur bestätigen. Ich hatte in den schriftlichen Klausuren im zweiten Staatsexamen gute Noten. Als ich jedoch in der mündlichen Prüfung mit meinem südländischen Aussehen auftrat, wurde meine Note nach unten "korrigert", obwohl ich mehr Fragen beantworten konnte, als einige andere Kandidaten.

Die Herren Prüfer konnten sich nicht einmal dazu durchringen, wenigestens die Note im schriftlichen Teil beizubehalten.

Der Kandidat deutscher Herkunft, dessen Bestehen wegen der grottenschlechten Noten in dem schriftlichen Teil gefährdet war, wurde mit Punkten überschüttet, obwohl er einfachste Fragen nicht beantworten konnte.

Einem Freund von mir erging es sogar noch schlimmer.

Im ersten Staatsexamen hatte der ein "vollbefriedigend" als Abschlussnote. Obwohl er im zweiten Staatsexamen sogar noch besser Noten im schriftlichen Teil hatte, wurde er in der mündlichen Prüfung so schlecht bewertet, dass er im zweiten Examen mit einem "befriedigend" abgespeist wurde, damit er ja nicht auf die Idee kommt, sich als Richter zu bewerben.

Dieser Freund hatte ebenfalls schwarze Haare und einen ausländisch klingenden Namen.

Ich könnte noch etliche andere Beispiele aufzählen, erscheint mir jedoch sinnlos.

Denn wenn ich die Kommentierung von Herrn Dr. Rolfs durchlese, werden solche Erfahrungen ohnehin nicht ernst genommen bzw. relativiert. Solange sich das Denken einiger Menschen nicht ändert, helfen die aussagekräftigsten Statistiken und Erhebungen nichts.

4

 

Die Studie offenbart die Probleme der ganzen Gendertheorien: Wenn Frauen im Abi besser sind, ist es wegen ihrer Leistung. Wenn Sie aber im Studium schlechter sind, dann wegen Ihres Geschlechts. Leider kommt keiner auf Grund der Noten auf die Idee, das Männer in der Schule diskiminiert werden. Hier wird schlicht angenommen, dass Männer schlechter SIND. Warum gibt es hier keine Studie? Antwort: Weil alle Gender-Profs Frauen sind. Leider kann man die Studien nicht wirklich ernst nehmen: Genderstudien, die von einer reinen Frauendomäne erstellt werden, sind (wie o.g,. Studie) wisenschaftlich unseriös. Passenderweise entlarvt sich die Studie ja auch noch durch oben zitierte unwissenschaftliche Schlussfolgerungen bzw. Vermutungen.

 

@Volljurist

 

Ich kenne viele Männer mit blonden Haaren und blauen Augen, denen es genauso erging wie Ihnen. Leider können Sie die Rasssismus-Karte nicht spielen. Ein türkischer Studienkollege wurde sogar von einem türkischen Prüfer in der mündlichen Prüfung ausdrücklich bevorzugt (18 P. für Wahlfach (!), alle anderen Prüfer im Durchschnitt 7-8 Pkt.).

5

Kann nicht schaden hierzu ein paar mehr Studien zu bekommen. Das ganze Thema wird nach meinem Empfinden von anekdotischer Evidenz beherrscht. Gibt immer Leute die sich ungerecht behandelt fühlen, aus welchen Gründen auch immer. Ob die dann aber tatsächlich ungerecht behandelt werden oder es nur so empfinden, lässt sich schwer sagen, wenn man nicht gerade dabei war. Ich persönlich hab mich im Staatsexamen und über die ganze Uni-Zeit nie wirklich ungerecht benotet gefühlt. Freilich gibt es einen gewissen Toleranzbereich und komplett alle subjektiven Einflüsse können niemals ausgeschlossen werden.

5

In meinen beiden Staatsexamina handelte es sich bei den Prüfern überwiegend um ältere Herren, während due weiblichen Prüflinge überwiegend  jüngere Damen waren. Naturgemäß wurden diese einen klitzekleinen Tick wohlwollender behandelt als wir männliche Prüflinge. Die Unterschiede in der Behandlung und Benotung waren aber so gering bzw. derart verschwindend minimal, daß wir ganz klar keinen Grund hatten uns zu beklagen. Während des Studiums fiel mir wiederholt auf, das unter den weiblichen Studenten weniger undisziplinierte Dauerfeierer und weniger Chaoten waren als unter den männlichen Studenten, und daß die weiblichen Studenten mehrheitlich im Durchschnitt ein klein wenig besserere Leistungen erbrachten als die männlichen Kollegen. Lediglich in der kleinen vielleicht 10-köpfigen "Spitzengruppe" (die offenbar von Anfang an ein Einserexamen anstrebten) unseres 350-köpfigen Semesters waren deutlich mehr Männer als Frauen vertreten, aber im breiten Mittelfeld schnitten die Frauen scheinbar meist etwas besser ab als die Männer.

Außerdem waren die Frauen, die sich mit Jura schwer taten, meist auch disziplinierter und beharrlicher, während die Männer eher dazu neigten zu Dauerstudenten die nie Examen machten oder zu Studienfachwechslern oder zu Studienabbrechern zu werden. Ein Großteil der schwächeren männlichen Jura-Studenten tauchte also erst gar nicht in den Staatsprüfungen auf. 

All dies kann natürlich die Ergebnisse solcher Statistiken beeinflussen.

Die Anzahl der ausländischen Studenten in unserem Semester war zu gering, um über deren Leistungen und Noten zusammenfassende Aussagen bilden zu können. Allerdings ist gerade beim Studium der Rechtswissenschaft eine sehr gute Kenntnis der deutschen Sprache und der deutschen Geschichte und der hierzulande dominierenden Ansichten und Grundwerte und Sitten und Gewohnheiten bei der Auslegung von Gesetzen sicherlich ebenso von Vorteil wie bei der Beurteilung von Fragen von Treu und Glauben oder von Ermessenspielräumen. Wer einen anderen kulturellen Hintergrund hat, kann da von vorneherein schlechtere Startchancen haben.  

Das Professoren Frauen oder Ausländer diskriminieren würden, konnte ich nie beobachten.

Allerdings war zu beobachten, daß Studenten, welche in einer Vorlesung mit Diskussion oder in einem seminar öffentlich und womöglich auch noch nachdrücklich eine andere Meinung als der jeweilige Professor vertraten, sehr wohl in der Folge diskriminiert wurden.

Studenten, die aus (deutschen) Beamtenfamilien stammten, waren meist sehr viel vorsichtiger damit, irgendetwas zu sagen oder zu tun, was dem jeweiligen Professor vielleicht nicht passte. Vielmehr dachten diese staatsnah aufgewachsenen Studenten meist daran, zielgerichtet genau das zu sagen und zu tun, von dem sie glaubten, das es dem jeweiligen Professor gefallen würde.  Diese besonders angepassten Studenten kamen bei den Professoren durchweg gut an und waren durchweg beliebter und bekamen auch eher eine Stelle als Hilfskraft oder später als Assistent angeboten. Es liegt nahe, daß sie in mündlichen Prüfungen nicht schlechter behandelt wurden, jedenfalls sofern sie ihre Anpassung nicht bis zu einer allzupeinlichen Unterwürfigkeit übertrieben. Unter den in Beamtenhaushalten sozialisierten Kommilitonen waren in meinem Semester keine Ausländer und bloß sehr wenige Frauen. Vielleicht schlagen sich auch solche Faktoren in der Statistik nieder.

5

Es gibt Fächer und Prüfungen, da schneiden im Schnitt Frauen besser ab. Es gibt Fächer und Prüfungen, da schneiden im Schnitt Männer besser ab. Im erstgenannten Fall sind es selbstredend die besseren Leistungen der Frauen, im zweiten Fall handelt es sich um Geschlechterdiskriminierung.

 

Ich fühle mich als Mann im Gerichtssaal auch zunehmend diskriminiert. Neulich saß ich als Verteidiger in einer Verhandlung, an der außer meinem Mandanten und mir ausschließlich Frauen beteiligt waren. Die Vorsitzende sprach ständig von "die Geisel", dabei hatte mein Mandant doch einen Mann entführt.  Ich muß in solchen Fällen einfach auf eine geschlechtsneutrale Bezeichnung bestehen. Demnächst also bitte "der Geisler", wenn es sich um ein männliches Opfer handelt.

4

@ RA Tatouille: mit dem "Geisler" dürfte aber schon derjenige, der die Geiselnahme durchführt, oder aber Heiner Geisler gemeint sein :(

@Daniel

Sie können uns sicher auch einen Grund nennen warum die Prüflinge mit den blauen Augen und blonden Haaren diskriminiert wurden. Oder gibt es etwa keinen?

Kennen Sie auch viele Männer mit Schwrzen Haaren und ausländisch klingenden Namen, die zum Richter oder Staatsanwalt ernannt wurden? Ich nicht. Ihr Beispiel mit dem türkischen ?!? Prüfer und dem türkischen Prüfling ist so was von neben der Sache. 

Soll die Tatsache, dass irgendein türkischer Prüfer einen türkischen Prüfling positiv diskriminiert hat, als Beweis dafür herhalten, dass türkische Prüflinge nicht diskriminiert werden, oder wenn überhaupt, dann nur positiv, oder was? Wie viele türkische Prüfer gibt es denn überhaupt?

Mit banalen Vergleichen kann man Diskriminierung nicht wegreden. 

 

 

 

3

Unsere Uni-Professoren (in einem traditionell konservativen Bundesland) und deren Assistenten haben uns immer wieder darauf hingewiesen, daß Fehler in Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung zu Punktabzug führen (können).

Wenn Ausländer damit Probleme haben, können sie sich da also Punkteabzug einhandeln.

Vor dem in einem anderen (als eher "fortschrittlich" geltenden) Bundesland stattfinden zweiten Staatsexamen hies es dann, die Prüfer seien vom staatlichen Justizprüfuagsamt angewiesen, Fehler in Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung dann nicht als notenverschlechternd zu bewerten, wenn die Fehler auf eine ausländische Herkunft zurückzuführen sein könnten, da dann ein Punktabzug ausländerbenachteiligend wäre.

Selbstverständlich wollte keiner der Richter, Staatsanwälte oder leitenden Ministerialbeamten, die als Prüfer im zweiten Staatsexamen tätig waren, durch das Justizministerium bzw. durch das dort angesiedelte Justizprüfungsamt verdächtigt werden, ausländerfeindlich zu sein - und aus entsprechender Vorsicht waren sie meiner Einschätzung nach wohl im Zweifel sogar eher großzügiger gegenüber Ausländern.

Vielleicht noch folgende Anekdote:

Wie im zweiten Staatsexamen in einem Klausurtermin die Prüfungsaufsicht mitteilte, hatte einer meiner Mitprüflinge am Ende einer seiner Klausur als Schlussbemerkung geschrieben "Ich bitte die Fehler in Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung zu entschuldigen, da ich Ausländer bin". Mir war gar nicht aufgefallen, das in der Prüfungsgruppe ein (vermeintlicher) Ausländer anwesend war (gewesen sein soll), und ich hatte starke Zweifel, ob der Kollege denn wirklich Ausländer war. Jedenfalls zwang die Klausuraufsicht den anhand der Kennziffer ermittelten Mitprüfling, den entsprechenden Schlussatz durchzustreichen (wodurch der Satz aber vermutlich trotzdem weiterhin sichtbar blieb).

5

Es ist sicherlich ein schwieriges Thema,

 

aber als jemand, der selbst eine Unmenge an Klausuren an der Uni (nicht Examen) korrigiert hat, kann ich zwei Dinge festhalten, die einen, so sehr man sich auch dagegen wehrt, beeinflussen.

 

1. Frauen haben meist eine deutlich leserlichere Schrift und man ist daher einfach weniger angestrengt beim korrigieren. Dies mag sich unbewusst positiv auswirken.

2. Es gibt, und dies ist nicht wegzudiskutieren, bei einer großen Anzahl von Studenten, erhebliche Rechtschreib-, Grammatik und Ausdruckschwächen, die teilweise derart sind, dass allein aufgrund der schwachen Deutschkenntnisse, nicht mehr von einer genügenden Arbeit sprechen kann. Insofern kann es nicht verwundern, dass es in der Gruppe der Kandidaten mit Migrationshintergrund, eine schlechtere Durchschnittsnote im Examen gibt, da dort nach meiner Erfahrung einfach auch Kandidaten dabei sind, deren Deutschkenntnisse im schriftlichen Bereich eine bessere Note verhindern.

 

Reine Willkür, die man bei einigen Prüfern auch gewiss mit - vorsichtig ausgedrückt - Vorbehalten gegen Frauen bzw. Kandidaten mit nicht deutsch klingenden Nachnamen erklären kann, gibt es aber, das wird fast jeder aus eigener Erfahrung bestätgigen können, ebenfalls. Solange die mündlichen  Prüfungen derart ablaufen, dass die Prüflinge dem Wohlwollen der Prüfungskommission ausgesetzt sind, ohne dass es einen verlässlichen Maßstab gibt, wird man das nicht ändern können.

4

 

Diskriminiert wird in allen Lebenslagen. Warum also nicht in der Benotung von juristischen Staatsexamina. Dass gerade innerhalb der auf dem Papier so "objektiven" juristischen Staatsprüfung in der Praxis viele Manipulationen vorkommen, zeigt die Praxis.

 

Zu Zeiten von Examenshausarbeiten wurden derartige Hausarbeiten schon mal gern in der Kanzlei des Papi vom angestellten Rechtsanwaltssklaven geschrieben. Doktor-Titel wurden von einem Prof in Hannover durch Geld, Stellen durch Geschlechtsverkehr erkauft. Beim LJPA wurden mutmaßlich Prüfungsangaben verkauft und der eine oder andere Volljurist hat auch schon seine Examensnoten gefälscht, um in einer internationalen Großkanzlei, beim Staat oder an der Universität Fuß zu fassen.

 

Wenn man Erhebungen über Diskriminierungsverhalten anstellen möchte, dann kann man naturgemäß sich einer Wahrheit nur immer annähern, denn das Problem von Diskriminierung ist nun einmal, dass dies ein Vorgang ist, der größtenteils unbewusst in den Köpfen der Menschen geschieht. Unbewusst teilweise deswegen, weil eine bestimmte Entscheidung teilweise von anerzogenen Mechanismen abhängt. So mag ein Mensch gerne von sich behaupten, dass er nichts gegen Ausländer habe, in Wirklichkeit diese jedoch benachteiligt, ohne es zu wissen. Auch ein Frauenfeind erkennt meistens nicht, dass er ein Frauenfeind ist und faktisch Frauen tatsächlich schlechter behandelt.

 

Mit dem Annähern an Wahrheiten begibt man sich jedenfalls wesentlich näher an wissenschaftliches Arbeiten, als in der "Rechtswissenschaft".

 

Diese "Scheinwissenschaft" beansprucht ja auch seit Jahrhunderten und Jahrzehnten eine Wissenschaft zu sein, während sie sich darin erschöpft, Gesetze je nach "Gusto", nach "Zeitgeist" bzw. nach "Lobby-Denken" auszulegen.

4

Die Diskriminierung bei den schriftlichen Prüfungen scheint mir sehr weit hergeholt - geschieht doch die Bewertung anonym.

Bei den mündlichen Prüfungen im Examen sowie bei den Schulnoten scheint eine Diskriminierung prinzipiell möglich.

Die Basis ist allerdings nicht, dass Frauen schlechtere Examensnoten haben, sondern dass sie ebenfalls bessere Examensnoten haben aber der Unterschied zu den männlichen Kollegen im Examen geringer als im Abitur ausfällt. Der Gendergap wird also im Jurastudium tendentiell geschlossen und nicht geweitet. Dies hätte eine positive Schlussfolgerung der Studie sein können.

 

Erklärungsmöglichkeiten sind z.B.

- Jungen werden in der Schule bei der Benotung diskriminiert

- Jungen sind in der Schule weniger motiviert und gewinnen im Studium an Motivation (Theorie "Spätentwickler" oder Theorie "Demotivation durch Diskriminierung in der Schule")

- Die Jungen, die sich für das Jurastudium entscheiden haben dafür eine grössere spezifische Begabung als die Mädchen, die sich dafür entscheiden

- Frauen werden im Jurastudium weniger motiviert, schaffen auf Grund der besseren Abiturnoten jedoch immer noch die besseren Examensabschlüsse (eher unwahrscheinlich)

- Frauen werden im mündlichen Examen diskriminiert (Das erklärt aber nicht die Noten im anonymen schriftlichen Examen)

 

Das Ergebnis (verringerter Gendergap) ist positiv zu werten und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass hierfür keine systematische Diskriminierung im Studium die Ursache ist.

Daher stimmt es bedenklich, wenn die Studie trotzdem Bedenken äussert und noch bedenklich wenn Spiegel Online dies für eine irreführende Schlagzeile nutzt.

5

Kommentar hinzufügen