IAB: Leiharbeitsverhältnisse dauern im Mittel drei Monate

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 17.07.2014

Eine interessante Studie zur Anzahl und zur durchschnittlichen Dauer von Leiharbeitsverhältnissen hat vor kurzem das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vorgestellt. Das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit konstatiert einen deutlichen Anstieg der Leiharbeit in den letzten 12 Jahren – eine Folge der Liberalisierung der Zeitarbeit im Zuge der sog. Harz-Reformen. Demnach hat sich die Zahl der Leiharbeitnehmer seit dem Jahr 2000 beinahe verdreifacht. Während der jahresdurchschnittliche Bestand an Leiharbeitsverhältnissen im Jahr 2000 noch bei 328.000 lag, ist er bis zum Jahr 2012 auf 878.000  gestiegen. Setzt man die Zahl der Leiharbeitnehmer in das Verhältnis zu allen abhängig Beschäftigten, beträgt der Anteil 2,5 Prozent. Ferner hat das IAB einen Trend zu längeren Beschäftigungsdauern ausgemacht. Dieser fällt allerdings nicht so gravierend aus, wie das teilweise angenommen worden ist. Im Jahr 2000 waren nach Angaben des IAB noch 52 Prozent der Leiharbeitnehmer weniger als drei Monate bei einem Zeitarbeitsunternehmen beschäftigt, zehn Jahre später ist der Anteil auf 47 Prozent gesunken. Mehr als neun Monate dauerten im Jahr 2000 etwa 22 Prozent der Leiharbeitsverhältnisse, 2010 galt dies für 28 Prozent. Länger als 18 Monate dauerten neun Prozent der Leiharbeitsverhältnisse, die im Jahr 2000 neu abgeschlossen wurden, aber 14 Prozent der Leiharbeitsverhältnisse, die zehn Jahre später entstanden. Diese Daten sind bedeutsam im Hinblick auf die angekündigten Gesetzgebungsvorhaben der Großen Koalition in dieser Legislaturperiode. Von den geplanten gesetzlichen Neuregelungen bei der Zeitarbeit – gleiche Bezahlung wie die Stammbelegschaft nach neun Monaten, Begrenzung der Überlassungsdauer auf 18 Monate – kann daher bei der Bezahlung etwa jeder vierte und bei der Überlassungsdauer etwa jeder siebte Leiharbeitnehmer betroffen sein. Bemerkenswert ist ferner, dass die Leiharbeitsverhältnisse von Akademikern, aber auch von Facharbeitern länger dauern als die von Geringqualifizierten. „Eine Ursache für die längeren Beschäftigungsdauern Hochqualifizierter ist vermutlich die Art der ausgeübten Tätigkeit. Sie dürften häufiger in längerfristig angelegten Projekten eingesetzt werden, die auch eine längere Einarbeitungszeit verlangen. Hingegen sind Leiharbeiter ohne Berufsausbildung häufiger in kurzfristigen Helfertätigkeiten anzutreffen mit einer kurzen Einweisungsphase“, erklären die Arbeitsmarktforscher. Akademiker sind in der Branche allerdings vergleichsweise selten.

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