Wo ist denn hier die Herrenabteilung? Anfragen eines männlichen Viel-Lesers an Buchhandlungen

von Prof. Dr. Thomas Hoeren, veröffentlicht am 21.09.2017
Rechtsgebiete: Bürgerliches Recht24|13550 Aufrufe

Es mag für Beck-Blog Leser komisch klingen; aber ich habe ein großes Problem. Wenn ich als Mann in eine beliebige Buchhandlung komme, komme ich mir so verlassen vor, dass sich instinktiv die Verkäuferin frage: Wo ist denn hier die Herrenabteilung? Ich weiß nicht, ob es Ihnen auch so geht wie mir. In Buchhandlungen findet man nur noch Beziehungsromane, Fantasy Geschichten oder seichte Krimis. Offensichtlich hat sich die Zielgruppe verschoben. Früher haben auch Männer zum Buche gegriffen; heute tun dies ausschließlich Frauen. Wo sind die Western? Die Bierbücher und Formel eins – Folianten? Wo sind Charles Bukowski und Henry Miller? Jules Verne, Karl May oder (mal was anderes) Karl  Kraus, Heimito von Doderer und, und, und? Mir ist natürlich klar, dass manche Gut-Männer auch „ihre weiblichen Anteile ausleben“ und sich für Herz- und Schmerzromane interessieren. Und Buchhändler sind fast ausschließlich Frauen – und verkaufen also gerne Frauenbücher für Frauen. Sie vergraulen mit schlechtem Geschmack alle Männer (und Frauen mit männlichen Anteilen?).

Und so müssen wir Männer in Buchhandlungen protestieren: Wo ist denn hier die Herrenabteilung?

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24 Kommentare

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Fantasy-Geschichten erfreuen sich Gerüchten zufolge auch bei Männern einiger Beliebtheit.

Ansonsten: Die Männer lesen stattdessen Beck-Blog.

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"Früher haben auch Männer zum Buche gegriffen; heute tun dies ausschließlich Frauen."

Sie finden die Begründung für den von Ihnen beklagten  -  und natürlich stark übertrieben geschilderten  -  Zustand in Ihrem eigenen Text. Kein Buchhändler kann es sich leisten, teure Ausstellungsfläche für Kunden zu verwenden, die doch nicht kommen. Abhilfe bietet aber auch hier das Internet, das ist nach wie vor ganz gut sortiert, auch in puncto "Männerliteratur".

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Männer haben es selbst in der Hand, durch entsprechende Nachfrage das – vermeintlich weibliche – Angebot zu verändern. Gilt genauso für alle anderen Leser/innengruppen, die sich wegen ihrer Interessen vom Buchhandel nicht hinreichend angesprochen fühlen.

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Natürlich ist meine Kritik überzeichnet. Dennoch geht es um ein allgemeines Phänomen, das bemerkenswert ist. In der Zwischenzeit haben mich zahlreiche  E-Mails erreicht, die das Leid von Männern in Buchhandlungen bestätigen. Amazon ist da keine Errettung. Auch wir Männer wollen gute Beratung durch Buchhändler und unsere Bücher zum Greifen nah betrachten und studieren können  - statt einsam zum Onlineversand zu laufen. Schönes Wochenende Thomas Hoeren

"Gut-Männer", die auch „ihre weiblichen Anteile ausleben“, Buchhändlerinnen, die "mit schlechtem Geschmack alle Männer" und "Frauen mit männlichen Anteilen" vergraulen – was für pauschale, platte und peinliche Ergüsse.

Vielleicht ist es in Ihrer stereotypen Weltanschauung hilfreich und heilsam, sich in der Buchhandlung nicht an vermuteten Geschlechterzuschreibungen zu orientieren, sondern einfach an Genres, Themen, Autor/innen. Oder statt sog. "Männerliteratur" mal was von einer Frau zu lesen. Da gibt es sogar welche, die auch über Alkohol, Gewalt und Penisse schreiben, wenn es das ist, was Sie brauchen.

P.S.: Ich als Frau (die sich weder für "Beziehungsromane, Fantasy Geschichten oder seichte Krimis" noch für "Western/Bierbücher/Formel eins–Folianten" interessiert) werde in den – nunmal meist am Massengeschmack ausgerichteten – Buchhandlungen auch oft nicht fündig, schreibe deswegen aber keine weinerlichen Artikel, die nichts verändern. 

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@Philine:

Man muss ja diese Überzeichnungen nicht mögen, aber mit Ihrem Vorwurf vom "weinerlichen Artikel" reproduzieren Sie doch selbst genau die "stereotype Weltanschauung", die Sie bei Herrn Hoeren beanstanden: wann immer Männer sich beim Geschlechterthema über etwas beklagen, heißt es sie seien "weinerlich". Also Weicheier. Memmen. Keine echten Männer. Das ergibt dann eine schöne "geschlechterstereotype" Arbeitsteilung: Männer leiden, ohne zu klagen - Frauen klagen, ohne zu leiden.

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Ohne Herrn Hoeren persönlich zu kennen, glaube ich doch recht sicher zu wissen, dass er Texte über "Alkohol, Gewalt und Penisse" kaum vermissen dürfte. Und vermutlich hat er mehr Buchtitel von Autorinnen gelesen als die anscheinend in ihrem Ego gekränkte "Philine".

Statt über den Inhalt des Artikels zu diskutieren oder zu streiten, wird nahezu ohne Umschweife ad personam gegen den Autor des Beitrags "argumentiert". Wobei argumentieren wohl eher der falsche Ausdruck sein dürfte. "Sich im Ton vergreifen" oder "selbst sexistische Stereotype bemühen" triffts da eher.

Woher nur kenne ich dieses Muster?

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Andreas Heinze schrieb:

Woher nur kenne ich dieses Muster?

Wahrscheinlich auch aus vielen ähnlichen Reaktionen, wenn ja nur qualitativ, statt auch noch quantitativ argumentiert wird.

Wer mal nach "Leseverhalten männlich weiblich" im Internet sucht, der findet doch schon einiges dazu, auch:

Zur Kritik des normierten Lesens

https://www.54books.de/zur-kritik-des-normierten-lesens/

oder dann mal richtige Statistiken bei diesem PDF:

FORSCHUNGSBERICHTE des PSYCHOLOGISCHEN INSTITUTS der ALBERT-LUDWIGS-UNIVERSITÄT FREIBURG I. BR.

Nr. 157
Ergebnisse der Freiburger Telefonumfrage zu Lesestrategien erwachsener Leserinnen und Leser von Romanen

Ein Mann betritt ein Bekleidungsgeschäft. Er fragt eine Verkäuferin: "Wo, bitte, ist denn hier die Herrenabteilung?"

Sie antwortet: "Du chauvinistisches Stück Dreck! Sogenannte Männer können auch sogenannte Frauenkleidung tragen, wenn Sie wollen! Geschlecht ist nur soziale Konstruktion, und mit Deiner rein biologistisch-verbohrten Haltung willst Du wohl mich zwingen, nur noch in Röcken herumzulaufen und Dir die Füße zu küssen! Ich trage beim Sport Turnschuhe aus der sogenannten Herrenabteilung, und deswegen darfst Du weinerlicher Pseudo-Mann hier nicht nach der Herrenabteilung fragen, als wenn's Dein Geschäft wäre!"

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Das ist nicht nur in Buchhandlungen so.

Vor kurzem habe ich, nach einem Ladenumbau, Schuhe bei Deichmann kaufen wollen. Beim Umbau hatte man offenbar die Herrenabteilung erheblich verkleinert. Ich schätze, sie beträgt flächenmäßig nur noch 1/3 der ursprünglichen Größe.

Gleiches gilt auch fürs Fernsehen. Shoppingshows, Talkshows, Heiratshows, Babyshows ... alles Formate, die wohl eher Frauen als Zielgruppe bedienen.

Ich selbst schaue daher meistens nur noch Nachrichtensender oder DMAX.

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Die Benachteiligung eines Geschlechts - zahlenmäßig, platzmäßig, zeitlich - ist nur dann relevant, wenn es Frauen betrifft.

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Meine Herrenabteilung befindet sich im Internet: ich bestelle meine Bücher fast nur noch online. Nein, nicht bei Amazon, sondern immer noch beim Buchhandel, aber die Filiale betrete ich fast nur noch, um die Bücher dann abzuholen. Insofern habe ich mich von der "Angebotspolitik vor Ort" erfolgreich unabhängig gemacht.

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Frauen treffen ca. 80% aller Konsumentscheidungen und Männer bezahlen das nur:

"Wie aus Untersuchungen der OECD hervorgeht, beträgt der Anteil des Mannes am Haushaltseinkommen von Paaren in Deutschland beachtliche 77 Prozent. Das ist der höchste Wert aller Industrienationen."

https://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_wirtschaft/article163570408...

Es ist klar das die Verkäufer sich darauf einstellen. Man muss doch nur in ein beliebiges Kaufhaus gehen: 2-3 Etagen für Frauen und Männer teilen sich eine Etage mit Kindern, Taschen & Schuhen oder Sportbekleidung. Selbst die Autohersteller richten sich schon darauf ein.

 

 

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Der Verweis auf Amazon ist bezeichnend. Denn gerade im Internet hat sich seit längerem eine Gegenkultur entwickelt: Die Manosphere. 

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Naja als Fantasy und Science Fiction fan finde ich das etwas übertrieben, aber gut ich lese die typischen Männerromane halt wohl nicht. So lange ich meine Romane noch zwischen den massenproduzierten Glitzervampirromanzen finde bieten mir Buchhandlungen noch einen Anlaufort in der Innenstadt.

Ich muss aber zugeben mir ist das Phänomen auch schon negativ aufgefallen. Abgesehen vom obligatorischen Saturn bzw Mediamarkt, den ewaigen Buchhandlungen sowie Telefon und Internet Vertrag anbietern scheinen Männer als Kundenklasse irgendwo hinter den Kindern zu rangieren. Der Schuhekauf wird mangels Auswahl auch zum Krampf und bei Klamotten muss ich mich immer schon fragen, ob es die nicht mit mehr Auswahl günstiger im Netz gibt.

Es gibt jetzt schon genug Geschäfte die gar nichts mehr für Männer führen. Man muss sehen wie sich das in den nächsten 10-15 Jahren entwickelt, wahrscheinlich schaffen die Kaufhäuser dann das Männerghetto/die Herrenabteilung entgültig ab.

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"Natürlich ist meine Kritik überzeichnet" - das hätte Kasperle von Storch nicht besser formulieren können (und die hat ein ähnliches Geschlechterbild.

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Lieber Herr Hassemer,

da sind Sie einem vielleicht etwas böswilligen Fehlschluss aufgesessen. Hoeren überzieht mit seiner Kritik. Frau Storch überzieht auch mit ihrer Kritik. Also ist Hoeren gleich Storch. Was für eine Logik!

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Gast schrieb:

(...) Kritik. (....) Was für eine Logik!

Alternativ gäb's sowohl beim Kritik- als auch beim Logikbegriff noch ganz bisschen Luft nach oben.

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Ich lese sowieso nur noch ebooks. Das geschilderte Problem habe ich daher nicht. Allerdings scheint es zu stimmen, dass es mehr Bücher für Frauen gibt. Das ist auch in Ordnung, da Frauen offenbar mehr schreiben und / oder lesen.

Und Schuhe? Wenn die Fußbreite von dem Standard abweicht, ist man im Laden meist falsch. Online wird man bedient. Die Läden machen sich selbst überflüssig. Das ist schade, aber es ist so.

 

 

 

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Ich hätte nicht erwartet, dass meine Suche nach juristischer Fachliteratur in diesen Abgrund führt. Bin ich tatsächlich noch auf dem Webauftritt von Beck Online?

Zitat (auszugsweise): „In Buchhandlungen findet man nur noch Beziehungsromane, Fantasy Geschichten oder seichte Krimis. Offensichtlich hat sich die Zielgruppe verschoben. Früher haben auch Männer zum Buche gegriffen; heute tun dies ausschließlich Frauen“…“Mir ist natürlich klar, dass manche Gut-Männer auch „ihre weiblichen Anteile ausleben“ und sich für Herz- und Schmerzromane interessieren. Und Buchhändler sind fast ausschließlich Frauen – und verkaufen also gerne Frauenbücher für Frauen. Sie vergraulen mit schlechtem Geschmack alle Männer (und Frauen mit männlichen Anteilen?...“

Subsumtion: In den Buchhandlungen liegt schlechte Literatur, weil Frauen (ohne männlichen Anteilen) dort das Sagen haben.

Fazit: Si tacuisses, philosophus mansisses

Postskriptum: ...und was oder wer ist eigentlich ein Gut-Mann?

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Hoeren hat vollkommen recht. Und was Beck mit Büchern zu tun hat?: Beck ist ein Verlag und verkauft Bücher. Wenn in Buchhandlung nur weibliche Moden bedient werden. Finden sich Männer dort nicht mehr wieder.

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Der Blogbeitrag ist vollkommen in Ordnung. Warum soll man nicht mal über die Impertinenz der Frauenliteratur reden dürfen – auch in einem vordergründig juristischen Blog?

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