Eine Fortsetzung der Langeweile: von Briefköpfen und Logos

von Peter Winslow, veröffentlicht am 22.05.2018

In der Praxis werden Briefköpfe häufig übersetzt und Logos ohne Weiteres in der Übersetzung benutzt, und zwar unabhängig davon, ob diese in elektronisch bearbeitbarer Form oder nicht vorliegen. Grund hierfür ist, vermute ich, dass Übersetzer und Übersetzerinnen den Ausgangstext in ihren Übersetzungen so genau wie möglich widerspiegeln möchten.

Wenn dies tatsächlich der Grund für die Übersetzung von Briefköpfen und die Nutzung von Logos ist, so liegt ihm ein fehlerhafter Gedanke zugrunde, nach dem die Widerspiegelung des Ausgangstexts Teil eines jeden Übersetzungsauftrags bilde. Dies ist natürlich in diesem Zusammenhang falsch. Übersetzer und Übersetzerinnen haben regelmäßig keine Erlaubnis, den Briefkopf bzw. ein Logo eines Dritten bei ihren Arbeitsergebnissen zu nutzen. Briefköpfe und Logos stellen nämlich einen Teil der corporate identity eines Unternehmens dar und sollten nicht zur Widerspiegelung benutzt werden, wenn keine Erlaubnis zur Nutzung vorliegt. … Oder positiv formuliert: Briefköpfe sollten nur in bestimmten Fällen übersetzt, Logos nur in bestimmten Fällen benutzt werden.

Der Briefkopf steht in elektronisch bearbeitbarer Form zur Verfügung

Wenn ein Briefkopf in elektronisch bearbeitbarer Form zur Verfügung gestellt wird und wenn die Erlaubnis für die Nutzung (= Übersetzung) dieses Briefkopfs im Namen oder im Auftrag des Kunden vorliegt, so bleibt er ohne jede Änderung stehen. Höchstens sollten nur die wesentlichen Informationen übersetzt werden, die beispielsweise eine telefonische Kontaktaufnahme oder den Schriftverkehr in der jeweiligen Sache überhaupt ermöglichen. Dazu gehören zum Beispiel Wörter wie »Referenz«, »direct dial« und dergleichen. Die Feststellung, was als wesentliche Informationen und was als unwesentliche Informationen gilt, ist nicht immer einfach und erfordert, dass Übersetzer und Übersetzerinnen mitdenken und dass Kunden offen mit diesen Informationen im Vorfeld eines Übersetzungsauftrags umgehen.

Der Briefkopf steht nicht in elektronisch bearbeitbarer Form zur Verfügung

Wenn ein Briefkopf nicht in elektronisch bearbeitbarer Form bzw. nur als Teil eines PDFs einer im Jahr 1998 gemachten Kopie eines schlechten Faxes vorliegt, so wird der Briefkopf nicht übersetzt. Denn es liegt grundsätzlich keine Erlaubnis des Rechtsinhabers vor. Der Briefkopf wird also lediglich in der folgenden Form wiedergegeben:

[Briefkopf [der Firma]] bzw. [Letterhead of [company name]].

Das heißt, der Briefkopf wird in Form einer einfachen Beschreibung in eckigen – nicht in runden – Klammern zusammengefasst. Diese Zusammenfassung, die sich auf sämtliche zum Briefkopf gehörenden Bestandteile bezieht, wird in aller Regel (aber sicherlich nicht immer) einmalig mittig in die Kopfzeile gesetzt oder steht ganz oben in der Mitte der ersten Seite der Übersetzung. Jede weitere Wiederholung dieser beschreibenden Zusammenfassung ist überflüssig, gleich wie oft sich der Briefkopf im Ausgangstext wiederholt. Wie im Fall von Briefköpfen, die in elektronisch bearbeitbarer Form vorliegen, werden auch in diesem Fall nur die wesentlichen Informationen möglichst an entsprechender Stelle übersetzt.

Die Datei eines Logos steht zur Verfügung

Wenn die Datei eines Logos zur Verfügung gestellt wird und wenn die Erlaubnis für die Nutzung dieses Logos im Namen oder im Auftrag des Rechtinhabers vorliegt, so darf dieses bei der Übersetzung benutzt werden. Wenn das Logo als Teil des Ausgangstexts zur Verfügung gestellt wird, so bleibt es ohne jede Änderung stehen.

Das Logo steht nicht in elektronisch bearbeitbarer Form zur Verfügung

Wenn die Datei eines Logos nicht zur Verfügung gestellt wird, da der Ausgangstext zum Beispiel nur als PDF-Datei vorliegt, so wird das Logo auch als beschreibende Zusammenfassung wiedergegeben:

[Logo [der Firma]] bzw. [Logo of [company name]].

Der Unterschied zu Briefköpfen besteht darin, dass Logos im Regelfall mehr oder weniger an der gleichen Stelle wie im Ausgangstext wiedergegeben werden. Wie bei Briefköpfen ist bei Logos auch jede weitere Wiederholung dieser beschreibenden Zusammenfassung überflüssig.

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