Legal Tech 2019: Nach dem Hype wird's spannend!

von Martin Fries, veröffentlicht am 31.01.2019
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Das Jahr 2019 hat begonnen – mit einem Feuerwerk an Rückblicken ins alte Jahr und Ausblicken ins neue Jahr. Was darf man erwarten von den verbleibenden elf Monaten? Wo keimt der Legal-Tech-Frühling?

Was tut sich im Labor?

Die meisten Prognosen für 2019 sind sich in einem einig: Der Legal-Tech-Hype wird in diesem Jahr ein Stück weit abflauen – und Platz machen für konkrete Ideen mit fassbarem praktischem Nutzen. Man darf also mehr noch als im Vorjahr mit Hackathons rechnen, wo experimentierfreudige Juristen und Informatiker kleine juristische Hilfsprogramme schreiben und dabei ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Einen Vorgeschmack bieten die Hackathons in Berlin und Frankfurt im Februar 2019, aber einige weitere dürften folgen. Damit erfüllt sich schon der Neujahrswunsch von Daniella Domokos, in Zukunft mehr Prototypen und mehr Silicon-Valley-Mentalität zu sehen. Auch Patrick Prior hat im neuen Jahr sein Augenmerk auf der Entwicklung neuer Dokumentenautomationssoftware und ihrem Transfer in die Praxis.

Was tut sich in der Juristenausbildung?

Andere Neujahrswünsche richten sich an Vater Staat: So hofft Jonas Siglmüller auf den Start der Volltextveröffentlichung aller deutschen Gerichtsentscheidungen, und Tianyu Yuan wünscht sich mehr Digitalisierung in den Prüfungsordnungen. Tatsächlich tut sich hier auch schon etwas: Einige Bundesländer denken aktuell über eine Aktualisierung ihrer Prüfungsgesetze nach, und nach einem Programmpunkt bei der Legal Revolution im Dezember diskutiert im Februar in Passau eine ganze Tagung Optionen für ein digitales Update der Juristenausbildung. Daneben geht es auch um elektronische Klausuren in der juristischen Staatsprüfung, wie sie Sachsen-Anhalt ab April 2019 in Angriff nimmt.

Was tut sich in der Druckerpresse?

Während der studentische Griffel also vielleicht bald der Vergangenheit angehört, wird es doch auch 2019 noch echtes Papier geben – gefüllt mit digitalen Inhalten. Da sind zum einen die beiden ersten deutschsprachigen Legal-Tech-Werke von Hartung/Bues/Halbleib (Hrsg.) und Breidenbach/Glatz (Hrsg.), die beide ein englischsprachiges Pendant bekommen (haben). Ein drittes, vor allem auf anwaltliche Mandatsakquise und Arbeitsorganisation ausgerichtetes Buch aus der Feder von Solmecke/Arends-Paltzer/Schmitt ist im Dezember auf den Markt gekommen. Und im Frühjahr erscheinen dann zwei Bücher zu smart contracts, einerseits – ganz uneigennützig erwähnt – Anfang März der Tagungsband von Fries/Paal (Hrsg.) und andererseits im Juni das Rechtshandbuch von Brägelmann/Kaulartz (Hrsg.).

Was machen die alten Hasen?

Zu guter Letzt: Auch bei den Legal Tech Oldies ist 2019 keine Langeweile angesagt. Schon Ende 2018 ist der zwischenzeitlich offline geschaltete Bahn-Buddy in neuer Hand zu neuer Frische erblüht, verspricht nun 100% Erfolgsquote und eine Auszahlung binnen 24 Stunden. Ende Januar hat Flightright einen Abflug angekündigt und visiert einen Exit zu nicht öffentlich bekannten Konditionen an. Kurz danach kündigte Lawlift eine Implementation der DeepL-Technologie in seine Dokumentenautomatisierungs-Software an. Derweil hofft das Berliner Mietrechts-Startup wenigermiete.de auf eine Klarstellung des Gesetzgebers zur Reichweite der Inkassozession. Zu den vier vielbeachteten Entscheidungen des LG Berlin aus 2018 sind Anfang 2019 zwei weitere hinzugekommen – einerseits eine weitere restriktive Entscheidung der 67. Zivilkammer (Urteil v. 24. Januar 2019, 67 S 277/18, Volltext), andererseits die lang erwartete Entscheidung der 15. Zivilkammer, in der die Berliner Rechtsanwaltskammer nun in den wesentlichen Punkten unterlegen ist (Urteil v. 15. Januar 2019, 15 O 60/18, BeckRS 2019, 92). Vieles spricht dafür, dass der Gesetzgeber dieses Spiel im Laufe des Jahres 2019 durch eine Klarstellung im Rechtsdienstleistungsgesetz abpfeift. Es bleibt also spannend, auch nach dem Hype...

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