Wechsel bei Roxins Lehrbuch-Bibel "Strafrecht Allgemeiner Teil"

von Tobias Fülbeck, veröffentlicht am 02.12.2019
Rechtsgebiete: Strafrecht1|17242 Aufrufe
Prof. Dr. Claus Roxin und Prof. Dr. Luís Greco

Wechsel bei der Lehrbuch-Bibel: Prof. Dr. Luís Greco wird der neue Bearbeiter des "Allgemeinen Teils des Strafrechts". Greco tritt damit die Nachfolge von Claus Roxin an –  seines Doktorvaters.  

Wenn Prof. Dr. Claus Roxin über den neuen Bearbeiter seines Lehrbuchs spricht, gerät er geradezu ins Schwärmen. "Luís Greco hat eine überragende juristische Begabung, verbunden mit großer Darstellungskraft."

Die Übergabe eines so wichtigen Werkes wie dem Titel "Allgemeiner Teil des Strafrechts" ist freilich kein Ergebnis einer Nacht-und-Nebel-Aktion, sondern wohlüberlegt und von langer Hand geplant. Schon 2013 fragte Roxin den damals 35-jährigen Greco, ob er sein Standardwerk übernehmen wolle.

Und auch wenn es viel Vorlauf gab, so war der Zeitpunkt dennoch bemerkenswert: Greco hatte damals weder eine Professur inne, noch hatte er das Erste Juristische Staatsexamen abgelegt. Auf diese kleinen Details kam es Roxin aber längst nicht mehr an. Er war bereits ein Fan des gebürtigen Brasilianers. 

Ein Blick zurück, Rio de Janeiro, Ende der 90er. Greco beschäftigt sich während seines Studiums an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Bundesuniversität intensiv mit der Lektüre deutscher Strafrechtslehrbücher. "Das Lehrbuch aber, das in mir die Idee aufkommen ließ, Strafrechtslehrer zu werden, war die 3. Auflage des Allgemeinen Teils von Roxin", erinnert sich Greco.

Ein Brief aus Rio

1999 schreibt er – noch als Student – daher einen Brief an Roxin und fragt ihn, ob er bei ihm promovieren könne. "Als ich wenige Wochen danach in einem Gespräch in München seine Zusage erhielt, konnte ich natürlich noch nicht einmal erahnen, dass er mir sein großes Lehrbuch später wissenschaftlich anvertrauen würde."

Mit seiner Dissertation "Lebendiges und Totes in Feuerbachs Straftheorie" und seiner Habilitationsschrift "Strafprozesstheorie und materielle Rechtskraft. Grundlagen und Dogmatik des Tatbegriffs, des Strafklageverbrauchs und der Wiederaufnahme im Strafverfahrensrecht" habe Greco „Grundlagenwerke des materiellen Strafrechts und des Strafprozessrechts geschaffen“, lobt Roxin. "Rezensionen seiner Dissertation – von so bedeutenden Autoren wie Pawlik und Hörnle – zeigen, dass deren ungewöhnliche Qualität allgemeine Anerkennung gefunden hat."

Der Umstand, dass Greco außer dem Deutschen und Portugiesischen auch die englische, spanische, französische und italienische Sprache beherrsche, gestatte ihm darüber hinaus, die gesamte europäische Strafrechtswissenschaft in eine Lehrbuchdarstellung einzubeziehen. Roxins Fazit: "Ich kann mir keinen besseren Bearbeiter meines Lehrbuches vorstellen, zumal unsere persönliche Verbundenheit mir auch weiterhin Einfluss auf dessen Inhalt und Gestaltung sichert." 

"Respekt vor diesem großen Werk"

Als Greco schließlich mit seiner konkreten Arbeit am Buch begann, "konnte meine Bewunderung und mein Respekt vor diesem großen Werk nur wachsen", sagt Greco, der seit 2017 Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, ausländisches Strafrecht und Strafrechtstheorie an der Humboldt-Universität zu Berlin ist, nachdem er eine Professur für Strafrecht an der Universität Augsburg innehatte und das Erste Staatsexamen bereits als ernannter Professor ablegte. "Es handelt sich um das Ergebnis eines der wissenschaftlichen Reflexion gewidmeten Lebens und zugleich um eine Gesamtaufnahme des Standes der deutschen Strafrechtswissenschaft und Strafrechtspraxis", so Greco. Und fügt bescheiden hinzu: "Ich hoffe, dem angemessen Rechnung getragen zu haben."

Zur Neuauflage. 

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