Eine Art Corona-Roundup

von Peter Winslow, veröffentlicht am 22.03.2020
Rechtsgebiete: Weitere ThemenCorona1|2472 Aufrufe

Was Anwälte und Anwältinnen wissen müssen. Erstens müssen sie alle wissen, dass »[a]uch für Juristen [] diese Tage vor allem von Unsicherheit geprägt« sind. Zweitens müssen sie wissen, dass sie sich Fragen zu stellen haben wie zum Beispiel: »Was darf ich noch tun? Wie überstehe ich die Coronakrise nicht nur gesundheitlich, sondern auch beruflich und finanziell?« Drittens … das weiß ich nicht, ich habe nicht weiter gelesen.

Appell, die Justiz vor den Richtern zu retten? Wenn ich diesen Appell des Herrn Dr. Ulrich Wessels lese, glaube ich – ob dies seitens Herrn Dr. Wessels gewollt ist, sei dahingestellt – eine Art Resignation, etwas Betrübnis und den Wunsch nach mehr Vernunft heraushören zu können. Wie kann man Worte wie diese lesen und etwas anderes hören?

Ich bitte alle Gerichte, bereits anberaumte Termine, die nicht eilbedürftig sind, in Abstimmung mit den Parteivertreterinnen und Parteivertretern aufzuheben und auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen. Fristen sollten unter Berücksichtigung der aktuellen Situation möglichst großzügig gesetzt, Fristverlängerungsanträge wohlwollend behandelt werden. […] Natürlich darf Corona nicht zu einem Stillstand der Rechtspflege führen.

In dieser Zeit sollte kein solcher Appell notwendig sein. Corona bedeutet Abstand, Abstand Fürsorge, wie Bundeskanzlerin Merkel es formuliert hat. Rechtspfleger und -pflegerinnen, in deren Berufsbezeichnung Recht mit Pflege verbündet erscheint (wie Karl Kraus dies eventuell formulierte), haben vielleicht keine Pflicht, den Glauben an das Wohlwollen und die Vernunft aufrechtzuerhalten, der im Falle der Rechtspflege angenommen werden sollte. Die Pflicht wäre wohl eine zu schwere Last. Aber diese Pfleger und Pflegerinnen sollten keine Rechtssache zum Erkrankungs- oder gar Sterbefall weiter vorantreiben, wenn sie fürsorglich Halt machen können und sollten.

Wegen heute weniger Zinsen morgen. Oder so ähnlich lautet ein Spruch, den ich irgendwo gelesen habe. Der Deutsche Anwaltverein e.V. ist der Ansicht, dass Anwälte und Anwältinnen systemrelevant sind und dass »Kredite wie die der Bundesregierung mit zu 7 % Zinsen« nicht helfen. Wegen des jetzigen Umsatzumbruchs sind niemandem spätere Zahlungen in der Größenordnung zuzumuten. Ob die Systemrelevanz da hilft? Wäre es nicht besser, dem System ohne Relevanz zu bleiben? Dann könnte man für eine Null-Zinsen-Politik argumentieren. Eine überzeugende Parole bietet sich schon an: Null-Zinsen für Systemnullen.

Aus einer Mücke soll immer noch kein Elefant werden. Ein Herr Schmid und Leser des Spiegels wollte wissen, ob das Coronavirus durch Mücken übertragen werden könnte. Die Antwort? »Das ist extrem unwahrscheinlich«, so Der SpiegelWHO schreibt: »To date there has been no information nor evidence to suggest that the new coronavirus could be transmitted by mosquitoes«.

#Covidioten. Nun gibt es ein Hashtag für idiotische Menschen wie diese, die Corona-Partys feiern und sowohl die Ansteckungsgefahr als auch die möglichen Folgen einer Ansteckung aus Trotz und/oder Dummheit verkennen.

Lungeninfekt hält Europa in Atem. Das ist vielleicht die dümmste Phrase, die bisher aus der Coronakrise hervorgegangen ist. Menschen sterben an Lungenversagen und aus Spaß am Wortspiel fehlt es den Medien, die mit Worten handeln, an Synonymen und Umschreibungswillen – und letzten Endes an Takt- und Mitgefühl.

Diesen Beitrag per E-Mail weiterempfehlenDruckversion

Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
Kommentar schreiben

1 Kommentar

Kommentare als Feed abonnieren

Kommentar hinzufügen