Die aktuellen Wirkstoffgehalte von Cannabis

von Dr. Jörn Patzak, veröffentlicht am 28.02.2022
Rechtsgebiete: StrafrechtBetäubungsmittelrecht|4384 Aufrufe

In gemeinsamen Fachartikeln mit verschiedenen Naturwissenschaftlern stelle ich seit Jahren die durchschnittlichen THC-Wirkstoffgehalte des in Deutschland sichergestellten Cannabis zusammen.

Im ersten Artikel in der Neuen Zeitschrift für Strafrecht (NStZ) im Jahr 2007 habe ich mit Frau Dr. Goldhausen vom LKA Rheinland-Pfalz beschrieben, dass die THC-Wirkstoffgehalte im Jahr 1993 von Haschisch bei 6,5 Prozent und von Marihuana bei 3,6 Prozent lagen, dann aber bis zum Jahr 2004 auf 9,1 Prozent bei Haschisch und 9,9 Prozent bei Marihuana gestiegen sind.

1993

Marihuana: 3,6 Prozent

Haschisch: 6,5 Prozent

2004

Marihuana: 9,9 Prozent

Haschisch: 9,1 Prozent

Im Jahr 2005 wurde bei der statistischen Erfassung infolge der Zunahme von Marihuana aus Hochleistungszüchtungen erstmals zwischen Marihuanagemischen (Blätter und Blütengemische) und den reinen, hochpotenten Blütenständen, auch Dolden genannt, unterschieden. Die Wirkstoffgehalte stellten sich 2005 dementsprechend neu aufgeschlüsselt wie folgt dar (Patzak/Goldhausen NStZ 2007, 195 unter Verwendung des arithmetischen Mittels):

2005

Cannabisblüten: 12.0 Prozent

Marihuanagemische: 6,0 Prozent

Haschisch: 9,0 Prozent

Im Folgeartikel im Jahr 2011 sah die Zusammenstellung von Frau Dr. Goldhausen und mir für das Jahr 2008 wie folgt aus (Patzak/Goldhausen NStZ 2011, 76, ebenfalls unter Verwendung des arithmetischen Mittels):

2008

Cannabisblüten: 10,5 Prozent

Marihuanagemische: 3,2 Prozent

Haschisch: 7,8 Prozent

Die Entwicklung der aktuellen Wirkstoffgehalte von Cannabis bis zum Jahr 2019 durfte ich nun gemeinsam mit Dr. Dahlenburg vom BKA in einen Beitrag in der März-Ausgabe der NStZ fortschreiben. Neben der weiteren Steigerung der Wirkstoffgehalte von Cannabisblüten im Jahr 2019 auf 13,7 Prozent ist besonders die enorme Steigerung der Wirkstoffgehalte von Haschisch auf 22,5 Prozent festzustellen (Patzak/Dahlenburg NStZ 2022, 146 unter Verwendung der Medianwerte, die sich geringfügig vom arithmetischen Mittel unterscheiden):

2019

Cannabisblüten: 13,7 Prozent

Marihuanagemische: 2,7 Prozent

Haschisch: 22,5 Prozent

Die Blütenstände machten dabei den überwiegenden Anteil der untersuchten Cannabisprodukte aus (63 Prozent). Die Situation in Deutschland spiegelt die Beobachtungen und Trends in den Ländern der EU wider. Als mögliche Ursachen kommen die Entwicklung und Einführung neuer Formen von Cannabis wie z.B. hybride Mehrstammpflanzen, die sowohl größere Erträge pro Anbaufläche erbringen als auch höherpotentes Cannabis erzeugen, in Betracht.

Zu den Einzelheiten zur Entwicklung und Verteilung der Wirkstoffgehalte, auch bei den besonders wirkstoffreichen Cannabiskonzentraten, und zu unserem Vorschlag, wie die Wirkstoffgehalte bei fehlenden Sicherstellungen geschätzt werden können, siehe Patzak/Dahlenburg NStZ 2022, 146.

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