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Freiheits-Demos vor Gefängnissen

Meyer-Falk

2015-01-12 09:36

Freiheits-Demos vor Gefängnissen

Seit einigen Jahren wird die Tradition, an Silvester vor den Gefängnismauern zu demonstrieren, verstärkt gepflegt.

Demonstrationen 2014

Der Silvesterabend vor wenigen Tagen wurde vor einigen Gefängnismauern recht lebendig. So wurde unter anderem vor der JVA Freiburg, der JVA Dortmund, Münster, Uelzen, Köln-Ossendorf, Stuttgart-Stammheim, Hamburg und Berlin für eine Gesellschaft demonstriert, die ohne Gefängnisse auskommt. Dabei kam vielfach Pyrotechnik zum Einsatz und es wurden Grußbotschaften verlesen.

Gefängniskritik

So unterschiedlich die einzelnen linken politischen Strömungen sein mögen, denen sich die DemonstrantInnen zugehörig fühlen, so eint sie doch die Überzeugung, dass eine Gesellschaft möglich sein wird, die ohne Gefängnisse auskommt.
Exemplarisch sei auf den an der University of California lehrenden Professor für Soziologie, Loie WACQUANT verwiesen, der in seinem 2009 auf deutsch erschienenen Buch („Bestrafen der Armen – zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit“) sehr treffend analysiert, dass man endlich zur Kenntnis nehmen müsse, „dass delinquente Handlungen das Produkt nicht eines einzelnen, autonomen Individuums mit abartigen Wünschen oder bösartigen Zielen sind, sondern eines Netzes von vielen verschiedenen, nach ganz unterschiedlichen Logiken miteinander verknüpften Ursachen und Gründen (Triebhaftigkeit, Selbstdarstellung, Entfremdung, Demütigung, Grenzüberschreitung, Angehen gegen Autorität usw.) und deshalb Gegenmittel erfordern, die ebenso vielfältig und ebenso sorgfältig aufeinander abgestimmt sind“ (a.a.O., S. 287).

Radikaler Gefängniskritik begegnet oft vielfach Unverständnis – auch deshalb, weil diese Kritik bestehende gesellschaftliche Verhältnisse in Frage stellt.
Umso wichtiger erscheint mir, diesen Diskurs sachlich und faktenorientiert zu führen.

Thomas Meyer-Falk, z. Zt. JVA Freiburg (SV)

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