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Meine Kommentare
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Wenn es nicht die Ausländer:innen sind, ist es das Ausland, das die deutsche Sprache, die deutsche Kultur und Deutschland droht. Ich weiß nicht, ob Frau Hauser-Schäublin das so meinte. Ich weiß, dass Sie das so meinen. Sie wissen, ich bin Amerikaner. Und ich wette, Sie hätten mir diese Worte nie ins Gesicht gesagt. Denn Sie wissen, wie man diese Worte versteht, ja verstehen muss. Sie bedienen sich des Schutzes der Anonymität, um Ihre wirkliche Weltanschauung kundzutun. Diese Worte entspringen nicht einem Wunsch der Sprachkonservierung. Diese Worte entspringen etwas anderem, etwas Übelem. Und die deutsche Sprache hat ein Wort dafür. Nennen wir's beim Namen. Es heißt Ausländerfeindlichkeit. Und diese ermüdet.
Auch die Idealisierung der Sprache ermüdet. Die »Eigenständigkeit« der Sprache ist eine berauschende Vorstellung, von der wir uns keinen wirklichen Begriff machen können. Keine Sprache dieser Welt ist oder war »eigenständig«. Ich weiß, es fällt schwer, die Begeisterung für diese Vorstellung aufzugeben – vor allem, wenn man nur Drohungen oder Gefahren von Außen sieht. Diese Vorstellung ist aber nicht haltbar. Diese Vorstellung ist eine empirische. Und für diese Vorstellung haben Sie keine empirische Belege, keine empirische Evidenz. Sie haben diese deswegen nicht, weil es sie nicht gibt.
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Sehr geehrter Gast,
sehr geehrter Gast,
Ich schulde mindestens vier Antworten. Erstens schulde ich eine Antwort auf den Hinweis, das grammatikalische Geschlecht habe nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun. Zweitens auf die Argumentation, das Gendern sei ein erfundenes Problem: »Die generische Form meint alle Geschlechter gleichermaßen« (eben da). Drittens auf die Argumentation, das Gendern sei bei bestimmten Textarten unangebracht. Und viertens auf eine Übersetzungsproblematik: Das Gendern könne unzureichend sein.
1 Das grammatikalische Geschlecht habe nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun
Dieser Hinweis ist mir sympathisch. Er ist pointiert und scheinbar effektiv. Aber nur scheinbar effektiv. Befürwörter:innen des Genderns behaupten nicht, dass das Gendern mit dem biologischen Geschlecht allein zu tun habe. Sie behaupten, dass das Gendern auch mit dem Gender zu tun habe – daher sagt man nicht »geschlechtern«, sondern »gendern«. Der Rest dieser Antwort hängt mit der Antwort auf Zweitens zusammen.
2 Das Gendern sei ein erfundenes Problem
Hier scheiden sich die Geister. Auch diese Argumentation läuft auf eine Befüwortung des generischen Maskulinums hinaus. »Die generische Form meint alle Geschlechter gleichermaßen«, steht wörtlich. Meiner Ansicht nach wolle man sagen, der Inhalt zähle; man wisse, dass mit dem generischen Maskulinum auch Frauen und Nichtbinären gemeint seien: »Alle könnten sich gemeint fühlen«. steht wörtlich. Ja und Nein. Eine ernsthafte Debatte ist zu führen, ob der Inhalt von der Gestaltung des Inhalts zu trennen ist. Ich glaube nicht. Ich glaube, das Gendern ist ein Versuch den Inhalt durch die Sprache zu gestalten. Ich finde diesen Versuch aus verschiedenen Gründen problematisch, wie oben schon ausgeführt. Immerhin finde ich diesen Versuch einen Versuch wert. Aber hier werden wir diese Debatte weder führen noch beenden können.
Der Rest der Argumentation läuft auf eine Art Nirvana-Fehlschluss hinaus. Die deutsche Sprache sei »unsexy« – nicht mein Wort – und, wenn ich richtig verstehe, etwas widersprüchlich an sich. Aus diesem Umstand sei es lächerlich oder Zeitverschwendung oder unnütz oder unsinnig, eine gendergerechte Sprache anzustreben. Diese Argumentation ist m.E. eine sehr wichtige. Sie ist eine Fortführung der Argumentation, »Wenn Flugzeuge nur mit Frauen besetzt sind, ist das keine unbemannte Luftfahrt«. Letzte Woche hatte ich keine Antwort darauf. Heute habe ich eine.
Auf den ersten Blick ist diese Argumentation sehr überzeugend; sie hat mich auf den ersten Blick fast überzeugt. Aber nur auf den ersten Blick. Sie läuft darüber hinaus, dass das Fehlen einer perfekten Lösung bzw. eines perfekten Lösungsansatzes die Lächerlichkeit, die Zeitverschwendung, die Unnütizigkeit oder die Unsinnigkeit des Genderns zur Folge hätte. Befürwörter:innen des Genderns können dieser Argumentation in jeder Hinsicht bis zur Schlussfolgerung folgen und trotzdem Recht haben. Es gibt unperfekte Lösungen und Lösungsansätze, die trotzdem (auch unperfekte) Verbesserungen darstellen, die wünschenswerter sind als der Status quo. Nur weil die Lösung, der Lösungsansatz und/oder die Verbesserung nicht perfekt ist, heißt nicht, dass die Lösung, der Lösungsansatz und/oder die Verbesserung lächerlich oder Zeitverschwendung oder unnütz oder unsinnig ist.
Nehmen wir Arbeitsverträge als Beispiel. Heutzutage werden in vielen Arbeitsverträgen Arbeitnehmerinnen mit »der Arbeitnehmer«, also mit dem generischen Maskulinum, definiert. In denselben Arbeitsverträgen beharren Gesellschaften als »die Arbeitgeberin« definiert zu werden. Wenn Gesellschaften immer wieder als Arbeitgeberin definiert werden dürfen, so sollten auch Frauen immer wieder als Arbeitnehmerin definiert werden, auch wenn alle wissen, dass mit »Arbeitnehmer« eine bestimmte Frau mit einem bestimmten Wohnsitz gemeint ist. Hier wäre eine Gegenseitigkeit, das heißt, die Gestaltung des Inhalts durch die Sprache, nicht nur angebracht, sondern auch wünschenswerter als der Status quo, bei dem man nur auf den Inhalt beharrt. Hier wäre das Beharren auf das generische Maskulinum etwas unsinnig, wenn nicht gleich lächerlich. Dennoch gilt: Dies könnte man als unperfekte Lösung bzw. einen unperfekten Lösungsansatz ansehen.
Wie verhält es sich etwa bei biologischen Frauen, die sich als Männer identifizieren, oder bei biologischen Männern, die sich als Frauen identifizieren? Und ich höre die Frage: Was ist mit Menschen, die sich als »divers« identifizieren? Wie sollte man mit ihnen umgehen? Ich habe nicht alle Antworten. Grundsätzlich können Befürwörter:innen des Gendern gerne wollen, dass eine biologische Frau als »Arbeitnehmer« definiert wird, soweit die Frau biologisch eine Frau ist, aber sich als Mann identifiziert. Entsprechendes gilt für Männer, die sich als Frauen identifizieren. Aber wie gesagt: Ich habe nicht alle Antworten. Mein Nichtwissen ist kein Argument gegen das Gendern, erst Recht nicht für Sie. Wie sähe eine Antwort aus? Wir können damit anfangen, indem wir diese Menschen fragen, wie sie heißen möchten. Es ist wirklich nicht zu viel verlangt, dass wir aufeinander zugehen; versuchen, uns auf menschlicher Ebene zu verstehen. Der Wunsch, aufeinander zuzugehen, uns auf menschlicher Ebene zu verstehen, ist kein erfundenes Problem und sollte auch nicht als solches behandelt werden.
Hinzu kommt: Im Kommentar steht wörtlich: »Gendern zerstört das Sprachverständnis dahingehend, dass die generische Form teilweise nicht mehr als solche erkannt wird«. Die Antwort darauf ist: Ja, Gendern zerstört das Sprachverständnis des Status quo. Das, jedenfalls, die Störung dieses Verständnisses, ist Sinn und Zweck des Genderns. Dass man genau das bezweckt, was man bezwecken möchte, ist kein Argument gegen den Zweck, sondern eine Feststellung der Aussicht auf Erfolg. Vielleicht kommt es besser an, wenn man dies anders formuliert: Mit dem Gendern will man gendergerechter, sensibler, schreiben und sprechen. Das ist ein bescheidenes Ziel. Um so zu schreiben und zu sprechen, muss man das generische Maskulinum aufgeben, soweit diese Aufgabe angebracht ist. Aber wir haben einen weiten Weg vor uns, bevor eine grundsätzliche Aufgabe des generischen Maskulinums überhaupt in Frage kommt.
3 Das Gendern sei bei bestimmten Textarten unangebracht
Grundsätzlich habe ich nichts dagegen einzuwenden. Wir müssen zunächst Babyschritte machen.
4 Das Gendern könne unzureichend sein
Im Blogbeitrag habe ich meine Ansicht qualifiziert: »Übersetzer:innen sollten diese [= rhetorische Figuren] entweder in der Übersetzung selbst oder im Rahmen einer Anmerkung berücksichtigen, soweit diese Berücksichtigung notwendig oder sachdienlich ist«. —Soweit die Berücksichtigung notwendig oder sachdienlich ist. In der Praxis verlangt – meiner Efahrung nach – keine Übersetzung eine grunsätzlich eins-zu-eins-Wiedergabe der Orthographie des Ausgangstexts in den Zieltext (»police:wo_men« stellte so eine Umsetzung dar). Soweit man das deutsche Gendern auch im Rahmen einer Übersetzung ins Englische berücksichtigen muss und dies auch sachdienlich ist, so werde ich zunächst meine Empfehlung ganz allgemein halten müssen: Es kommt auf den Einzelfall an. Und ich weiß, wie unzufrieden diese Empfehlung wirken muss. Darin sehe ich aber auch etwas Hoffnung: Es kann noch Fälle geben, in denen man etwas Kreativität benötigt und kreative Lösungen angebracht sind.
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Sehr geehrter Gast,
ich halte das Gendern für durchaus problematisch, wie oben bereits ausgeführt. Dennoch überwiegen – meiner Ansicht nach – die Vorteile. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Man kann gendern, oder auch nicht. I don't judge. Ich bin lediglich der Ansicht, dass uns das Gendern zwingt, anders zu denken und anders zu schreiben und somit besser, senisibler, mit unseren Mitmenschen umzugehen. Ich nehme die sprachlichen und typografischen Probleme des Genders in Kauf, um dieser Vorteile willen und nur in bestimmten Fällen.
Wenn ich etwa einen Text mit literarischem Anspruch schreiben/übersetzen wollte, so hätte ich ernsthafte Bedenken, die unter Umständen gegen das Gendern sprechen würden: Wortklang, Satzkadenz, Silbenrhytmus etc. Die meisten Texte, die man heutzutage schreiben muss, haben keinen literarischen Anspruch. Also ist das Gendern in zumindest in diesen Fällen nicht unbedingt unangebracht.
Hinzu kommt: Bis gestern hatte ich keine gute Argumentation gegen das Gendern gehört/gelesen. Auch die vorstehenden Argumentationen der anderen Kommenator:innen überzeugen m.E. wenig. Aber Ihr Satz
… dieser Satz haute mich um. Sie haben Recht. Alle Befürworter:innen des Genderns müssen eine angemessene Antwort auf ihn finden. Ich wünsche, ich hätte eine. Ich habe jedoch keine. Und das Finden einer Antwort wird sich wohl als schwierig erweisen.
Zu Ihrer Frage: Ich kenne keinen Versuch im Englischen, nicht alphabetische Zeichen in Wörter einbaut. Im Englischen wäre, vermute ich, diese Zeichen – mangels eines besseren Wortes – überflüssig. Viele Substantive sind ohne Weiteres genderneutral. Die, die nicht genderneutral sind, können ohne Weiteres umgeschrieben werden (chairman –> chairperson, policeman –> police officer und so weiter). Hinzu kommt (und etwas vereinfacht ausgedrückt): Anders als im Deutschen sind die Artikeln im Englischen (the, a, an) an sich genderneutral.
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Sehr geehrter Gast,
zu meinem Entsetzen ist es schon fast 17:30 Uhr. Der Tag vergeht so schnell. Nun muss ich mich nun um meine Tochter kümmern. Die kleine Maus hat mich heute kaum gesehen. Ich antworte morgen.
Mit besten Grüßen
Peter Winslow
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Ab sofort gilt:
Kommentare, die Worte wie »die Radikalfeministen der Sprachgemeinschaft«, »die Erfindung einer feministischer [sic] "Wissenschaft"« oder Ähnliches enthalten, in denen die »Radikalfeministen« oder Vertreter:innen »einer feministischen Wissenschaft« nicht zitiert werden, in denen keine Quelle angegeben wird und in denen man sich nicht ernsthaft mit diesen auseinandersetzt, werden ohne Weiteres gelöscht.
Begründung: Es ist ermüdend, immer wieder vage Beschimpungen gegenüber Gruppen zu lesen, für deren Existenz weder ein Beweis noch ein Nachweis geführt wird. Ernsthafte Ausführungen, ernsthafte Diskussionen sind willkommen. Aber vage Beschimpfungen und Vorwürfe werden nicht mehr geduldet, mit diesen setzte ich mich auch nicht mehr auseinander. Ich habe versucht, Argumentationen erstzunehmen. Ich habe versucht, eine Debatte mit sämtlichen Kommentator:innen zu führen.
Kommentator:innen, die nur beschmipfen wollen, die nur mit der Welt und einer geänderten Welt unzufrieden sind, werden nur unzufriedener gemacht: Ich lösche Ihren Kommentar.
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Wie oben bereits ausgeführt:
Ihr Kommentar ist auch eine Variation dieser Befürwortung. In Ihrem Fall, wie im Fall des Dammbrucharguments, beruht diese leider auf einem scheinbaren Missverständnis des Genderns. Gestern postete Herr Prof. Dr. Stoffels einen Beitrag, in dem genau der Zweck des Genders erläutert wird – vom LAG Schleswig-Holstein. Das Gendern dient nicht dazu, Frauen den Vorzug zu geben. Das Gendern deint auch nicht dazu, alle denkbar möglichen Gruppen sichtbar zu machen. Aus dem Beitrag von Herrn Prof. Dr. Stoffels geht klar hervor: Das Gendern im Allgemeinen und das Gendersternchen im Besonderen
Mit anderen Worten: Das Gendern dient dazu, alle Geschlechter zu symbolisieren, es dient einer sprachlichen Gleichbehandlung aller Geschlechter. Die Antwort auf Ihre Frage »Warum Gendern« lautet also: weil wir uns anstrengen sollten, geschlechtersensibel und diskriminierungsfrei zu schreiben.
Was Ihre Argumentation im Hinblick auf Englisch anbelangt: Ich habe bereits darüber geschrieben. Ein anderer Gast kam Ihnen zuvor und ich habe auf seinen Kommentar geantwortet. Ihn habe ich auf einen Blogbeitrag von mir hingewiesen, den ich bereits letztes Jahr hier bei der beck-community gepostet habe. Sie weise ich aber auch darauf hin. Aber gerne wiederhole ich mich. Ihr Beispiel ist zu einseitig. Bei dem einen spezifischen Wort »translator« haben Sie recht, aber nur teilweise. Im Englischen gilt das Wort sehr wohl als genderneutral. Es schließt sämtliche Personen mit ein, die übersetzen, unabhängig von ihrem Geschlecht/Gender. Unrecht haben Sie, sobald wir andere Beispiele unter die Lupe nehmen. Es gibt andere Wörter, die nicht als genderneutral gelten. Im Klartext: Im Englischen wird sehr wohl eine genderneutrale Sprache angestrebt und diese Genderneutralität muss auch im Regelfall beim Übersetzen ins Englische umgesetzt werden. Zum Beispiel: Wenn das Gender/Geschlecht von Polizist:innen unbekannt ist, übersetzt man »Polizisten« nicht mit »policemen« (einem nicht genderneutralen Wort), sondern mit »police officers« (einem genderneutralen Wort). Das heißt, wenn etwa »Polizist:innen« im Deutschen stünde, würde dies gendergerecht mit »police officers« übersetzt. Um mich Ihrer Worte zu bedienen: Im Englischen werden sehr wohl »Angehörige bestimmter Gruppen [] durch grammatische Formen sichtbar gemacht«. ——Siehe meinen verlinkten Beitrag für eine ausführlichere Diskussion.
Sie fragen:
In der Sprachphilosophie sagt man »meaning isn't in the head«. Was Ihnen beim Schreiben zwischen den Ohren vorgeht, sieht man im geschriebenen Text nicht, kann man nicht sehen. Man hat nur den Text. Woher sollten Leser:innen wissen, dass Sie weder Frauen noch Männer spezifisch meinen? Woran erkennen sie Ihr Meinen im Text? Ihre Antwort scheint die zu sein: am generischen Maskulinum. Leser:innen erkannten den Umstand, dass Sie weder Frauen noch Männer meinen, an der Tatsache, dass Sie gleichsam nur maskulinspezifisch gendern. Ich weiß nicht, ob Sie mir auf den Arm nehmen. …
Sie schreiben:
Auch hier weiß ich nicht, ob Sie mir auf den Arm nehmen. Sie möchten von einer Möglichkeit auf eine Tatsache schließen, ohne dass die Tatsache vorliegen muss. Es solle grundsätzlich bei der Möglichkeit bleiben, diese solle nur dann zur Tatsache werden, wenn Frauen in der Tat besonders und spezifisch gemeint sind. Die einzige Gruppe, die sprachlich spezifisch markiert werden könne, solle in der Tat nicht sprachlich spezifisch markiert werden, wenn sie in der Tat nicht besonders und spezifisch gemeint sei. Entsprechendes scheint nicht andersum zu gelten: Wenn Männer in der Tat nicht besonders und spezifisch gemeint seien, sollten Männer in der Tat sprachlich spezifisch markiert werden. Man gerät in ein ernstzunehmendes Spannungsverhältnis, wenn nicht in einen Widerspruch. ——Auch scheint Ihre Meinung nicht zuzutreffen. Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch soll im Interview gesagt haben: Aus Sicht des Sprachsystems ergebe es nicht mehr Sinn,
Mit dem Gendern wird in diesem Sinne versucht, einen Mittelweg zu finden, den man gut oder schlecht finden kann. Aber klar ist, dass ein solcher Mittelweg notwendig ist – daher auch der ganze Lärm ums Gendern. Ich wiederhole: Wir brauchen eine bessere Debatte, bessere Beriffe, eine bessere Qualität des Miteinanders beim Finden und beim Erfinden angemessener Antworten auf die Frage des Genderns.
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Von Ihrer Verlinkung auf einen Examsvorbereitungsaufsatz und Ihrer Verwendung der Wörter »logisch-weitergedacht-Argument« vernehme ich, Sie sind entweder Studierende oder gerade am Anfang Ihrer Karriere als Jurist:in. Aber two things.
Erstens: Ihr »logisch-weitergedacht-Argument« erfolgt in Form eines Dammbrucharguments. Das eine schließt das andere nicht aus. Nach dem verlinkten Aufsatz zu beurteilen, ist das argumentum ad absurdum sogar eine besondere Form des Dammbrucharguments. Überhaupt: Wenn Sie den verlinkten Aufsatz gelesen haben, so wissen Sie: »Die [durch ein argumentem ad absurdum] aufgezeigten Folgen der Gegenansicht müssen tatsächlich absurd (dem Wortsinn nach widersinnig) sein, nicht bloß unerwünscht oder zweifelhaft« (Ziffer III.1 auf der ersten Seite, Seite 467). Die Folgen Ihres »Arguments« sind nicht absurd; sie sind nicht dem Wortsinn nach widersinnig. Diese zeigen weder, dass meine Ansicht widersprüchlich ist, noch, dass sie irgendetwas oder dass etwas ihr entgegensteht. Sie haben nicht einmal versucht, meine Ansicht darzulegen. Ich weiß daher nicht, wogegen Sie argumentieren. Die wiederholte Verwendung von An- und Abführungszeichen um das Wort »sichtbar« deuten darauf hin, dass Sie ein Problem mit dem Wort haben. Sie scheinen den Gesamtzusammenhang nicht berücksichtigt zu haben. Sie haben sich nicht mit meiner weiteren Argumentation auseinandergesetzt. Daher gilt: Die von Ihnen dargelegten Folgen sind nicht nur zweifelhaft, sie sind sehr zweifelhaft. Bei Ihrem Kommentar wird sogar der Eindruck erweckt, man hat es mit einem Strohmann-Argument zu tun. Um es kurz zu halten: Niemand glaubt, dass das Gendern etwa einen Zwergaufstand oder Bierbeziechnungsverbote, oder … zur Folge hätte. Aufgrund Ihrer Darlegung kann auch niemand das glauben. Wenn Sie den verlinkten Aufsatz gelesen haben, so wissen Sie: »Wer aber genauer hinschaut, wird erkennen, dass es [= das argumentum ad absurdum] oft nicht so elegant überzeugt« (direkt in der Einleitung auf Seite 467). Sie haben unelegant nicht überzeugt. Versuchen Sie's nächstes Mal mit dem sogenannten steelmanning.
Zweitens: Der Eindruck des Strohmann-Arguments wird nur verstärkt; ich habe weder behauptet, dass etwas gegen das »Dammbruchargument« an sich einzuwenden ist noch dass diese Form des Argumentierens nicht zu überzeugenden oder seriösen Ergebnissen führen kann. Ich habe lediglich behauptet, dass Dammbruchargumente »manchmal sehr wenig überzeugen« können und dass Ihr spezifisches Dammbruchargument nicht überzeugt.
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Als ich vor einer »ideologisch aufgeblasenen Diskussion« auf beiden Seiten gewarnt habe, meinte ich nicht, dass man ein Dammbruchargument bringen soll. Dammbruchargumente können manchmal sehr wenig überzeugen – und hier erst recht überzeugt das Dammbruchargument sehr wenig. Aber das wissen Sie selbst. Oder glauben Sie wirklich, dass ein Doppelpunkt oder ein Sternchen oder ein Unterstrich zu einem Zwergaufstand führt? zu Sprachverboten durch Senioren? zu einem »religiosen Gemeinschaftsraum« durch Nichtdeutscher wie mich? zu Bierbezeichnungsverboten? und und und? Das glauben Sie alles nicht. Und da man nicht glauben kann, dass Sie das alles glauben, trägt dieses Dammbruchargument sehr wenig zur eigentlichen Debatte bei. Auch satirisch oder polemisch fällt es deswegen flach, weil es so unglaubwürdig ist. Nicht mal ein Kernchen Wahrheit.
Ich wiederhole: Wir brauchen eine bessere Debatte, bessere Beriffe, eine bessere Qualität des Miteinanders beim Finden und beim Erfinden angemessener Antworten auf die Frage des Genderns.
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Sehr geehrte Frau mio217,
leider wird auf beiden Seiten der Gendern-Debatte eine »ideologisch aufgeblasene Diskussion« geführt. Diese Diskussion wird nicht weiterführen, wenn die Beteiligten vor diesem unglücklichen Umstand nicht Halt machen. Auch Ihr Kommentar enthält »ideologisch aufgeblasene« Elemente. Diese Elemente sind eine vereinfachte Auffassung der Demokratie und eine furchtbare Auffassung des Menschen. Ich fürchte sogar, Sie geraten in ein Spannungsverhältnis, wenn nicht in einen Widerspruch.
Was die vereinfachte Auffassung der Demokratie angeht: Nach Ihrer obigen Auffassung könnte man meinen, die Demokratie sei eine Diktatur der Mehrheit – oder wie Karl Kraus dies einmal formulierte: »Demokratisch heißt jedermanns Sklave sein dürfen« (F 333: 1). Die Demokratie ist keine Gesellschaftsform – um Kraus etwas aus dem Zusammenhang gerissen zu zitieren – die durch einen von der Mehrheit auferlegten »Zwang zur Freiheit leitet« (eben da). Wenn die deutsche Demokratie so aussähe, wie Sie vermutlich möchten, so wären alle gezwungen, (klar definierte?) Freiheiten entweder auszuleben oder aufzugeben: Sie dürften das generische Maskulinum verwenden, ich müsste das Gendern aufgeben. Eine auferlegte Freiheit, auch eine mehrheitlich/demokratisch auferlegte Freiheit, führt zu einem ernstzunehmenen Spannungsverhältnis, wenn nicht zu einem Widerspruch. Heute haben wir beide unsere Freiheiten in Ihrem Sinne: Sie können das generische Maskulinum verwenden, ich kann gendern. Meine Freiheit schränkt Sie keineswegs in Ihrer Freiheit ein. Sie lamentieren meine Freiheit und werfen mir, einem Ausländer, entweder gesellschaftliches Dominierungsdenken oder die Auferlegung von Diktaten oder beides vor. Ich will Ihnen nichts wegnehmen, Sie mir schon. Wer will wem was auferlegen? Wer will Freiheiten einschränken? Ich möchte nur, dass Sie beim Schreiben etwas umdenken. Ich verlange kein konkretes Ergebnis. Eins ist mir wünschenswert. Aber mit dem Umdenken allein kann ich mich zufrieden geben. Unterm Strich gilt: Wir brauchen bessere Begriffe, eine bessere Qualität der offenen Debatte, eine langsamere Diskussion, wir brauchen Geduld und Verständniss.
Nichts ist mehr heilg, da haben Sie Recht. Sie scheinen aber etwas aus dem Auge verloren zu haben. Der Umstand, dass nichts mehr heilig ist, hat keine Diktate, weder selbstauferlegte noch politische auferlegte, zur Folge. Dass ich mich anders verhalte als Sie, heißt nicht, dass Sie sich verhalten sollten wie ich mich. Man sollte in dem Verhalten unserer Mitmenschen keine Befehle, keine Aufforderung zur Anpassung vernehmen. Selbstständiges Denken und überzeugende Argumente waren und bleiben angebracht. Nehmen wir lediglich ein Beispiel: Vermutlich pinkeln Sie im Sitzen. Ich nicht. Aber ich sehe nicht in Ihrem Sitzen eine Aufforderung zum Sitzen, wenn ich pinkele. Spaß beiseite: Menschen sind anders; keiner gleicht dem anderen. Der Mensch, wie die Welt und wie die Sprache, ist im Wandel. Aber es gibt immer noch bedeutende Ähnlichkeiten. Menschen wollen sein, wer sie sind. Menschen wollen leben, wie sie wollen. Dieses Wollen ist nicht immer gut, ist nicht immer wünschenswert. Dennoch gilt abgesehen etwa von bestimmten Straftaten: Das eigene Verhalten ist nicht mit der Aufgabe der eigenen Freiheit gleichzusetzen. Im Gegenteil: Das ist gelebte Freiheit. Freilich ist dies etwas vereinfacht ausgedrückt. Ich berücksichtige nicht etliche Nuancen. … Still, my point stands: Man sollte durch Argumente, selbstausgedachte und politische, überzeugen, die auch durchs Verhalten verstärkt werden können. ich wiederhole: Nicht das Verhalten, sondern die Argumente sollen überzeugen.
Was die furchtbare Auffassung des Menschen angeht: Menschen sollten nicht, zumindest nicht allein, durch ihre Leistung Anerkennung finden. Diese Auffassung des Menschen ist eines der schlimmsten Elemente des heutigen »konservativen« Denkens. (You've said the quiet part out loud; daher auch die Anonymität?) Diese Auffassung führt unter Umständen dazu, dass man Menschen wie Herrn Hans-Georg Maaßen oder Herrn Rudy Guilliani anerkennen sollte, weil sie im Leben viel geleistet haben. Allein aus diesem Grund ist diese Auffassung nicht haltbar. Hinzu kommt jedoch: Diese Auffassung droht zu einseitig zu werden und eine andere gesellschaftliche Folge schmackhaft zu machen, nämlich diese: dass man Menschen, die nichts leisten bzw. nichts leisten können, weil sie etwa schwer behindert bzw. gesellschaftlich oder anderweitig benachteiligt sind, nicht anerkennen sollten. Aber: Noch sollten Menschen durch ihr Gender allein Anerkennung finden. Menschen – auch Nichtbinäre und auch leider Herr Maaßen – sollten deswegen Anerkennung, zumindest Berücksichtigung, finden, weil sie Menschen und Teil unserer Gesellschaft sind.* Erst wenn man diesen Gedanken auslebt und die Konsequenzen aus ihm zieht, wird eine angemessene Grundlage für eine weiterführende Diskussion rund ums Gendern gelegt.
Zum Schluss: Der status quo ärgert mich, das Gendern Sie. Wir müssen Geduld haben, alle beide. Man sieht zwei Enden eines Spektrums; findet eins gut, eins schlecht; und verhält sich, reagiert, entsprechend. Eine »Mehrheitsdiktatur« ist genauso schlimm wie eine »Minderheitsdiktatur«. Eine Diktatur ist schließlich eine Diktatur. Wir brauchen etwas anderes. Wir brauchen Hegel: These, Antithese, Synthese. Wir müssen das Gute, womöglich das Beste, von beiden Enden des politischen Spektrums in einer neuen Möglichkeit vereinen. Die besten Absichten und die besten Argumente auf beiden Enden des Spektrums sollten berücksichtigt und zu einer besseren Gesellschaft für alle führen, auch für Herrn Maaßen und Herrn Guillani, auch für Minderheiten und Benachteiligte (darin sind wir uns ja einig). Das wäre jedenfalls meine Hoffnung. Wir machen Halt und sprechen in aller Ruhe miteinander, gerne polemisch, satirisch, aufgeregt. Aber langsam und mit etwas Geduld.
* Ja, als Ausländer behaupte ich, dass ich Teil der deutschen Gesellschaft bin. Sie ist auch meine Gesellschaft. Hier habe ich Frau und Kind, Haus und Hof, Freunde und Katze. Ich weiß sogar, was Raclette ist.
Peter Winslow kommentiert am Permanenter Link
Lesen Sie den Beitrag bitte noch einmal. Nirgends steht »ein Fahrwasser navigiert«.
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