Update: „Black Earth Rising“ – Von der starken Macht der Bilder

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 18.02.2019
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Warum ein Blogbeitrag (hier zum Beitrag) zu einer kostenpflichtigen Streaming-Serie?

Tagtäglich lesen, hören, sehen wir schlimme Nachrichten aus allen Herren Ländern und können uns dennoch keine rechte Vorstellung von dem machen, was da geschah. Deshalb wenden wir uns sehr schnell der nächsten Nachricht zu.

Callot und Goya sind die Vorläufer der Kriegsdokumentation. Die Kriegsberichterstattung mit der Kamera beginnt mit Robert Capas Bild des Soldaten im spanischen Bürgerkrieg, als ihn die tödliche Kugel trifft. Der „CNN-Effekt“ spielte eine nicht unmaßgebliche Rolle, dass die NATO in Bosnien eingriff.

„Black Earth Rising“ ist keine Dokumentation. Aber die Spielfilmserie berührt uns beim Betrachten der ergreifenden Bilder von dem, was Menschen anderen Menschen antun, anders als wenn wir eine solche Meldung lediglich lesen oder hören.

Die Bilder sollen nicht nur Mitleid entfachen, sondern den Wunsch, etwas dagegen zu unternehmen, dass sich solch grauenhafte Szenen nicht wiederholen.

Henri Dunant war 1859 Augenzeuge wie sich in der Schlacht bei Solferino 80.000 Soldaten bestialisch niedermetzelten. Seine Eindrücke sind in seinem Tagebuch nachzulesen. Er wollte und hat etwas unternommen: Zur Gründung des Internationalen Roten Kreuzes kam es bereits im Jahr 1863. Ein Jahr später wurde die Genfer Konvention verabschiedet. Da liegt die Geburtsstunde des Völkerstrafrechts, dessen Errungenschaften heutzutage wieder infrage stehen.

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13 Kommentare

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Vielleicht sollte man auch noch Berta von Suttner hier erwähnen, auch wenn ich als Gast hier kein Pazifist um jeden Preis bin, sondern die Devise habe: "Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit", oder wie es die Römer sagten: "Si vis pacem, para bellum", oder: "Wer alle seine Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet hat, wird für die pflügen müssen, die das nicht genau so getan haben."

Auch das Motto der freien Friesen ist mir noch in Erinnerung geblieben.

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Wesentlich ist: Blut sparen, wenn denn schon gekämpft werden muss oder soll. Vorbildlich hierzu Polenfedzug, besonders Frakrich-Feldzug 1940, 1. Irakkrieg ( wenige Tage, die Irakische Armee zu  Klump geschossenund bombardiert). Entsetzlich jener "Vietnam-Krieg". Dsselbe gilt bei Polizeieinsatz: Die denkbar stärkste absolute Übermacht, zeitig ein Schuss in  den Kopf eines Verbrechers, spart viele Menschenleben, Zivilisten und Polizisten.

Vietnam-Kreg: Tote Nordv. ca.1,1 Mio, Südvietnam ca. 225.000, USA 58.220 ( alles aus wikipedia). Polen-Feldzug: Wehrmacht ca. 11.000 Gefallene,Poln Streitkräfte: 66.300 Gefallene. Nach französischer Kriegserklärung Frankreich-Feldzug: ca. 60.000 frz. Gefaööene, ca. 49.000 deutsche Gefallene. Ich sagte: "Blut sparen, wenn.....". Und vorbildlich "hierzu". Bei Kriegen ist die Frage des Beginns und der "Schuld" stets so eine Sache, zumal wenn Sieger die Geschichte schreiben und erst recht, wenn geknetete Umerzogene dem folgen. Bei der Polizei, die ich nannte, sollte es uns Rechtsstaatsbewussten klar sein. Falls jemand heutzutage labern wollte, "niemals Krieg", sollte er kurz seine Position prüfen, ob er GB und F etwas vorwerfen möchte, weil sie am 3. Sept. 1939 ein Polen gegegebenes Beistandsversprechen einhalten wollten. Allerdings sollte auch Beistand effektiv sein - und  nicht wie Polen fünfeinhalb   Jahre lang unter NS-Terror verderben lassen und dann anschließend in kommnistischen Terror hineinführen. 

Ich habe die Serie nun gesehen. Mehr noch als die Traumatisierung durch die Gräuel, die ich eher als einen notwendigen Teil der Erzählung wahrgenommen habe, um in diesem extremen Rahmen auf das eigentlich zentrale Thema der Serie zu kommen. Was und wie notwendig ist Wahrheit, die ganze Wahrheit in seinen Widersprüchen und Verwicklungen? Zum Beispiel wenn sie grundsätzlich Richtiges in ein zwiespältigen Licht rückt oder wenn Verurteilungswürdiges relativiert oder zumindest als menschlich verständlicher offenbart wird?
Wieviel Verständnis für Irrungen und menschliche Schwäche müssen und können wir uns leisten, um den roten Faden nicht zu verlieren? Darf die Geschichte geschönt, Widersprüchliches aus ihr entfernt werden, um das Richtige zu erzählen und aus ihr zu lernen? Kann Wahrheit töten, die richtigen Konsequenzen vereiteln, das Notwendige lähmen?
Diese Fragen stellen sich auch, wenn es als Begründung "zur Wahrung der Funktionsfähigkeit des Rechtssystems" heißt. Insofern greift die Serie eine universelle Frage auf, die sich im Zusammenhang mit einem Genozid nur mit besonderer Schärfe zeigt.

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Wasost Wahrheit? Diese Frae gilt stets. Von ARD-Gniffke wissen wir, dass Reporter gern durch Winkel umd Dosierung das Berichtete steuern und manipulieren. Das heißt - das kundige uge wusste es stets. Die tagesthemen haben 2.9.2018 ja - wohl weil sie mussten - eingeräumt, dass sie am 1.9.2018 enen verfälschten Fim-"Bericht" gesendet hatten. Aus den Umständen zur jüngsten Klage eines 16-jährigen gegen die washington post wissen wir, dass Hass und Hetze produziert wurden durch manipulierte "Videos", ca. 19.1.2019. Eine Kanzlerin lügt davon, wir "haben" Videoaufnahmen (Plural!!) von "Hetzjagden" (Plural!!). Wenn ein Behördenpräsident einmal öffentlich  sagt, so einer Zeckenbiss - "Verlautbarung" allein glaube er nicht ( als Fall wie 19.1.2019 in USA), da wird er zum Teufel gejagt. Man muss alles an "Berichten" prüfen, wo irgend möglich. Die Grenze des zu Veröffentlichenden ist die Privatsphäre und erst recht Intimsphäre. Die zwangsbetragsfinanzierten "Anstalten" "für betreutes Denken"  sind ja längst zu "Klumpfüßchens Märchenstunde" degeneriert. Zur Jpuraile emfehle ich Studium  von Haller, (Otto Brenner Stiftung), Juli 2017, "Die Flüchtlingskrise in den Medien". Die deutsche mainstream-Journaille hatte den sittlichen  Nährwert von "Völkischem Beobachter" - voll linientreu. 

.............. und trotzdem höre ich mir so manches Gelalle Berliner Großlautsprecher_*/Innen an. Grunzendes Gelalle wie "Wir schaffen das"  wird ja doch bisweilen gefolgt von Erwägenswertem. Manche verpacken auch ihre Drohungen erst mitten in den Text. Andere Kleingeister verbleiben lieber in ihren Echokammern. Noch einmal: die Studie von Haller ist sehr lesenswert!

Noch einmal: die Studie von Haller ist sehr lesenswert!

Diese Studie empfehlen sie doch nur "zur Jpuraile". Mit "Jpuraile", was das auch immer neumodisches oder peusisches ist, habe ich allerdings überhaupt nichts am Hut, so dass ich die Studie wohl auch nicht lesen oder kennen müßte...

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Wie gesagt: das empfehle ich: Haller, (Otto Brenner Stiftung), Juli 2017, "Die Flüchtlingskrise in den Medien"

Ich brauche keine "Jpuraile", deshalb werde ich das nicht besorgen und auch nicht lesen. Wenn Peus etwas empfiehlt, ist es prima facie schon deshalb nicht viel wert, ungeachtet, ob "Jpuraile" oder nicht "Jpuraile"...

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Ich bin hin- und hergerissen, ob ich Ihnen zur Macht der Bilder zustimmen soll. Einerseits fühle ich mich selbst durch dramatische Bilder und Szenen in Filmen (wie das Mädchen im roten Kleid, das in „Schindlers Liste“ am Ende tot in einem Leichenberg liegt oder die Darstellung eines KZs in der Serie „Band of Brothers“) stark beeinflusst und zum Nachdenken angeregt. Anderseits gibt es gerade zu Ruanda ja auch den berühmten Film „Hotel Ruanda“, in dem es in einer Szene sinngemäß heißt: Wenn die Menschen die Bilder des Genozids, der hier geschieht sehen werden, werden sie sagen „Oh Gott, wie schrecklich!“. Und dann werden sie ganz normal mit ihrem Leben weitermachen.

Was ich damit sagen will ist Folgendes: Wir werden durch drastische Bilder, wie Sie sie beschreiben, stark emotional berührt. Aber das war es dann meistens auch. Nur in den seltensten Fällen und nur bei wenigen Menschen führt dies dann auch zu einer entsprechenden Reaktion. Wir alle erinnern uns noch an die Bilder des tot angeschwemmten Flüchtlingsjungen Alan Kurdi an der türkischen Mittelmeerküste. Millionen Menschen waren davon tief emotional berührt – aber schon bald war es wieder vergessen. Das Sterben auf dem Mittelmeer geht weiter. Bilder von Folter und Gewalt aus aller Welt, die täglich in den Nachrichten auf uns einprasseln, haben die in ihnen abgebildeten Gräueltaten nicht beendet. Es wird weiter gefoltert, gemordet vergewaltigt. Ich glaube der Grund liegt in einer emotionalen Kälte, gewissermaßen einem Schutzpanzer des Menschen gegenüber Allem, was außerhalb eines recht eng umgrenzten sozialen Bereichs (womöglich die nähere Familie und Freunde) geschieht. Geschehnisse, die diesen Bereich nicht berühren rütteln uns kurz emotional auf, aber spätestens nach ein paar Tagen (und meistens schon nach ein paar Minuten) sind sie eine ferne Erinnerung, von der keinerlei Handlungszwang (zu einer Nothilfe-Aktion oder ähnlichem) ausgeht. Wenn jeder Mensch, das Leid, das Sie ansprechen, wie das eines nahen Familienangehörigen erfahren und empfinden würde, dann und erst dann könnten wir unmöglich so weitermachen. Wir wären zum Handeln gezwungen oder würden wahnsinnig werden. Aus psychologischer Sicht soll uns der emotionale Schutzpanzer wahrscheinlich genau davor schützen: Vor der Realisation des Wahnsinns, den wir Menschen uns mittelbar oder unmittelbar gegenseitig antun oder den wir zumindest nicht verhindern…

Nun - "Bilder"  in unserem sog.visualisierten Zeitalter - es gehört zum Begriff "Lügenpresse" passend, wenn deren sog. "Systemphotos" betrachtet werden. Nur um optisch aufzureißen. Und im übrigen: was geht uns warum an? Im effektiv persönlich, engen Lebensumfeld kann man gestalten und wirken. Dann noch mit den Mitteln der Demokratie und Meinungsbildung im publizistisch-öffentlichen Bereich  -wenn man nicht maasoidal weggelöscht wird. Und dann gibt es noch Lachnummern der "Weltverbesserung". Nach Vorstellung des OVG Münster jüngtst soll ja wohl in Ramstein am Funkübertragungssender ein Rechtskontrollierender deutscher Bamter sitzen, der zur Beschleunigung von Einsätzen die "Rechtmäßigkeit" eines Drohnenangriffs prüft. Konsequent dann wohl Eilrechtsschutzmöglichkeit durch VG und Hauptsacheklage. So gelingt Terrorbekämpfung dann gewiss sehr effektiv! 

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