USA - Non-Fungible-Tokens (NFT): Mein Schuh gehört mir

von Dr. Axel Spies, veröffentlicht am 13.04.2021

Die Blockchain-Technologie greift immer weiter um sich. Der neueste Trend hier aus den USA: NFTs (Non-Fungible-Token) im teuren Sammler-Sportschuh (sneaker).

Bislang gab es eher NFTs für digitale Sammler zum Nachweis der Echtheit. Sie schützen zum Beispiel digitale (physisch nicht vorhandene= Kunst, ist immer mehr im Kommen ist. Eine Auktion des renommierten Hauses Christie’s spielte kürzlich für ein NFT für eine Collage des Digitalkünstler Beeple (alias Mike Winkelmann) über $60 Mio. ein. Dibbs, ein Marktplatz für Sportkarten, sammelte kürzlich 2,8 Millionen Dollar ein, um eine Plattform zu starten, die es Nutzern ermöglicht, in ein Portfolio wertvoller Sportkarten zu investieren, die jeweils mit einem NFT verbunden sind.

Jetzt haben die NFTs auch die sammlerverrückte Welt der Turnschuhe erreicht.  Eine App des Blockchain-Startups Suku setzt auf die digitale Technologie, um die Authentifizierung von Turnschuhen voranzutreiben. Das Ziel ist es einen Marktplatz für Sneaker zu schaffen, bei dem jedes Paar eine einzigartige digitale Identität hat, die auf der Blockchain Technologie basiert.

Während NFTs bislang oft als rein digitale Produkte angesehen werden, die ohne physische Verkörperung gekauft und verkauft werden können, verbindet Suku diese Technologie mit echten Turnschuhen, indem es jedem Paar ein einzigartiges physisches Etikett gibt, das einem NFT entspricht, das vom Ledger-Dienst Hedera Hashgraph betrieben wird. Diese Near-Field-Communication- oder NFC-Tags werden in Zusammenarbeit mit dem NFC-Hersteller Avery Dennison erstellt und enthalten Daten über den Authentifizierungsstatus jedes Schuhs, den aktuellen Besitzer und die Historie des Vorbesitzers. Viele Sneakers sind Sammlerobjekte, die angesichts des riesigen Markts für Fälschungen schutzbedürftig sind. Der gegenwärtige Umsatz auf dem Resale Markt für Sneakers beträgt gut und gerne $30 Mrd.

Die Blockchain-Technologie wirft interessante neue Datenschutzfragen auf (vgl. Bechtolf/Vogt ZD 2018, 66, ZD-Aktuell 2021, 05072 und Spies in AICGS), die weit über den meist unter diesem Schlagwort diskutierten Sektor der Kryptowährungen hinaus gehen.

Was meinen Sie, können NFTs der Produktpiraterie und Kunstfälschung das Handwerk legen?

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5 Kommentare

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Ein rechliches Problem bei den auf Blockchain basierenden Technologien ist, wer überhabt Verantwortlicher iSd DSGVO ist.Der einzelne Teilnehmer, der eine Transaktion vornimmt, hat keine Kontrolle über Zwecke und Mittel der Verarbeitung in der Blockchain. Als Verantwortliche in der öffentlichen und zulassungsfreien Blockchain kommen daher eher die Betreiber der Nodes in Betracht, also diejenigen Teilnehmer, die selbst Transaktionen vornehmen
können und damit die Informationen an die anderen Nodes und/oder die entsprechenden Informationen in ihre Kopie der Blockchain übertragen. Aber diese Betreiber sitzen im Zweifel außerhalb der EU und sind deshalb kaum gem. Artikel 26 Absatz 1 Satz 1 DS-GVO gemeinsam Verantwortliche, selbst wenn man von einem Zusammenwirken der Betreiber ausgeht. Letzteres ist keineswegs zwingend.

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Kunstfälschung gehört wohl nicht zu den dringensten Problemen der Menschheit, und auch nicht zu den drigensten Problemen des Rechtsstaates oder der Rechtswissenschaften oder der Kriminalitätsbekämpfung, sondern stellt wohl eher ein Luxusproblem dar.

Und wer etwa van Goghs "Sonnenblumen" fälscht und teuer verkauft, der wird wohl bei lebensaher Betrachtung auch Mittel aufbringen können um ein NFT zu fälschen bzw. um ein gefälschtes NTF zu kaufen und zu verwenden.

Was Produktpiraterie angeht, so dürfte es den meisten Leuten, die gefälschte Markenturnschuhe oder Markenhemden für kleines Geld kaufen, wohl dabei bewußt sein, daß diese Produkte gefälscht (oder gestohlen) sind, so daß ein fehlendes NTF sie wohl nicht vom Kauf abhalten wird, denn sie wollen ja den regulären Preis offenbar nicht bezahlen.

NTFs könnten aber dennoch zu einer Mode oder als chic geltenden Marotte werden, und sich weiter ausbreiten, denn verkauft wird dabei wohl subtil (unterschwellig) ein Gefühl von Werthaltigkeit und Wichtigkeit und Geltung, so daß der Eitelkeit geschmeichelt wird.

Allerdings hinterlassen die Menschen dann immer mehr Spuren, sogar wenn sie irgendwo etwas in den Abfall werfen. Facebook-Nutzer stört sowas wahrscheinlich nicht, aber es gibt auch immer noch Bürger, denen es unangenehm ist, wenn andere Leute ihre Aktivitäten verfolgen können.

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Ich frage mich noch, welche personenbezogenen Daten die NFTs abdecken. Wenn ja: Gibt es einen Löschungsanspruch? Fest steht: Der Löschungsanspruch, der die Kontrolle des Betroffenen über seine Daten sicherstellen will, gilt nicht absolut.  Sollte durch das Löschverlangen die Existenz der gesamten Blockchain oder die NFT gefährdet werden, weil die Löschung den Weiterbetrieb der Nodes unmöglich machen würde, kann die Interessenabwägung zugunsten der verantwortlichen Node-Betreiber ausfallen. 

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Die Verantwortlichen sollten die Blockchain so konzipieren, dass Löschungsmechanismen ermöglicht werden  Die Grundeigenschaft der Blockchain unveränderlich zu sein, muss deshalb mit den erforderlichen Datenschutzanforderungen in Einklang gebracht werden. Personenbezogene Daten sollten grds. nicht in der Blockchain gespeichert werden, insbesondere nicht im Klartext. Außerdem können technische Optionen genutzt werden (Einsatz von Encryption und Decryption Keys; Lesezugriff nur über private Keys, Ablage in referenzierter verschlüsselter Datenbank und den Pointer und Hash in der Blockchain ablegen).

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