Wer Völkerstraftaten ungesühnt lässt, erleichtert neue - Morgen beginnt vor dem Khmer-Rouge-Tribunal in Kambodscha die Hauptverhandlung gegen den ersten Angeklagten
Gespeichert von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg am
Das Khmer-Rouge-Tribunal in Phom Penh befasst sich nur mit Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen während der Herrschaft der Roten Khmer in Kambodscha in der Zeit von 1975 bis 1979, nicht mit solchen im darauf folgenden Bürgerkrieg von 1975 bis 1998. Das Tribunal geht auf ein Ersuchen der kambodschanischen Regierung an die UN von 1997 zurück. Nach jahrelangem Hickhack um die Besetzung sind nun alle Gremien paritätisch mit kambodschanischen und ausländischen Staatsanwälten, Ermittlungsrichter, Richtern und Verteidigern besetzt. Wesentliche Entscheidungen müssen grundsätzlich einvernehmlich erfolgen, bei richterlichen Entscheidungen ist eine qualifizierte Mehrheit erforderlich.
Ein Novum ist die Beteiligung von Opfern an dem Verfahren in der "Victims Unit", die auch von der Bundesrepublik mit Informationskampagnen, juristischer Beratung und Vertretung von Opfern unterstützt wird.
Verhandelt wird zunächst gegen den 66 Jahre alten "Duch" (gesprochen "Doik"), dem berüchtigen Chef-Folterer. Er leitete das Vernichtungslager S-21. von den 14.000 Gefangene überlebten nur sieben.
Vier weitere führende Vertreter des Regimes sind bereits angeklagt.
In den vier Jahren, deren Unrecht das Tribunal in einem kleinen Teil abarbeiten soll, kam es zu unsäglichen Grausamkeiten, dem 1,7 Millionen Kambodschanern zum Opfer fielen, mehr als 1/5 der Bevölkerung. Bei dem Versuch, den kommunistischen neuen Menschen zu schaffen, wurde die städtische Elite ausgerottet. Von den Juristen waren nicht einmal zehn übrig.