Bore-out: Krank durch Unterforderung und Langweile
Gespeichert von Prof. Dr. Markus Stoffels am
Über das Born-Out-Syndrom ist in den vergangenen Jahren viel berichtet worden. Weniger bekannt ist das sog. Bore-out-Syndrom, worunter offenbar ebenfalls nicht wenige Arbeitnehmer leiden. In Spiegel-Online vom 14.7.2014 (basierend auf einem dpa-Beitrag) war hierzu eine interessante Reportage zu lesen, die vielleicht eine Diskussion in Gang setzt. Auszugsweise heißt es dort:
„Die Schweizer Unternehmensberater Philippe Rothlin und Peter Werder prägten 2007 mit dem Buch `Diagnose Boreout´ ein Symptom, dass als Krankheitsbild erst langsam erforscht wird. `Seitdem haben wir ein unglaubliches Feedback bekommen´, sagt Rothlin. Im Gegensatz zum Burn-out beschreiben die Buchautoren Beschäftigte, die aus Langeweile (`boredom´) oder Unterforderung im Job krank werden. Die Arbeitnehmer können dabei ähnliche Symptome wie beim Burn-out-Syndrom zeigen. (…) Bore-out entsteht durch zu wenige oder falsche Aufgaben, häufig in Verwaltungs- oder Dienstleistungsjobs, in denen Arbeiten wegrationalisiert oder durch Software erledigt werden. Nach der Zusammenlegung von Unternehmen entfallen Aufgaben, in Auftragsflauten brechen Kunden weg, anderswo werden Teams zu groß strukturiert. Nach Meinung von Rothlin trifft es vor allem Beamte, die Finanzindustrie, Bürojobs: `Maurer können nicht so tun, als ob sie arbeiten würden.´ Laut dem Stressreport 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua) fühlen sich 13 Prozent der abhängig Beschäftigten fachlich und 5 Prozent mengenmäßig im Job unterfordert. (…) `Ich kann nicht über Langeweile sprechen in einer Zeit, wo Leistung das Maß aller Dinge ist und jeder um seinen Job kämpft´, sagt die österreichische Arbeitssoziologin Elisabeth Prammer. Sie hat Bore-out-Biografien unter die Lupe genommen. Das Problem sei weit verbreitet, werde aber tabuisiert. `Wir wurden in einem Leistungsdogma sozialisiert.´ Ihrer Meinung nach passt das Syndrom Bore-out in unsere Zeit ebenso wie Überforderung. (…) `Lange Fehlbeanspruchung kann krank machen´, sagt Baua-Expertin Andrea Lohmann-Haislah. Unterforderung könne ebenso wie Überlastung zu Depressionen, chronischen Rückenschmerzen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Fachlich unterfordert seien laut Lohmann-Haislah vermehrt Beschäftigte im Gastgewerbe oder in Verkehrsbetrieben, wie Zimmermädchen und Busfahrer. Auch Tätigkeiten mit monotonen Arbeitsvorgängen, wie sie zum Beispiel teils Warenprüfer in der Qualitätskontrolle haben, unterfordern schnell. Selbstständige leiden seltener an Bore-out.“