Ferdinand von Schirach "Die Würde ist antastbar“
Gespeichert von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg am
Seit Tagen diskutieren wir im Blog über das Thema „Erschütternd: Jeder dritte Jurastudent will die Todesstrafe und nach jedem fünften darf Folter schon sein“. Dazu passt es, den aktuellen Bestseller von Ferdinand von Schirach "Die Würde ist antastbar“ zur eigenen Lektüre aber auch als Geschenk zumal für angehende Juristen vorzustellen. Das handliche Buch im Taschenbuchformat enthält alle 13 Essays, die von Schirach in den Jahren 2010-2013 bereits im SPIEGEL publizierte, aber nunmehr zusammengefasst nachgelesen werden können.
Schon im ersten Essay, dessen Überschrift auch dem Titel des Sammelbands seinen Namen gibt, erteilt der Autor der Todesstrafe indirekt eine eindeutige Absage. Anhand des bekannten Lehrbuchsfalls "Mignonette" wird herausgearbeitet, dass ein Mensch niemals zum bloßen Objekt staatlichen Handelns gemacht werden darf (S. 10). Der Staat könne ein Leben niemals gegen ein anderes aufwiegen (S. 11). Die westliche Welt, ihre Freiheit und ihr Selbstverständnis entscheiden sich am Umgang mit dem Recht! (S. 16).
"Die Würde der Fürchterlichsten. Die Menschenrechtsklage des Kindermörders Gäfgen“ behandelt die Frage, ob im Rechtsstaat ausnahmsweise nicht doch gefoltert werden kann, zumal wenn es darum geht, das Leben eines Kindes zu retten. Die Antwort des Autors ist eindeutig: „Foltern ist verboten. Punkt. Ende der Diskussion." (S. 111). Unter der Überschrift „Wahrheit und Wirklichkeit“ untersucht der Strafverteidiger die Prozesse gegen Verena Becker und Jörg Kachelmann. Sehr kritisch setzt sich der Autor mit der Öffentlichkeitsarbeit der Staatsanwaltschaft unter dem Titel „Verfahren als Strafe“ auseinander.
Hoffentlich weckt diese kleine Auswahl an den rasch gelesenen Kabinettstückchen Ihr Interesse an den ebenso anregenden wie kenntnisreich geschriebenen Untersuchungen, die hoffentlich viele Leser unter der angehenden Juristengeneration finden.